Kreislaufwirtschaft in der Matratzenindustrie
Schlaraffia implementiert digitalen Produktpass
Unter dem Dach der Aquinos Bedding GmbH beginnt Schlaraffia als erster Matratzenhersteller in Deutschland mit der Einführung eines digitalen Produktpasses. Auf der internationalen Möbelmesse imm Cologne demonstrierte der Matratzenhersteller, wie er damit einen wichtigen Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft in der Matratzenbranche setzen will.Die Kreislauffähigkeit von Matratzen rückt nicht nur in der Produktentwicklung, sondern auch auf EU-Ebene immer mehr in den Fokus. "Wir müssen es schaffen, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln, indem wir die Materialien, die wir in den Abfall geben wiederverwerten können - ob das jetzt Schaum ist, Polyesterfasern oder Metall. Dann können wir weiter wachsen, ohne mehr Ressourcen zu verbrauchen. Und so reduzieren wir auch den CO-Ausstoß", erklärt Martin Auerbach die künftigen Anforderungen der europäischen Abfallrahmenrichtlinien.
Auch was das konkret auf das Thema Matratze bezogen bedeutet, erläuterte der Geschäftsführer des Fachverbands Matratzen Industrie e.V. und Leiter des Kompetenz-Zentrums Textil+Sonnenschutz auf der imm Cologne: "Wenn wir kreislauffähige Produkte haben wollen, aus zirkulären Materialien in einem zirkulären Produktdesign, dann müssen wir natürlich einkalkulieren, dass diese auch irgendwann wieder zurückkommen im Rahmen einer Rückwärtslogistik." Erreiche aktuell eine Matratze die Zerlegestation eines Recyclers, frage man sich: Welche Materialien enthält das Produkt und was muss ich tun, um es recyceln zu können? Diese Lücke schließe nun Schlaraffia mit dem Projekt, das es ermöglicht Matratzen zu chippen.
"Schlaraffia sieht sich schon seit Jahren in der Verantwortung, setzt sich seit 2020 intensiv mit den Thema Eco-Design auseinander und arbeitet mit dem Ziel einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft kontinuierlich an innovativen Lösungen", erklärt Ronja Zoppke, International Marketing and Sustainability Manager bei Schlaraffia.
Mit der Implementierung eines digitalen Produktpasses kommt das Unternehmen der Aquinos-Gruppe seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher. Der digitale Produktpass ist ein Datensatz, der künftig alle Komponenten und Materialien sowie weitere Informationen zur jeweiligen Schlaraffia-Matratze liefert - über ein eingenähtes Etikett mit einem QR-Code von außen gut sichtbar an der Matratzenhülle und einem RF-ID Chip im Innern der Matratze. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus, können jederzeit aktualisiert und sowohl in der Entwicklung, Herstellung, Nutzung und Entsorgung genutzt werden.
Für den Recyclingprozess ist eine standardisierte Zusammenfassung der Produktinformationen von großer Relevanz: Die Daten können im Recyclingbetrieb gescannt und in Sekundenschnelle ausgelesen werden. So wird ersichtlich, welche Materialien bei der Herstellung verwendet wurden und sie können effektiv getrennt und der Wiederverwertung zugeführt werden. Auch die Verbraucher werden den QR-Code mit dem Smartphone scannen können, um detaillierte Produktinformationen abzurufen.
Henning Kantner, Commercial Director Schlaraffia: "Als führender Markenhersteller sehen wir uns in der Pflicht, voranzugehen und Produkte so zu entwickeln, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus effizient wiederverwertet werden können. Seit Jahren setzen wir uns intensiv mit dem Thema Eco-Design auseinander und sind stolz darauf, dass erste Resultate dieser Arbeit bereits im Handel erhältlich sind. Der digitale Produktpass ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Zwar ist noch unklar, wann der digitale Produktpass als Bestandteil der Ökodesign-Verordnung innerhalb der EU verpflichtend wird, aber worauf warten? Wir gehen gerne proaktiv mit gutem Beispiel voran und freuen uns über einen offenen Dialog innerhalb der Branche."
Als Vertreter der Branche bestätigt auch Martin Auerbach die Wichtigkeit der Einführung eines solchen Produktpasses und begrüßt die proaktive Initiative von Schlaraffia: "Es ist wichtig, dass wir ins Handeln kommen und dass ein solches Best Practice-Beispiel dann auch geteilt wird. Durch die aktive Beteiligung in der Verbandsarbeit und im Netzwerk ReNewTex freuen wir uns auf einen regen Knowhow-Austausch und damit einen Vorstoß der Deutschen Matratzenindustrie in Richtung Kreislaufwirtschaft."
Die Implementierung des digitalen Produktpasses startet schrittweise bereits in diesem Jahr. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit Avery Dennison, einem weltweit führenden Anbieter von Materialwissenschaften und digitalen Kennzeichnungslösungen, und seinem Partner TripleR, einem jungen Spezialisten für digitale Kennzeichnungen im Bettensegment.
aus
Haustex 05/24
(Wirtschaft)