Interface

Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich

Klimaneutralität entlang aller Geschäftsaktivitäten - diesen Standard hat Interface nun erreicht. Ein wichtiger Meilenstein für den Teppichfliesenspezialisten, der das nächste Ziel auch schon vor Augen hat: bis 2040 CO-negativ zu werden. Designorientierte Produktentwicklungen wie die neue Open-Air-Kollektion tragen ihren Teil dazu bei.

Drei Worte bringen es auf den Punkt: Interface ist klimaneutral. Ein Konzern mit einem Umsatz von 1,2Mrd.USD im Jahr 2021, mit sechs Produktionsstandorten auf vier Kontinenten, mit weltweit 3,600 Mitarbeitern weist also eine CO-Bilanz von Null aus. Auf der Kölner Büroausstattungsmesse Orgatec machten die Teppichfliesen-Spezialisten die Nachricht im deutschsprachigen Raum publik. "Als weltweit erster und bisher einziger Bodenbelagshersteller haben wir diesen Meilenstein erreicht und uns dies von unabhängiger Seite bestätigen lassen", berichtet Anne Salditt, Marketing Director D/A/CH bei Interface in Krefeld. Die Zertifizierung erfolgte gemäß dem international anerkannten Standard PAS 2060, der durch die Normungsorganisation British Standards Institution entwickelt wurde. Diese prüft und bewertet weltweit Produkte und Managementsysteme.

Klimaneutral
in jederlei Hinsicht

"Interface ist klimaneutral - das bedeutet, dass nicht nur alle unsere Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus klimaneutral sind", erklärt Deutschland-Geschäftsführer Nils Rödenbeck. "Wir gleichen auch alle weiteren Treibhausgasemissionen einschließlich aller Betriebsabläufe und entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette freiwillig aus." Dabei geht es Interface in erster Linie um die Dekarbonisierung; das heißt, der CO-Ausstoß soll auf ein absolutes Minimum gesenkt werden. Nur Emissionen, die sich gar nicht vermeiden lassen, gilt es auszugleichen. Einen gewissen Ausstoß werde es allerdings immer geben: "Sonst wäre eine Produktion nicht möglich."

Bescheinigt wurde dem Unternehmen die Klimaneutralität für das Jahr 2021 in allen Geschäftsaktivitäten und "über alle drei Scopes": Scope 1 umfasst die direkte Freisetzung von Emissionen im eigenen Unternehmen. Scope 2 betrifft die indirekte Freisetzung von Emissionen durch Lieferanten von Energie wie Strom und Gas. Und schließlich geht es in Scope 3 um die indirekte Freisetzung von Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette, beispielsweise beim Transport der Rohstoffe zum Werk oder beim Transport der fertigen Produkte zu den Kunden. "Wenn Unternehmen Klimaneutralität verkünden oder anvisieren, ist es immer wichtig zu schauen, von welchem Bereich sie dabei sprechen", erläutert Anne Salditt. "Ob sie auch alle drei Scopes damit meinen oder nur einen bestimmten Bereich wie die Produktion, den Transport oder einzelne Produkte im Portfolio."

Transparenter Umgang
mit Kennzahlen

Den verbliebenen CO-Ausstoß aus den drei Scopes gleicht Interface durch freiwillige Kompensationsmaßnahmen für Klimaschutzprojekte aus - mit dem Fokus auf beispielsweise erneuerbare Energien, Aufforstung sowie Erhalt wichtiger Ökosysteme. Die Emissionen aus den beiden ersten Scopes, die unter anderem die Betriebstätigkeit des Unternehmens und zugekaufte Energie betreffen, konnte Interface bereits auf 14.101 t reduzieren, was 2,9 % der Gesamtemissionen ausmacht. Scope 3 ist, wie bei den meisten Unternehmen, mit 97,1 % ein Schlüsselbereich für die weiteren Reduktionsziele.

"Nicht viele Unternehmen können diese Zahlen überhaupt benennen", so Anne Salditt. "Wir kennen die Emissionen der drei Bereiche." Dies sei eine wichtige Voraussetzung für die Reduktion. Tatsächlich hält Interface seine Daten sehr transparent: Jeder kann von der Unternehmensseite Umwelt- und Gesundheitserklärungen (EPD und HPD) zu den Produkten herunterladen. Auch seine Nachhaltigkeitskennzahlen und -fortschritte veröffentlicht Interface jährlich.

