Fränkischer Parketttag
Praxishilfen, Vorführungen und Tipps für den Handwerker
Im April erfolgte die Wiederbelebung des Fränkischen Parketttags der Innung Mittel- und Oberfranken. Das Event hatte 2019 zum ersten Mal stattgefunden. Dann musste es zwei Jahre auf Eis gelegt werden. Nun kamen rund 100 Boden- und Parkettleger sowie Industrievertreter nach Nürnberg in die Bayerische Bauakademie, um sich in Theorie und Praxis fortzubilden.Ausbildungshalle, Betonlabor, Seminarraum, Vortragssaal - diese Orte waren für den Parketttag reserviert, während draußen auf dem Gelände der Bauakademie vor allem eines herrscht: rege Bautätigkeit. Im Innenraum ging es unter anderem um die Konstruktion eines Unterbodens mittels Leichtausgleichsestrich. Hier konkurrierten zwei Hersteller um das Interesse des Publikums.
Uzin brachte seinen SC 914 Turbo nicht nur ins Rennen, sondern gleich in ein Mischgerät namens Inotec Mixer S 50. Mit nur 220 V betrieben und direkt in einen Eimer abgefüllt, entsteht eine gleichmäßige Masse, die in der Mindestdicke von 40 mm als Nutzestrich, zum Überdecken von Rohren oder unter Trockenestrich verbaut werden kann. Schon nach einem Tag ist das Überspachteln möglich. Mit Inocomb Picco Power kommt ein etwas größeres Gerät zum Einsatz, etwa um einen Estrich wie Uzin NC 195 über eine Höhe von bis zu vier Etagen zu pumpen. Es geht aber auch per Hand mit dem elektrisch betriebenen Quirl.
Wakol setzt dabei seinen Z 515 Dünnestrich über der gebundenen EPS Schüttung TB 400 Power ein, die noch das Armierungsgewebe AR 150 erhält. Wird auf diesen Systemaufbau ein Bodenbelag verlegt, ist nach einer Zwischengrundierung eventuell noch eine weitere Spachtelung erforderlich. Sobald die Belegreife erreicht ist, heißt es in der Verarbeitungsanleitung, sollte die Fläche "unmittelbar mit Belag versehen oder mit eine dampfbremsenden Schicht vollflächig abgedeckt werden".
Belegreife feststellen
Welche die sicherste Vorgehensweise ist, um die Feuchtigkeit eines Unterbodens zu prüfen, dazu gab Dr. Frank Radtke Interessenten die Möglichkeit, eigene Geräten zu testen. Nun ist es kein Geheimnis, dass Dr. Radtke als Messapparate-Hersteller ein Verfechter der CM-Messung ist. Sein favorisiertes Messgerät enthält eine Deckeldämpfung, damit die innen befindliche Kugel beim Schütteln das Manometer nicht beschädigt. Außerdem plädiert er für einen Zerkleinerungsstab, der das Material der Estrichprobe so stark verkleinert, dass man statt 3Min. nur noch 1 Min. messen muss.
Aber Radtke wäre nicht auf der Höhe der Zeit, wenn er sich nicht auch mit der KRL-Methode beschäftigen würde. Dazu hat er ein doppelwandiges Metallgefäß entwickelt, das im Inneren die Temperatur hält und mit einem präzisen Fühler die gesuchte Luftfeuchte bei längerer Messdauer gut abbilden kann. Das Problem: Solch ein Gefäß muss vollkommen dicht sein. Und das, so Radtke, träfe bisher nur auf Marmeladengläser zu. Die wiederum würden bei der KRL-Messung von Temperaturschwankungen beeinflusst werden. Radtke: "Ein gleich feuchter Estrich kann im Winter bei 20 °C als trocken und im Sommer bei 35 °C als nass gemessen werden." Daher sein Einwand: "Die KRL-Messung ist stark von der Temperatur abhängig. Und eine kurze Messzeit bringt keine sicheren Ergebnisse."
Aufwölbungen eines LVT
Dass Feuchtigkeit nicht für jeden Schaden die Verantwortung trägt, beweist ein Sachverständigenfall, bei dem ein auf Altuntergrund schwimmend verlegter LVT-Belag nach drei Monaten Aufwölbungen und Unregelmäßigkeiten zeigte. Eine mikroskopische Untersuchung des Materials ergab partielle Ablösungen im Armierungsgewebe innerhalb des Vinylbodens.
Ob diese Glasfaserschicht bereits durch Verunreinigungen während der Produktion oder erst später durch Wiedererwärmung des Belages geschwächt wurde, ließ sich nicht sagen. Derartigen Ablösungen, heißt es aus Erfahrung, könnten auch durch falschen Transport entstehen. Etwa dann, wenn ein Vinylelement über der Schulter getragen und dabei geknickt und im Inneren überdehnt würde. Obermeister Jörg Schülein: "Hersteller müssten auf diese Gefahr hinweisen."
