Showrooms, Messehalle, 3.500 Besucher
"Wir glauben an die europäische Bodenbelagsindustrie"
Mitte Mai begrüßten die dritten Flanders Flooring Days knapp 3.500 Besucher aus aller Welt - ein neuer Rekord und deshalb auch der Grund, dass die Veranstaltung nun jedes Jahr stattfinden soll. Erstmalig war zusätzlich zur Showroom-Tour eine Messe mit 38 Ausstellern angegliedert. Damit wollen die Organisatoren "Mehrwert schaffen" und unterstreichen "Wir glauben an die europäische Bodenbelagsindustrie."Zur Pressekonferenz vor dem Gala-Abend der diesjährigen Flanders Flooring Days am vorletzten Messetag lagen zwar noch keine finalen Zahlen vor, aber ein Rekord zeichnete sich bereits ab: "Nach dem ersten Überblick haben wir mehr als doppelt so viele Registrierungen wie im letzten Jahr", freute sich Wim Coppens, Vice President Flooring der B.I.G.-Gruppe, stellvertretend für seine Mitstreiter. Und das erhärtete sich schließlich auch: Knapp 3.500 Besucher aus fast 80 Ländern wurden zu der vier Tage währenden Veranstaltung gezählt. Sie rekrutierten sich vor allem aus dem Bodenbelagsgroßhandel, Kooperationen und industriefähigen Einzelhändlern sowie Filialisten.
Auch die Zahl der Teilnehmer war in diesem Jahr nochmal gewachsen, das Konzept ausgeweitet worden. Zusätzlich zu den inzwischen 14 Showrooms lokaler Bodenbelagsproduzenten wurde die Messehalle "The Hub" in Kortrijk aktiviert, wo sich Unternehmen ohne flämischen Standort präsentieren konnten. Ebenfalls neu: nicht nur Bodenbeläge waren zugelassen, sondern genauso flankierende Produkte wie Verlegezubehör und Verlegewerkstoffe. 38 Aussteller bildeten einen Querschnitt durch die Bodenbranche ab und genau das war die Intention der Organisatoren. "Wir wollten mit dieser Ausgabe zeigen, dass die Flanders Flooring Days auch ein Treffpunkt verwandter Segmente sein können", sagte Coppens. "Auch wenn wir Wettbewerber sind, wollen wir unsere Kräfte bündeln, um Mehrwert für die Besucher zu schaffen. Und wir wollen mit dieser erfolgreichen und wachsenden Veranstaltung unterstreichen, dass wir an Europa glauben. Und dass wir an die europäische Bodenbelagsindustrie glauben."
FFD 2025 wieder in der Vorpfingstwoche
Barbara Lagare, Director Fair Operations und Innovations der Xpo Kortrijk, verwies auf die hohe Internationalität des Publikums und das positive Feedback. Das führte zu der Entscheidung, die FFD doch jährlich durchzuführen und nicht wie im vergangenen Jahr angekündigt im Zwei-Jahres-Turnus. Der Termin für 2025 steht bereits fest: Vom 2. bis 5. Juni, wieder in der Vorpfingstwoche, was nicht alle Teilnehmer guthießen.
Neue Aussteller seien willkommen, sagte Lagare weiter, betonte aber zugleich: "Weniger ist mehr, wir nehmen nicht jeden. Qualität ist uns wichtiger als Quantität." Auch müssen bestimmte Bedingungen eingehalten werden. So dürfen etwa die Showrooms nicht weiter als 30 km von Kortrijk entfernt sein, um Wege und Zeitaufwand so gering wie möglich zu halten und auch die Standgrößen in "The Hub" sind begrenzt.
Bei den Besuchern kommt das Konzept durchaus an. "Die Eindrücke von neuen Entwicklungen, der Stimmung in der Branche und vor allem der persönliche Austausch sind immer wieder wichtig und ein zentraler Erfolgsfaktor", äußerte sich ein namhafter deutscher Händler.
Noch verhalten waren hingegen die Frequenz in und die Rückmeldungen aus "The Hub". "Insbesondere nachmittags war es schon sehr leer in den Gängen", bilanzierte ein großer Bodenbelagshersteller. Auch die Möglichkeit, Neukontakte zu generieren, war geringer, als sich mancher erhofft hatte. Gelobt hingegen wurde die gute Organisation, angefangen bei der digitalen Anmeldung über das Ambiente in der Halle bis zum Verpflegungs-Lieferservice an den Stand. Für die Besucher ohne eigenes Fahrzeug war ein kostenloser Shuttle-Service zwischen Showrooms und Messe eingerichtet. Positiv angemerkt wurde ferner, dass sich die FFD auf vier Tage in der Woche konzentrieren, ohne dass ein Wochenendtag eingeschlossen ist.
