Farben+Lacke Großhandelsumfrage 2024
Dinova ist der Überraschungssieger
Meffert-Tochter Dinova überzeugt mit der Gesamtnote 1,8 und punktet darüber hinaus in neun von 14 Leistungskriterien. Es folgen auf Platz zwei Caparol, Jaeger Lacke, Jonas und Südwest jeweils mit der Note 2,1.Die Großhandelsumfrage Farben+Lacke 2024 von BTH Heimtex hält eine große Überraschung bereit. Dinova wurde von den Grossisten auf den ersten Platz katapultiert und zieht mit der Note 1,8 an den Wettbewerbern vorbei. Doch damit nicht genug. Die Tochter der Meffert AG ist nach Ansicht der befragten Großhändler auch der sympathischste Farbenlieferant. Sie führt insgesamt neun von 14 Einzelkriterien an.
Damit verbesserte sich das von Dr. Frank Jung geführte Unternehmen, das schon in den Vorjahren stets in der Spitzengruppe präsent war, erneut deutlich. Es lag 2023 mit der Note 1,9 noch auf dem zweiten Platz und mit seiner Vertriebspolitik in "nur" einem Kriterium auf Rang eins. Die Vertriebspolitik bleibt eine der Stärken von Dinova, dazu kamen jetzt so wichtige Merkmale wie ein sehr guter Außendienst, schnelle sowie zuverlässige Lieferung und hohe Qualität der Produkte.
Wertschätzung wichtig
Am meisten aber sagt der Sympathiewert aus, den Dinova ebenfalls für sich entschied. Denn nicht nur technische Eigenschaften bringen ein Unternehmen voran, sondern auch menschliche - insbesondere in der Farbenbranche, in der Kunden nach wie vor Wertschätzung erwarten.
Auch wenn Dinova in diesem Jahr in der Großhandelsumfrage kräftig abgesahnt hat, gibt es für die übrigen beurteilten Farbenlieferanten keinen Grund für Niedergeschlagenheit. So sind der Meffert-Tochter gleich vier Anbieter mit der Note 2,1 dicht auf den Fersen: Caparol, Jaeger Lacke, Jonas und Südwest.
Die erfolgsverwöhnte Sto-Tochter Jonas aus Wülfrath, die vor allem Marken für den Großhandel abfüllt, belegt drei erste Plätze in Einzelkriterien. Auch Caparol kann sich über drei Bestnoten freuen. Die DAW-Tochter liegt unter anderem im Kriterium Nachhaltigkeit ganz vorn, ebenso der Hersteller Keimfarben, der insgesamt zwei Kriterien anführt.
Zufriedenheit groß
Aber auch die übrigen Unternehmen werden vom Großhandel sehr geschätzt. Das zeigen ihre Gesamtnoten ganz klar, die in einem enge Korridor von 1,8 bis 3,1 angesiedelt sind. Damit liegen die Hersteller dicht beieinander. Auffällig sind jedes Jahr wieder die hohen Werte für die Produktqualität. In diesem Kriterium bewegen sich die Noten von 1,7 (Caparol, Dinova, Keimfarben) bis 2,2. Die beste vergebene Einzelnote ging mit 1,3 an Caparol für die fast unerreichbare Markenstärke der DAW-Tochter. Aber auch Keimfarben (1,7) und Sikkens (1,8) sind als Marke sehr bekannt. Nachholbedarf gibt es insgesamt beim Marketing.
Die Schwächen und Stärken der Unternehmen über 14 Kriterien hinweg aufzuzeigen, ist der Hauptgrund der von BTH Heimtex jährlich durchgeführten Großhandelsumfrage Farben+Lacke. Anhand der Ergebnisse können die beurteilten Lieferanten erkennen, welche Leistungen gegenüber den Grossisten noch verbesserungswürdig sind.
Ranking als Nebeneffekt
Aus den Ergebnissen folgt naturgemäß - quasi als Nebeneffekt - ein Ranking. Dies ist zwar nicht das vorrangige Ziel der Umfrage, kann jedoch Positives bewirken. Unter anderem werden die Mannschaften der Erstplatzierten gestärkt und die übrigen Firmen motiviert, sich anzustrengen, um ihrerseits im kommenden Jahr vorne zu liegen.