Designbeläge kleben
Mit welchem Klebstoff verlegt man Designbeläge? Uzin empfiehlt seinen 1K-Kleber KE 68, der im wiederverschließbaren Eimer in rund 95 % aller Fälle einen 2K-PU-Kleber ersetzen soll. Das Ausstreichen erfolgt mit einer A5-Zahnung, die etwa die gleiche Auftragsmenge ergibt, wie bei Dispersionsklebern eine A2-Zahnung. Wichtiger Ratschlag: "Nicht probieren, die Designelemente am nächsten Tag anzuheben, denn der Kleber braucht länger, um seine Festigkeit zu erreichen." Der Grund: Dieser Klebstoff benötigt zum Aushärten Feuchtigkeit, und je dichter der Boenbelag, desto länger die Reaktionsdauer.
Demonstriert wurden von Uzin weitere Verlegehilfen: Sigan Elements Plus, ein Trockenklebstoff auf Folienträger für PVC-Designbeläge auf gespachtelten und rohen Untergründen. Das metallverstärkte Klebesystem ermöglicht später die rückstandsfreie Entfernung von Designbelägen. Der andere Trockenklebstoff von Uzin, das doppelseitig klebende Produkt Sigaway, hat hingegen einen Gewebeträger, der am Boden haften bleibt. Einsatzgebiet von Sigaway ist die Verlegung elastischer oder textiler Beläge auf bereits vorhandenen, ebenfalls elastischen oder textilen Untergründen. Vorteil: schnelle Verarbeitung, sofort begehbar.
Parkett verlegen und beschichten
Eine neue Klebstoff-Reihe für Holzfußböden stellte Stauf vor. Die sogenannten Pro-Force-Produkte Stauf SPU 510, M2A 910 und PUK 410 sollen bis zu 70 % mehr Reichweite und bis zu 40 % weniger Verbrauch ergeben. Zu ihren Eigenschaften gehören darüber hinaus höhere Festigkeiten bei mehr Elastizität und höhere Maßhaltigkeiten. Für den Verbraucher- und Umweltschutz kommen sie ohne nicht-reaktive und migrationsfähige Bestandteile aus.
In Sachen Holzoberfläche zeigte sich in Nürnberg Loba zuständig. Sonnenbrille war Voraussetzung für den, der die UV-Trocknung eines lichthärtenden 2K-Polyurethan-Parkettlackes miterleben wollte. Loba setzt dazu ein Gerät namens Deco-Rad Floormate ein und hat für Treppenstufen und Ecken auch einen kleinen Handapparat zur Verfügung. Erstauftrag, nach zwei Stunden UV-Trocknung, Zweitauftrag ohne Zwischenschliff, 3 Std. warten, dann letzter UV-Durchgang, so das Verfahren. Die Bahnen fährt man mit dem Gerät in S-Form bei leichter Überlappung.
Wer bis zur Fußbodenheizung alles in einem Paket haben möchte, dem gibt der österreichische Hersteller Weitzer Parkett sein Wärme-Parkett an die Hand. Der mehrschichtige Aufbau dieses Fertigbodens enthält eine Carbon-Heizmatte, die über an der Wand angebrachte Thermostate geregelt und wahlweise über WLAN ferngesteuert werden kann.
| Henrik StoldtGeschäftsrisiken mindern
Gute Liquiditätsplanung ist für jedes Geschäft überlebenswichtig. Das gilt zum einen für die Bonität des eigenen Betriebes im Hinblick auf Kreditwürdigkeit und Einkauf, zum anderen für die Zahlungsfähigkeit des Kunden. Die Juristin Marion Kenklies empfahl für ersteren Fall ein geordnetes Rechnungs- und Forderungsmanagement und in Bezug auf den Auftraggeber eine Prüfung vor Vertragsabschluss. Kenklies warnte: "Bei Insolvenzanfechtung gibt es eine Rückzahlungspflicht, wenn man sich nicht vergewissert hat, dass der Auftraggeber solvent war."
Zu einem Problem werden kann auch Asbest. Dann nämlich, wenn der Handwerker an ein Objekt gerät, das vor 1993 gebaut wurde. Oft ist nicht bekannt, wie und wo dort asbesthaltige Materialien verbaut wurden. Wer hier Modernisierungsarbeiten durchführen will, sollte sich mit der TRGS 510 Asbest vertraut machen. Dieter Kuhlenkamp, Geschäftsführer des BVPF, wies auf die Internetseiten www.bgbau.de/asbest und www.baua.de/DE/Themen hin: "Wer mit Asbest zu tun hat, zum Beispiel in alten Holz- und Mangnesiaestrichen, braucht im Betrieb jemanden mit Sachkundenachweis. Nur wer das E-Learningmodul Q1E absolviert hat, kann auch den Praxislehrgang 2 für das Bautechnische Verfahren Asbest aufnehmen."
Aussteller des
Fränkischen Parketttages
Ardex
Berger-Seidle
Bona
Bostik
Helmsauer & Preuss
Loba
MKS
Pallmann
Stauf
Thalhofer-Gruppe
Thomsit
Uzin
Wakol
Weitzer Parkett
aus
Parkett Magazin 04/22
(Wirtschaft)