W. Classen GmbH & Co. KG

"Vom Digitaldruck bei Classen profitieren alle"

Classen setzt auf Digitaldruck. Kunden profitieren von der Designvielfalt und Flexibilität; der Bodenbelagshersteller selbst produziert dadurch schnell und effizient mitten in Deutschland: eine Win-win-Situation.

Classen setzt stark auf technische Weiterentwicklung - von der Automatisierung des Produktionsprozesses bis zur digitalen Gestaltung der Dekore. Der Bodenbelagshersteller hat sich auf zwei Produkte spezialisiert und stellt diese in großem Umfang her: Designbeläge aus dem PVC-freien Werkstoff Ceramin entstehen in Kaisersesch, Laminatböden im brandenburgischen Baruth bei Berlin. "Man muss automatisieren, um mit asiatischen Produzenten mithalten zu können", stellt Marketing- und Vertriebsleiterin Céline Quervel klar. So begegnet man in den Werken nur wenigen Mitarbeitern. Diese überwachen meist an Monitoren die Produktion und stellen sicher, dass sich möglichst keine Fehler einschleichen.

Auf dem riesigen Gelände in Baruth werden HDF-Platten produziert (Classen Fiberboard) und gleich nebenan zu Laminatböden weiterverarbeitet (Classen Industries). Dabei gelangen Materialien und (Vor-)Produkte hauptsächlich per Kettenförderung oder Rohrleitungen von einer Station zur nächsten, nicht etwa per Gabelstapler. Das spart Energie und innerbetrieblichen, manuellen Verkehr.

Digitaldruck praktiziert Classen seit 2012 an beiden Standorten. In Kaisersesch werden alle Ceramin-Beläge ausnahmslos digital bedruckt - an drei Anlagen. In Baruth gestalten zwei Digitaldrucker 30 bis 40 % der dort produzierten Laminatböden, Tendenz: steigend. Denn jede konventionelle Maschine, die dort ausrangiert wird, ersetzt der Hersteller durch eine Digitaldruckmaschine. Vorher werden jedoch die laufenden Anlagen voll genutzt. So ist es wirtschaftlich und nachhaltig. Und die Druckqualität stimmt.

Digitaldruck bietet Vorteile
für den Kunden

Dank Digitaldruck profitieren Classen-Kunden von großer Farb- und Designflexibilität. Ab einer geringen Mindestmenge ist alles möglich, lässt sich jedes Dekor in nahezu jeder Farbe umsetzen - und das zu geringen Kosten: Das Druckbild entsteht Punkt für Punkt und dabei rasant schnell. Für spezielle Dekore müssen keine Druckzylinder eingekauft oder gewechselt, auch keine Sonderfarben angemischt werden. Das alles übernimmt die eigens entwickelte Color-Software von Classen. Die gewährleistet auch Farb- und Designkontinuität bei späteren Produktionschargen und Unterbrechungen.

Echte Individualdekore sind in erster Linie bei den kostenintensiveren Ceramin-Belägen ein Thema. Aber auch für Laminatböden gibt es Variationsmöglichkeiten: Classen überdruckt fertige Dekore digital mit zusätzlichen Details, die beispielsweise Noten oder Schriftzüge, Risse oder Astlöcher im Holz darstellen und dem Laminat noch mehr Charakter geben. Mit entsprechenden Pressbändern oder Pressblechen lassen sich einige optische Unregelmäßigkeiten auch haptisch in die Dielen einarbeiten, und zwar völlig synchron zur Optik: Dank Digitaldruck können die Mitarbeiter die Motive genau auf die Pressbänder oder Pressbleche einstellen.

Bis zu 168 verschiedene Dielen

Besonders wichtig, gerade bei Böden mit Holzdekor: Die geringe Wiederholungsrate der Laminat- oder Designbelagsplanken. Beim Analogdruck mit Zylindern wiederholt sich das Druckbild nach jeder Zylinderumdrehung, also nach 2,5 m2. Hier finden je nach Abmessung der Diele lediglich bis zu zehn verschiedene Standardplanken Raum.

Beim Digitaldruck stehen bei Classen standardmäßig mindestens 5 m2 Fläche zur Verfügung - Platz für 20 verschiedene Planken in Standardgröße. Arbeitet man mit A-, B- und C-Boards, ergibt das bis zu 60 einzigartige Planken; von den kleineren Herringbone-Dielen passen sogar 168 auf diese Fläche. Am verlegten Boden ist dadurch kaum zu erkennen, dass sich das Motiv wiederholt; das verstärkt dessen natürliche Wirkung. Räume bis ca. 15 m2 lassen sich nun ohne jegliche Dielenwiederholung verlegen.

