Marburger Tapetenfabrik J.B. Schaefer GmbH & Co. KG

Marburg ist 180 und fit für die Zukunft

Die Marburger Tapetenfabrik setzt seit ihrer Gründung auf Innovation, Technik, Design und Qualität. Diese Tradition will die sechste Generation des Familienunternehmens fortführen. Mit Investitionen in moderne Digitaldruckanlagen sieht sich der Hersteller gut aufgestellt.

Die Marburger Tapetenfabrik blickt 2025 auf 180 Jahre Firmengeschichte zurück und hat in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld die Weichen für die Fortsetzung ihrer Erfolgsgeschichte gestellt. Im Mittelpunkt eines insgesamt 22 Mio. EUR starken Investitionspakets steht modernste Digitaldrucktechnologie, die die Tapetenherstellung schneller, günstiger und individueller macht. Damit überlässt Ullrich Eitel seinen Kindern ein grundsolides Familienunternehmen, das auch in Zukunft auf Innovation, Technik, Designführerschaft und Qualität setzen will.

Ullrich Eitel, der die Kreativschmiede in Kirchhain seit 48 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter führt, überträgt die Tapetenfabrik in diesem Jahr an Sohn Paul, nachdem dieser bereits Anfang 2024 in die Geschäftsleitung eingetreten ist. Mit Hilfe seiner Schwestern Katharina (Musterkartenabteilung) und Constanze (Personalleitung) wird er in sechster Generation die Geschicke des Traditionsunternehmens lenken - und dabei sicher auch den einen oder anderen Ratschlag seines Vaters beherzigen.

Passion für die Tapete

"Die Familie ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Marburger Tapetenfabrik", ist Ullrich Eitel überzeugt. Die von der Passion für die Tapete geleitete Struktur sorge für Kontinuität und eine strategische Planung, die die langfristige Ausrichtung des Unternehmens an seinem deutschen Standort festlege. Ein weiterer wichtiger Faktor seien die Mitarbeiter. "Bei uns geben sie ihr Bestes", ist Eitel sicher.

Paul Eitel, der Wirtschaftsingenieurwesen und BWL studiert hat, wird in diesem Jahr nicht nur die Position des geschäftsführenden Gesellschafters vom Vater übernehmen, sondern auch seinen Verantwortungsbereich vergrößern. Denn mit dem einvernehmlichen Ausscheiden von Wolf Kappen aus dem Familienunternehmen, der nach elf Jahren auf eigenen Wunsch eine leitende Funktion außerhalb der Tapetenbranche übernehmen will, ist der 28-Jährige demnächst auch für Marketing und Vertrieb zuständig.

Wie Ullrich Eitel betont, findet er eine engagierte Vertriebsmannschaft vor. Kappen habe sich insbesondere im Export verdient gemacht und Märkte erfolgreich aktiviert sowie reaktiviert. Der 47-Jährige will sich Ende März aus dem operativen Geschäft zurückziehen, dem Unternehmen und Paul Eitel jedoch bis zu seinem für Ende Mai geplanten endgültigen Ausscheiden beratend zur Seite stehen. Kaufmännischer Geschäftsführer ist Alexander Kubsch.

Talent als Tüftler

"Paul hat die Möglichkeit und die Fähigkeit, das Unternehmen noch weiter zu entwickeln", meint Vater Ullrich. Dieser hinterlässt allerdings große Fußstapfen. Unter seiner Regie wurden in den vergangenen Jahren 17 Mio. EUR in ein neues Hochregallager und modernste Druckmaschinen investiert, in diesem Jahr kommen weitere 5 Mio. EUR dazu. Der Diplom-Ingenieur bewies auch immer wieder sein Talent als Tüftler, ihm sind zahlreiche Innovationen zu verdanken wie eine Abschirmtapete gegen Elektrosmog, die Crush-Tapete, die wärmereflektierende Tapete Celsius und eine LED-Tapete.