Coretec Floors: Künftig auch ohne Kleber
und PVC-frei unterwegs
Coretec Floors erfreute sich auch in diesem Jahr wieder regen Interesses in seinem Showroom. Dazu trugen sicher die beiden Produktneuheiten bei, die das Unternehmen seinen Kunden zeigte. Bislang stand die Marke Coretec für Rigid Multilayer-Designböden auf PVC-Basis mit integrierter Korkunterlage. Mit Blickrichtung auf den Objektbereich, der künftig verstärkt bearbeitet werden soll, steigen die Belgier nun auch in das Thema Dryback ein. "Flexible, inspired by Coretec" ist ein 3 mm-Produkt mit 0,55 mm-Nutzschicht in den Bestseller-Dekoren der Naturals Collection.
Und: auch PVC-freie Beläge wird es künftig unter dem Coretec-Dach geben. In den USA sammelt die Muttergesellschaft US Floors mit einem entsprechenden Produkt bereits erste Erfahrungen auf dem Markt, im Showroom in Kruisem konnten Interessierte einen ersten Blick darauf werfen. Die Einführung in Europa ist für das erste Quartal 2025 vorgesehen.
Barth & Co: "Coming-Out" mit
neuer Tochtergesellschaft Barth International
Barth & Co nutzte die Flanders Flooring Days für ein doppeltes Debüt: Dem aufmerksamen Beobachter fiel das neue Logo Barth International am Messestand in "The Hub" auf und außerdem traf er dort auf ein prominentes Branchengesicht an neuer Wirkungsstätte - Jürgen Resch, bis Sommer 2023 in diversen Führungspositionen bei der Classen-Gruppe unter Vertrag.
Der arrivierte Vertriebsprofi, seit 38 Jahren im Export unterwegs und in der ganzen Welt vernetzt, und Sebastian Kruczek, geschäftsführender Gesellschafter von Barth & Co, kennen sich seit vielen Jahren. Und setzen nun ein gemeinsames Projekt auf: Barth International. Mit der Neugründung führt der Importeur und Dienstleister aus Korschenbroich seine Internationalisierungsstrategie weiter - die skandinavischen Aktivitäten bleiben unberührt davon - und will mit seinem Produkt- und Servicekompetenzen künftig auch außerhalb der deutschsprachigen Länder punkten.
Barth International tritt mit Parkett- und Vinylböden zunächst in Westeuropa an. Das eigenständige Sortiment werde optisch und technisch auf die jeweiligen Zielmärkte ausgerichtet, sagte Kruczek. Auch das Marketing werde angepasst. Die Geschäftsführung teilen sich Kruczek und Resch, wobei Resch als CEO das operative Geschäft verantwortet - und ehrgeizige Ziele hat: Anderthalb Jahre gibt er sich, um das junge Unternehmen auf eine solide Basis zu stellen. Dabei steht ihm ein weiterer Vertriebsroutinier zur Seite: der Belgier Kurt van Ryssel, zuvor in leitenden Positionen bei Balta, B.I.G. und Classen.
Unilin: One Stop-Shopping mit Parkett,
Laminat, Designbelägen -
und Neuentwicklung Lumic
Unilin Flooring hatte dieses Jahr richtig aufgefahren und viel zu zeigen und zu sagen. Einen Neuanfang wagen die Belgier im Parkettsegment, das in den letzten Jahren zumindest in den deutschsprachigen Ländern unter dem Radar lief. Dort hat man sich produktseitig und personell neu aufgestellt. Thomas Mattieson soll als neuer Vertriebsleiter DACH Unilin Wood dem Thema Auftrieb verleihen. Dafür steht ihm ein gleichfalls neues Sortiment zur Verfügung, dessen Highlight bis zu 72 Stunden wasserfeste Parkettböden sind (mehr dazu ab Seite 48), mit denen man Markanteile von Vinyl zurückgewinnen will.
Das Parkett stammt komplett aus eigener Fertigung: Die (Eiche-)Decklagen kommen aus dem eigenen Sägewerk in Rumänien, die Weiterverarbeitung erfolgt in Malaysia, wo Unilin über eine Gesamtkapazität von 2,7 Mio. m verfügt. Das Programm wird unter der Marke Quick-Step vermarktet, wobei man Synergien mit den anderen Eigenprodukten wie Laminat, Designbelägen und der Neuentwicklung Lumic anstrebt - Stichwort One Stop-Shopping. Darüber hinaus seien auch Partner Brands möglich, heißt es. "Diese sind für uns über alle Segmente hinweg wichtig".