Systematische Reduktion
in 25 Jahren

Der Anbieter wäre nicht so weit wie jetzt, hätte er nicht bereits eine sehr komplexe und vielschichtige Reise mit zahlreichen Meilensteinen zurückgelegt: Eine Interface-Teppichfliese hat heute bei Verlassen des Werkstors (cradle-to-gate) einen durchschnittlichen CO-Fußabdruck von 4,8 kg CO/m; vor 25 Jahren waren es noch fast 20 kg CO/m. Wichtige Stellschrauben auf dem Weg dorthin sind beispielsweise die Nutzung erneuerbarer Energien oder die eingesetzten Materialien. Das Werk in den Niederlanden läuft seit vielen Jahren mit 100 % Ökostrom; das Wasser wird rezirkuliert.

Für den Teppichfliesen-Pol, der ausschließlich aus hochwertigem Polyamid-Garn besteht, setzt Interface heute zu einem großen Teil recycelte Nylonfasern ein. Die aktuelle bitumenfreie Rückenkonstruktion Cquest Bio kombiniert Recyclingmaterial mit biobasierten Rohstoffen und soll bewirken, dass die CO-Emissionen des Gesamtproduktes um weitere 30 % sinken. Sie wird als Standard bei ausnahmslos allen Interface-Teppichfliesen eingeführt, also nicht etwa als höherpreisige Umwelt-Variante. "Unsere Kunden zahlen für die Teppichfliesen mit dem neuen Rücken trotz hoher Forschungs- und Entwicklungskosten den gleichen Preis wie vorher", erklärt Rödenbeck. Insgesamt hilft die steigende Nachfrage nach umweltverträglichen Materialien, Kostenvorteile pro Produkt zu erzielen. Diese Erfahrung hat Interface auf seinem Weg zur Klimaneutralität bereits mehrfach gemacht, beispielsweise mit dem Einsatz von recyceltem Nylongarn. Auch Produktionsabläufe und Lieferketten hat Interface umgestellt, um immer weiter CO einzusparen. Hinzu komme der geringe Verschnitt bei Teppichfliesen im Allgemeinen, der durch richtungsfrei verlegbares Design noch weiter optimiert wurde.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand

Der Weg zur Klimaneutralität begann für den Anbieter vor rund 30 Jahren. Initiator und wichtiger Wegbegleiter war und ist Interface-Gründer Ray Anderson. 2011 verstorben, sind er und seine Ideale im Unternehmen weiterhin stark präsent: In Krefeld gibt es in nahezu jedem Raum ein Zitat von ihm. Natürlich geht es bei Interface auch um Profitabilität und wirtschaftliche Stabilität; von 2020 auf 2021 wuchs der Jahresumsatz von 1,1 Mrd. USD auf 1,2 Mrd. USD. Ray Anderson sah zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit keinen Widerspruch: "Ich bin auch aus unternehmerischer Sicht immer für Nachhaltigkeit. Das Konzept ist wirklich überzeugend: Unsere Herstellungskosten sind dadurch gesunken, und unsere Produkte sind besser als je zuvor."

Die "Mission Zero" hatte Ray Anderson im Jahr 1994 ausgerufen. Dass das Ziel jetzt erreicht ist, kann der 2011 verstorbene Interface-Gründer leider nicht mehr miterleben. Bei der Klimaneutralität hätte Anderson es sicher nicht belassen, und das Gleiche gilt auch für Interface. Im Zuge der Mission "Climate Take Back" will das Unternehmen bis 2040 CO-negativ (und damit klimapositiv) sein. Ein wichtiges Zwischenziel: Bis 2030 will man die bis jetzt noch kompensierten Emissionen aus Scope 1 und 2 um weitere 50 % reduzieren. Außerdem sollen die in Scope 3 erfassten Emissionen aus Geschäftsreisen und dem Pendeln der Mitarbeitenden um 30 % sowie die Emissionen im Zusammenhang von gekauften Waren und Dienstleistungen um 50 % reduziert werden Seine Emissionsreduktionsziele validiert Interface seit 2021 durch die Science Based Targets initiative (SBTi).