Dieser Erfindungsreichtum wird nach Auskunft Paul Eitels auch in Zukunft das Familienunternehmen prägen. Denn mit Dr. Christian Dams habe es einen Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, der ebenso wie Ullrich Eitel an technischen Raffinessen interessiert sei. Seiner Kreativität entsprang die Tapete Terra aus dem natürlichen Material Lehm. Damit verstärkt das Unternehmen sein Engagement für Nachhaltigkeit.

In der Neuzeit angekommen

Bei den Druckverfahren der Tapetenfabrik nimmt der Digitaldruck eine immer bedeutendere Rolle ein. Das Unternehmen arbeitet bereits mit zwei hochmodernen Anlagen und setzt sich damit nach Auskunft Ullrich Eitels vom Wettbewerb ab. "Durch die rotative Digitaldruckmaschine sind wir in der Neuzeit angekommen", betont er. Die neue Technik beschleunige die Produktion und ermögliche die Herstellung auch kleiner Losgrößen sowie die punktgenaue Planung der Produktion. "Digitaldruck wird das Produktportfolio verändern", ist Paul Eitel sicher.

Aber nicht nur technisch, auch beim Thema Design will die Marburger Tapetenfabrik führend bleiben. Mit Felix Diener hat sie einen Art Director, der mit Kreativität überzeugt und der digitalen Technik gegenüber aufgeschlossen ist. Er setzt auch die Zusammenarbeit mit Künstlern und Designern fort. Begründet hat diese Tradition Paul Eitels Großmutter Hilde Eitel. Sie kooperierte mit namhaften Künstlern und Designern. Ihrer Initiative entsprang die X-Art-Kollektion mit Tapeten unter anderem von Paul Wunderlich, Niki de Saint Phalle und Allan Jones, die 1972 Teil der 5. Documenta in Kassel war.

Weitere Kreative, die mit der Marburger Tapetenfabrik zusammenarbeiteten, waren Zaha Hadid, Luigi Colani Ulf Moritz und Harald Glööckler. Jüngstes Testimonial ist das Model Papis Loveday, das gemeinsam mit dem Art Director bereits die zweite Kollektion entwickelte: Fashion Icon ist inspiriert von der internationalen Haute Couture. Eine weitere Trendkollektion bestehend aus nachhaltigen Materialien soll im Herbst auf den Markt kommen.

"Heiztapete ersetzt Heizung"

"Es gibt noch viele Ideen im Köcher," sagt Ullrich Eitel. Ein herausragendes Projekt will er auf alle Fälle noch begleiten: eine Heiztapete. Mit ihrer Entwicklung gehe das Unternehmen einen großen technischen Schritt. Die Begründung: "Aufgrund der Heiztapete wird es in Zukunft keine Heizung mehr geben. Die Wärme wird von der Wand kommen." Solch technisch ausgereiften Produkte ermöglichten es der Marburger Tapetenfabrik, im Markt zu wachsen und auch andere Gewerke zu erobern.

Die Heiztapete lässt zwar noch einige Zeit auf sich warten, aber Eitels blicken aufgrund der Investitionen und der Kreativität des Unternehmens auch im derzeit von einem schwierigen Umfeld geprägten Markt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Um seine Neuheiten zielgerichtet zu präsentieren, wird sich das Familienunternehmen auch im kommenden Jahr wieder auf der Heimtextil in Frankfurt präsentieren. Die internationale Leitmesse sei eine bedeutende Plattform für die ganze Branche. "Für uns war die diesjährige Heimtextil äußerst erfolgreich", hebt Ullrich Eitel hervor und appelliert an den Wettbewerb, sich auf der Messe zu zeigen und damit die Branche zu stärken.
| Cornelia Küsel



Daten + Fakten Marburger Tapetenfabrik
Marburger Tapetenfabrik J.B. Schaefer
GmbH & Co. KG
Bertram-Schaefer-
Straße 11
35274 Kirchhain
Tel.: 06422/81-0
www.marburg.com

Geschäftsführende
Gesellschafter:
Ullrich Eitel, Paul Eitel
Geschäftsfüher:
Wolf Kappen
Alexander Kubsch
Gegründet: 1845
Beschäftigte: 290


