KLB Kötztal investiert 15 Millionen Euro in optimierte Logistik
Die zweite Generation übernimmt Verantwortung
Der Beschichtungshersteller KLB Kötztal hat die Weichen für die Zukunft gestellt: Seit Jahresbeginn 2024 sind Patrick und Dr. Julian Kehrle zusätzlich zu ihrem Vater, dem Gründer Artur Kehrle, in die Geschäftsführung berufen worden - und sorgen bei dem Familienunternehmen für Kontinuität. Damit die Kunden gewohnt schnell beliefert werden können, haben die Ichenhausener zudem in die eigene Werkslogistik investiert.Der bayerisch-schwäbische Beschichtungshersteller KLB Kötztal feiert im kommenden Jahr 2025 das 30-jährige Jubiläum. Grund zum Feiern hat das Unternehmen bereits in diesem Jahr: Die Söhne des Gründers Artur Kehrle, Patrick und Dr. Julian Kehrle, die zuvor bereits als Prokuristen im Unternehmen beschäftigt waren, sind zu Jahresbeginn 2024 in die Geschäftsführung berufen worden. Sie wollen das Familienunternehmen weiterentwickeln und erfolgreich in die Zukunft führen. Der studierte Betriebswirtschaftler Patrick Kehrle (32) und der Chemiker Dr. Julian Kehrle (36) werden von ihrem Vater (67) als erfahrenem Geschäftsführer begleitet, bis er dem zweiten Gründer Erwin Kehrle in den Ruhestand nachfolgt.
Patrick Kehrle hat nach der Mittleren Reife zunächst eine kaufmännische Ausbildung im Vertrieb absolviert und mehrere Jahre Vertriebserfahrung gesammelt. Daran anschließend schloss er ein Duales Studium in Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing und Kommunikation ab. Vor seiner Berufung in die Geschäftsführung leitete er übergangsweise das Marketing. Dr. Julian Kehrle promovierte an der Technischen Universität München und stieg 2016 ins Unternehmen ein. Er verantwortet die Leitung der Technik, die Themenfelder Forschung & Entwicklung, Anwendungstechnik, technische Beratung, die produktseitige Marktentwicklung, Einkauf, Chemikalienrecht und Verfahrenstechnik sowie die Vertretung in den Verbänden.
Mehr Platz für Logistik
Die Inhaberfamilie freut sich aktuell besonders über den gerade fertiggestellten Neubau am Standort im bayerischen Ichenhausen, der auf zusätzlichen 6.000m
2 Platz für die Intralogistik (den Warenumschlag im Werk) liefert: Das Gebäude ist eine doppelgeschossige Halle, die unten ein Lager für Rohstoffe und Fertigwaren beinhaltet. Im Erdgeschoss stehen außerdem Flächen für die Abwicklung der Aufträge zur Verfügung. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dort noch eine Abfüllerei für Reaktionsharze entstehen.
"Für uns ist das aktuelle Bauvorhaben ein riesiger Schritt in die Zukunft, um Produkte gewohnt schnell und unkompliziert an unsere Kunden liefern zu können", freut sich Geschäftsführer Patrick Kehrle darüber, dass jetzt deutlich mehr Aufträge parallel kommissioniert werden können. Artur Kehrle macht anhand von Zahlen deutlich, warum Mitarbeiter digital erkennen können müssen, wo jedes Kilogramm Material seinen Platz hat: "Bei rund 5.000 Artikeln, 400 Verpackungen und mehr als 1.000 Rohstoffen ist das Auffinden der benötigten Rohstoffe im stetig gewachsenen KLB-Werk eine echte Herausforderung."
Parallel zum neuen Bauvorhaben ist KLB auch dabei, sich digitaler aufzustellen. "Wir haben aktuell also nicht nur Bau-, sondern auch Digitalisierungsprojekte, die eine moderne Fertigungsplanung ermöglichen sollen", berichtet Patrick Kehrle. Es geht dabei auch um schnelle Aussagen gegenüber Kunden und die schnelle Bedienung derer Wünsche. Da dieses Ziel eine hohe Priorität hat, werden die Prozesse damit für alle Beteiligten transparent.
