Kiesel Bauchemie: Mehr Präsenz, Marktanteile und Umsatz als Ziel

Separater Fokus auf Fußboden und Fliese

Der Esslinger Verlegewerkstoffhersteller Kiesel Bauchemie hat kräftig in erfahrenes Führungspersonal investiert und seine Organisationsstruktur noch fokussierter auf die Geschäftseinheiten Fußboden und keramische Fliese ausgerichtet. Ziel ist es, den Umsatz in drei bis fünf Jahren zu verdoppeln, sich auf die beiden Geschäftsfelder stärker zu fokussieren und mehr Marktpräsenz zu erzielen. FussbodenTechnik sprach mit der Geschäftsführenden Gesellschafterin Beatrice Kiesel-Luik, Geschäftsführer Thomas Müllerschön, dem Technischen Geschäftsführer Dr. Matthias Hirsch, Geschäftsleiter Fußbodentechnik Alexander Magg, Vertriebsleiter Fußbodentechnik Jürgen Walter und Vertriebsleiter Fußbodentechnik Süd/West Marcus Lippert.

FussbodenTechnik: Bei Kiesel gibt es neue Gesichter in der Geschäftsführung, die reichlich Branchenerfahrung mitbringen. Und seit 2022 zudem eine neue Organisationsstruktur. Was erhoffen Sie sich davon, Frau Kiesel-Luik?

Beatrice Kiesel-Luik: Wir haben nach dem Ausscheiden meines Vaters Wolfgang Kiesel aus der Geschäftsführung unsere Unternehmensstruktur auf den Prüfstand gestellt. Damit unsere beiden Geschäftsfelder Fußboden und keramische Fliese eigenständiger werden, haben wir dies auch mit einer separaten Geschäftsleitung abgebildet. Die Geschäftsleitung Fußbodentechnik läuft bei Alexander Magg zusammen, die Fliesentechnik verantwortet Jürgen Schwarz. Unser Ziel ist es, Kiesel genau auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. In der Vergangenheit waren nur der Vertrieb und die Anwendungstechnik getrennt, das Marketing beispielsweise erstreckte sich auf beide Geschäftsbereiche. Wir erhoffen uns von der Umstrukturierung eine Umsatzsteigerung, mehr Marktanteile und mehr Präsenz am Markt. Tatsächlich stelle ich jetzt schon fest, dass wir bereits stärker wahrgenommen werden. Viele Kunden merken, bei Kiesel passiert etwas - und das freut uns natürlich sehr.

FT: Herr Müllerschön, Sie stehen bekanntermaßen fürs Kaufmännische. Welche Ziele haben Sie mit Kiesel Bauchemie?

Thomas Müllerschön: Zunächst möchte ich sagen, wie groß die Freude ist, mit Beatrice Kiesel-Luik sowie den Kollegen zusammenzuarbeiten. Einige kenne ich ja schon sehr gut und lange. Es geht für uns alle zusammen nicht ausschließlich darum, Produkte zu verkaufen, sondern sicherzustellen, dass die Kunden dauerhaft großen Erfolg haben. Das ist der extrem motivierende Faktor, der für mich von zentraler Bedeutung ist.

FT: Den Satz "Wir führen unseren Kunden zum Erfolg" habe ich schon mal gehört ...

Müllerschön: Ja, das stimmt (lacht). Die Mission, täglichhart für den Erfolg unserer Kunden zu arbeiten, reflektiert meine feste Überzeugung. Ich habe ja schon einmal in einem anderen Unternehmen mit tollen Kolleginnen und Kollegen den Umsatz in wenigen Jahren verdoppelt. Das muss auch hier die Zielsetzung sein. Kiesel hat auf dem deutschen Markt eine starke Position und dieser wird auch der wichtigste Markt für Kiesel bleiben. Begleitet wird dies von unserem Engagement im europäischen Ausland, wo wir bereits über ein Netzwerk verfügen.

FT: Herr Magg, an welcher Stelle wirkt sich die Fokussierung auf Fußboden und Fliese besonders aus?

Alexander Magg: Wir konnten in der Fliese Janis Gentner, den Fliesenleger-Weltmeister, als Markenbotschafter gewinnen. Im Fußboden ist das Pendant Jonas Veh, der Sieger des Bundesleistungswettbewerbs 2020. Als Bodenleger ist er prädestiniert für meinen Geschäftsbereich. Wir können gezielt unsere Stärken und tolle Produkte kommunizieren. Wir haben viel vor: Wir werden unser Kernsortiment Ki Classic thematisieren, mit dem man 90 % aller Verlegungen abdecken kann. Es geht parallel aber auch um Produktanwendungen und Serviceleistungen. Der Vorteil der Fokussierung ist: Wir können im Fußboden das eine machen, und in der Fliese das andere.

