BVPF: Novellierung der Restauratoren-Fortbildung
"Der Neustart ist ein Marathon und kein Sprint"
Für die Bundesfachgruppe der Restauratoren sollte die Novellierung der Fortbildung zum Restaurator im Parkettlegerhandwerk zu einer Zerreißprobe werden. Dieter Humm berichtete auf der BVPF-Mitgliederversammlung eindrucksvoll von der geleisteten Pionierarbeit. Wenn im Oktober die ersten Diplome für den Abschluss "Master Professional - Restaurator im Parkettlegerhandwerk" verliehen werden, steht dies auch für den Beginn einer neuen Ära für die Gemeinschaft.Auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) berichtete Dieter Humm von den tiefgreifenden Auswirkungen, die die Hochstufung der Fortbildung zum Restaurator im Parkettlegerhandwerk auf das Niveau des Master Professional (DQR 7) für den Berufsstand mit sich gebracht hat. Und die seit ihrer Initiierung im Jahr 2014 bis heute nachwirken. Auf dem Podium in Nürburg vertrat der erfahrene Parkett-Restaurator den Leiter der Bundesfachgruppe der Restauratoren, Marko Domschke, und seinen Stellvertreter, den Österreicher Martin Kranl.
Heute ist in der BVPF-Fachgruppe Restauratoren nichts mehr wie es vor 2014 war. Seit ihrer Gründung 1988 hatte die Gemeinschaft in insgesamt 9 Fortbildungskursen 103 Absolventen zum Restaurator im Parkettlegerhandwerk ausgebildet. Bis zum Jahr 2014. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Deutschland 19 Gewerke, für die zuvor jeweils eigenständige Fortbildungsprüfungsregelungen galten oder noch keine Regelungen auf Kammerebene existierten, unter einer bundeseinheitlichen Fortbildungsordnung nach § 42 d HwO zusammengeführt. Das Ziel war, Restauratoren im Handwerk eine angemessene berufliche und gesellschaftliche Wertschätzung des Fortbildungsabschlusses zu zollen.
Vor den Erfolg haben die Götter
den Schweiß gesetzt
Für den neuen Abschluss "Master Professional - Restaurator im Parkettlegerhandwerk" musste ein vollständig neuer Rahmenlehrplan entwickelt werden. Dies bedeutete in der Praxis neben immensem Aufwand für die federführenden Fachgruppenmitglieder auch eine Pause von neun Jahren für fortbildungswillige Parkettleger. Denn Kurs Nr. 10 konnte erst Anfang 2023 mit gerade einmal acht Anwärtern begonnen werden. Mit einem Zeitaufwand von insgesamt 800 Std. wird der fachübergreifende Teil der Fortbildung nun mit 300 Std. in der Probstei Johannesburg in Fulda gelehrt sowie der fachspezifische Teil mit 500 Std. in Theorie und Praxis durch die Restauratoren-Dozenten. Dazu kommen für die Absolventen noch einmal 800 Std. als Heimarbeit. Träger des Kurses ist der BVPF, angesiedelt unter dem Dach der HWK Kassel. Dass der Kurs überhaupt zustande kommen konnte, war nur mit Fördermitteln möglich.
Dieter Humm rückblickend: "Die europäische Hochstufung des Restaurators auf das akademische Bildungsniveau auf Master-Ebene DQR 7 klingt zunächst gut, um unser Handwerk nach oben bringen zu können. Doch der Aufwand und die Kosten dafür sind hoch. Wir haben jetzt 1.600 Std. zu betreuen, die wir unseren Anwärtern eigentlich entgeltlich auferlegen müssen." Humm zufolge sei abzusehen gewesen, dass die Hochstufung der Fortbildung den Rahmen der Möglichkeiten der Fachgruppe sprengen würde. Und auch der Vorteil für das Handwerk sei fraglich, doch gemäß europäischer Vorgabe sei die Novellierung alternativlos gewesen. "Wir konnten hier keinen Sonderweg gehen", sagt Humm, "also haben wir uns durchgekämpft, mit großem Aufwand über zwei Jahre einen neuen Rahmenlehrplan erarbeitet. Als dann Corona kam, stand der Fortbestand der Restauratoren-Fachgruppe endgültig in Frage."
"Es ist der Beginn einer ganz neuen Ära"
Kurz vor ihrem Aus habe dann im Wesentlichen der Österreicher Martin Kranl mit seinem Engagement zusammen mit Prof. Dr. Andreas Rapp, den Humm als "Ziehvater der Restauratoren" bezeichnet, die Gemeinschaft wiederbelebt. Eine weitere fruchtbare Fügung fand sich zudem mit der Propstei in Fulda, unter deren Dach die Restauratoren die erforderliche Unterstützung für den allgemeinen Teil der Fortbildung gefunden haben.
Doch nicht nur die Rahmenbedingungen, auch das Miteinander von Dozenten und Kursteilnehmern ist heute ein anderes. Die jungen Anwärter wurden von Beginn an in die weitere Neugestaltung der Lehrinhalte mit einbezogen, damit die Schulungsmaterialien künftig auf neuestem Stand sind. "Es ist der Beginn einer ganz neuen Ära", konstatiert Humm. "Das bedeutet auch einen Generationswechsel von uns Älteren auf die Jungen. Wir versuchen ihnen Hilfestellung zu geben, lassen sie aber machen."
Mittlerweile ist der erste Kurs mit acht Anwärtern auf der Zielgraden. Die Prüfungen sowohl des fachübergreifenden als auch des fachspezifischen Teils sind geschafft und am 4. Oktober findet in der Propstei Johannesburg die erste Diplomverleihung für den Abschluss "Master Professional - Restaurator im Parkettlegerhandwerk" statt. "Damit haben die Parkettleger bei der Umsetzung der Novellierung der Restauratorenausbildung alle Gewerke, ausgenommen die Maler, überholt. Wir sind die Pioniere, die zeigen, wie die neue Ausbildung im Handwerk umgesetzt werden kann", sagt Humm nicht ohne Stolz und fügt dann noch hinzu: "Wir haben tolle Leute in dem Kurs und die große Hoffnung, dass der Generationswechsel mit ihnen gelingen wird und sie die Fachgruppe der Parkettrestauratoren zu neuem Leben erwecken werden."
Im Ausblick ist der nächste Restauratoren-Kurs ab 2026 bis 2029 geplant. Dann habe man die Kursunterlagen auf akademischen Niveau, idealerweise ein Fachbuch der Parkettrestauratoren und auch jüngere Dozenten aus den eigenen Reihen am Start. Wer die Restauratoren vorher kennenlernen möchte, hat dazu Gelegenheit an ihrem Messestand auf der Denkmal vom 7.-9. November 2024 in Leipzig.
Imke Laurinat
aus
Parkett Magazin 05/24
(Wirtschaft)