Das Teppichwerk: Führungstrio im Interview
Konzentration auf Kompetenz bei textilen Bodenbelägen
Seit Januar 2025 treten die Hamelner Teppichwerke (vormals Vorwerk) als "Das Teppichwerk" am Markt auf (siehe Kasten). Der textile Belagshersteller hat sich personell verstärkt und möchte mit einer neuen Objektkollektion "Made in Germany" mit der Marke Vorwerk wieder dichter an die Kunden heranrücken. Im Interview erläutern der geschäftsführende Gesellschafter Tobias Arnold, der Vertriebsleiter Handel Peter Leinweber und der Vertriebsleiter Objekt Christian Petzold die Details.FussbodenTechnik: Herr Arnold, Sie haben 2020 zusammen mit zwei Partnern die Teppichboden-Sparte des Vorwerk-Konzerns durch ein Management-Buy-out übernommen und agieren seitdem als unabhängiges Unternehmen am Markt. Was gehörte alles zu dieser Übernahme?
Tobias Arnold: Zur Übernahme gehörte alles, was zur Herstellung einzigartiger Bodenbeläge notwendig ist: das Grundstück in Hameln, die Gebäude und Maschinen, die Mitarbeitenden sowie die Marke Nordpfeil. Über einen Lizenzvertrag nutzen wir außerdem die Marke Vorwerk. Seitdem konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenz: textile Bodenbeläge.
FT: Sie betonen die Konzentration auf textile Bodenbeläge
Arnold: weil wir in der Vergangenheit davon abgewichen sind. Inzwischen konzentrieren wir uns wieder auf das, was wir seit 1883 sehr gut können und lieben: Wir produzieren und vertreiben textile Bodenbeläge.
FT: Waren nach der Übernahme Investitionen nötig?
Arnold: Natürlich. Einerseits in unseren Standort Hameln, in den wir allein 2024 einen knapp siebenstelligen Betrag investiert haben, unter anderem in die Installation einer 4.000 m
2 großen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Andererseits in Köpfe: So konnten wir zum Beispiel Peter Leinweber als Verkaufsleiter Handel gewinnen. Außerdem haben wir eine neue Innendienstleiterin eingestellt, um noch besser für unsere Kunden da zu sein. Ebenso haben wir eine neue kaufmännische Leitung dazugewonnen. Insgesamt haben wir das Führungsteam in den vergangenen Monaten neu aufgestellt, um so gemeinsam mit unseren Kunden in eine erfolgreiche Zukunft gehen zu können.
FT: Produzieren Sie vollstufig?
Arnold: Ja, das tun wir: Wir tuften und weben, wir färben in der Kufe - das ist sehr wichtig, weil gerade textile Beläge auch von Farbe leben -, bei Bedarf bedrucken wir auch, wir beschichten Bahnenware und Fliesen selbst, wir schneiden und stanzen Fliesen, schneiden Coupons - auch im Raummaß - und wir konfektionieren und veredeln abgepasste Teppiche, unsere Vorwerk Rugs, aus unserer Bahnenware.
Peter Leinweber: Daraus ergibt sich eine große Flexibilität, da wir etwa ohne Weiteres eine Bahnenware mit unserem eigenen Akustikrücken versehen können. Und der Faktor Zeit spielt natürlich auch eine Rolle. Da wir alle Produktionsschritte im Haus haben, ist die Ware schnell verfügbar. Zusätzliche Transportwege und damit verbundene Wartezeiten gibt es bei uns nicht.
Arnold: Aber wir haben eben nicht nur Maschinen übernommen, sondern auch unsere leidenschaftlichen Mitarbeitenden, die seit Jahren mit den Anlagen und Produkten vertraut sind und somit über eine sehr hohe technische Kompetenz verfügen. Und wir haben Innen- und Außendienstler, die zum Teil jahrzehntelange Kundenbeziehungen haben. Das alles wollen wir einsetzen, um den textilen Bodenbelag nicht nur bei uns, sondern insgesamt wieder nach vorne zu bringen.
FT: Sie tuften und weben - wie haben sich beide Bereiche zuletzt entwickelt?
Arnold: Tufting hat sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Bei Webware haben wir im Jahr 2024 einen deutlichen Zuwachs erreichen können.
Christian Petzold: Und zwar sowohl bei Unis als auch bei gemusterten Qualitäten. Hier kommt uns zugute, dass wir ab 250 m
2 sehr individuell fertigen können. Wenn eine Sparkasse kommt und die roten Punkte auf eine bestimmte Art und Weise verteilt haben möchte, dann gestalten wir den Teppichboden so. Das sind auch die wesentlichen Kundengruppen für unsere Web-Produkte: Sparkassen, Banken, Versicherungen, die auf sehr langlebige Produkte und eine unübertroffene Wertigkeit setzen.
FT: Kommen nach wie vor alle Produkte mit Ausnahme der Moorea-Teppichfliese aus Hameln?
Petzold: Ja, abgesehen vom Garn und dem Träger wird alles bei uns hergestellt. Moorea wird zwar nicht in Hameln produziert, ist aber von dort aus lagerhaltig verfügbar.
