FEP: 68. Generalversammung und 48. Parkettkongress in Wien
Teamplay und Transparenz gefordert
Selten war eine FEP-Generalversammlung so gut besucht und selten wurden so viele aktuelle und brisante Themen behandelt. So war unter anderem unmittelbar zuvor laut geworden, dass die EU eine Antidumping-Untersuchung gegen chinesische Parkettimporte anstrengt. Präsident Lorenzo Onofri warb eindringlich für mehr Schulterschluss, mehr Mitglieder, mehr Transparenz und eine eigene Messe für die Branche. von Claudia WeidtAls hätte er es geahnt: Anlässlich der FEP-Generalversammlung im letzten Jahr in Barcelona hatte Stile-Geschäftsführer Lorenzo Onofri, der Präsident des Verbandes der Europäischen Parkettindustrie, gefordert: "Die EU muss die Interessen Europa mehr schützen und stützen" - und just kurz vor der Tagung in diesem Jahr hatte die EU eine Antidumping-Untersuchung gegen chinesische Parkettimporte angestrengt.
Rekordteilnahme in Wien
Und diese war eins der Kerninhalte einer themenreichen - und ausgesprochen gut besuchten Veranstaltung. 95 Teilnehmer fanden sich zur 68. Generalversammlung und dem anschließenden 48. Parkettkongress im schönen Wien ein - "so viel wie nie zuvor in den letzten Jahren, um ein kompliziertes Jahr 2023 zu resümieren, sich auszutauschen und gemeinsam Wege aus der derzeitig schwierigen Situation zu finden", so Onofri in seinen Begrüßungsworten.
Die Lage habe sich gegenüber dem schon herausfordernden vergangenen Jahr noch verschlechtert: "Wir erleben einen weiteren Krieg in Europa, alle Segmente, die mit dem Bau verbunden sind, leiden, wenn auch unterschiedlich von Land zu Land." Die wirtschaftlichen Rahmendaten bestätigten eine Phase des Abschwungs. Zwar seien Rohstoffe wieder etwas günstiger geworden, aber nicht Holz, so dass die Preise für das Endprodukt Parkett unverändert auf einem hohen Niveau lägen. Entsprechen erlitten Parkettproduktion und -absatz in Europa 2023 einen massiven Einbruch und auch für 2024 zeichneten sich weitere Rückgänge ab.
Globale Wirtschaftsschwäche
schürt den Protektionismus
Die globalen Aussichten blieben unsicher, sagte Onofri weiter und bezog sich dabei auf den Jahresbericht des IWF, die kurz- und mittelfristigen Wachstumsperspektiven in den meisten Ländern gedämpft. Dies schüre den Protektionismus und beeinträchtige den Welthandel. Das bekommt die Parkettbranche unmittelbar zu spüren. Weil auch die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, die USA und China, rückläufig sind, hätten 2023 Überproduktionen aus China zu extrem niedrigen Preisen den Markt überschwemmt. Verschärfend hinzu kam für die europäischen Hersteller, dass sie noch die in 2022 aufgebauten hohen Lagerbestände abbauen mussten. In Verbindung mit der gleichzeitig nachlassenden Nachfrage entstand eine "Absatzkrise mit erheblichen Margeneinbußen".
EU hat Antidumping-Untersuchung gegen chinesische Parkettimporte eingeleitet
Schon auf der FEP-Generalversammlung in Barcelona hatte Barlinek CEO Wojciech Michalowski für die Beantragung einer Antidumping-Untersuchung von chinesischen Parkett-Importen bei der EU geworben. Dem schlossen sich Weitzer Parkett und die Bauwerk-Group als Haupt-Beschwerdeführer und -finanziers an.
Über weitere Details und den Ablauf des Verfahrens berichteten FEP-Geschäftsführerin Isabelle Brose und Rechtsanwalt Yuriy Rudyuk, Partner der auf internationales Handelsrecht und Antidumping spezialisierten Kanzlei Van Bael & Bellis in Brüssel.
Die FEP hatte sich im Frühjahr 2024 im Namen von insgesamt 26 europäischen Parkettherstellern, darunter auch vier Nicht-FEP-Mitglieder an die EU gewandt, im Juni gab die EU der Beschwerde statt und leitete die Antidumping-Untersuchung gegen China ein. "Das ist ein außergewöhnliches Instrument, das die es ermöglicht, zusätzliche Zölle auf Importe zu erheben, die auf dem EU-Markt zu niedrigen Preisen verkauft werden als auf dem heimischen und eine Schädigung der EU-Industrie verursachen wie rückläufige Produktionen, Absätze oder Mitarbeiterzahlen", erläuterte Rudyuk. Wobei zwingend belegt werden müsse, dass die Schädigungen durch die fraglichen Importe verursacht werden.
