Interview des Monats

"Dinova investiert auch in schwierigen Zeiten"


Die Meffert-Tochter Dinova hat das Jahr 2023 gut gemeistert. Ihr Umsatz ging nur geringfügig zurück. Geschäftsführer Dr. Frank Jung kündigt an, trotz der anhaltenden Krise die Zahl der Außendienstmitarbeiter um 10 % zu erhöhen und damit den Großhandel weiter zu stärken.

BTH Heimtex: Das vergangene Jahr ist für die Farbenbranche nicht gut gelaufen. Die Kriege in Nahost und der Ukraine, die hohe Inflation und der damit einhergehende Kaufkraftverlust sowie der Einbruch beim Wohnungsbau drücken auf die Ergebnisse. Wie stellt sich die Situation für Dinova dar?

Dr. Frank Jung: Wir müssen zufrieden sein. Zwar verzeichnen auch wir ein Umsatzminus, es ist aber überschaubar. Der größte Teil des Umsatzrückgangs entfiel auf das erste Halbjahr 2023. Große Kunden hatten im Frühjahr 2022 ihre Läger aus Sorge vor weiteren Rohstoffengpässen und vor stark anziehenden Preisen überfüllt. Im zweiten Halbjahr 2022 normalisierte sich der Lagerbestand wieder. Infolge gingen unsere Umsatzzahlen im ersten Halbjahr 2023 etwas stärker zurück. Leider führte dann die Kälte im Frühjahr 2023 und die Gesamtwetterlage, etwa Starkregen, auch noch zu einer schlechten Fassadensaison. Aber im zweiten Halbjahr lief alles fast wieder normal. Deshalb bin ich für dieses Jahr auch zuversichtlich.

Welches sind die Schwerpunkte von Dinova im Sortiment?

Wir sind traditionell Dispersions- und Putzhersteller. Zwar haben wir auch Lacke und Lasuren im Sortiment, aber die kommen aus der Gruppe und werden nicht am Standort Königswinter hergestellt. Ein weiterer Schwerpunkt sind Fußbodenfarben. Dieses Sortiment war in der Vergangenheit zu umfassend. Wir haben es stark gestrafft und sind damit auf dem richtigen Weg, wie uns der große Zuspruch deutlich macht. Insgesamt finden wir immer wieder Produkte, mit denen wir Marktlücken füllen können.

Was sind denn über die Produkte hinaus die Stärken von Dinova?

Ganz klar unsere engagierten Mitarbeiter - am Standort und im Markt. Das Dinova Team hält unglaublich zusammen und bringt uns mit neuen Ideen immer weiter vorwärts. Natürlich mussten wir auf gestiegenen Kosten und gesunkene Umsätze reagieren. Das taten wir aber sehr vorsichtig. Statt hektisch auf die Krise zu reagieren, investieren wir und erweitern unseren Außendienst in diesem Jahr um 10 %. Die Folge ist: Wir gewinnen neue Kunden dazu. Manch ein Mitbewerber fokussiert sich erst jetzt auf die Personalkosten und muss nun Mitarbeiter freisetzen.

Zudem trägt zu unserer kontinuierlichen Entwicklung bei, dass wir vertriebstreu sind und unsere Großhandelskunden in ihren Vertriebsgebieten schützen. Unsere Vertriebspolitik wird seit jeher in der Großhandelsumfrage Farben von BTH Heimtex entsprechend sehr gut beurteilt. Mit dieser Ausrichtung sind wir in der Vergangenheit gut gefahren und werden damit in der Zukunft noch besser.

Malereinkaufsgenossenschaften sind eine Hauptkundengruppe von Dinova. Wirkt sich negativ aus, dass die Maler Einkauf Gruppe mit MEGs wie jüngst denen in Paderborn und Lüdenscheid fusioniert?

Nein, ganz im Gegenteil. Wir sind bei allen nach wie vor stark vertreten. Durch die Fusion verändert sich für uns nicht viel, aber die Zusammenarbeit wird nach meiner Meinung sogar noch intensiver werden.

Wie ist Dinova insgesamt im Großhandel vertreten?