Ob nun vorne oder hinten im Ranking, es darf nicht vergessen werden, dass es sich bei den Ergebnissen um Momentaufnahmen handelt, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden können. Oft wirken sich schon ein Personalwechsel oder gar ein Missverständnis gravierend auf die Beurteilung aus. Dennoch geben die Ergebnisse in der Tendenz vor, was der Großhandel von den Leistungen der Farbenlieferanten hält. Das sollten diese nutzen. Ob sich ihre Anstrengungen lohnen, wird die Großhandelsumfrage 2025 zeigen.
Ausgewählte Unternehmen und Marken im Detail (in alphabetischer Reihenfolge):
Caparol überzeugt immer wieder aufs neue mit seiner Markenstärke. Dafür erhielt die DAW-Tochter aus Ober-Ramstadt eine 1,3 und damit die beste vergebene Note. Weiter beeindruckt der Hersteller, der auf Basis der Umfrageergebnisse über eine Marktdurchdringung von rund 47 % im Großhandel verfügt, mit seiner hohen Produktqualität und führt zudem das Kriterium Nachhaltigkeit an. Der Marktführer kann sich also insgesamt über drei Bestnoten in einzelnen Leistungskriterien sowie mit der Note 2,1 den zweiten Platz im Gesamtranking freuen. Gute Bewertungen erhalten auch wieder das Marketing sowie der Außendienst. Wie üblich zeigen sich bei Caparol aber Schwächen in der Vertriebspolitik, was auf die eigene Dienstleistungsgruppe CMS für den Farbengroßhandel zurück zu führen ist, mit der der Hersteller auch als Grossist mit 16 Unternehmen am Markt agiert. Spannend ist derzeit noch, wer die Kommunikation mit der Fachpresse übernimmt, nachdem das bewährte Team aus Ute Schader und Dr. Franz Döring in den Ruhestand gewechselt ist.
Dinova zeigt eindrücklich, wie wichtig der persönliche Kontakt in der Farbenbranche ist. Angefangen beim Geschäftsführer Dr. Frank Jung bis hin zu den Außen- und Innendienstlern präsentiert sich das Team gegenüber dem Kunden nicht nur fachlich versiert, sondern zeigt auch Interesse sowie Engagement und gibt sich überwiegend gut gelaunt. Diese gute Stimmung resultiert sicherlich auch aus dem Betriebsklima, das dem Vernehmen nach hervorragend sein soll. Der Großhandel honoriert die Leistungen mit der Gesamtnote 1,8 und dem ersten Platz. Darüber hinaus ist Dinova der sympathischste Farbenanbieter. Insgesamt führt die Meffert-Tochter aus Königswinter neun von 14Leistungskriterien an, darunter außer den Sympathiewert auch Produktinnovation und -qualität. Es gibt nur wenig, was Dinova nicht zur Zufriedenheit der Kunden ausführt.
Doerken Coatings ist ein innovatives Familienunternehmen mit Sitz in Herdecke. Es wird vor allem für seine verlässliche Produktqualität und seine Vertriebspolitik geschätzt. Der Farbenhersteller kann sich über die Note 2,3 freuen, die ihm insgesamt gute Leistungen für den Großhandel bescheinigt und damit ungetrübte Zukunftsperspektiven. Bei Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit besteht jedoch noch leichter Nachholbedarf.
Gori ist ein Spezialist für Holzschutz sowie Holzveredelung und Teil von PPG Coatings Deutschland. Die starke Marke hat ihren Ursprung in Dänemark, wo Holzschutz höchsten Anforderungen gerecht werden muss. Sie verfügt in diesem Bereich über mehr als 100 Jahre Erfahrung. Mit der Gesamtnote 2,5 und einem Verbreitungsgrad von fast 50 % im Fachgroßhandel kann Gori zufrieden sein, doch empfiehlt es sich, an der einen oder anderen Stellschraube noch zu drehen. Vor allem bei Innovationen könnte die Marke dem Großhandel noch etwa mehr anbieten und auch bei der Vertriebspolitik ist noch Luft nach oben.
Herbol zählt zu den ältesten deutschen Profi-Marken für Bautenfarben. Sie wurde 1844 in Köln gegründet und gehört seit 1999 zum niederländischen Konzern Akzo Nobel. Herbol kann auf eine große Markenstärke bauen, die von den Großhändlern mit der Note 1,9 bewertet wird. Hoch geschätzt wird der Außendienst, der für seine Qualität die Note 2,0 erhielt und damit den zweiten Platz. Und auch mit den Produktinnovationen und dem Marketing sind die Befragten recht zufrieden. Insgesamt werden die Leistungen mit der Note 2,5 belohnt, die gute Zukunftsperspektiven impliziert. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf, vor allem bei der Lieferschnelligkeit und der Qualität des Innendienstes.