Effektiv und wirtschaftlich
in der Produktion

Gleichzeitig profitiert Classen von der Wirtschaftlichkeit dieser Technik, gerade bei großen Prozessen, denn Digitaldruck hält die Produktionskosten gering: Es müssen keine teuren Druckzylinder angeschafft oder aufwendig gewechselt werden; neue Designs lassen sich innerhalb kurzer Zeit am Computer erstellen. Classen ist hier also nicht auf Dekorpapier- oder Walzenlieferanten angewiesen. Als Mengenproduzent beliefert das Unternehmen unter anderem Baumärkte und größere Handelsketten und kann Designbeläge und Laminat durch eine schnelle, effektive Produktion zu einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Auch das kommt letztlich den Kunden zugute.

Ein weiterer Punkt: die Lieferbarkeit. Bei einem breiten Produktspektrum wird es üblicherweise schnell eng im Lager, wenn alle Bestseller ebenso wie alle "karierten Maiglöckchen" aus dem Portfolio sofort erhältlich sein sollen. "Classen ist dafür bekannt und geschätzt, ein breites Spektrum an Dekoren zu bieten, und ist durch seine weltweiten Aktivitäten und Kundenbeziehungen und daraus resultierenden lokalen Trends auch ein Stück weit dazu gezwungen", erklärt Quervel. Ein Vorhalten von Dekorrollen ist jedoch aufwendig, kostenintensiv und bindet Kapital. Der Digitaldruck nimmt hier wortwörtlich Druck heraus und reduziert deutlich das ineffiziente Vorhalten unzähliger Dekorrollen. Es reicht, große Menge an Rohplatten bereitzuhalten, die sich just-in-time je nach Bestellung gestalten lassen. Selbst wenn sich das Marktumfeld verändert, also statt Eiche plötzlich andere Holzarten verstärkt gefragt sind, kann Classen schnell reagieren.

Am Standort Baruth sind grundsätzlich zwei große Lagerhallen mit unbedruckten HDF-Platten für die Laminatböden gefüllt. Gedruckt wird ausschließlich direkt auf die papierbeschichtete Platte, es wird also nicht erst das Papier bedruckt und dann aufkaschiert. Dann nämlich müsste vor der Oberflächenprägung noch die Schrumpfung des Papiers beim Aufkaschieren eingerechnet werden. "So können wir flexibler und bedarfsgerechter arbeiten", erklärt Thomas König, Bereichsleiter Oberfläche. An den Nutzungseigenschaften des fertigen Laminatbodens ändere sich durch diese "umgedrehte Reihenfolge" nichts. Zusätzlich entfällt die ansonsten kostspielige und notwendige Entsorgung ungenutzter Überbestände von Dekorpapierrollen.

Gestochen scharfes
Druckbild

Dazu legt der Digitaldruck ein beeindruckendes Tempo vor. Die beiden Anlagen in Baruth gestalten innerhalb von zwei Stunden eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes - und zwar gestochen scharf. "Der 300-dpi-Digitaldruck hat sich extrem weiterentwickelt; die Ergebnisse sind nicht mehr vom Analogdruck zu unterscheiden", erklärt Céline Quervel. Dabei wirke sich das Know-how des Anwenders, also die kompetente Bedienung der Maschine, mindestens ebenso stark auf das Druckbild aus wie deren technische Eigenschaften. Da Classen seit über zehn Jahren mit Digitaldruck arbeitet, hat der Hersteller entsprechend umfangreiche Erfahrungen gesammelt und somit "absolut eine Benchmark gesetzt".

Besonders wichtig ist beispielsweise die genaue Einstellung der Farben. Zu deren Überprüfung lassen sich am Drucker verschiedene Lichtverhältnisse simulieren. Und da beim Digitaldruck die vier Komponenten Cyan, Magenta, Yellow und Key Colour (Schwarz) immer wieder neu zusammengefügt werden, ist auch die Farbtreue regelmäßig und streng zu überprüfen. Wie vieles bei Classen läuft das automatisch; eigens hierfür entwickelte Computerprogramme kontrollieren Stichproben der Druckbilder.

Sechs Schichten Melaminharz

Zur Oberflächenversiegelung werden im Laminatwerk Baruth sechs Schichten Melaminharz auf die bedruckten HDF-Platten aufgetragen - zum einen für eine hohe Abriebbeständigkeit (bis zu AC5 - gewerbliche Nutzung), zum anderen für eine besonders authentische Oberflächenstruktur. Die wird hauptsächlich mit Pressbändern per Doppelbandpresse erzeugt, zum Teil aber auch per Kurztaktpresse mit Pressblech, das wie eine Art Waffeleisen funktioniert.