Hauptvorwürfe sind chinesische Dumpingspannen zwischen 63 und 155 % sowie Preisunterbietungen zwischen 21 und 44 % in den Jahren 2022 und 2023. Was die Marktverzerrungen anbetreffe, stünden keine zuverlässigen Angaben über chinesische Inlandspreise zur Verfügung, erklärte Rudyuk weiter, aber es seien auch Verzerrungen bei den Preisen für Rundholz und Decklagen festgestellt worden. Für all dies müssten Beweise vorgelegt werden.
"Das wird ein Kampf"
Die EU untersuche nun einerseits das Ausmaß der Schädigungen der europäischen Hersteller und anderseits die Dumpingspannen der beiden chinesischen Produzenten Newco und Jinfa, die für die Stichprobe ausgewählt wurden sowie die Marktverzerrung bei den Rohstoffen. Insgesamt ginge es um 90 bis 100 chinesische Unternehmen, die des Dumpens verdächtig seien, aber nicht alle im Detail mit in die Untersuchung einbezogen würden. Diese wird ca. ein Jahr dauern, in dem dann auch über die eventuelle Erhebung von (rückwirkenden) Strafzöllen und deren Höhe entscheiden wird. Das Ergebnis wird am 13. Juni 2025 verkündet.
Auch wenn die Aussichten gut seien, warnte Rudyuk davor, das Verfahren, auf die leichte Schulter zu nehmen. Es sei sehr kompliziert und teuer. "Man reicht nicht einfach nur eine Beschwerde ein und das war’s dann." Zumal die Reaktion aus China sehr heftig gewesen sei: "Das wird ein Kampf." Dementsprechend appellierten Onofri, Brose und Rudyuk eindringlich an die FEP-Mitglieder, sich der Initiative anzuschließen und finanzielle Unterstützung zu leisten.
Derzeit untersucht die EU übrigens 120 Antidumping-Beschwerden, vornehmlich gegen China. Auf verschiedene Holzwerkstoffe und Holzböden werden in verschiedenen Ländern bereits Antidumping-Zölle erhoben, siehe die nachfolgende Tabelle.
Ein weiteres heikles Thema ist die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte, kurz EUDR, über die Parkett Magazin schon mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen berichtet hat. "Wir sind nicht gegen die Intention der EUDR", betonten Onofri und Brose, "nur ist sie in der jetzigen Form nicht praktikabel und durchführbar." Die FEP hat zusammen mit anderen Verbänden der holzverarbeitenden Industrie beantragt, dass die EUDR zum einen verschoben und zum anderen überarbeitet wird.
Auch wenn die FEP-Mitglieder derzeit an vielen Fronten kämpfen müssen, konnte Onofri der schwierigen und unsicheren Situation auch einen positiven Aspekt abzugewinnen: "Das hat viele europäische Unternehmen dazu veranlasst, näher zusammen zu rücken und mehr zusammen zu arbeiten." Er regte zum Schulterschluss auch in anderen Bereichen an, "zum Beispiel, uns wieder eine Identität von "Made in EU"-Produkten anzueignen". Um die Interessen des europäischen Parkettsektors zu stärken, sei es auch wichtig, die Mitgliederbasis zu verbreitern, sagte der FEP-Präsident eindringlich. "In diesem Zusammenhang könnten wir auch überlegen, weitere Stufen der Lieferkette mit einzubeziehen, wie große Händler oder Verlegebetriebe - zumindest sollten wir das diskutieren."
Sechs neue Mitglieder hat die FEP unlängst bereits gewonnen, davon drei ordentliche - Esco (CZ), Flo.It. (I) und Mosaic Spol. (CZ) - sowie drei assozierte - Danzer (LI), I4F (BE) und Paged Moreaa (PL: Dem stehen drei Abgänge gegenüber: Kider Wood (ES), Monolitinvest (HR) und Teknos Deutschland (D). Damit vereint der Verband nun insgesamt 84 Mitglieder, davon 51 Hersteller, 25 Zulieferer und acht Landesverbände.
