Eberhard Beeth verstorben

Ein persönlicher Nachruf seiner Enkelin Carolin Neffe*


Am 8. März 2024 verstarb mein Großvater, einen Monat nach seinem 88. Geburtstag.

Sein Leben war die Unternehmensgruppe Brüder Schlau.

Mit 18 Jahren fing er - "nur mit einem Kaufmannsgehilfenbrief in der Tasche" - bei dem Farbgroßhandel Schlau an, der 1921 u.a. von seinem Großvater Theodor Schlau gegründet worden war. Bei einem seiner ersten Kundenbesuche traf er den Inhaber eines großen Malerbetriebes beim Frühstück an. Nach einem eigentlich erfolgreichen Gespräch zog der noch nicht 20-jährige Eberhard Beeth beim Verlassen des Raumes die Tischdecke samt Geschirr mit seinem Musterkoffer unter großem Lärm vom Tisch. Auf Anweisung von Theodor Schlau brachte mein Großvater am nächsten Tag einen großen Blumenstrauß für die Ehefrau des Malermeisters vorbei, der ab diesem Zeitpunkt ein guter Kunde wurde. Diese Anfänge und sein Vertriebsgeschick haben bis zuletzt sein "grünes Schlau-Herz" geprägt und ihn auf einigen Malerstammtischen aufblühen lassen.

In den 1970er Jahren übernahm er von seiner Mutter Maria Beeth die Geschäftsführung. Gemeinsam mit starken Weggefährten stellte er dem Großhandel Schlau den Einzelhandel Hammer an die Seite. Sie entwickelten eine bis heute gefragte Lösung für Ware und handwerkliche Leistung aus einer Hand, die Menschen auf verschiedene Art und Weise ermöglicht, sich in ihrem Zuhause wohlzufühlen. Damit legte er den Grundstein für die Vision, die bis heute in der Unternehmensgruppe verankert ist. Auch in der Branche hat er so bis zu seinem Ruhestand und darüber hinaus seine Spuren hinterlassen.

Die Branche kannte einen Eberhard Beeth, der das Risiko immer bejaht hat. Er arbeitete ohne Netz und doppelten Boden. Dabei auf Widerstände zu stoßen, hat in ihm fast einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt, "jetzt erst recht durchzuziehen" - auch mal lautstark - und sich von nichts und niemandem umstimmen zu lassen. Ein funkelndes, schelmisches Lächeln in den Augen hat er dabei bis zuletzt behalten. Für seine Familie, Freunde, Kollegen und Geschäftspartner war dies eine zwar anstrengende, gleichwohl auch bewundernswerte Haltung gegenüber dem Leben, wie man sie nur selten antrifft.

Mein Großvater war auch ein sehr geselliger Mensch. Mit seinem Wortwitz, der seines gleichen suchte, und seinem unverwechselbaren Lachen hat er Freunde und Geschäftspartner durch viele Nächte und Stammtische begleitet.

Aus Überzeugung und Leidenschaft engagierte er sich lokal vor allem beim Handballverein GWD-Minden und dessen Jugendförderung. Dabei ging es ihm nicht um die öffentliche Würdigung seines Engagements - seine Hilfe und Zuneigung gedieh im Stillen.

Nachdem er Anfang der 2000er offiziell in den Ruhestand gegangen war, stand er der Unternehmensgruppe als Beiratsvorsitzender weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Wir haben oft darüber gesprochen, dass er seinen Großvater damals für zu alt und nicht mehr auf dem neuesten Stand hielt. Über meine Frage, was das denn nun für unsere Enkel-Großvater-Konstellation im Unternehmen bedeutete, hat er stets nur geschmunzelt.

Meinem Großvater war es vergönnt, wie er es sich gewünscht hatte, zu Hause friedlich einzuschlafen. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Töchter, fünf Enkel und drei Urenkel - aber vor allem sein Lebenswerk Brüder Schlau. Wir bedanken uns für die zahlreichen Beileidsbekundungen.

Ich persönlich verabschiede mich mit tiefstem Respekt von meinem Großvater, der im Leben die Stärke hatte auf alles verzichten zu könnte. Nur nicht auf seinen Entwurf von der Welt.

* Carolin Neffe ist gemeinsam mit Christoph Wackerbauer Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Brüder Schlau.
aus BTH Heimtex 04/24 (Personalien)