Nachgefragt bei Michael Lucas, geschäftsführender Gesellschafter Plyquet

"Wir sehen als namhafter Hersteller der Zukunft gelassen entgegen"


Warum haben Sie auf der Bau ausgestellt?

Für uns war die Domotex immer die wichtigere Messe, da zur Domotex unsere weltweiten Kunden gekommen sind. Wenn wir parallel auf der Bau ausgestellt haben, trafen wir die gleichen Kunden. Inzwischen ist die BAU internationaler geworden. Wir hatten Kunden aus 55 Ländern auf dem Stand. Unsere Entscheidung, zur Bau zu gehen, wurde dann natürlich auch durch den sich abzeichnenden Strafzoll gegen chinesisches Parkett noch einmal bestätigt.

Leider werden Messen immer weniger besucht. Viele jüngere Kunden informieren sich nur noch im Internet. Deshalb werden wir wahrscheinlich dem zweijährigen Messezyklus folgen und im Folgejahr ein Kundenevent veranstalten.

Wie sieht Ihre BAU-Bilanz aus?

Wir hatten exzellente Neukontakte. Eigentlich stellt man ja nicht wegen Bestandskunden aus. Durch den Strafzoll war es aber eine besondere Situation. Wir haben uns entschlossen, 120.000 m2 im Monat in chinesischen Abmessungen zu produzieren, um unseren Kunden zu helfen, die Situation zu überwinden, ohne alle sich im Markt befindlichen Muster auszuwechseln.

Was war noch gut an der BAU und was hat gefehlt?

Das kann ich nicht sagen. Auf der letzten BAU war ich als Besucher und nicht einmal die Restaurants waren offen. Dieses Mal war ich jeden Tag um 8 Uhr auf der Messe und habe nur die Fußbodenhallen gesehen. Ich fand es aber sehr bedauerlich, dass viele große Hersteller die Messe als Aussteller gescheut haben. Wir sind bei weitem nicht klein. Wir verkaufen in 68 Länder und betreiben trotzdem keinen kostspieligen Gigantismus. 100m2-Fläche reichen manchmal, um präsent zu sein und ein offenes Ohr für die Interessen und Ideen seiner Kunden zu haben.

Welche neuen Produkte oder Themen
standen bei Ihnen im Vordergrund?

Wir sind da etwas konservativ. Wir sind kein Händler, sondern Hersteller und springen nicht auf jeden Trend auf. Man kann im Parkettbereich die Welt nicht neu erfinden. Wir waren bei vielen Produkten die ersten, sind häufig kopiert worden und die einzigen, die diese noch produzieren. Neu ist ganz klar die Produktschiene in 190 x 1.900 mm und 260 x 2.200 mm für uns aus aktuellem Anlass. Ferner haben wir noch einmal Versailles-Tafeln gezeigt, die allerdings keine neue Idee sind, sondern sich bereits in hochwertigen Projekten bewährt haben. Und dann haben wir noch neue LVT- und SPC-Produktlinie unseres Kooperationspartners Elegant Living vorgestellt, der drittgrößten Gruppe in China und sicher eine der hochwertigsten.

Welche Erwartungen hegen Sie nach der Messe für das Jahr?

Ich glaube, meine Ausführungen vorab sind eindeutig. Ich freue mich auf dieses Jahr. Als Hersteller auf sich selbst gestellt zu sein und gegen unfairen Wettbewerb zu kämpfen, macht keinen Spaß. Deshalb haben einige europäische Hersteller das Antidumping-Verfahren beantragt. Nun sollten zumindest alle Produzenten mit fairen Voraussetzungen konkurrieren.

Welches Thema ist derzeit am wichtigsten?

Im Parkettbereich sicher die Verschiebungen der Lieferströme. Natürlich sind unsere Kollegen aus China schnell dabei, ihre Werke zu verlagern. Glücklicherweise hat die EU angekündigt, die Verrechnungspreise zwischen den Stammwerken und den neuen Niederlassungen zu überprüfen. Die für Europa sicher auch wichtige Frage ist, wie sich der deutsche Markt entwickelt - normalerweise 10 Mio. m2 Verbrauch von insgesamt 80 Mio. m2 in ganz Europa - nun die lahme Ente.

Wie werden sich die
Antidumping-Zölle auswirken?

Parkett und insbesondere Landhausdielen werden hoffentlich den Stellenwert bekommen, den sie verdienen. Für mich als "Hölzerner" war es ein Graus zu sehen, dass manchmal Parkett billiger als seine Kopien in den Läden lag. Wobei wir als namhafte Hersteller der Zukunft gelassen und mit Freude entgegensehen. Wenn wir in einem fairen Wettbewerb nicht bestehen können, wäre es unser Versagen.
aus Parkett Magazin 02/25 (Wirtschaft)