Fachverband Nord: Erfolgreiche Tagung mit Vorstandswahlen in Neustadt
Das Innungsleben wird jünger, die Aufgaben nicht einfacher
Mit 90 Teilnehmern, anregenden Gesprächen und einer handfesten Überraschung bei den Vorstandswahlen läutete der Fachverband Nord den Reigen der diesjährigen Mitgliederversammlungen der Parkettinnungen gebührend ein. Für den Verband ebenso wie für seine Mitgliedsbetriebe bleibt die Nachfolge eine drängende Zukunftsaufgabe. Ehrengast in Neustadt in Holstein war Bundesinnungsmeister Manfred Weber, der die aktuellen Themen des Gewerks auf Bundesebene benannte.Der Fachverband Parkett und Fußbodentechnik Nord, ein Zusammenschluss der Landesinnungen Schleswig-Holstein und Hamburg, tagte Ende Januar 2024 in Neustadt in Holstein. Rund 90 Vertreter von Mitgliedsbetrieben und aus dem Kreis der Förderindustrie füllten den zur Eventfabrik umgebauten Lokschuppen am Hafen des einstiegen Handelsstandorts an der Lübecker Bucht. Die beiden norddeutschen Innungen mit zusammen aktuell rund 75 Mitgliedsbetrieben führten im Rahmen der Fachtagung auch ihre Mitgliederversammlungen durch. Darüber hinaus bot die geräumige Location eine attraktive Kulisse für die parallel zur Tagung laufende Ausstellung, die von zahlreichen Fördermitgliedern aus der Industrie stark besetzt war.
Wichtigster Tagesordnungspunkt in Neustadt war nach vier Jahren die turnusmäßige Vorstandswahl. Einstimmig zum Präsidenten gewählt wurde Arne Peters, zuvor Vizepräsident des Fachverbands sowie seit 2018 Obermeister der Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Schleswig-Holstein. Der Lübecker Parkettlegermeister folgt auf Frank Pielot, Obermeister der Landesinnung Hamburg, der nicht erneut kandidiert hatte. Zum Vizepräsidenten wählten ebenfalls alle 24 anwesenden Stimmberechtigten René Mengden vom Hamburger Parkett- und Bodenlegerbetrieb Wilhelm Hirdes. Komplettiert wird das neu formierte Vorstandsgremium von der wiedergewählten Schatzmeisterin Kerstin Schmidt aus Heide, den Beisitzern Mathias Hartwig, Ulf Seelaff (Ausbildungsbeauftragter) und Frank Pielot sowie den Kassenprüfern Rainer Böhm und Karsten Rohde.
Junioren als Botschafter
für junge Generation
Der neue Vizepräsident Mengden steht als Mitglied der neu gegründeten internen Nachwuchsgruppe klar für die Verjüngung des norddeutschen Parkettlegerverbands. Frank Pielot hatte ihn bei der Wahl zur Überraschung vieler für das Ehrenamt vorgeschlagen. "Wir wollen die Jungen von Anfang an integrieren", erklärte der frisch gewählte Präsident Arne Peters. Die Verjüngung sei dringend nötig, um die Innungen in die Zukunft zu führen. Das Werben um Nachwuchs war dann auch ein Hauptthema der Tagung. Dabei betrifft fehlende Nachfolge nicht nur den Norden - laut Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) wird sich die Zahl der Innungsbetriebe in Deutschland von derzeit rund 1.100 in den nächsten zehn Jahren halbieren.
Um das Interesse junger potenzieller Mitglieder zu wecken, hat der Vorstand des Fachverbands Nord eine Junioren-Gruppe ins Leben gerufen. Vier Junioren, die den Nachwuchs auf den richtigen Kanälen und mit den richtigen Themen ansprechen wollen, konnten bereits gewonnen werden. "Um diese tolle Gemeinschaft zu unterstützen, können wir zwar nicht das Rad neu erfinden, aber wir können das Ganze aus einem anderen Blickwinkel sehen", sagt René Mengden. Er und seine Mitstreiter wollen die junge Generation vor allem via Social Media ansprechen sowie perspektivisch eine Kampagne starten, die neu dazu gekommenen Betrieben nahebringt, "wer wir sind und warum wir uns gegenseitig unterstützen können".
"Wir müssen uns stärker organisieren und für unsere Interessen einstehen", forderte Frank Pielot die Parkettlegergemeinschaft auf. Immer mehr Bürokratie und Verwaltungsaufwand würden den Handwerkern zunehmend Probleme bereiten. Zum Beispiel, wenn Behörden bei ihren Jahresausschreibungen aus den abgegebenen Preisangeboten ein Mittel bilden und dann Abschläge von den Betrieben einforderten, mahnte der Hamburger Obermeister an, oder wenn dem Handwerk Einbehaltsregelungen auf Schlussrechnungen drohen, wie gerade erst in den Niederlanden mit einer 5 %-Klausel geschehen.
