Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung tagte in Kippenheim
Austausch in erweitertem Kreis
Auf der Bundesfachgruppentagung Aus- und Weiterbildung tauschten sich Ende Februar mehr als 40 Teilnehmer über aktuelle Themen der Nachwuchsförderung aus. Gastgeber war der Parketthersteller Jaso in Kippenheim im Schwarzwald.Durch die zweitägige Tagung zur Aus- und Weiterbildung im Parkettlegerhandwerk führte Tobias Michalak, Fachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF), der gleich zu Beginn über deutlich gesunkene Ausbildungszahlen berichten musste. Mit Stand Februar 2024 gab es in Deutschland über alle drei Lehrjahre hinweg insgesamt 602 Parkettleger-Azubis (-4,4 %), bei den Bodenlegern waren es 419 (-13,2 %). Bereits seit 2020 sind die Azubi-Zahlen rückläufig. Tobias Michalak konnte dafür keine genauen Gründe nennen: "Sind es die Spätfolgen der Corona-Pandemie? Oder liegt es daran, dass die jungen Menschen lieber Influencer werden wollen? Ich kann darauf keine vernünftige Antwort geben." Allerdings würde der derzeitige Anmeldungsstand des ersten Lehrjahres wieder verhältnismäßig gut aussehen.
Die jüngste Erhöhung der Tarifentgelte für Lehrlinge könnte zur Steigerung der Attraktivität der Berufe beitragen. Parkett- und Bodenleger-Azubis starten seit März 2024 im ersten Lehrjahr mit einem Monatsgehalt von 820 EUR. Der Höchstlohn beträgt ab Januar 2025 für Azubis im dritten Lehrjahr 1.000 EUR. Bei ausgelernten Fachkräften sind die Entgelte seit 1. März um 5,3 % gestiegen, im Januar 2025 folgt eine weitere Erhöhung um 3,3 %.
Gesellenprüfungen und digitales Berichtsheft
Die elf Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse für das Parkettlegerhandwerk tagten im Herbst 2023 gemeinsam in Gelsenkirchen. Dabei standen die Überarbeitung und die Vereinheitlichung der Arbeitsproben für die praktische Gesellenprüfung im Mittelpunkt. Beschlossen wurde, dass der 14er-Stab massiv und der 16er-Stab für die Aufgabe 1 der Gesellenprüfung freigegeben werden. Bei der Arbeitsaufgabe 2 (elastische Beläge) sind ab Sommer 2024 auch Designbeläge zur Prüfung zugelassen.
Seit August 2023 können Ausbildungsbetriebe das digitale Berichtsheft zur Dokumentation der Ausbildung nutzen, daneben kann auch weiterhin das Berichtsheft in Papierform geführt werden (bestellbar beim SN-Verlag Hamburg). Seit der Einführung verzeichnete der BVPF rund 70 Anmeldungen für das digitale Berichtsheft. Berufsschullehrer berichteten, dass viele Azubis nach Rücksprache mit ihrem Betrieb gesagt haben, dass die Ausbilder weiterhin die Dokumentation in Papierform verwenden wollen. Tobias Michalak sagte dazu: "Uns ist durchaus bewusst, dass dieser Wandel unter Umständen bis zu acht Jahren dauern kann."
Euroskills und Deutsche Meisterschaft
Der ehemalige Bundeslehrlingswart Heinz Brehm berichtete, dass Jörg Schülein aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Bundestrainer für die Euroskills zur Verfügung gestellt hat. Der Obermeister der Innung Franken, Niederbayern und Oberpfalz trainierte viele Jahre junge Parkett- und Bodenleger für die Berufe-Europameisterschaft. Künftig soll dieses Ehrenamt bei der Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung angesiedelt werden. "Wenn wir das überhaupt übernehmen können, muss es ein Team von mindestens drei Leuten sein, da die Aufgaben sehr umfangreich sind. Es sind Trainingseinheiten und Qualifikationen zu absolvieren. Etwa 30 Tage ehrenamtliches Engagement sind zu investieren", sagte Michalak. Jetzt werden Freiwillige gesucht.
Auf der Deutschen Meisterschaft der Parkett- und Bodenleger 2023 am Hans-Schwier-Berufskolleg in Gelsenkirchen traten die landesbesten jungen Parkettleger-Gesellen und Bodenleger-Facharbeiter gegeneinander an - insgesamt 13 Teilnehmer. Bei den Parkettlegern siegte Arian Rama aus Mönchengladbach, bei den Bodenlegern der Hamburger Till Baumann. Mit rund 450 Besuchern konnte dort ein Zuschauerrekord verbucht werden. 42 Sponsoren aus der Industrie machten die Großveranstaltung möglich.
Dieses Jahr wird der Wettbewerb am 15. November in der Jobelmann-Schule im niedersächsischen Stade ausgerichtet. Für die Landesbesten gibt es einen weiteren Anreiz, ihr Können zu zeigen: Alle Teilnehmer haben Anspruch auf die Begabtenförderung des Bundesbildungsministeriums. Der Betrag wurde kürzlich von 7.200 auf 8.400 EUR erhöht, berichtete Tobias Michalak. Das Geld muss für die eigene berufliche Weiterbildung verwendet werden, etwa zur Finanzierung des Meisterkurses.
Initiative "Das ist Bodenhandwerk"
Seit zehn Jahren macht sich die Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" für die Gewinnung von Lehrlingen in den Berufen Parkett-, Boden- und Estrichleger sowie Raumausstatter stark. Die Agentur DIM-Abteilung befüllt deren Scoial Media-Aktivitäten. Katja Schmidt und Thomas Mix von DIM-Abteilung informierten über die Aktivitäten. "Unsere durchschnittliche Reichweite einzelner Postings liegt zwischen 30.000 und 150.000 Personen. Allgemein haben wir mit unseren Kanälen in den vergangenen zehn Jahren bereits rund 4 Mio. Personen erreicht", sagte Katja Schmidt. Die Initiative ist auf Facebook, Instagram und Tiktok vertreten und betreibt die Plattform www.das-ist-bodenhandwerk.de. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 1.000 Postings und 100 Videoclips veröffentlicht.
Auf dem Stellenfinder der Initiative können Betriebe kostenlos Ausbildungsstellen eintragen. "Pro Jahr verzeichnen wir um die 1.000 Online-Bewerbungen auf die Stellenanzeigen", sagte Katja Schmidt. Die Anzeigen sind auf den Job-Plattformen Aubi-Plus, Ausbildung.de und der Bundesagentur für Arbeit präsent sowie auf rund 1.300 Webseiten von Schulen.
Überprüfung der Wiedereinführung
der Meisterpflicht
2020 wurde die Meisterpflicht im Parkettleger-Handwerk wieder eingeführt. 2024 kommen die Ergebnisse auf den Prüfstand durch das Bundeswirtschaftsministerium. "Wir sind auf einem guten Weg, obwohl die Entwicklung der Azubizahlen leider nicht für uns spricht", sagte BVPF-Vorstandsmitglied Thimo Dätsch. Demgegenüber sei jedoch die Anzahl der Meisterausbildungen seit 2020 gestiegen. Eine Trumpfkarte für die Meisterausbildung seien die Themen Asbest-Sanierung und Gefahrstoffe: "Für die Instandsetzung belasteter Gebäude brauchen wir eine qualifizierte Ausbildung", unterstrich Dätsch.
Die nächste Bundesfachgruppentagung ist für den 13./14. März 2025 terminiert.
aus
Parkett Magazin 03/24
(Marketing)