FT: Momentan liegt die Umsatzverteilung bei ungefähr 60 % Fliese und 40 % Fußboden. Soll der Fußboden gleichziehen?

Magg: Es geht nicht darum, einen internen Wettbewerb zu starten, sondern beide Bereiche sollen sich weiterentwickeln und wachsen. Wichtiger ist, dass die Anforderungen unterschiedlich sind: In der Fliese laufen 90 % der Produkte über den Großhandel. Im Fußboden ist das Objektgeschäft deutlich stärker und zukünftig möchten wir dort das Handelsgeschäft stärken.

FT: Was sind die nächsten Schritte für das Segment Fußboden?

Magg: Wir wollen die Marke Kiesel bekannter machen. Jetzt geht es darum, die aktuelle Aufmerksamkeit zu nutzen und in Marketing- und Vertriebsaktionen umzusetzen. Wir haben bereits vor eineinhalb Jahren den Markenauftritt komplett überarbeitet. Wir kommunizieren, dass Kiesel eine tolle Marke ist. Und wir wollen Kunden mit Marketingaktivitäten unterstützen, die andere nicht bieten. Unser Vorteil ist, wir sind ein kleines, sehr agiles und schnelles Unternehmen. Bei uns sitzen die Abteilungen Anwendungstechnik und Labor Tür an Tür. Zudem beschäftigen wir uns mit zahlreichen digitalen Themen, die die Kunden direkt unterstützen (die noch nicht sichtbar sind).

FT: Reichen die bestehenden Anlagen aus, um eine steigende Produktionsmenge abzudecken?

Kiesel-Luik: Wir wollen wachsen und können dies mit unseren aktuellen Produktionsanlagen abdecken. Momentan arbeiten wir in eineinhalb Produktionsschichten und könnten auf bis zu drei Schichten erweitern. Der erste Schritt besteht zunächst im Wunsch nach Wachstum. Tatsächlich gibt es bereits Überlegungen für zusätzliche Produktionskapazitäten, die aber erst mittel- bis langfristig akut werden.

Dr. Matthias Hirsch: Wenn Sie auf die Klebstoffproduktion abheben, kann ich ergänzen, dass wir noch freie Kapazitäten haben. Wir investieren gerade in einen zusätzlichen Mischer für Dispersionsklebstoffe. Wir haben noch Luft nach oben, um mengenmäßig ordentlich nachzulegen.

FT: Durch die Verpflichtung von Jürgen Walter als Vertriebsleiter Fußbodentechnik ist sicherlich auch die Schlagkraft beim Kunden vor Ort gestiegen. Richtig?

Kiesel-Luik: Das ist auf jeden Fall so. Früher lastete die Verantwortung allein auf den Schultern von Vertriebsleiter Marcus Lippert, der nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Jetzt haben wir im Vertrieb an Flexibilität gewonnen.

Jürgen Walter: Ich stelle in Gesprächen mit Kunden fest, dass sie die Aufbruchsstimmung bei Kiesel mitbekommen und gerne dabei sein wollen. Es gibt eine Signalwirkung bei Bestandskunden, das betrifft Handels- und Handwerkerkunden gleichermaßen. Viele sehen in dem Familienunternehmen Kiesel Bauchemie eine echte Alternative und diese wollen wir breiter und tiefer anbieten. Kiesel ist ein Partner, auf den man sich verlassen kann. Wir sind einschätzbar, transparent und berechenbar. Das ist etwas, das bei aller Globalisierung für den mittelständischen Handwerker immer wichtiger wird.

FT: Gibt es Fokusregionen, wo Sie sich kurzfristig einen Erfolg erhoffen?

Walter: Das erste Vertriebsgebiet, das wir neu besetzt haben, war Niedersachsen. Dort gibt es gute Fachbetriebe, gute Handelsstrukturen und eine hohe Kaufkraft. Als Nächstes wollen wir die Region Sachsen stärken. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, in den Vertriebsregionen Ansprechpartner mit einem hohen fachlichen Know-how zu bieten. Es geht uns immer darum, nah beim Kunden zu sein.

FT: Haben sich die Anforderungen des Handels geändert, mit dem Sie früher enge Kontakte gepflegt haben?

Walter: Die Anforderungen des Handels haben sich extrem verändert. Dort ist nicht mehr nur der Absatzmarkt, wo man ohne Dienstleitung etwas anbieten kann. Der Händler muss sich durch qualifiziertes Personal unterscheiden und dafür braucht er die Unterstützung der Industrie. Zudem gibt es andere Händlerstrukturen, die beispielsweise aus dem Schreinerhandwerk kommen. Wir favorisieren eine gesunde Mischung aus kleinen und großen Handelspartnern.