Für die Zukunft
gut aufgestellt
Der Beschichtungshersteller investiert bis 2025 rund 15 Mio. EUR in den Neubau - inklusive der Anlagen - und schafft weitere Arbeitsplätze. Aktuell beschäftigt KLB 160 Mitarbeiter. Geschäftsführer Dr. Julian Kehrle sagt: "Wir haben seit 2020 noch stärker in das Thema Ausbildung investiert." Und das zahlt sich aus: KLB beschäftigt derzeit elf Auszubildende und Duale Studenten. Darunter sind Chemielaboranten, ein Chemieingenieur sowie Auszubildende in der Logistik und Verwaltung. Dazu ergänzt Artur Kehrle: "Wenn wir geeignete Bewerber finden, stellen wir diese gerne ein - dies gilt besonders auch für Chemikanten." In den kommenden Jahren soll das KLB-Team weiterwachsen.
Da es den Beruf des Beschichters zum Leidwesen der Inhaber nicht als Ausbildungsberuf gibt, engagieren sie sich mit zahlreichen eigenen Seminaren der KLB Academy. Neben Grundlagen und Profi-Seminaren zu Beschichtungsthemen, gibt es auch Angebote zur Diisocyanatschulungspflicht und sogenannten Arbeitsschutzunweisungen. Eine Überblick finden Interessierte auf www.klb-koetztal.de, Menüpunkt "News" und "KLB Academy".
KLB verfolgt ganz grundsätzlich das Ziel, das Unternehmen für die Zukunft gut aufzustellen. "Wir haben junge Mitarbeiter für Führungsaufgaben gewinnen können", berichtet Patrick Kehrle, der auf einen ausgewogenen Mix aus erfahrenen und jungen Mitarbeitern setzt. Beispiele für neuere Personalien sind: Prokurist Tobias Schorer verantwortet das Ressort Buchhaltung, Finanzen und Personal und ist die ideale Ergänzung zu den Kehrle-Brüdern. Michael Scholz hat die gebündelte Leitung der Anwendungstechnik und des Technischen Vertriebsservice übernommen und Thorsten Hiedels leitet erfolgreich den wachsenden Export.
Zielvorgabe:
50 % Export
KLB Kötztal möchte langfristig die Hälfte der eigenen Produktionsmenge exportieren - dieses Ziel verfolgen die Beschichtungsspezialisten mit Nachdruck und haben bereits eine Steigerung auf 40 % erreicht. Artur Kehrle ist der festen Überzeugung, dass sich die Beschichtungsprodukte weltweit vermarkten lassen, "weil wir mit deutscher Technologie führend in der Qualität sind".
Besonders stark ist der Beschichtungshersteller in der Produktentwicklung. Die Schwerpunkte bei den Industrieböden verteilen sich in Deutschland ungefähr auf 60 % Epoxidharz, 30 % Polyurethan und bis zu 10 % Methacrylat-Reaktionsharze (MMA). "Wir beherrschen alle drei Technologien und können schnell und gut reagieren, wenn es um Produktentwicklungen geht", erklärt der Chemieingenieur Artur Kehrle. In dem eigenen Labor arbeiten 25 Mitarbeiter, die für eine hohe Variabilität der Produkte stehen und Kundenanforderungen sowie auch Kundenwünsche bei Beschichtungen schnell umsetzen können. Bereits 2021 hat KLB die Produktionsanlage für Harz und Härter noch einmal deutlich automatisiert und erweitert. "Wir können mittlerweile vollautomatisch produzieren und jetzt auch vollautomatisch abfüllen - und zwar ganz egal, ob 10 oder 6.000 kg Beschichtung", erklärt Dr. Julian Kehrle.