Bei freien Großhändlern sind wir insbesondere im Süden gut vertreten, im Westen über die beiden großen Genossenschaften MEG Rhein-Ruhr und die MEG Gruppe. Im Nordwesten und im Osten haben wir noch Lücken, weil es dort kaum freie Großhändler für uns gibt. Dort sind Schlau und die CMS von Caparol stark. Und Schlau wird von unserer Mutter bedient, der Meffert AG.

Einer der Höhepunkte dieses Jahres wird die Messe Farbe - Ausbau und Fassade (FAF) vom 23. bis 26. April sein. Womit präsentiert sich Dinova in Köln?

Die Teilnahme an der Messe ist vornehmlich ein Zeichen dafür, dass wir weiterhin in den Markt investieren. Im Wesentlichen geht es uns darum, unsere Kunden zu sehen, Kontakte zu halten, neue zu entwickeln und unseren Kunden einen Anlaufpunkt zu bieten.

Produkthighlight wird unsere SOL-Rapid. Die neue Dispersions-Technologie, die wir als einzige seit rund einem Jahr auf dem Markt haben, wird von den Verarbeitern begeistert aufgenommen.

Was ist das Besondere an dem Produkt?

SOL-Rapid ist die Verschmelzung einer Hochleistungsacrylat-Dispersion mit Kaliwasserglas, ergänzt durch eine hohe Pigmentierung und besondere Additivkombinationen. Damit vereint sie die Vorteile der Rapid- mit der Mineral-Technologie.

Die Mineralfarben überzeugen mit hoher Diffusionsfähigkeit sowie einem hohen ph-Wert und damit einem natürlichen Schutz vor Schimmel und Mikroorganismen. Eine leichte und schnelle Verarbeitung, streifenfreie Oberflächen, hoher Deckgrad und hohe Flutschigkeit sind dagegen die Vorteile von Dispersionsfarben. Die Kombination beider Beschichtungen ergibt für den Maler eine optimale Innenfarbe, die ein perfektes Ergebnis garantiert, Verarbeitungszeit spart und sich auch gut ausbessern lässt. Und der Auftraggeber hat die Vorteile der mineralischen Komponenten in seinen Räumen.

Noch bieten nur wir dieses Produkt. Unsere Großhandelspartner überprüfen in Ihren Kundenlisten, wer bei ihnen nichts oder zu wenig aus dem Farbensortiment einkauft, und welche Kunden im Rapid-Bereich verloren gegangen sind. Das sind die Zielgruppen, denen sie als erstes SOL-Rapid vorstellen, um neue Kunden zu gewinnen und alte zurück zu gewinnen.

Gibt es weitere Produkthighlights am Dinova-Stand?

Ja. Wir haben unser Bodenbeschichtungssystem verschlankt und klar geordnet. Es besteht aus jeweils drei Produkten für die drei Belastungsklassen gering, mittel und hoch, mit denen fast 85 % der Beschichtungen im Malerbereich innen abgedeckt werden können. Dazu gibt es vier Zusatzprodukte, wie beispielsweise Sand und Reparaturmörtel. Das gesamte Dino Floor Sortiment bindet maximal fünf Palettenplätze im Abhollager. Eine weitere Besonderheit: Wir bieten dem Großhandel auch das passende Werkzeug an. Mit den Gummirakeln kann der Maler schneller arbeiten und hat die Gewissheit, die richtigen Schichtstärken zu erzielen.

Unser Außendienst ist gut geschult und erfahren. Er besucht auch die kleinen und mittleren Baustellen, um den Maler bei der Bodenbeschichtung zu unterstützen. Dafür haben andere Anbieter oft keine Zeit mehr und konzentrieren sich auf das Objekt mit den großen Flächen. Wir glauben hier wieder eine Marktlücke gefunden zu haben.

Bei der Messe Farbe geht es nicht nur um neue Produkte, sondern auch um Lösungsansätze für spezifische Branchenprobleme. Was brennt Ihnen und der Farbenindustrie generell auf den Nägeln?

