Bundesfachgruppentagung Aus- und Weiterbildung 2025
Azubi-Zahlen erreichen neuen Tiefststand
Die Lehrlingswarte der Innungen des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) sowie die zuständigen Berufsschullehrer widmeten im März 2025 intensiv der Ausbildung im Bodenhandwerk. Der Austausch fand dieses Mal beim Bodenbelagsanbieter Objectflor in Köln statt.Die Entwicklung der Azubi-Zahlen bei den Parkett- und Bodenlegern war nur eines der vielen Themen, die bei der Bundesfachgruppentagung Aus- und Weiterbildung auf dem Programm standen. Rund 40 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren nach Köln gereist, um sich an zwei Tagen im Campus des Bodenbelagsanbieters Objectflor auszutauschen - vor allem Lehrlingswarte der 18 regionalen Innungen des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) sowie Lehrkräfte der sieben zuständigen Berufsschulen. Auch Bundesinnungsmeister Manfred Weber und dessen Stellvertreter Ralf Wollenberg nahmen teil. Durch die Tagung führten der Bundesfachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung, Tobias Michalak, und sein Stellvertreter Robert Mutschall.
Azubi-Zahlen: Bei der Vorstellung der Entwicklung der Anzahl der Lehrlinge bei den Parkett- und Bodenlegern fand Tobias Michalak deutliche Worte: "Die Zahlen sind erbärmlich und nächstes Jahr werden sie wahrscheinlich noch weiter runtergehen." Zum Stand Februar 2025 gab es in Deutschland über alle drei Lehrjahre hinweg insgesamt 557 Parkettleger-Lehrlinge (-7,5 %) und 380 Bodenleger-Azubis (-9,5 %). Nachdem die Azubi-Zahlen seit 2021 stetig gesunken sind, ist nun ein neuer Tiefststand erreicht. Für die Handwerksunternehmen gelte, sich ins Zeug zu legen und sich vor allem online als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, führte Michalak aus. Der BVPF will an seiner Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" festhalten, um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken.
Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk": Die Kampagne "Das ist Bodenhandwerk" macht sich für die Nachwuchsgewinnung in den Berufen Parkett-, Boden- und Estrichleger sowie Raumausstatter stark - und will junge Menschen vor allem über Social Media für eine solche Ausbildung begeistern. Thimo Dätsch vom BVPF-Vorstand stellte die jüngsten Aktivitäten vor, wie etwa den Relaunch der Website www.das-ist-bodenhandwerk.de: Neben einem modernen Design ist diese nun auch mit einem Bereich für Eltern ausgestattet. "Wir möchten damit Eltern gezielter ansprechen, da sie einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder haben", erklärte Dätsch. Mit Videoclips und kreativen Postings rührt "Das ist Bodenhandwerk" auf Facebook, Instagram und Tik Tok die Werbetrommel. Die jährliche Reichweite beträgt bis zu 1,5 Mio. Menschen bzw. 3 Mio. Seitenaufrufe. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Initiative rund 15.000 Beitragsreaktionen und 4.000 Link-Klicks über Social Media auf die genannte Website.
Im Stellenfinder von "Das ist Bodenhandwerk" können Betriebe kostenlos Stellenanzeigen für ihre freien Ausbildungs- und Praktikaplätze einstellen:
www.das-ist-bodenhandwerk.de/stelle-melden/. Die Anzeigen erscheinen gleichzeitig auf großen Job-Portalen wie Aubi Plus und dem der Bundesagentur für Arbeit sowie in über 600 Schulforen. "Durch die Zusammenarbeit mit weiteren neuen Portalen ist es uns gelungen, die Reichweite unseres Stellenfinders massiv zu erhöhen", sagte Thimo Dätsch und nannte die Plattformen Ausbildung.de und Google Jobs. Er forderte die Anwesenden auf, weiter Werbung für den Stellenfinder zu machen und diesen aktiver für die Nachwuchsgewinnung zu nutzen.
Austritt von Förderern: Die Initiative "Das ist Bodenhandwerk" finanziert sich vor allem durch die Fördergelder von Unternehmen und Verbänden der Branche. Thimo Dätsch sprach in diesem Zusammenhang von einem unschönen Ereignis: Zum Jahresende 2024 beendeten nahezu zeitgleich alle Förderer aus der Estrichbranche, darunter auch der Bundesverband Estrich und Belag (BEB), ihre Sponsorentätigkeit bei "Das ist Bodenhandwerk". Bei sieben Förderern fehlt nun ein fünfstelliger Euro-Betrag zur Finanzierung der Arbeit der Initiative. Als Folge dessen macht "Das ist Bodenhandwerk" seit 2025 nicht mehr auf Social Media Werbung für eine Ausbildung zum Estrichleger und Estrichleger-Betriebe können den Stellenfinder nicht mehr kostenfrei nutzen.
Ausbildung der Bodenleger: Ein weiterer Schwerpunkt bildete die Diskussion um die Anforderungen an die praktischen Abschlussarbeiten der Bodenleger-Lehrlinge. Bundesfachgruppenleiter Tobias Michalak wünschte sich, einen deutschlandweit einheitlichen Standard zu erzielen - vor allem, was die Qualität der Abschlussarbeiten der Bodenleger angeht, die an Berufsschulen für Raumausstatter unterrichtet werden. Die Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung will künftig an die Berufsschulen für Raumausstatter herantreten und auch Gespräche mit dem Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR) führen.
Überprüfung der Wiedereinführung der Meisterpflicht: Seit Januar 2020 besteht im Parkettlegerhandwerk wieder die Meisterpflicht. Nach vier Jahren sollten die dadurch erreichten Ergebnisse durch das Bundeswirtschaftsministerium überprüft werden. Bundesinnungsmeister Manfred Weber sagte, dass für diesen Vorgang in Kürze mit einem Ergebnis zu rechnen sei. Er betonte, dass das Parkettlegerhandwerk trotz schwacher Azubi-Zahlen dem Ministerium Top-Ergebnisse präsentieren konnte: Die durchschnittliche Anzahl der jährlichen Meisterschüler habe sich von 22 auf 77 erhöht, zudem sei eine neue Meisterprüfungsverordnung entwickelt und eingeführt worden. Ein großer Trumpf sei vor allem das Fachwissen der Parkettleger-Meister beim Umgang mit Gefahrstoffen (Asbest, Kunstharze etc.). Weber rechne daher fest damit, dass die Meisterpflicht im Parkettlegerhandwerk bestehen bleibe.
Die nächste Bundesfachruppentagung Aus- und Weiterbildung findet am 26. und 27. Februar 2026 bei Uzin Utz in Ulm statt.
aus
Parkett Magazin 03/25
(Wirtschaft)