Auch der Markt verlange immer stärker nach klima- und ressourcenschonenden Produkten. Dies nimmt man positiv in vielen Ausschreibungen und Gebäudezertifizierungen wahr. "Unser Respezifikations-Quotient ist ausgesprochen hoch; Kunden, die unsere Produkte eingesetzt, beraten oder geplant haben, kommen wieder auf uns zu, wenn die Bodenbeläge erneuert werden müssen", berichtet Rödenbeck. Zuletzt im Emporio-Hochhaus in Hamburg: Hier ließ die Union Investment die auf rund 11.000 m und sieben Büro-Etagen verlegten alten Teppichfliesen durch neue Interface-Qualitäten austauschen.

Re-Entry-Programm
schenkt Fliesen ein zweites Leben

Die alten Interface-Fliesen werden nicht etwa entsorgt, sondern im Rahmen des Konzeptes Re-Entry weitergenutzt; auch das zeigt das Beispiel aus Hamburg. Drei Optionen stehen dem Kunden dabei zur Wahl: die Wiederverwendung ("Re-Use"), die Wiederverwertung ("Re-Cycling"), oder die Energierückgewinnung (Re-Cover"), also thermische Verwertung. "Wir sind davon überzeugt, dass die Lebenszyklus-Verlängerung - also die Wiederverwendung - der nachhaltigste Weg ist", so Daniel van Hooven, Teamleader Customer Service bei Interface Deutschland. Dafür beauftragt der Kunde seinen Verleger, die Teppichfliesen zu stapeln und transportfähig zu verpacken. Interface organisiert dann die Abholung; ein Partner bereitet die weiter nutzbaren Fliesen auf, sodass diese in sozialen Projekten oder lokalen Unternehmen ein zweites Leben erhalten. Häufig betrifft das mehr als 80% der verlegten Fliesen, die jenseits der Laufstraßen gelegen haben. Beschädigte oder stark verschmutzte Module wiederum werden entweder recycelt oder thermisch verwertet. Für die zur Verfügung gestellten Teppichfliesen erhält der Kunde von Interface ein Zertifikat.

So ein Austausch funktioniert schnell und ohne größere Unterbrechungen des Betriebsablaufs: ein weiterer Grund, warum die Teppichfliese aus dem textil auszustattenden Objekt nicht mehr wegzudenken ist und dort immer weiter an Boden gewinnt. "De facto wird kaum noch ein Neubau, der textilen Bodenbelag vorsieht, ohne Teppichfliese ausgeschrieben", stellt Anne Salditt fest. "Und wir sehen es an unserer eigenen Entwicklung: In den letzten acht Jahren haben wir den Umsatz verdreifacht, und das nur in Deutschland." Bei Herstellern, die sowohl Bahnenware als auch Teppichfliesen anböten, nehme der Fliesen-Anteil deutlich zu. Teppichfliesen-Pionier Interface ist der weltweit größte Anbieter für textilen modularen Bodenbelag und bisher vor allem im Office-Segment stark. Mit der neuen Hospitality-Kollektion legt das Unternehmen nun auch den Grundstein im Bereich Hotel- und Gastgewerbe.

Europäisches und
internationales Design

Dass das so gut klappt, liegt natürlich nicht nur an Umweltausrichtung und Funktionalität der wieder aufnehmbaren und leicht austauschbaren Fliese, sondern auch und vor allem an ihrer Optik. "Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit - das ist der Dreiklang, den wir anstreben und der am Markt hervorragend funktioniert", so Rödenbeck.

Designaffinität beweist der Anbieter seit Langem durch Optiken, die sowohl regional in und für Europa als auch in Amerika für die ganze Welt entstehen. So schuf David Oakey von Pond Studios die legendäre Kollektion Urban Retreat, deren Designs beispielsweise an Moos auf Steinwänden erinnern. Seine neuste Kreation, Open Air, kombiniert Farbverläufe in geometrischen und organischen Mustern und eröffnet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, insbesondere auf großen Flächen.