FT: Wie lautet Ihre Botschaft für die Branche?

Müllerschön: Die wichtigste Botschaft ist sicherlich: Kiesel ist und bleibt ein Familienunternehmen. Meine wichtigste Aufgabe besteht darin, den Übergang zur nächsten Generation mit zu begleiten. Ich sehe mich als Sparringspartner von Beatrice Kiesel-Luik, die das Unternehmen viele Jahre führen wird. Wir bauen jetzt die Strukturen auf, die erforderlich sind, um in den kommenden Jahren Erfolg zu haben.

Kiesel-Luik: Der Übergang von meinem Vater Wolfgang Kiesel auf Thomas Müllerschön und mich verläuft planmäßig. Von unseren Mitarbeitern wird Thomas Müllerschön sehr geschätzt. Unsere neue Organisationsstruktur wird gut angenommen und alle fühlen sich als Teil eines Teams in der Kiesel-Familie. Egal, ob in der Produktion oder beim Außendienstmitarbeiter: Der Übergang wird von allen mitgetragen und man möchte gerne dabei sein.

Dr. Matthias Hirsch - zur Person
Geschäftsführer Technik

Der promovierte Chemiker steht seit 30 Jahren in Diensten von Kiesel Bauchemie. Als Geschäftsführer Technik verantwortet er die Forschung & Entwicklung sowie Qualitätsprüfung und Produktion. Er vertritt Kiesel als Mitglied der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe.


Alexander Magg - zur Person
Geschäftsleiter Fußbodentechnik

Der Bauchemieexperte verantwortet bei Kiesel als Geschäftsleiter Fußbodentechnik den gleichnamigen Geschäftsbereich. Zuvor war er bei den Esslingern als Bereichsleiter Marketing und Export tätig. Magg bringt umfangreiche Führungserfahrungen aus früheren Tätigkeiten bei zwei Marktbegleitern ein.


Jürgen Walter - zur Person
Vertriebsleiter Fußbodentechnik

Der gelernte Raumausstatter-Meister Jürgen Walter stand zwei Jahrzehnte in Diensten eines Ulmer Verlegewerkstoffherstellers, wo er zuletzt die wichtigste Marke Uzin als Markenverantwortlicher leitete. Zum 1. Februar 2022 wechselte er nach Esslingen und teilt sich die Vertriebsleitung mit Marcus Lippert.


Marcus Lippert - zur Person
Vertriebsleiter Fußbodentechnik Süd/West

Marcus Lippert ist seit mehr als 30 Jahren in der Bodenbranche unterwegs und pflegt sein breites Vertriebsnetzwerk. Über Stationen bei Uzin kam er zunächst zu Saint-Gobain Weber, ehe ihn sein Weg vor 7 Jahren zu Kiesel führte. Heute kümmert er sich vornehmlich um die Vertriebsgebiete Süddeutschland, Schweiz, Südtirol und Österreich.

Kiesel im Überblick
Kiesel Bauchemie GmbH u. Co. KG
Wolf-Hirth-Straße 2
73730 Esslingen
Tel.: 07 11 / 9 31 34-0
kiesel@kiesel.com
www.kiesel.com

Niederlassung
Tangermünde
Otto-Kiesel-Straße 1
39590 Tangermünde

Gründung: 1959 von Otto und
Irmgard Kiesel als Kittfabrik
Geschäftsführende Gesellschafterin:
Beatrice Kiesel-Luik
Geschäftsführer: Thomas Müllerschön
Technischer Geschäftsführer:
Dr. Matthias Hirsch
Geschäftsleiter Fußbodentechnik:
Alexander Magg
Vertriebsleiter Fußbodentechnik:
Jürgen Walter
Vertriebsleiter Fußbodentechnik
Süd/West: Marcus Lippert
Leiter Anwendungstechnik/
Technisches Marketing: Ulrich Lauser
Anwendungstechnik Fußboden:
Manfred Dreher, Thomas Schaffer,
Konrad John
Anwendungstechnik Fliese:
Roland Tschigg, Friedrich Weber,
Dieter Körner, Dirk Ebert
Mitarbeiter: 160, davon 6 Auszubildende
Vertrieb: Kiesel baut auf den dreistufigen Vertriebsweg. Partner sind Fachhandel und Fachhandwerk. Außerdem Tochtergesellschaften in Frankreich, Tschechien, Polen, Dänemark und der Schweiz sowie Beratungs- und Verkaufszentren in Europa, Asien, Nordamerika, Australien und Ozeanien.
Produkte: Verlegewerkstoffe für textile und elastische Bodenbeläge sowie keramische Fliesen, Platten und Naturwerkstein, Materialien zur Parkettverlegung und -veredlung sowie Designprodukte
aus FussbodenTechnik 04/22 (Wirtschaft)