Meisterwerke: Geschäftsführender Gesellschafter Guido Schulte im Interview

"Klarer Lichtblick ist unser Holzboden Lindura"


Der Bodenbelagshersteller Meisterwerke hat 2023 in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur erlebt: Das langjährige Führungs-Triumvirat wurde aufgelöst und die Eigentumsverhältnisse neu geordnet - Guido Schulte ist nun alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Und im Zuge der Branchenkrise musste das Familienunternehmen umstrukturieren und sich auch von einem Teil der Belegschaft trennen. Was das alles bedeutet, erörtert Guido Schulte im Interview.

FussbodenTechnik: Herr Schulte, 2023 war ein sehr bewegtes Jahr für Sie. Wie sehen und erleben Sie das im Rückblick?

Guido Schulte: Das Jahr war sehr, sehr schwer. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Wir haben uns leider von 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen müssen und uns darüber hinaus komplett neu strukturiert. 2023 war aufgrund der äußeren Umstände das wirtschaftlich schwierigste Jahr, das die Meisterwerke je erlebt haben. Man spürte es auch in der Belegschaft, die Verunsicherung war hoch. Langsam entwickelt es sich wieder, aber das vergangene Jahr hat sicherlich Spuren hinterlassen und ich bin froh, dass es vorbei ist. Mit den notwendigen Maßnahmen haben wir uns auf die neuen Marktrealitäten eingestellt. Wir planen für 2024 auf dem gleichen niedrigen Niveau wie im Vorjahr - damit kommen wir mit deutlich verbesserten Kostenstrukturen gut klar. Und dann hoffen wir, dass es in 2025 endlich wieder etwas anzieht und wir in den Wachstumsmodus wechseln können.

FT: In der Branche schwanken die Umsatzverluste 2023 grob gesagt zwischen 20 und 40 %. Wie war es bei Ihnen?

Schulte: Unser Ziel für 2023 waren knappe 200 Mio. EUR Umsatz, die wir das Jahr zuvor bereits erreicht hatten. Dieses Ziel haben wir aufgrund des Markteinbruchs weit verfehlt. Auch wenn die finalen Abschlusszahlen noch nicht vorliegen, landen wir bei rund 160 Mio. EUR und damit ca. 20 % unter Vorjahr und Budget.

Als sich abzeichnete, dass sich der Markt auch in der zweiten Jahreshälfte nicht wieder beleben würde, haben wir das Heft des Handels relativ schnell in die Hand genommen und mit zahlreichen Maßnahmen gegengesteuert - unter anderem mit dem bereits erwähnten Stellenabbau, den wir so ausgewogen und sozialverträglich wie möglich gestalten wollten. Mitte 2022 hatten wir noch fast 730 Mitarbeiter, jetzt sind es 560. Darin sind nicht nur die 80 Arbeitsplätze enthalten, die wir abbauen mussten, sondern auch Stellen, die durch Fluktuation nicht wieder nachbesetzt worden sind.

FT: Wie haben sich die verschiedenen Märkte, auf denen Sie aktiv sind, entwickelt und Ihre vielen verschiedenen Produktgruppen?

Schulte: Mit Blick auf die einzelnen Märkte haben wir den massivsten Einbruch zunächst in Deutschland verzeichnet, die einzelnen Exportmärkte haben sich diesem Trend nach und nach angeschlossen. Es gibt eigentlich keinen Exportmarkt, der sich gegen den Trend entwickelt hat. Auf der Messe Domotex sagte jemand zu mir: "Deutschland ist der Motor von Europa und wenn der stottert, stottern alle anderen auch." Das hat sich so bewahrheitet. Wir haben uns mittlerweile sehr gut in Skandinavien etabliert und dort sind die Absätze genauso weggebrochen wie hier, obwohl es dort völlig andere Gründe gab als die, die in Deutschland herangeführt wurden, wie zum Beispiel die hohen Energiekosten.