Nachhaltigkeit bei Interface
Nachhaltigkeit bei Interface hat viele Facetten und betrifft den gesamten Lebenszyklus des Produktes inklusive aller drei Scopes: die direkten wie die indirekten Emissionen der Produktion sowie die vor- und nachgelagerten Emissionen. Fünf entscheidende Bausteine tragen zur Nachhaltigkeit bei:

1.Die Mission Climate Take Back: Bis 2040 will Interface CO-negativ sein.
2.Carbon-Neutral Floors: Alle von Interface verkauften Bodenbeläge (Teppichfliesen, LVT und Nora-Kautschukböden) sind über ihren gesamten Lebenszyklus CO-neutral.
3.Erste CO-negative Teppichfliesen: Drei Qualitäten der Kollektion Embodied Beauty und die Kollektion Flash Line sind CO-negativ (cradle-to-gate).
4.Die CO-negative Rückenkonstruktion Cquest Bio: Sie ist PVC- und bitumenfrei, recycelbar und kreislauffähig und neuer Standard für alle Interface-Teppichfliesen.
5.Kreislaufwirtschaft und Re-Entry: Das Rücknahmeprogramm findet eine von drei Lösungen für gebrauchte Interface-Bodenbeläge: Re-Use (Wiederverwendung), Re-Cycling (Wiederverwertung) oder Re-Cover (Energierückgewinnung).


Daten + Fakten
Interface
Interface
Deutschland GmbH
Mies van der Rohe
Business Park
Girmesgath 5
47803 Krefeld
Tel.: 02151 / 37 18-0
info-de@interface.com
www.interface.com

Geschäftsführung:
Nils Rödenbeck
Danielle Verschuur
Marketingleitung D/A/CH:
Anne Salditt
Vertriebsleitung D/A/CH: Alexander Friesen
Mitarbeiterzahl
D/A/CH (2021): 65
Muttergesellschaft/
Anteilseigner:
Interface Inc., USA
Umsatz (2021):
1,2 Mrd. USD
(gut 1,2 Mrd. EUR)


Wann ist eine Teppichfliese CO2-negativ?
Wenn der Rohstoffgewinnungs- und Herstellungsprozess eines Produkts mehr Kohlenstoff bindet, als CO ausstößt, ist das Produkt CO-negativ. Einige Materialien, die bei der Produktion von Interface-Teppichfliesen Verwendung finden, enthalten biobasierte Materialien, die Kohlenstoff binden. Der eingeschlossene Kohlenstoff kann nun in der Nutzungsphase nicht mehr in Form von CO entweichen. Sind die Emissionen, die bei Rohstoffgewinnung und -verarbeitung entstehen, geringer als das CO, das in Form von Kohlenstoff gebunden ist, ist das Ergebnis netto negativ, also positiv fürs Klima. Laut Interface enthalten etwa alle Cquest-Rückenkonstruktionen CO-negative Materialien, reduzieren dadurch also den CO-Fußabdruck des Gesamtprodukts. Dadurch gelten manche Teppichfliesen-Qualitäten sogar insgesamt als CO-negativ - darunter einige Qualitäten der Kollektion Embodied Beauty.
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Foto/Grafik: Interface
Biophiles Design bei Interface in Stockholm
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Der Interface-Gründer Ray Anderson (1934 – 2011)
Der studierte Wirtschaftsingenieur Ray Anderson gründete 1973 das Unternehmen Interface, um Loose-Lay-Teppichfliesen in den USA zu produzieren – kennengelernt hatte er das Produkt in Europa. Im Jahr 1994 beschloss er, das Unternehmen konsequent nachhaltig umzugestalten und rief die "Mission Zero" ins Leben. Das Ziel: keine negativen Auswirkungen mehr auf die Umwelt zu haben. Mit diesem Vorhaben stieß er zunächst auf große Skepsis. Anderson hielt dennoch an seiner Überzeugung fest – "und heute fordern unsere Kunden genau das", erklärt Geschäftsführer Nils Rödenbeck.

Auch außerhalb seines Unternehmens engagierte sich Anderson für die Umwelt und wurde während der Präsidentschaft Bill Clintons Umweltberater des Weißen Hauses. An der technischen Universität von Georgia richtete er einen Lehrstuhl für die Erforschung nachhaltiger Lösungen ein.


"Bei Interface gehen wir einen neuen Weg; wir leisten Pionierarbeit für die nächste industrielle Revolution. Und die soll diesmal freundlicher und vorsichtiger mit der Welt umgehen."
Ray Anderson

Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich
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Die Reise von Interface zum klimaneutralen Unternehmen und darüber hinaus
Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich
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Büroräume zum Wohlfühlen bei Interface in London.
Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich
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Das Re-Entry-Programm schenkt gebrauchten Interface-Fliesen ein zweites Leben – zum Beispiel in einer sozialen Einrichtung.
aus BTH Heimtex 11/22 (Wirtschaft)