"Wir brauchen eine eigene Messe"
Desweiteren trat Onofri klar für eine Messe ein - Wasser auf den Mühlen von Domotex-Chefin Sonia Wedell-Castellano. "Wir brauchen eine eigene Messe, die uns als europäische Parkettindustrie repräsentiert. Ich bin nicht wie andere der Meinung, dass Messen überflüssig sind. Alle gut organisierten, geförderten und spezialisierten Messen ziehen interessierte Besucher an und sind die beste Möglichkeit für den persönlichen Austausch, der für unser Geschäft immer noch sehr wichtig ist."
Ebenfalls sehr wichtig: Mehr Transparenz am Markt. Auch die hatte Onofri bereits in Barcelona angemahnt. "Wenn keramische Fliesen mit Holzdekor damit werben, dass für sie keine Bäume sterben, ist das schlecht für uns", sagte unmissverständlich, "dagegen müssen wir etwas unternehmen." Der italienische Verband der Parkettindustrie habe einen "Transparency Code" implementiert, mit dessen Hilfe der Endkunde den Preis bzw. den Wert eines Parkettbodens nachvollziehen kann. Auf EU-Ebene gibt es eine ähnliche Initiative der Holzwirtschaft, die Isabelle Brose vorstellte, Wood4Real. Sie wehrt sich gegen die missbräuchliche Werbung mit dem Begriff Holz für Produkte, die nicht aus Holz gefertigt werden (mehr darüber auf Seite 22).
Die nächste FEP-Generalversammlung ist für den
12. bis 13. Juni 2025 in Stockholm anberaumt.
FEP 2024
European Parquet
Federation (FEP)
SQ Europe
Square de Meeûs, 35
BE-1000 Brussels
Tel.: +32 474 545951
www.parquet.net,
www.realwood.eu
info@parquet.net
Vorstand: Vorsitz Lorenzo Onofri (Stile), Filip Galekovic (PPS Galekovic), Patrick Hardy (Bauwerk Group), Dr. Peter M. Hamberger (Hamberger Flooring), Javier Hervàs (Mariano Hervàs), Jean-Marc Legrand (Berry Alloc/BIG), Johan Magnusson (Kährs), Karl Scheucher (Scheucher Holzindustrie), Niclas Wulff (Tarkett
Geschäftsführung:
Isabelle Brose
Mitglieder: 84, davon 51 Hersteller, 25 Zulieferer, 8 Landesverbände
Zugänge: 6 - Esco (CZ), Flo.It (Italien), Mosaic Spol. (CZ), Danzer (LI), I4F (BE), Paged
Moraa (PL)
Abgänge: 3 - Kider Wood (ES), Monolitinvest (HR), Teknos Deutschland (D)
Karl Scheucher, langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Scheucher Holzindustrie und langjähriges FEP-Vorstandsmitglied, begrüßte als Vertreter des Gastgeberlandes die Versammlung in Wien und gab einen kurzen Abriss über die Lage in dem 9 Mio. Einwohner-Land. Österreich ist mit 47,9 % stark bewaldet, verfügt dabei aber nur über geringe Eiche-Vorkommen. Die Bauwirtschaft in der Alpenrepublik sei schwer getroffen von der Baukrise, 2024 werde eine Rezession erwartet. "
Wir sind wirklich in schlechten Zeiten unterwegs", so Scheucher nüchtern. 2023 habe die Parkettnachfrage in Österreich um 22,8 % auf 4,5 Mio. m2 nachgegeben und auch die Perspektiven seien nicht sehr ermutigend. Für 2024 wird ein Rückgang von -10,6 erwartet, für 2025 immer noch von -4,4 %. "Das heißt: wir müssen Wege finden, wie wir überleben können, unsere Produktion reduzieren und eventuell auch Mitarbeiter freistellen. Unsere Regierung muss etwas tun." Ende September stünden In Österreich die Nationalratswahlen an "und wir hoffen auf positive Impulse, zum Beispiel ein Konjunkturpaket für den Wohnungsbau, steuerliche Entlastungen, Sondermittel für die Wohnungsbauförderung, bessere Abschreibungsmöglichkeiten für gewerbliche Bauherren und einen Sanierungsbonus."