Natürlich macht uns der rückläufige Markt große Sorgen. Als Produzent von Dispersionen und Putzen muss man aus Kostengründen größere Einheiten herstellen: Personal muss vorgehalten werden, es müssen Mindestchargengrößen erreicht werden und die Aggregate müssen intensiv gereinigt werden. Wenn die Nachfrage zurückgeht, sinkt die Effizienz, die Literkosten steigen. Ein weiteres Problem sind die Rohstoffkosten. Haupttreiber ist Titandioxid. Das ist der teuerste Rohstoff, der auch in großem Maß eingesetzt wird. Bei einer guten Dispersionsrezeptur entfallen 8 bis 15 % auf TiO2; das sind bis zu 3 kg pro Eimer.

Darüber hinaus leidet die Branche unter der zunehmenden Bürokratisierung und Reglementierung durch die EU. Ein Beispiel: die permanente Veränderung der Kennzeichnungen. Dafür mussten in den letzten Jahren Etiketten im Wert von Tausenden Euro entsorgt werden. Auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beeinträchtigt die Branche. In der Textilwirtschaft ist das sicherlich sinnvoll, aber in der Chemie werden keine Rohstoffe von Kindern produziert. Und latent bereitet uns natürlich die Konzentration in der Distribution Sorgen.

Bleiben wir bei der Distribution. Dinova ist großhandelstreu. Das heißt sicherlich auch, dass Sie für Ihre Kunden Handelsmarken abfüllen. Wie aktiv ist Dinova in diesem Bereich?

Wir füllen viel und große Handelsmarken ab. Für die MEG Conpart, für die MEG Rhein-Ruhr die Meg X-Produkte, wir sind bei der Mega gelistet und füllen auch für viele andere Großhändler ab. Wir haben ein sehr gutes Eigenmarkengeschäft. Das macht auch Sinn. Denn dadurch wird unsere Produktion besser ausgelastet und wir bieten damit dem Kunden, der eine Eigenmarke hat, einen besseren Service. Damit hat der Großhandel Industriemarke und Eigenmarke aus einer Hand. Bei technischen Fragen zu seinen Eigenmarken kann er auch auf unseren Außendienst zurückgreifen, der sich mit den Produkten auskennt.

Das neue Jahr hat gerade angefangen. Was wünschen Sie sich für 2024?

Trotz des Rückgangs an Umsatz und Volumina sollten alle Hersteller mehr Gelassenheit an den Tag legen und den Konjunkturzyklus akzeptieren. Es wäre schön, wenn sie nach den vergangenen guten Jahren genug Reserven zurückgelegt hätten, um für die Rezession gerüstet zu sein. Dann gibt es auch weniger Aktionismus, der den Markt in Unruhe bringt.

Doch wird in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten natürlich auf die Kostenseite geachtet. Könnte dies dazu führen, dass die Meffert AG ihre Tochter Dinova an den Standort Bad Kreuznach holt?

Das ist unwahrscheinlich. Das Dinova-Werk ist nach wie vor gut ausgelastet. In der Meffert-Gruppe werden die Werke nach Spezialitäten aufgeteilt. Unsere Spezialität sind Dispersionen, Fassadenfarben und Silikatfarben. Die produzieren wir für die ganze Gruppe. Das Volumen, das Dinova herstellt, kann von der Kapazität her nicht kurz- oder mittelfristig in Bad Kreuznach übernommen werden.
| Die Fragen stellte Cornelia Küsel
"Dinova investiert auch in schwierigen Zeiten"
Foto/Grafik: Dinova
Das Dinova-Team aus Königswinter hält zusammen und ist zuversichtlich in das Jahr 2024 gestartet.
"Dinova investiert auch in schwierigen Zeiten"
Foto/Grafik: Dinova
"Trotz des Rückgangs an Umsatz und Volumina sollten alle Hersteller mehr Gelassenheit an den Tag legen und den Konjunkturzyklus akzeptieren."

Geschäftsführer Dr. Frank Jung
"Dinova investiert auch in schwierigen Zeiten"
Foto/Grafik: Dinova
Daten + Fakten Dinova
Dinova GmbH & Co. KG
Bachstraße 38
53639 Königswinter
Tel.: 02223 / 72-0
info@dinova.de
www.dinova.de

Geschäftsführer:
Dr. Frank Jung
Klaus Meffert
Gründung: 1949
Umsatz: 40 Mio. EUR
Muttergesellschaft: Meffert AG
aus BTH Heimtex 02/24 (Wirtschaft)