Design-Wunsch bei
Beschichtungen nimmt zu
Der Markt der Beschichtungen hat eine "heiße Zeit" hinter sich, wenn man an die gestörten Lieferketten und Rohstoffverknappungen in der Covid-Zeit mit Preissteigerungen von bis zu 260 % bei Epoxidharz denkt - um nur ein Beispiel zu nennen. 2023 und 2024 sind die Rohstoffpreise weitgehend wieder auf ein erträgliches Maß zurückgekehrt.
"Die Rohstoffpreise haben sich in vielen Bereichen normalisiert, aber nicht in allen. Die Lohnkosten sind deutlich gestiegen", bilanziert Artur Kehrle.
Insgesamt registriert KLB im Beschichtungsmarkt einen Trend hin zu mehr Design in Gewerbe- und Industrieobjekten, den Wunsch nach emissionsarmen Beschichtungen und fugenlose Böden. Besonders in öffentlichen Gebäuden gibt es eine Entwicklung hin zu Beschichtungen, die KLB naturgemäß entgegenkommt: Artur Kehrle nennt Schulen, Krankenhäuser, Seniorenheime, Feuerwehren und sogar Museen als Objekt-Referenzen, in denen Architekten Beschichtungen gegenüber klassischen Bodenbelägen vorzogen. Durch ein zusätzliches, neues Angebot an hochwertigen Beschichtungsrohstoffen in denvergangenen 15 Jahren, können auch Designobjekte in hoher Qualität bedient werden. "Sogar sehr helle bis weiße Fußböden schrecken uns nicht mehr ab, wenn da nicht das Thema Reinigung wäre", ergänzt Artur Kehrle.
Große Produkt-Bandbreite von
Großküchen bis ESD-Boden
Weitere Produkt-Highlights aus dem Hause KLB Kötztal reichen von besonders robusten Beschichtungen für Parkhäuser, die auch diffusionsfähig eingestellt werden können. Das komplette Abdichten von Böden beherrscht das Familienunternehmen, wenn es in Großküchen um eine Beaufschlagung mit Heißwasser und anderen Stoffen geht. Dank geprüfter Abdichtungssysteme verzeichnet KLB auch steigende Anfragen für Duschen und Bäder.
Ein wichtiges Arbeitsfeld sind ableitfähige Beschichtungen, die ganz nach den Anforderungen des Bauherrn hinsichtlich der Ableitfähigkeiten oder ESD-Anforderungen eingestellt werden können. Einen starken Trend verzeichnen die Schwaben außerdem bei Böden, die resistent gegenüber Chemikalienbelastungen sind und so die Bauwerke schützen.
Sehr spannend ist auch der Spezialbelag "Chemoresin": Dieser PU-Beton ist eine Dreikomponenten-Mischung aus Polyurethanharz, -härter und mineralischer Komponente. Er steht für hohe thermische, chemische wie auch mechanische Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit. Diese Eigenschaften werden einem Boden besonders häufig in der Lebensmittelindustrie abverlangt.
Kompetenz und Kontinuität
im Fokus des Handelns
Was kann der Handwerker im Jahr 2024 von KLB Kötztal erwarten? "Er kann von uns weiterhin eine technische hochkompetente Beratung erwarten, das ist uns ganz wichtig", sagt Dr. Julian Kehrle. KLB möchte die technischen Herausforderungen seiner Kunden lösen, auch wenn es komplexere sind. Artur Kehrle nennt neben der technischen Kompetenz auch die Kontinuität: "Wir werden wie in der Vergangenheit zuverlässig mit unseren Handwerkerkunden zusammenarbeiten."
Da das 30-jährige Jubiläum von KLB Kötztal 2025 ansteht, möchten die Verantwortlichen im kommenden Jahr den neuen Gebäudekomplex der Öffentlichkeit präsentieren und das Jubiläum gebührend feiern.
aus
FussbodenTechnik 04/24
(Wirtschaft)