Sopro Bauchemie: Vorfreude auf eigene Neubau-Fertigstellung Mitte 2024
Starke Marktposition in herausfordernden Zeiten
Für den Fliesentechnik- und Estrich-Spezialisten Sopro Bauchemie war der geringe Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2023 eine ungewohnte, weil seltene Situation. Auf der Jahrespressekonferenz in Mainz präsentierten die Wiesbadener Einblicke in den Markt, Rezepte gegen die Krise und positive Ausblicke. Die eigene Nähe zum Handwerk stellte das Event "Sopro Profi Tag" in der Mainzer Halle 45 mit mehr als 1.200 Teilnehmern an zwei Tagen eindrucksvoll unter Beweis.In den vergangenen 20 Jahren legte Sopro Bauchemie eine beachtliche Erfolgsgeschichte mit jährlichen Wachstumsraten hin, besonders stark in 2018 und 2019. In diesen zwei Dekaden gab es nur dreimal einen Rückgang: Dies galt zweimal um die Jahrtausendwende und aktuell auch für das Geschäftsjahr 2023, in dem der Umsatz um 2,1 % auf 190 Mio. EUR nachgab und die ursprüngliche Zielmarke von 200 Mio. EUR verfehlte. In der gesamten Sopro-Gruppe, kumuliert mit allen Umsätzen der Sopro-Auslandstöchter, Schwesterunternehmen und den Exportaktivitäten, erreichte das Unternehmen einen Umsatz von rund 270 Mio. EUR. Damit hat die Gruppe in ihrem bauchemischen Kerngeschäft in vielen europäischen Ländern trotz generell widriger Umstände ihre Spitzenpositionen im Marktumfeld festigen können.
Im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern kommt Sopro somit noch recht gut durch die Baukrise - und blickt vor allem positiv in die Zukunft: "Wir glauben an die Stunde der Modernisierung und Renovierung. Damit werden wir über die zwei schwierigen Jahre kommen und dann kann der Markt wieder anspringen", ist Geschäftsführer Andreas Wilbrand optimistisch: "Wir werden Schrammen abkriegen, aber wir werden das überstehen."
Sopro Bauchemie sieht
weiteres Potenzial
Bei allen Herausforderungen nimmt Sopro Bauchemie weiterhin eine starke Marktposition ein. Nach Berechnungen der Sopro-Geschäftsführung hat der Markt für Fliesenkleber und Fugenmörtel in Deutschland ein Volumen von rund 450.000 Tonnen. Legt man durchschnittliche Mengen und Preise zugrunde, käme man auf ein Umsatzvolumen von 250 Mio. EUR. Addiert man Zubehör wie beispielsweise Abdichtungen und Bauplatten hinzu, steigt der Betrag auf 600 bis 700 Mio. EUR, das entspräche grob 6 bis 8 EUR pro m
2 verlegte Fliesenfläche. Vor dem Hintergrund der genannten Zahlen schätzt sich Sopro wie folgt ein: "Wir verzeichnen einen Marktanteil von 18 bis 20 % im Gesamtmarkt und sind mit mehr als 25 % im Fliesen- und Baustoffhandel vertreten", so Geschäftsführer Wilbrand.
In Bezug auf weiteres Wachstum bei den Fliesenverlegewerkstoffen sieht der Sopro-Verantwortliche ausschließlich die Verdrängung als Option. Argumente dafür liefert das starke Serviceangebot, das schon immer zu den Stärken des Unternehmens zählte. Bei den Wiesbadenern sind 60 Vertriebsmitarbeiter und 50 Anwendungstechniker im Markt unterwegs, die einen klaren Auftrag haben: Auf Augenhöhe mit den Handwerkern sein, sie zu unterstützen, zu schulen und wertzuschätzen, sodass man gemeinsam erfolgreich ist. Allein im Jahr 2023 wurden 25.000 Verarbeiter und Handelsmitarbeiter sowie rund 4.000 Architekten auf diversen Veranstaltungen begrüßt. Darüber hinaus konnten 523 Sopro-System-Profis sowie 82 Betriebe zertifiziert werden.
Wie in vielen Handwerksberufen gibt es auch bei den Fliesenlegern Engpässe. "Die Branche muss alles tun, um den Fachkräftemangel zu beseitigen", sagte Andreas Wilbrand. Sopro Bauchemie engagiert sich deshalb vielfältig: Beispiele sind der Ausbildungssummit für Fliesenleger, die Initiative für Jungmeister, die Aktion "Zeig Zähne" und die Unterstützung von Freisprechungsfeiern. Ziel müsse es sein, "die Fliesenleger von morgen wertzuschätzen". Ein wichtiges Hilfsmittel für Verarbeiter und Architekten ist das Nachschlagewerk Sopro Planer, das jetzt in seiner 11. Auflage als praktisches Taschenbuch erschienen ist. Der Sopro Planer vermittelt umfangreiches und detailliertes Know-how nach dem neuesten Erkenntnis- und Forschungsstand und orientiert sich dabei stets an realen und praktischen Baustellensituationen - somit ist er Handlungsanleitung und Entscheidungsgrundlage zugleich. In seiner neuesten Auflage wurde das Werk um wichtige Bereiche erweitert und an die aktuellen Regelwerke angepasst. Unter www.sopro-planer.com kann der gesamte Planer durchstöbert und heruntergeladen werden.
