FDT K. Horeis GmbH
So funktioniert das Objektgeschäft
Objekteure sind die Profis für Großprojekte. Bei Bodenbelägen etwa sind Flächen ab 1.000 m
2 für sie die Regel - nicht die Ausnahme. Zwei, die sich mit dem Objektgeschäft bestens auskennen, sind Klaus Horeis und sein Schwiegersohn Helge Horeis.
BTH Heimtex: Was genau ist ein Objekteur?
Klaus Horeis: Ein Objekteur ist ein Verleger, der sich auf sehr große, gewerbliche Baustellen spezialisiert hat - die Objekte. Die zu verlegende Fläche ist dabei sehr umfangreich, sodass ein typisches Einzelunternehmen aus dem Bodenhandwerk solche Größen meist nicht bedienen kann. Bei diesen Ausmaßen sind dessen Mitarbeiter zu lange gebunden. Zum Beispiel reden wir beim Karstadt-Gebäude in Hamburg-Wandsbek von 14.000 m
2 Bodenfläche. Du musst als Objekteur bereit sein, dich solchen Dimensionen zu stellen.
Was sind typische Objekte?
Klaus Horeis: Dazu zählen beispielsweise Supermärkte, Kaufhäuser, Bürogebäude, Krankenhäuser sowie große Hotels und Mehrfamilienhäuser mit zahlreichen Wohneinheiten. Als Ansprechpartner hat der Objekteur meistens einen Generalunternehmer oder die Bau-Abteilung eines Konzerns. Im Falle unseres Betriebs ist dies beispielsweise die Bau-Abteilung von Edeka, da wir seit Jahren in deren Märkten die Böden verlegen. Für die Konzerne ist es vorteilhaft, langfristig mit einem bestimmten Objekteur zusammenzuarbeiten. Dieser kennt die Wünsche und Ansprüche des Kunden. Es muss nicht alles immer wieder neu erklärt und ausgehandelt werden. Wir legen zusammen die Belagsauswahl für das ganze Jahr fest, sodass auf den verschiedenen Baustellen meist nur noch das Feintuning nötig ist.
Eine langfristige Zusammenarbeit macht sich auch in der Geschwindigkeit der Arbeitsabläufe bemerkbar. Wir sollten einmal für den Kaffeehändler Arko zahlreiche Filialen umbauen. Anfangs brauchten wir für eine 60 m
2-Filiale eine Woche. Nach zweieinhalb Jahren erledigten wir diese Aufträge innerhalb von zwei Tagen. Geschwindigkeit ist im Objektgeschäft entscheidend: Für Kaufleute macht es einen sehr großen Unterschied, ob sie ihr Geschäft wegen Bauarbeiten vier oder nur eine Woche lang schließen müssen. Sie wollen unbedingt Umsatzeinbußen vermeiden.
Wie groß sind in der Regel die Baustellen, auf denen Sie im Einsatz sind?
Klaus Horeis: Meistens beginnen unsere Baustellen ab 500 bis 700 m
2 Fläche. Pro Jahr verlegen wir zwischen 150.000 und 200.000 m
2 Bodenbeläge. Hinzu kommen 100 bis 300 t Bauchemie - je nach Untergrund. Jährlich arbeiten wir rund 800 Baustellen ab.
Macht ein Objekteur aufgrund dieser Ausmaße deutlich mehr Gewinn als der klassische Verlegebetrieb?
Helge Horeis: Die Marge ist beim Objekteur geringer als bei einem Verleger im Privatkundengeschäft. Der Preis, zu dem man seine Arbeiten anbietet, spielt im Objektgeschäft eine große Rolle. Der Objekteur gleicht dies aber über Masse mehr als aus. Die zu verlegende Fläche ist bei uns oft 20-mal so hoch wie die in einem Einfamilienhaus.