Viel in Bewegung
auch auf Bundesebene
Als Gastreferent informierte Bundesinnungsmeister Manfred Weber über neue Entwicklungen des Gewerks auf Bundesebene. Dabei ging es zunächst konkret um die Zukunft des BVPF, der seit knapp sechs Jahren über einen Geschäftsführungsbesorgungsvertrag unter dem Dach des Zentralverbands Deutsches Baugewerbes (ZDB) in Berlin geführt wird. "In der Vergangenheit konnten über die BVPF-Geschäftsführung viele Interessen der Parkett- und Bodenleger in die Politik transportiert werden. Jetzt mussten wir in Berlin wegen des Geschäftsführerwechsels und weiterer Personalien jedoch ganz neu anfangen", erklärte Weber.
Aufgrund der Entwicklung würden Gespräche mit anderen Verbänden geführt und auch Möglichkeiten einer geeigneten neuen Heimat für den BVPF ausgelotet. Diese könnte laut Weber der Unternehmensverband Deutsches Handwerk (UDH) werden, der gemeinsam von den Zentralfachverbänden sowie weiterer Kooperationspartner gebildet wird und ebenfalls in Berlin sitzt. "Da müssen wir rein, damit wir wieder im politischen Berlin gehört werden", mahnte der Bundesinnungsmeister an. Die jährlichen Kosten für die Mitgliedschaft würden sich bei derzeit rund 1.100 Mitgliedsunternehmen auf jährlich rund 25.000 EUR belaufen. Die Innungen hätten dem Beitritt in den UDH bereits zugestimmt.
Und im Anschluss ging Bundesinnungsmeister Manfred Weber auf die verbandsübergreifenden Arbeitskreise der bodenlegenden Gewerke zur Erarbeitung bzw. Überprüfung von technischen Merkblättern ein. Zuletzt habe man viele Veröffentlichungen vorangebracht. Doch für das vom Bundesverband Estrich und Belag (BEB) herausgegebene Arbeits- und Hinweisblatt 9.2 zu Maß- und Ebenheitstoleranzen herrscht mit dem BVPF und weiteren Handwerksverbänden in mehreren Punkten kein Konsens. Die Parkettleger kritisieren neue, daraus resultierende Prüfpflichten. In der Konsequenz sind der BVPF sowie die Bundesverbände der Raumausstatter, Tischler und Maler sowie die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) inzwischen aus der übergeordneten Initiative "Praxisgerechte Regelwerke im Fußbodenbau" (PRiF) ausgetreten und wollen nun gemeinsam den neuen "Arbeitskreis Parkett und Bodenbelag" gründen.
Neues Ungemach droht
der Branche aus Brüssel
Mit dem Entwurf der Norm DIN EN 17680 "Nachhaltigkeit von Bauwerken - Bewertung des Potentials zur nachhaltigen Sanierung von Gebäuden" droht der Parkettbranche indes zusätzliches Ungemach aus Brüssel. Manfred Weber umriss das Problem in einem knappen Satz: "Die EU ist der Meinung, Holz ist nicht nachhaltig." Was ist passiert? Gemäß Normentwurf wird Parkett, wie viele andere Produkte auch, künftig nach Aspekten der Nachhaltigkeit, Gebrauchsdauer und Kreislauffähigkeit über sogenannte R-Sätze (R0 bis R9) geclustert. Parkettböden kommen dabei nicht gut weg, weil sie bei der Sanierung nicht ausgebaut und wieder in Verkehr gebracht werden können. "Nicht berücksichtigt wird, dass der CO
2-Fußabdruck des Holzes über die CO
2-Einspeicherung bei der Photosynthese bereits klimapositiv ist", kritisiert Weber. "Nach der BBSR-Nutzungsdauertabelle hält ein Fertigparkett zudem 30 bis 40 Jahre und ein Stabparkett maximal 50 Jahre. Aber das ist doch nicht das, was es wirklich ist. Ein Massivparkett hält 100 bis 150 Jahre - und das hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun."
Für den BVPF-Vorstand ist das Thema Nachhaltigkeit damit schneller als gedacht zur Hauptaufgabe geworden. Zusammen mit dem Verband der Deutschen Parkettindustrie (VDP) und dem Bundesinnungsverband des Tischler- und Schreinerhandwerks wurde dem zuständigen Ministerium bereits eine Überarbeitung der sogenannten BBSR-Nutzungsdauertabelle für die Referate Nr. 224-227 zur Verfügung gestellt - diese betreffen Vollholzparkett, Mehrschichtparkett, Holzbeschichtung und Holzschutzanstriche. "Damit haben wir den Grundstein gelegt", sagte Weber. "Mit den verschiedenen Oberflächen und Renovierungsmöglichkeiten haben wir eine riesengroße Bandbreite, auf der wir jetzt unsere Themen selber aufbauen können." Gemeinsam mit der Industrie müsse nun über Verbesserungen der Produktnachhaltigkeit nachgedacht werden. Das können Alternativen zum Schleifen ebenso sein wie Möglichkeiten des Aus- und Wiedereinbaus von Altparkett. Und schließlich Systeme, mit denen alte Planken rausgefräst und der Klebstoff getrennt wird, damit das Holz am Ende seiner Lebensdauer als Bodenbelag in Form von Pallets der thermischen Energie zugeführt werden kann.
aus
FussbodenTechnik 03/24
(Wirtschaft)