Impulse für die Tapetenbranche
Die Marburger Tapetenfabrik ist einer der ältesten Tapetenhersteller Europas. Ihre Gründung geht auf das Jahr 1845 zurück, als Johann Bertram Schaefer in Marburg ein Fachgeschäft für Innenausstattung eröffnete. Die Tapetenproduktion begann 1879. Nach der fast vollständigen Zerstörung der Fabrik im Zweiten Weltkrieg wurde sie im nahe gelegenen Kirchhain wieder aufgebaut. Seit 1779 wird die Marburger Tapetenfabrik in fünfter Generation von Dipl. Ing. Ullrich Eitel geführt. Sein Sohn Paul stieg im vergangenen Jahr in die Geschäftsführung ein.

Mit einem Vollsortiment im gehobenen Segment hat das Unternehmen mit seinen Innovationen maßgebliche Impulse in der Tapetenbranche gesetzt:
-1925: erste Stoff-Tapetenkollektion
-1956: Erfindung des rapportlosen Druckverfahrens
-1965: erste Textiltapete
-Anfang der 1970er Jahre: Weiterentwicklung der Schaumtapete zur Umsetzung im Siebdruck, heute weltweit das am meisten verbreitete Verfahren
-Anfang der 1990er Jahre: Entwicklung der Crush-Tapete. Marburg ist bis heute der einzige industrielle Hersteller, der dieses Verfahren auf Rotationsmaschinen praktiziert.
-1992: Pionierarbeit in Sachen Nachhaltigkeit mit der ersten strukturieren PVC- und weichmacherfreien Tapete Supranova

Weitere Entwicklungen aus dem Hause Marburg sind eine EMV-Abschirmtapete gegen Elektrosmog, Granulatveredelungen, das Aufbringen von Spezialpigmenen wie Glasperlen und Strass sowie Rüschendetails. Jüngste Neuheiten sind die LED-Tapete Sun und die Tapete Terra aus Lehm.

Außer mit technologischen Entwicklung zeichnet sich das Unternehmen durch seine Zusammenarbeit mit internationalen Designern aus. So initiierte Ullrich Eitels Mutter Hilde Eitel Anfang der 1970er Jahre Kooperationen mit Künstlern wie Allen Jones und Nikki de Saint Phalle. Die daraus entstandene X-Art-Kollektion war 1972 Teil der Documenta 5 in Kasse. Später entwarfen unter anderem Ulf Moritz, Zaha Hadid, Harald Glööckler und Luigi Colani Kollektionen für Marburg. Derzeit kooperiert das Unternehmen mit dem Model Papis Loveday.

Für ihre Innovationskraft wurde die Marburger Tapetenfabrik 2009 mit dem Großen Preis des Mittelstands ausgezeichnet. Die Designabteilung erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter mehrfach den Red Dot Award, den German Design Award, den Good Design Award und den Iconic Award.
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Die Kollektion Fashion Icon von Papis Loveday by Marburg wurde auf der Heimtextil in Frankfurt erstmals präsentiert.
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
"Es gibt noch viele Ideen
im Köcher."
Ullrich Eitel,
Geschäftsführender Gesellschafter
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
"Digitaldruck wird das
Produktportfolio verändern."
Paul Eitel,
Geschäftsführender Gesellschafter
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Die Familie hat das Traditionsunternehmen groß gemacht. Die Kinder Katharina, Paul, Constanze und Vater Ullrich Eitel setzen wie gehabt auf Qualität, Technik und Designführerschaft.
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Moderne Digitaldruckmaschinen beschleunigen die Produktion, ermöglichen kleine Losgrößen und bieten damit die Chance, auch individuelle Tapeten herzustellen.
Marburg ist 180 und fit für die Zukunft
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Die Marburger Tapetenfabrik wurde 1845 gegründet. Sie hat ihren Sitz in Kirchhain bei Marburg. In den vergangenen Jahren investierte das Unternehmen unter anderem in ein modernes Hochregallager.
aus BTH Heimtex 03/25 (Wirtschaft)