Fachpraxis Restaurierung
Parkett Kleditzsch auf Festung Königstein
Mitten im Elbsandsteingebirge in 240 m Höhe über dem Flusspegel erhebt sich imposant die Festung Königstein. Für die Restaurierung eines historischen Dielenbodens in einem Ausstellungsraum des heutigen Museums Magdalenenburg musste Parkett Kleditzsch hoch hinauf: Da Fahrzeuge auf dem Bergplateau weder zugelassen sind, noch die steile historische Zufahrt hinauf kämen, musste sämtliches Material und Gerät mit Handkarren und Lastenaufzug transportiert werden.Die Festung Königstein, 1141 erstmals als Kaiserburg der böhmischen Könige erwähnt und erst viele Jahre später ab 1589 zur Festung ausgebaut, erhebt sich inmitten des Elbsandsteingebirges auf dem Plateau des gleichnamigen Tafelbergs in 240 m Höhe über dem Elbspiegel. Genutzt wurde sie einst zur Grenzsicherung, als Ausrichtungsort höfischer Feste und auch als Staatsgefängnis. Die in den Jahren 1621 und 1622 auf Königstein errichtete Magdalenenburg diente im Obergeschosse als Wohnung für die Hofgesellschaft sowie als Provianthaus. Bemerkenswert ist etwa der historische Weinfaßkeller, in dem ab 1624 drei Riesenfässer errichtet worden waren - das größte von König August dem Starken hatte 240.000 l Fassungsvermögen.
Ab 1913 entfiel schließlich die Verteidigungsbereitschaft und Königstein wurde im 1. Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager, später als Erholungsheim der Sächsischen Armee und ab 1949 als Jugendwerkhof genutzt, bevor es 1955 zum Museum für Militärgeschichte wurde.
Im Jahr 2020 erhielt der Parkettlergermeister und -restaurator Gerd Kleditzsch aus Pockau vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) den Auftrag, den historischen Dielenboden in einem der Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss des Westflügels der Magdalenenburg zu restaurieren. Eine besondere Herausforderung für die Parkettrestauratoren: Auf dem rund 9,5 ha großen Plateau der Festung sind Fahrzeuge weder zugelassen, noch kämen sie die steile historische Zufahrt hinauf, so dass der Transport aller benötigten Materialien und Geräte mit Handkarren und einem Lastenaufzug bewerkstelligt werden musste.
Beurteilung und Ausbau der Dielen
Der zu restaurierende Dielenboden auf ca. 287 m
2-Fläche wurde höchstwahrscheinlich im Jahr 1819 im Zuge des Umbaus zum bombenfesten Proviantmagazin eingebaut. Beim Begehen gab er spürbar nach, fast alle Bereiche der Dielen zeigten abgerissene Oberwangen. Die Bretter waren mit handgeschmiedeten Nägeln von oben befestigt, und um den Balkenausgleich zu erzielen, hatte man die Dielen unterseitig abgebeilt oder gespaltene Leisten untergelegt. Weil die handgeschmiedeten Nägel mit der breiten Seite quer zum Faserverlauf eingeschlagen worden waren, zeigten sich verstärkt Risse in den Brettern. Trennungen zwischen den Jahresringen auf der rechten Dielenoberseite hatten ebenfalls zu Rissen und Abplatzungen geführt.
Der Bodenaufbau aus massiven Fichtendielen in Stärken zwischen 16 und 38 mm gliedert sich in fünf ca. 4,3 m lange Dielenfelder sowie ein ca. 2,5 m langes Dielenfeld im Eingangsbereich. In den Feldern selbst liegen Bretter in unterschiedlichen Breiten.
Schadstellen waren teilweise bereits mit Kiefer-Brettern repariert worden; zudem ließen stellenweise zerteilte Dielen auf eine frühere Reparatur an den darunterliegenden Balken schießen. Insgesamt wies die Fläche leichte Unebenheiten durch die Holzbalken sowie unterschiedlich breite Fugen und teilweise Flecken und Verfärbungen von Eisen auf.
Restaurierungsarbeiten
Parkett Kleditzsch ging die Restaurierung des historischen Holzbodens in Teilflächen nach Baufortschritt an. Der Auftraggeber hatte eine substanzschonende Instandsetzung mit einzelbrettabhängiger Zustandsprüfung gefordert. Und so wurden die Dielen flächenweise vorsichtig ausgebaut, gekennzeichnet, in vorbereitete Verlegepläne eingetragen und in die Werkstatt transportiert.
Dort trockneten die Restauratoren die Holzplanken künstlich auf 9 %-Holzfeuchte, entnagelten und reinigten sie manuell. Mit der Hobelmaschine wurden die Dielen rückseitig auf eine einheitliche Dicke von 15 mm gebracht. Neue Fichtenbretter mit ebenfalls 9 %-Holzfeuchte wurden auf die Länge und Breite der historischen Dielung zugeschnitten und mit den alten Dielen mit 2K-PU-Klebstoff verklebt und als Pressung verschraubt. Nach Aushärten des Klebers konnten die Pressschrauben wieder entfernt werden.
Anschließend brachten die Parkettleger die Dielen durch rückseitiges Kalibrieren auf eine einheitliche Holzstärke von 36 mm. Um die zerstörte Nut-Feder-Verbindung wiederherzustellen, wurden die Planken an den Längsseiten substanzschonend neu beschnitten und genutet. Dabei wurden neu geschnittene Fremdfedern aus Nadelholz verwendet.
Rücktransport und Wiedereinbau
Zurück in der Magdalenenburg verlegte Kleditzsch die aufgearbeiteten Dielen mit verdeckter Verschraubung gemäß Verlegeplan wieder in ihre ursprünglichen Felder. Die durch das Beschneiden fehlende Deckbreite wurde durch bauseitig gelagertes historisches Reserveholz, das ebenfalls aufgedoppelt wurde, nach Bedarf ergänzt. Leichte Höhendifferenzen der neu verlegten Dielen im Nutbereich zueinander beseitigten die Handwerker mit dem Hobel.
Als alle Dielenfelder wieder verlegt waren, ging es an die Oberflächenbehandlung des Holzbodens, der jetzt mit Schmiedenägeln von oben auf den Balkenreihen genagelt lag. Risse und Beschädigungen in den Dielen wurden geöffnet, verspachtelt und mit eingefärbtem 2K-PU-Fugenspachtel verschlossen. Die Fläche erhielt mit der Rotex und der Columbus einen materialschonenden Schliff. Für die Oberflächenbehandlung wählte Kleditzsch die Parkettimprägnierungen Classic Base Oil und Classic 100 Pro Oil von Berger-Seidle in jeweils zwei Aufträgen. Und den passenden Rahmen gaben dem sanierten Holzboden zuguterletzt noch neue Fichte-Sockelleisten.
Imke Laurinat
aus
Parkett Magazin 03/24
(Referenz)