Jaeger Lacke ist mit einer Verbreitung von mehr als 76 % eine feste Größe im deutschen Großhandel. Das 1908 gegründete und in Möglingen ansässige Unternehmen konzentriert sich unter Leitung von Geschäftsführer Andreas Bley mit seinen Bautenfarben erfolgreich auf die Bereiche Sanierung, Renovierung und Modernisierung. Ausrichtung und Engagement werden vom Großhandel mit dem zweiten Platz und der Note 2,1 belohnt. Damit steigt Jaeger Lacke gegenüber dem Vorjahr um sieben Ränge auf. Der Großhandel schätzt vor allem die Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit des Farbenherstellers sowie die Vertriebspolitik. Großen Zuspruch erhalten auch die Innovationen, zu denen spezielle Produkte wie Graffiti Entferner, der fugenlose Wand- und Bodenspachtel, Poolfarben und Markierungsfarben gehören. Alles in allem wird Jaeger Lacke als sympathisch wahrgenommen.
Jansen ist mit fast 73 % kaum weniger im Großhandel präsent als Jaeger Lacke. Kein Wunder, denn das mehr als 100 Jahre alte Familienunternehmen aus Ahrweiler produziert außer Lacken und Lasuren auch Spezialanwendungen für das Handwerk. Es hat schwere Zeiten hinter sich. Nach der verheerenden Flut im Ahrtal vor drei Jahren, die erhebliche Teile des Unternehmens zerstört hat, gelang der Lackfarbrik durch unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter und mit großem Know-how ein Neuanfang. Mit der Bestellung von Dirk Mayer-Mallmann aus der Inhaberfamilie zum Geschäftsführer, der auf den in den Ruhestand gewechselten Peter Jansen folgt, wird ein deutliches Zeichen für den Wiederaufbau und die Zukunft des Herstellers gesetzt. Die Bemühungen werden mit der Gesamtnote 2,5 honoriert, in der auch die gute Bewertung für Produktinnovationen steckt. Aber - und das ist eine Folge der Flut - es gibt noch viel zu tun.
Jonas ist für die Großhändler von besonderer Bedeutung. Denn der Hersteller aus Wülfrath, der vor zwei Jahren an die Sto-Gruppe ging, macht sein Geschäft vorwiegend mit Eigenmarken für seine Handelskunden; 250 sind es bereits an der Zahl. Die Marke Jonas steht für Innovation und Nachhaltigkeit. Alle Innenfarben, Grundierungen und Kleber des 1936 gegründeten Unternehmens kommen ohne Konservierungsmittel aus. Es landete dieses Jahr im Gesamtranking mit der Note 2,1 auf dem zweiten Platz und damit nahezu auf Vorjahresniveau. Allerdings verlor der Hersteller bei den Bestnoten für Einzelkriterien: Statt sechs wie 2023 führt Jonas in diesem Jahr nur drei an. Dies sind die Qualität des Außendienstes, das Preis-Leistungs-Verhältnis und Zukunftsperspektiven. Weiter ist der Lieferant seinen Kunden sympathisch, macht eine gute Vertriebspolitik, ist lieferzuverlässig, hat einen guten Innendienst und wird in puncto Nachhaltigkeit für vorbildlich gehalten. Das heißt, der Großhandel ist mehr als zufrieden mit dem Anbieter.
Keimfarben ist Spezialist für nachhaltige Mineralfarben. Seit der Gründung vor mehr als 140 Jahren durch Adolf Wilhelm Keim, der die Mineralfarbe erfand, hat sich das Unternehmen mit Firmensitz in Diedorf zu einer festen Größe im Fachhandel entwickelt. Mit seinem umweltfreundlichen Sortiment nimmt Keimfarben den ersten Platz im Einzelkriterium Nachhaltigkeit ein. Als weiteres Plus erkennt der Großhandel die Produktqualität des Unternehmens, das in diesem Vertriebsbereich eine Marktdurchdringung von mehr als 50 % hat. Somit gehen zwei Einzelkriterien an Keimfarben, nachdem der Hersteller im vergangenen Jahr in keinem führend war. Insgesamt wird er mit der Gesamtnote 2,2 beurteilt. Stark ist die Marke, gut sind die Zukunftsaussichten und auf Zustimmung stößt das Marketing. Gearbeitet werden könnte am Preis-Leistungs-Verhältnis und dem Sympathiewert.