Mit einem Druck von 20 bar, einer Temperatur von 190°C und einer Geschwindigkeit von 20 bis 30 m/Min. gelangt die Struktur über die Pressbänder in die Oberfläche. Strukturen haben bei der Kalander-Profilierung eine Tiefe von etwa 160 m; bei der Kurztaktpresse sind es rund 300 m - "und wir können sogar noch tiefer prägen", betont Thomas König. Insgesamt hat die Classen-Gruppe acht verschiedene Synchronstrukturen im Einsatz: Die Struktur ist hier also identisch mit dem darunterliegenden Dekor, und jeder Ast lässt sich fühlen - eben wie in der Natur.

Am Ceramin-Standort Kaisersesch sind auch digitale Strukturlackierungen möglich. Die sind jedoch deutlich kostspieliger, vor allem wegen der eingesetzten Strukturlacke. "Für das Volumengeschäft ist das daher preislich weniger attraktiv; hier setzen wir auf eine supermatte Oberfläche", erklärt Quervel. In Kaisersesch betreibt Classen eine DLE-Beschichtungsanlage (DLE = Digital Lacquer Embossing), die bei einigen ausgewählten Kollektionen durch mehrfachen Lackauftrag eine dekorsynchrone Struktur entstehen lässt. Aktuell wurde auch in eine DLE+-Erweiterung investiert. Durch den Einsatz von Verdrängungslacken sind hier negative Strukturen möglich, die also nicht nach und nach aufgebaut werden müssen, sondern in den aufgetragenen Lack hineingehen. Ab 2025 nimmt die neue Anlage den Betrieb auf.

Designentwicklung
in Kaisersesch

Die Entwicklung der Digitaldruck-Dekore findet ausschließlich im eigenen Designzentrum statt, das seit 2015 in Kaisersesch besteht. Hier entwickeln Spezialisten Dekore und Strukturen, die sich eng an natürliche Vorbilder wie Hölzer oder Gesteinsarten anlehnen, aber auch Fantasiedekore, die verschiedene Materialitäten und Optiken miteinander kombinieren.

Zu diesem Zweck werden die Material-Vorbilder in der Werkstatt aufbereitet und zum Einscannen ausgeleuchtet. Am Computer findet dann eine Nachbearbeitung statt. Beispielsweise lässt sich mit wenigen Klicks alles beliebig "einfärben". So kann Classen verschiedene Strukturen unkompliziert in diversen Farbtönen anbieten. Bei der optimalen Farbeinstellung hilft eine große Lichtanlage, mit deren Hilfe sich die Wirkung verschiedener Lichtverhältnisse - etwa warmes oder kaltes Licht - auf die Probedrucke abschätzen lassen.| Meike Stewen


Daten + Fakten Classen Group
W. Classen GmbH & Co. KG
Werner-von-Siemens-
Str. 18-20
56759 Kaisersesch
Tel.: 02653/98 00
www.classengroup.com
info@classen.de

Geschäftsführung:
Dr. Hans-Jürgen Hannig
Stefanie Quervel
Matthias Gorecki
Leitung Marketing
und Vertrieb:
Céline Quervel
Gründung: 1949
Umsatz 2022: 641,7 Mio. EUR
Mitarbeiter: ca. 2.000
Werke: Kaisersesch, Baruth, Rybnik/PL
"Vom Digitaldruck bei Classen profitieren alle"
Foto/Grafik: Classen
Céline Quervel, Marketing- und Vertriebsleiterin: "Der 300-dpi-Digitaldruck hat sich extrem weiterentwickelt; die Ergebnisse sind nicht mehr vom Analogdruck zu unterscheiden."
"Vom Digitaldruck bei Classen profitieren alle"
Foto/Grafik: Classen
Carsten Buhlmann leitet das Werk in Baruth bei Berlin. Hier entstehen Laminatböden; 30 bis 40 % werden digital bedruckt.
"Vom Digitaldruck bei Classen profitieren alle"
Foto/Grafik: Classen
Die Entwicklung der Digitaldruck-Dekore findet ausschließlich im Classen-Designzentrum statt, das seit 2015 am Standort Kaisersesch besteht.
"Vom Digitaldruck bei Classen profitieren alle"
Foto/Grafik: Classen
Beim Digitaldruck müssen für spezielle Dekore keine Druckzylinder eingekauft oder Sonderfarben angemischt werden. Das alles übernimmt die Color-Software von Classen.
aus BTH Heimtex 10/24 (Wirtschaft)