Klaus Horeis: Das finanzielle Risiko ist im Objektgeschäft aber höher. Beim Privatkunden geht es bei der Parkettverlegung im Einfamilienhaus um 8.000 EUR, während ein Auftrag im Objekt gern mal ein Volumen zwischen 300.000 und 500.000 EUR haben kann. Ich muss einen viel höheren Einsatz durch die Vorfinanzierung erbringen und muss viele Produkte bevorraten.
Übernehmen Sie ausschließlich solche Großbaustellen?
Klaus Horeis: Nein, wir sind zu etwa 70 % im Objekt- und zu 30 % im Privatgeschäft tätig. Wir sind uns nicht zu schade, auch den Auftrag für Bodenarbeiten in einem Hauswirtschaftsraum von 2 m
2 Fläche zu übernehmen. Solche Arbeiten können wir gut zwischen unsere Großprojekte schieben. Als Bodenleger darf man nicht vergessen, wo man herkommt - und sollte Demut zeigen. Handwerk ist immer eine Dienstleistung.
Was sind weitere Eigenschaften, die ein Objekteur mitbringen sollte?
Klaus Horeis: Ganz wichtig ist Flexibilität. Oft muss man kurzfristig für den Großkunden einsatzbereit sein. Das geht meist über die üblichen Arbeitszeiten hinaus, so arbeiten wir auch oft am Wochenende, auch mal nachts. Solche Flexibilität geht aber nur mit der nötigen Manpower. Daher sollte ein Objekteur mindestens zehn Mitarbeiter haben. Bei uns sind es 17.
Netzwerkfähigkeit ist ebenfalls eine gefragte Eigenschaft. Wir engagieren uns in der Objekteursvereinigung Netzwerk Boden. Wir Mitglieder unterstützen uns gegenseitig, wenn für bestimmte Baustellen zusätzliches Personal benötigt wird.
Worauf legen Sie bei Ihren Mitarbeitern Wert?
Helge Horeis: Da wir deutschlandweit und auch in anderen europäischen Ländern tätig sind, sollten Bodenleger im Objektgeschäft Reisebereitschaft mitbringen. Es gibt keine Großstadt in Deutschland, die ich noch nicht kenne - allein durch meiner Arbeit. Ich habe auch schon mal in einem Hotel in Monaco Teppichboden verlegt. Bei überregionalen Aufträgen ist unser Team dann schon mal drei bis vier Tage am Stück von Zuhause weg.
Klaus Horeis: Bei uns kann sich grundsätzlich jeder geschickte Handwerker bewerben. Neben gelernten Parkett- und Bodenlegern sind uns auch Raumausstatter, Tischler und Zimmerer sehr willkommen. Wir bieten zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten an. Wer sich bewährt hat und motiviert ist, kann Vorarbeiter oder Bauleiter werden. Er kann seinen Meister machen und seinen beruflichen Horizont erweitern. Ein guter Handwerker kann sehr schnell Karriere machen - wie in keiner anderen Berufssparte.
Helge Horeis: Zudem ist unser Beruf technisch sehr anspruchsvoll. Aspekte wie Ökologie, Nachhaltigkeit und Schallschutz sind extrem wichtig geworden. Für junge Menschen ist das Handwerk eine zukunftssichere Branche. Es gibt immer weniger Leute, die bereit sind, diese Arbeit zu übernehmen. Man ist als Handwerker sehr gefragt - wir sind zu wenige für den großen Markt. Daher ist es extrem wichtig, dass die Betriebe selbst ausbilden, um sich auch in Zukunft gute Fachkräfte zu sichern. 80 % unserer Bewerber haben mittlerweile einen Migrationshintergrund. Das sind meist tolle Handwerker, die aber oft Probleme mit der deutschen Sprache haben - und somit nicht so gut in der Berufsschule mitkommen. Es ist wichtig, auch diese Handwerker mitzunehmen.
| Die Fragen stellte Sebastian Musolf.
aus
BTH Heimtex 06/24
(Wirtschaft)