BHB: DIY-Branche zeigt sich robust
Polykrise bietet auch Chancen für Baumärkte
Nach dem Ende der Corona-Pandemie hatten die Baumärkte in der DACH-Region eigentlich auf ein Stück mehr Normalität im Jahr 2023 gehofft. Doch die Polykrise mit drastischen Verteuerungen in vielen Bereichen ging auch hier nicht spurlos vorbei und die DIY-Branche verbuchte erstmals seit etlichen Jahren Umsatzrückgänge. Doch die Unternehmen zeigen sich robust und sehen Chancen.Wie andere Branchen blicken auch die Baumärkte auf ein herausforderndes Jahr 2023 zurück. Zwar ging die Inflation zurück, doch hielten unterschiedlich preistreibende Effekte und die sogenannte "Gierflation" (Zitat BHB - Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten) in vielen Wirtschaftsbereichen fast alle Preise auf hohem Niveau. Auf die (Konsum-)Stimmung der Verbraucher drückten zudem Verunsicherungen durch die Politik und die geopolitischen Kriege und Krisen. Und dann kamen auch noch ungünstige Wetterverhältnisse hinzu: Winterwetter bis fast zum Mai verdarb das Frühlingsgeschäft und ein immer wieder nasser Sommer verregnete ebenfalls das Gartenjahr.
In Zahlen ausgedrückt schlossen die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland 2023 mit einem Gesamtbruttoumsatz von 21,24 Mrd. EUR ab, das entspricht einem Minus von 3,1 %, bzw. 3,4 % auf bereinigter Fläche. Dabei zeigte sich der Jahresverlauf sehr uneinheitlich. So sank im März die Konsumlaune in den Keller und ließ die Umsätze gleich zweistellig nachgeben. Der Juni wirkte dagegen mit einem Plus von 8,3 % als Stimmungsaufheller. Insgesamt schafften es im vergangenen Jahr allerdings nur drei Monate flächenbereinigt ins Plus. Die Standortzahl verminderte sich um 17 auf 2050, die Gesamtverkaufsfläche blieb mit knapp 13,27 Mio. m
2 stabil. Der Sortimentsbereich Wand/Boden schnitt mit einem vergleichsweise moderaten Minus von - 1,9 % besser ab als andere Warengruppen, Holz musste hingegen mit - 9,7 % einen deutlichen Rückschlag hinnehmen.
Auch die Nachbarländer konnten sich nicht von der Situation entkoppeln. So verringerte sich der Gesamtumsatz in Österreich um 3,2 % auf 3,07 Mrd. EUR, wobei die Inflation sogar noch höher als in Deutschland lag. In der Schweiz verminderte sich der Gesamtumsatz mit -4,9 % auf 3,53 Mrd. CHF am stärksten, trotz einer anhaltend niedrigen Inflationsquote (im Schnitt 2,1 %).
Ungeachtet der eindeutig negativen Bilanz sieht der BHB Chancen auf eine Besserung noch im laufenden Jahr, auch wenn sich die Rahmenbedingungen noch nicht ins Positive drehen. BHB-Vorstandssprecher Frank Tepaß verwies hierzu darauf, dass sich die Branche in der Polykrise sehr stabil gehalten habe und die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) unverändert positiv sei. "Mit unseren Kardinaltugenden wie der starken Produktauswahl und -verfügbarkeit, Beratung und Preiswürdigkeit sind wir der Ansprechpartner Nr. 1 der Menschen für ihr Zuhause - das gilt auch und erst recht in Krisenzeiten. Zudem haben wir durchaus Hoffnung, dass sich das Wetter diesmal saisonal positiv entwickelt und die Fußball-Europameisterschaft als Stimmungstreiber wirkt."
Zugleich bekämen Einstiegssortimente künftig noch mehr Gewicht. "Viele Menschen müssen ihre Budgets kleiner kalkulieren und auch günstigere Produkte in Betracht ziehen." Der DIY-Handel reagiere bereits darauf, unterstrich Tepaß und gehe mit den Produkten z.B. im Preiseinstieg in eine Verbreiterung der Sortimente.
Generell werde das Bauen im Bestand weiterhin stark zunehmen, da Neubauten auf Sicht eher geringe Wachstumsraten aufweisen würden. "Der Bestandsmarkt ist für junge Familien oftmals die einzige Chance auf ein eigenes Heim. Hier müssen und werden sich die Baumärkte als verlässlicher Partner mit den entsprechenden Produkten und Services positionieren." Dabei werde die Kooperation mit professionellen Handwerkern sowohl in deren Rolle als Servicedienstleister wie auch als Abnehmer von bau- und renovierungsnahen Sortimenten eine wachsende Bedeutung bekommen.
aus
Parkett Magazin 04/24
(Wirtschaft)