FT: Ist Ihre Bahnenware lediglich in 400 cm oder auch in 500 cm Breite erhältlich?
Leinweber: Wir haben beides im Sortiment, wenn auch nicht bei allen Qualitäten. Bei unserer Einstiegskollektion Passion sind alle Artikel in beiden Breiten erhältlich. In der Wohnkollektion Fascination 1, die wir Anfang des Jahres 2024 auf den Markt gebracht haben, gibt es einige Produkte in 500 cm Breite. Für den Wohnbereich wird das durchaus nachgefragt und bei diesen Qualitäten liegt der Anteil am Absatz teilweise über 40 %. In der Objektkollektion Projection 1, die wir im Januar 2025 auf der BAU vorgestellt haben, wird es nur 400 cm geben.
Arnold: Mit der Nachfolgekollektion Projection 1 werden wir wieder dichter an unsere Kunden heranrücken. Ich habe in den vergangenen Wochen bereits eine ganze Reihe von Verbänden und Großhändlern besucht und dabei die sehr erfreuliche Feststellung gemacht, dass sie gerne wieder intensiver mit uns zusammenarbeiten wollen. Wir werden ihnen unter Beweis stellen, dass wir ihre Wünsche und auch die Sorgen hören und kennen, Lösungen dafür haben und ein verlässlicher Partner sind.
Leinweber: Wir produzieren in Deutschland, wir haben eine hohe Warenverfügbarkeit - alle Artikel der Kollektionen Passion, Fascination 1 und Projection 1 werden bevorratet, bei Akustikfliesen sind beispielsweise über 50 Positionen sofort lieferbar - und wir werden unseren Service noch weiter verbessern.
FT: Welche Bedeutung hat "Made in Germany" heute noch?
Petzold: "Made in Germany" ist emotional hoch aufgeladen. Dabei geht es - wie auch bei deutschen Marken - um Qualität und es geht um Sicherheit. Wenn ich mir ein Tempo-Taschentuch kaufe, bin ich mir sicher, dass es hält. Und wenn ich einen Termin bei einem Architekten habe, dann schafft der Vorwerk-Koffer Vertrauen. Vertrauen in ein qualitativ hochwertiges Produkt, das schon immer in Deutschland hergestellt wurde. Es geht auch um heimische Arbeitsplätze oder den Wunsch, nicht komplett von ausländischen Lieferanten abhängig zu sein. Die stehen zwar für große Mengen, aber wir und andere deutsche Hersteller stehen auch für Vielfalt und Qualität.
FT: "Made in Germany" mag für Vielfalt, Qualität, kurze Transportwege oder hohe Warenverfügbarkeit stehen, aber können Sie angesichts vergleichsweise hoher Kosten auch preislich mit dem Wettbewerb mithalten?
Petzold: Sie werden immer jemanden finden, der billiger ist. Daher streben wir die Preisführerschaft gar nicht an. Aber natürlich sind wir uns des Themas bewusst und haben etwa bei unseren Akustikfliesen für das Objekt in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, extrem gute Produkte auf den Markt zu bringen, mit denen wir bei großen Objekten marktgerechte Preise erzielen können.
Leinweber: Ab Herbst 2025 werden wir in der neuen Passion-Kollektion nicht nur Polyamid-Produkte führen, sondern auch solche aus Polyester. Aus meiner Sicht haben wir dann ein fulminantes Angebot mit Fascinaton 1, Projection 1 und Passion.
Das Teppichwerk im Überblick
Das Teppichwerk GmbH & Co. KG
Kuhlmannstraße 11
31785 Hameln
Tel.: 0 51 51 / 1 03-0
info@dasteppichwerk.de
www.dasteppichwerk.de
Gründungsjahr: 1883
Mitarbeiter: 155
Umsatz (2023): 33,3 Mio. EUR
Geschäftsführender
Gesellschafter:
Tobias Arnold
Vertriebsleiter Handel: Peter Leinweber
Vertriebsleiter Objekt: Christian Petzold
Marketing: Eric Fricke
Markennamen:
Vorwerk, Nordpfeil
Produkte: gewebte und getuftete Teppichböden, Teppichfliesen, abgepasste Teppiche, Schmutzfangmatten, Sauberlaufteppiche
Neuer Name drückt Selbstverständnis aus
Die Hamelner Teppichwerke firmieren ab sofort als Das Teppichwerk GmbH & Co. KG. "Jetzt ist es Zeit, der Position am Markt, dem Anspruch und der langfristig angelegten Zukunftsstrategie Rechnung zu tragen", erklärte dazu der geschäftsführende Gesellschafter Tobias Arnold. Der neue Name spiegele das Selbstverständnis des Unternehmens wider: deutsche Präzision, höchste Qualität und eine starke Verbindung zur Herkunft. Die Produktmarke Vorwerk bleibt erhalten, "als Synonym für Qualität und Tradition".
Der Hersteller textiler Bodenbeläge wurde 1883 von Carl Vorwerk in Wuppertal gegründet und gehörte bis zum Management-Buy-out im Jahr 2020 zum Vorwerk-Konzern. Sitz und Produktion befinden sich im niedersächsischen Hameln.
aus
FussbodenTechnik 03/25
(Wirtschaft)