Profitec ist die Marke der Meffert AG Farbwerke mit Sitz in Bad Kreuznach. Das Familienunternehmen, das sich als Vollsortimenter versteht, wächst auch in schwierigen Zeiten und stellt sich den verschiedenen Herausforderungen mit wirksamen Maßnahmen. Vorstandschef Klaus Meffert und Vorstand Dieter Meffert führen das Unternehmen mit viel Weitsicht. Das bescheinigen ihnen auch die Großhändler, die die Zukunftsperspektiven als gut einschätzen. Profitec bekommt von ihnen die Gesamtnote 2,2 und steht damit im oberen Drittel. Einen Beitrag zu dieser Bewertung leistete sicherlich das Marketing (Platz 3, Note 2,2) mit seinen Ideen, wenngleich die Marke nach der Umfrage etwas stärker sein könnte. Aber auch die übrigen Leistungskriterien erfüllt die Meffert AG weitgehend zur Zufriedenheit ihrer Kunden.
Sigma Coatings gehört wie Gori zu PPG. Die im Markt stark verbreitete Marke, die mit rund 42 % gut im Großhandel vertreten ist, bietet dem Profimaler ein umfangreiches Sortiment an Bautenfarben. Alles in allem erhält sie von ihren Kunden die Note 2,5. Das ist ein solides Ergebnis, auf dem sich aufbauen lässt.
Sikkens ist neben Herbol eine weitere Profimarke von Akzo Nobel. 1792 von dem Maler Wiert Willem Sikkens als Lackfabrik in Groningen gegründet, steht sie heute für innovative und hochwertige Produkte, die natürlich ihren Preis haben. Sikkens, von Akzo Nobel Deco in Köln geführt, verfügt über eine sehr starke Marke und steht damit im entsprechenden Kriterium auf Platz drei. Anerkannt ist ihr Marketing im Großhandel, aufmerksamkeitsstarke Aktionen sind keine Seltenheit. Die Grossisten bedanken sich ähnlich wie im vergangenen Jahr mit der Gesamtnote 2,5
Südwest Lacke + Farben aus Böhl-Iggelheim ist auf Lacke spezialisiert. Die Sto-Tochter genießt seit Jahren einen guten Ruf im Großhandel, erlangt folgerichtig mit der Note 2,1 auch den zweiten Platz im Gesamtranking. Das Unternehmen unter der bewährten Leitung von Hans-Jörg von Rhade punktet stark im menschlichen Bereich, was in der Farbenbranche eine Voraussetzung für Erfolg ist. Beim Sympathiewert liegt Südwest auf dem zweiten Rang. Lob gibt es zudem für die Vertriebspolitik, den Innen- und Außendienst, die Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit sowie die Reklamationsbearbeitung. Daraus resultieren die insgesamt positiven Zukunftsperspektiven.
In der Großhandelsumfrage Farbe 2024 wurden noch weitere namhafte Hersteller beurteilt. Der geringe Rücklauf an ausgefüllten Fragebögen ließ jedoch eine aussagekräftige Auswertung nicht zu.
| Cornelia KüselBTH Heimtex Großhandelsumfrage Farben + Lacke
Panel und Methodik
Die Exklusiv-Umfrage von BTH Heimtex zur Qualität der Anbieter von Farben und Lacken auf dem deutschen Markt wurde im Juli 2024 schriftlich durchgeführt. Die Großhändler bewerteten ihre Lieferanten mit Schulnoten zwischen 1 (= sehr gut) und 5 (= mangelhaft). Für jeden Hersteller wurden 14 Kriterien abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit oder Produktqualität genauso wie subjektiv empfundene (Qualität der Mitarbeiter oder Zukunftsperspektiven). Anschließend wurden sämtliche Noten pro Kriterium zusammengezählt und durch die Anzahl der Nennungen geteilt. Heraus kommen vergleichbare Durchschnittsnoten, die dann die einzelnen Rankings bilden.
aus
BTH Heimtex 09/24
(Wirtschaft)