Auftragsmangel und
Einbruch des Keramik-Absatzes
Der ursprünglich geplante Bau von 400.000 Wohnungen in Deutschland pro Jahr ist aktuell in weite Ferne gerückt, berichtete Wilbrand über herausfordernde Rahmenbedingungen. Statistiker rechnen teilweise sogar mit einer Zahl von bis zu 910.000 Wohnungen, die eigentlich benötigt werden. Nach Einschätzung der Sopro-Geschäftsführung scheint sogar der Bau von 200.000 Neubauten im Jahr 2024 unrealistisch zu sein. Weil die Notwendigkeit für zusätzliche Wohnungen beispielsweise für Ukraine-Flüchtlinge akut bestehe, werde sich der Wohnungsbau zukünftig wieder steigern müssen.
Die generelle Absatzentwicklung der nationalen und internationalen keramischen Produzenten entwickelte sich 2023 negativ, wahrscheinlich beeinflusst durch den massiven Lageraufbau der Fliesenhändler aufgrund der Preissprünge und beeinträchtigten Verfügbarkeiten in den vergangenen zwei Jahren. Diese Entwicklung habe den weiteren, neuen Absatz der Keramikproduzenten blockiert. Am Tiefpunkt des keramischen Volumens im deutschen Markt wurden im Jahre 2009 etwa 105 Mio. m
2 keramische Fliesen in Deutschland abgesetzt. Nun ist der deutsche Absatz nach der Prognose der italienischen Confindustria Ceramica wieder am gleichen Tiefpunkt angelangt und hat fast 30 bis 40 Mio. m
2 oder 25 % im Vergleich zu 2022 verloren.
Für 2024 hält der italienische Fliesenverband für Deutschland ein Mengenwachstum von 6 % auf rund 111 Mio. m
2 für möglich. Die Prognose hält für 2025 ein Wachstum von +6 % auf 118 Mio. m
2 für realistisch. Das Eintreten des Wachstumseffektes in dem schwierigen Marktumfeld scheint denkbar, weil sich die Lagersituation im Handel mittlerweile wieder etwas entspannt hat.
Sopro-Neubau wird
2024 fertiggestellt
Ganz nebenbei hat Sopro auch eine eigene "Groß-Baustelle", die das größte Investitionsprojekt in der Unternehmensgeschichte darstellt. Aktuell sind die Wiesbadener mit der Fertigstellung des Neubaus eines modernen Laboratoriums für Forschung, Entwicklung und Anwendungstechnik, kombiniert mit einem attraktiven Kunden-Schulungszentrum, selbst als Bauherr tätig. Nahe der Sopro-Produktion in Mainz-Amöneburg entsteht aktuell der Neubau auf einer Fläche von 20.000 m
2. Bereits am 27. November 2023 konnte das Richtfest gefeiert werden, die Schlüsselübergabe ist für Juni 2024 geplant und der Umzug soll im dritten Quartal 2024 folgen.
Die Einschätzung zur Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Fliesenbranche ist bei Sopro eindeutig: "Den Fliesenleger interessiert Nachhaltigkeit in der Regel nicht, aber die Kunden der Fliesenleger und die Architekten sehr wohl", betonte Andreas Wilbrand. Bei Rezepturanpassungen, wenn es um den Austausch von bestimmten Rohstoffen ginge, dürfe sich dieser nicht auf der Performance der Produkte auswirken. Tatsache ist, dass sowohl Sopros Muttergesellschaft Mapei als auch Sopro selbst Nachhaltigkeit in der eigenen Unternehmensphilosophie verankert haben. "Durch die Verwendung von Zementen mit niedrigem Klinkergehalt und Zuschlagstoffen mit möglichst niedrigem CO
2-Potenzial sind bereits sehr gute Erfolge erzielt worden, die aber weiter ausbaufähig sind", berichtete der Geschäftsführer.
Zusätzliche Chancen
mit Estrich-Sortiment
Andreas Wilbrand strebt eine Erweiterung der Sortimente an, dazu gehöre der Bereich des Zubehörs und Baustoffen wie Estrichen und Bodenausgleichsmassen für den Wohnungsbau, aber auch für gewerbliche und industrielle Einsatzbereiche.
Sopro hat sich spezialisiert auf Estriche, die CO
2-optimiert, dünnschichtig und schnelltrocknend sind. Die Vorteile wie ein schneller Baufortschritt und eine hohe Festigkeit hat Sopro bereits auf der Messe Estrich-Parkett-Fliese 2023 in Feuchtwangen gezeigt. Die Verantwortlichen sehen einen relativ großen Markt im Industrie- und Gewerbebereich. Überall dort, wo die Logistikflächen kaputtgefahren worden sind, bieten die Wiesbadener Lösungen, um diese zu reparieren. Dieses Feld hat das Führungsteam als künftige Aufgabe und Wachstumschance ausgemacht.
Zusammenfassend sind die Verantwortlichen von Sopro Bauchemie zuversichtlich, wirtschaftlich stark und attraktiv genug zu sein, um auch in den nächsten Jahren ihre Position weiter verteidigen und ausbauen zu können. Das Unternehmen hält nach der positiven Resonanz auf die eigene Messeteilnahme an der BAU 2023 auch an der Planung der Nachfolgeausgabe 2025 auf der gleich großen Fläche fest. "Wir glauben fest daran, dass eine Präsenz in München durch keine andere Kontaktform ersetzt werden kann."
aus
FussbodenTechnik 02/24
(Wirtschaft)