Als "ganz neue Bodenkategorie" wurde Lumic groß in Szene gesetzt. Die Eigenentwicklung sieht aus wie Holz, klingt wie Holz und fühlt sich an wie Holz - und wird außerdem als wasserfest und extrem kratzfest beschrieben. Zu den Details wollte Unilin noch nicht viel sagen und ließ lediglich verlauten, dass es sich "um den ersten Boden weltweit mit recycelten Holzfasern" handelt, "kein Komposit", wie betont wird, in einem patentierten Verfahren auf neuen Anlagen gefertigt.
Daneben bleiben in Wielsbeke selbstverständlich auch Designbeläge im Fokus, wie das 100 Mio. EUR-Invest in eine neue Anlage im LVT-Werk belegt. Neu ist hier unter anderem die Dryback-Kollektion Flex Vinyl mit gepresster Fase. Schöne Beispiele für Musterverlegungen mit 3D-Effekt waren bei Moduleo zu sehen.
Breiten Raum widmete Unilin zudem seinen Nachhaltigkeitsambitionen. Charlotte Naessens, die das Thema für die Bodenbelagssparte verantwortet, gab einen Einblick in die verschiedenen Aktivitäten. Vor allem über den Ressourceneinsatz macht man sich in Wielsbeke viele Gedanken. Für Parkett beispielsweise bedeutet das, die Rohstoffausbeute zu maximieren, etwa durch dünne, aber normengerechte Decklagen und den Einsatz von Mittellagen aus HDF oder massiver Hevea (Gummibaum) von Bäumen, die kein Kautschuk mehr produzieren. Genauso wichtig werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft Wiederverwendung und Recycling genommen. Die HDF-Träger für Laminat bestehen heute bereits zu 100 % aus Altholz, bis 2030 strebt Unilin 20 % Anteil recycelter Holzfasern an. Und im Rahmen ihres Recover-Programms nehmen die Belgier Vinylbeläge zurück - auch fremde.
Lamett: Neuer Showroom und Vertrieb
in Deutschland umgestellt
Premiere bei den Flandern Flooring Days feierte in diesem Jahr Lamett. Der Anbieter von Parkett und Vinyl-Designbelägen lud seine Kunden an den neugestalteten Stammsitz nach Deerlijk ein, wo unter anderem ein neuer, großzügiger Showroom entstand.
Lamett, 2008 von den beiden Branchenkennern Bruno Descamps und Thomas Baert gegründet, nimmt bereits seit einigen Jahren vermehrt Fahrt auf. 2016 hatte das Unternehmen den vertikal integrierten Massivparketthersteller Morava Wood im tschechischen Unicov übernommen und in den Folgejahren in dessen Ausbau investiert. Mittlerweile belegt der Standort eine Fläche von 100.000 m und "ist eine der modernsten Parkettproduktionen Europas", sagt Nele van Cauwenberghe, die Marketing und Produktmanagement leitet. 2018 erwarb Lamett zudem ein Sägewerk im französischen Tours, um die Rohstoffversorgung sicherzustellen. Nicht aus eigener Produktion stammt Dreischichtparkett, das als Handelsware geführt wird.
Über Parkett hinaus sind SPC-Designböden mit integirerter Trittschalldämmung, von Lamett als "Parquetvinyl" vermarktet, eine wichtige Säule des Sortiments. Zum Herbst wird das Programm mit Drybacks zum Kleben ergänzt.
Zugleich rüstet Lamett auch personell auf und hat dabei vor allem den deutschen Markt im Visier. Zuvor mit Handelsvertretern aktiv, haben die Belgier nun drei Außendienstmitarbeiter angestellt. Ein vierter im Südwesten soll noch dazukommen.
Nautica: Neuer Player
mit holzbasierenden Designböden
Maritimes Flair im Hallenzentrum verbreitet der Stand von Nautica Home mit einem kompakten Programm wasserfester, PVC-freier holzbasierender Designböden "aus europäischer Produktion". Die 8 mm dicken Planken im Format 1.292 x 193 mm sind aktuell in fünf Holzdekoren erhältlich, weitere folgen kurzfristig. Nautica ist eine in den 1980er Jahren gegründete Lifestyle-Marke aus den USA, die Bekleidung, Accessoires und Einrichtungsprodukte vermarktet. Yusuf Çakmak und Cüneyt Er vom belgischen Im- und Exporthaus Kadirelli haben sich die Marke nun für Designbeläge gesichert und feierten damit auf den FFD Premiere.
Claudia Weidt
aus
Parkett Magazin 04/24
(Wirtschaft)