Interview mit Geschäftsführer Peter Schulte

"Linoleum ist der nachhaltigste elastische Bodenbelag"


In Zeiten steigenden Klimabewusstseins in der Gesellschaft ist nachhaltiges Bauen gefragter denn je. Dabei kommen verstärkt Bodenbeläge zum Einsatz, die mit nachhaltigen Rohstoffen und Recyclingfähigkeit punkten können. Dies trifft vor allem auf Linoleum zu. Im Interview geht der D/A/CH-Geschäftsführer des Herstellers Forbo Flooring, Peter Schulte, auf die Renaissance dieses Bodenbelags-Klassikers ein.


FussbodenTechnik: Herr Schulte, Linoleum feiert derzeit ein Comeback. Woran liegt das?

Peter Schulte: Linoleum ist der nachhaltigste elastische Bodenbelag der Branche, darum punktet er bei Green-Building Zertifizierungen wie DGNB, BNB, QNG, BREEAM und LEED. Er besteht aus bis zu 98 % natürlichen Materialien und lässt sich zu 100 % recyceln, was wir übrigens auch tun. Dazu ist Linoleum antibakteriell, antistatisch, pflegeleicht und sehr robust. Der aktuelle Trend zeigt, dass immer mehr unifarbene und vor allem nachhaltige, kreislauffähige Bodenbeläge gewünscht sind. Mit der Linoleum Uni Kollektion decken wir den Trend nach einfarbigen und dezent marmorierten Bodenbelägen ab. Die Innovation Marmoleum Cocoa, die als weiteren Rohstoff eingestreute Kakaobohnenschalen enthält, verleiht dem Material seine Eigenständigkeit und einzigartige Struktur. Dies belegen Auszeichnungen wie der German Design Award in der Kategorie "Excellent Product Design - Eco Design" und der IF Design Award. Für uns als internationaler Marktführer ist Linoleum auch in Deutschland unsere stärkste Produktgruppe. Da die Marktanforderung nach ökologischen, nachhaltigen und kreislauffähigen Bauprodukten stetig zunimmt, erwarten wir in den nächsten Jahren eine Steigerung des Linoleum-Umsatzes.

FussbodenTechnik: Wie zeigt sich denn diese Nachhaltigkeit im CO2 Fußabdruck?

Schulte: Unsere kreislauffähige Marmoleum-Bahnenware wird übrigens komplett cradle-to-gate klimapositiv hergestellt, ohne jegliche Kompensationsmaßnahmen. Dies bedeutet, dass die Produkte über den gesamten Herstellungsprozess mehr CO2 binden als bei deren Herstellung freigesetzt wird. Wir haben auch die Transportwege optimiert, setzen erneuerbare Energien sowie Recycling- und Upcycling-Materialien ein.

FT: Wo wird diese elastische Bodenbelagsart bevorzugt verlegt?

Schulte: Prinzipiell kann Marmoleum in nahezu jedem Wohn- und Objektbereich eingesetzt werden. Der Bodenbelag wird zunehmend in beruflichen und privaten Lebensräumen verwendet. In der heutigen Zeit findet Forbo-Linoleum nicht nur eine Verwendung am Boden, sondern wird aufgrund seiner natürlichen Materialität, Haptik und Optik als Werkstoff in vielen Bereichen des Innenausbaus eingesetzt. Namhafte Küchen- und Büromöbelhersteller setzen das Naturprodukt vermehrt als ökologische Möbeloberfläche ein. Wegen seiner einzigartigen Eigenschaften hat Linoleum ebenfalls die Oberflächen von Türen erobert.

FT: Hat Forbo Flooring die Kapazitäten in der Linoleum-Produktion angepasst - auch in Hinblick auf das verstärkte Recycling von Altbelägen?

Schulte: Das größte Linoleumwerk der Welt im niederländischen Assendelft wurde in den vergangenen Jahren von uns hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft entsprechend ausgebaut. Das war die Grundlage, um die Rücknahme von Verschnittresten aus den zahlreichen Objekten zu ermöglichen. Dadurch können wir heute die Linoleum-Uni-Kollektion mit einem hohen Anteil von Post-Consumer Material anbieten. Im Jahr 2023 konnte Forbo weltweit 250 Tonnen Linoleum- und Vinyl-Verschnittreste sammeln und recyceln. Dies spart große Mengen an CO2 ein, denn der Transport der Reste und Altbeläge zurück ins Werk und ihre Aufbereitung erzeugen weit weniger Emissionen als das Verarbeiten neuer Rohstoffe. Dies entlastet zudem den Rohstoffbedarf.

FT: Linoleum-Bahnenware gilt als anspruchsvoll in der Verlegung. Wie beurteilen Sie das Verhältnis von Bahnenware gegenüber Klick-Belägen?

Schulte: Im Objektbereich bietet die Bahnenware den generellen Vorteil, große Flächen schnell zu verlegen - bei gleichzeitig geringem Fugenanteil. Es ist ein Produkt für den kommerziellen Bereich mit hohen funktionalen und technischen Ansprüchen. Auch wir erkennen einen Trend zum modularen Bauen, weshalb wir zusätzlich modulare Linoleumlösungen anbieten. Diese ermöglichen Raum für kreative Gestaltungen, verursachen geringere Verschnittmengen und bieten einen Vorteil im Handling, der sich besonders bei kleineren Bodenflächen auszahlt.

FT: Wie hat sich das Geschäftsjahr 2023 in der D/A/CH-Region für Forbo Flooring entwickelt?

Schulte: 2023 war ein herausforderndes Jahr. Durch unseren hohen Anteil im Objektvertrieb im öffentlichen Bereich, dem Pre-Launch der Linoleum-Kollektion Marmoleum Cocoa und unserer neuen Allura-Kollektion haben wir 2023 noch mit einer sanften Landung abschließen können.


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Forbo Flooring

Geschäftsführer D/A/CH: Peter Schulte
Vertrieb D/A:
Norbert Wurth
Mitarbeiter: ca. 100
Umsatz Forbo Flooring
Systems (global 2023): 796,5 Mio. CHF
(ca. 815 Mio. EUR)
"Linoleum ist der nachhaltigste elastische Bodenbelag"
Foto/Grafik: Forbo Flooring
Die Marmoleum-Uni-Kollektion von Forbo Flooring umfasst vier Designreihen – von einfarbig bis dezent gemustert.
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Foto/Grafik: Forbo Flooring
Linoleum besteht bis zu 98 % aus natürlichen Rohstoffen wie Leinöl, Jutefasern, Holzmehl sowie Kalksteinmehl. Bis zu 75 % davon wachsen innerhalb weniger Jahre nach.
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Foto/Grafik: Forbo Flooring
Peter Schulte, Geschäftsführer D/A/CH

Peter Schulte ist seit 1. August 2022 Geschäftsführer D/A/CH des Bodenbelagsherstellers Forbo Flooring – und damit der Nachfolger von Martin Thewes, der die Position des Global Director Sales Excellence and Pricing im Geschäftsbereich Forbo Flooring Systems übernommen hat. Schulte leitet die Vertriebsstandorte Deutschland, Österreich und Schweiz. Er verfügt über umfangreiche internationale Erfahrungen bei der Führung von Marketing- und Vertriebsorganisationen in den Geschäftsfeldern Innenausbau und Fassade.
aus FussbodenTechnik 04/24 (Wirtschaft)