Michael Martin, Präsident und CEO NWFA, berichtet auf der FEP-Generalversammlung traditionell über den US-amerikanischen Parkett- und Holzbodenmarkt. Beliebteste Holzarten sind dort Roteiche (36 %), Eiche (31 %) und - mit Abstand - Ahorn (11 %) vor Hickory, Birke und anderen heimischen Hölzern. Mit 62 % ist der Anteil von Mehrschichtparkett am Absatz deutlich geringer als hierzulande. Aber auch in den USA verliert das Original aus Holz Marktanteile an "Look-alikes", sprich Böden mit Holzoptik, die als wasserresistent und kratzfest beworben werden. Aber: die Margen der Wettbewerbsprodukte werden enger, dazu wird die Lieferkette durch Versorgungs- und Transportprobleme sowie Zölle beeinträchtigt und der Kostenunterschied zwischen echtem Holz und den Kopien aus anderen Materialien verringert sich.
Frederic Jacques, Manager Hardwood and Flooring QWEB, über die kanadische Parkett- und Holzbodenbranche: "Unser größter Markt sind unverändert die USA. Nach deutlichen Absatzeinbußen 2023 haben wir dieses Jahr einiges wiedergewonnen. Allerdings haben wir letztes Jahr verheerende Waldbrände erlitten, 15 Mio. ha waren betroffen. Trotzdem sehen wir durchaus Licht am Ende des Tunnels, aber Kreativität ist gefragt."
Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse, einer unabhängigen Einrichtung, die globale Herausforderungen erforscht, ist einer der weltweit renommiertesten Experten des Klimawandels. In einer kompakten Tour d’Horizon führte er durch das Thema und identifizierte das Bauwesen als "Elefanten der Nachhaltigkeit", denn es verursacht ca. 40 % der globalen Treibhausgas-Emissionen, 55 % des Abfalls in den Industrieländern und beansprucht 90 % der Bodenschätze in Deutschland. Eine weitere große Herausforderung sei die wachsende Weltbevölkerung - von 7,8 Milliarden 2020 auf 9,9 Milliarden 2100 -, vor allem in Afrika, denn "sie wollen alle wohnen und essen. Nach meiner Meinung wird die Klimakrise in Afrika entschieden". Aber: "Es gibt Hoffnung", betonte Schellnhuber: "Wir müssen zurück zu organischen Materialien". Die Lösung in Kurzformel gebracht: "Den Planeten wiederaufforsten und mehr Holz in die Städte einbringen."
Sonia Wedell-Castellano, Global Director Domotex/Deutsche Messe, warb für Messen als Orte der Begegnung und der Inspiration: "Messen sind unerlässlich für den persönlichen Austausch". Den will die Domotex auch durch ein ganzheitliches Konzept fördern, das weitere Produktgruppen einschließt. "Wir wollen Komplettlösungen für das Interieur bieten".
"Wir sehen Licht am Ende des Tunnels" war die finale Aussage von Jean-François Guilbert, der für French Timber die Weltholzmärkte beobachtet - eine Botschaft, die sich wohl jeder der Anwesenden in Wien erhofft hatte. Aber: es bleibt trotzdem herausfordernd. Guilberts Statement zusammengefasst: Die Versorgung mit Eichenholz ist seit einiger Zeit problematisch, doch der Peak der Nachfrage sei 2023 erreicht worden, seitdem falle sie leicht. Entsprechend habe sich der Eichenpreis etwas angepasst, weiter nachgeben werde er jedoch nicht nicht.
Generell sei die Erntesituation schwierig; nach mehreren Dürrejahren litt Frankreich als größer Eicheproduzent in diesem Jahr unter zu viel Regen. Nach dem Rekordjahr 2022 sei der französische Eiche-Export nach China 2023 um 40 % eingebrochen, dafür hätten sich die Chinesen in Kroatien und der Slowakei bedient.
Angesichts einer geringeren Laubholzproduktion halte die Nachfrage nach hochwertigem Schnittholz die Rundholzpreise auf hohem Niveau. Geringerwertiges Schnittholz sei hingegen leicht verfügbar. Äste und Verfärbungen müssten weiterhin in Kauf genommen werden.
Gerhard Grüll, Leitung Holzschutz und Bioenergie Holzforschung Austria und Johannes Tieben, Holzforschung Austria, gaben Einblick in das Projekt "Parkett_Klima_Wandel", das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Anforderungen an Parkettböden befasst. Ziel ist die Erforschung des Einflusses des Raumklimas und der Temperierung auf die Stabilität und den Feuchtehaushalt von Holzböden. Das Merkblatt dazu wird im Herbst 2024 veröffentlicht. Mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben.
aus
Parkett Magazin 05/24
(Wirtschaft)