Unter den Produktkategorien ist Parkett das Produkt, das am meisten gelitten hat - mit Abstand. Das fing mit den Versorgungsengpässen durch den Ukraine-Krieg an. Aus diesem Loch sind wir nicht wirklich wieder herausgekommen. Hier haben wir also analog zum Gesamtmarkt am meisten Absatz eingebüßt. Laminatboden war auch deutlich rückläufig, prozentual jedoch weniger - eher um 25 %. Bei Designböden haben wir ebenfalls Rückgänge zu verzeichnen. Paneele sind eine Nische, die für uns gut funktioniert, dort hatten wir nur leichte Rückgänge.

Klarer Lichtblick ist unser Holzboden Lindura. Wenn man hier die Entwicklung verfolgt und die überproportional positiven Corona-Jahre 2021 und 2022 aus der Betrachtung herausnimmt, verzeichnen wir eine durchgängige Steigerungsrate. Das ist und bleibt ein Zukunftsprodukt der Meisterwerke, das wir weiter forcieren werden. Wir sind froh, dass wir so breit aufgestellt sind und so viele Standbeine haben. Daher werden wir nicht von dieser Strategie abweichen und bleiben Vollsortimenter. Wobei wir schon sehr genau hinschauen und das Produktportfolio in Gänze verschlanken wollen.

FT: Kommen wir zu Ihrem Eingangsstatement zurück: Sie sind nicht euphorisch für 2024, aber auch nicht ängstlich?

Schulte: Für 2024 erwarten wir das gleiche Absatzniveau wie im vergangenen Jahr - aber jetzt sind wir so aufgestellt, dass wir damit auskömmlich arbeiten können. Sollte sich die Absatzsituation nochmals gravierend nach unten entwickeln, werden aber auch wir wahrscheinlich noch einmal nachjustieren müssen. Davon ist aber nicht auszugehen. Ich erwarte, dass es dann in 2025 wieder leicht aufwärts geht.

FT: Noch weiter in die Zukunft geblickt: Wo sehen Sie die Meisterwerke langfristig?

Schulte: Da, wo wir jetzt auch stehen: als qualitativer, innovativer Nischenanbieter. Den Markt für uns wird es geben, davon bin ich fest überzeugt. Und ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann einmal den Staffelstab an die nachfolgende Generation übergeben kann, die sich für das Familienunternehmen Meisterwerke genauso begeistert wie ich.


Meisterwerke im Überblick
Meisterwerke Schulte GmbH
Johannes-Schulte-Allee 5
59602 Rüthen-Meiste
Tel.: 0 29 52 / 81 60
info@meisterwerke.com
www.meisterwerke.com

Gründung: 1930
Mitarbeiter: 560
(Ende 2023)
Umsatz (2022): 199 Mio. EUR
Marken: Meister, Hain Naturböden, Moderna
Exportanteil: 45 %
Geschäftsführender
Gesellschafter:
Guido Schulte
Geschäftsführer:
Gregor Wallmeier
Geschäftsleitung:
-Georg Kruse (CSCO)
-Jörg Peterburs (CSO)
-Stefan Pföhler (CSMO)
-Dr. Jan Puttfarken (COO)
Leitung F & E:
Volker Kettler
"Klarer Lichtblick ist unser Holzboden Lindura"
Foto/Grafik: Meisterwerke
Der Holzboden Lindura ist das Zugpferd und Zukunftsprodukt der Meisterwerke. Das Foto zeigt HS 500 ultramatt lackiert.
"Klarer Lichtblick ist unser Holzboden Lindura"
Foto/Grafik: Meisterwerke
Guido Schulte, Geschäftsführender Gesellschafter
Guido Schulte ist seit 1. Juli 2023 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter des Bodenbelagsherstellers Meisterwerke Schulte. Der 46-Jährige hielt bereits seit 2011 die Mehrheit an dem Familienunternehmen aus Rüthen-Meiste. Der zweifache Familienvater ist besonders technik- und produktionsaffin: Nach der Tischlerlehre bildete er sich zum staatlich geprüften Holztechniker und zum Meister Holzhandwerk weiter – und schloss ein Studium zum Diplom-Ingenieur Produktionstechnik an.
aus FussbodenTechnik 03/24 (Wirtschaft)