Jahrestagung 2022 der Deutschen Bauchemie in Bremerhaven

Andreas Collignon neuer Vorstandsvorsitzender

Der Industrieverband Deutsche Bauchemie veranstaltete seine 74. Jahrestagung mit rund 100 Teilnehmern Ende Juni 2022 in Bremerhaven. Die Folgen des Ukraine-Krieges und EU-Themen prägen die Arbeit der neuen Verbandsspitze. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Norbert Schröter geht Ende 2022 in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin ist Ina Hundhausen.

Im Vorstand und in der Geschäftsführung des Industrieverbandes Deutsche Bauchemie gab es personelle Änderungen: Durch das Ausscheiden des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Christoph Hahner war diese Position neu zu besetzen. In einer hierzu eigens anberaumten Sitzung wählte das Gremium Andreas Collignon (Wacker Chemie) zum neuen Vorsitzenden. Das Amt als zweiter stellvertretender Vorsitzender übernahm Dirk Sieverding (Remmers), erster Stellvertreter bleibt wie bisher Joachim Straub (Sika). Neu in den Vorstand gewählt wurde Dr. Jörg Leuninger (DAW).

Das Ende einer Ära verkündete der neue Vorstandsvorsitzende Andreas Collignon in seiner Rede auf der Jahrestagung am 23. und 24. Juni 2022 in Bremerhaven: Norbert Schröter, seit mehr als 32 Jahren Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauchemie, geht zum Ende 2022 in den Ruhestand.

Ina Hundhausen übernimmt
die Hauptgeschäftsführung

Die neue Hauptgeschäftsführerin ist seit 1. Juli 2022 Ina Hundhausen. Die Diplom-Betriebswirtin und Kommunikationsexpertin verfügt über 25 Jahre Berufs- und Führungserfahrung im internationalen Marketing und Vertrieb in der Bauindustrie sowie in der Mess- und Regeltechnik. Zuvor leitete sie den Bereich Kommunikation & Marketing bei Sika in Deutschland und verantwortet in ihrer Funktion auch die Themen Nachhaltigkeit und BIM (Building Information Modeling). Seit 2018 fungiert die Managerin außerdem als Obfrau der Projektgruppe BIM in der Deutschen Bauchemie.

Neben Ina Hundhausen gehört Martin Glöckner als Geschäftsführer Regulatory Affairs zum neuen Führungsteam. Der Verbandsprofi Glöckner ist seit 27 Jahren für die Deutsche Bauchemie tätig und europaweit als ausgewiesener Experte für regulatorische Angelegenheiten, wie dem europäischen Chemikalienrecht und der Bauproduktenverordnung, anerkannt. Verstärkt wird das Führungsteam mit einem gut vernetzten Routinier auf dem Brüsseler Parkett: Martin Ludescher, der neue Geschäftsführer Government Affairs und langjähriger Leiter des Brüsseler Europabüros der Deutschen Bauchemie. Der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler ist Government Affairs Spezialist. Er verfügt über Arbeitserfahrung bei der EU-Kommission und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI).
Die Anwesenden in Bremerhaven dankten dem scheidenden Hauptgeschäftsführer Norbert Schröter für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit mit stehendem Applaus. Der Vorstand wird ihn offiziell beim 2. Branchentreff der Deutschen Bauchemie am 5. Oktober 2022 in Berlin verabschieden.

Branche soll stabil durch
derzeitige Krise kommen

Im Mittelpunkt von Collignons Rede hatte zuvor die schwierige Branchensituation vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, der explodierenden Energiepreise, der Rohstoff- und Materialknappheit und der Probleme im internationalen Fracht- und Logistikmanagement gestanden. "Als deutsche bauchemische Industrie müssen wir uns diesen Herausforderungen stellen. Die substanziellen Voraussetzungen in unseren Mitgliedsunternehmen sind gut, die Auftragslage immer noch zufriedenstellend. Prognosen über die nähere Zukunft aber bleiben letztlich spekulativ, jedes aktuelle Ereignis im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg kann sehr schnell unabsehbare Folgen haben", sagte der neue Vorstandsvorsitzende. Der Verband der Chemischen Industrie als Dachverband und die Deutsche Bauchemie leisteten Unterstützung auf verschiedensten Ebenen, damit die Branche weiterhin stabil durch die Krise komme.

Großprojekte der EU-Kommission
prägen die Verbandsarbeit

Schwerpunkte der künftigen Verbandsarbeit kommen aus Brüssel, darunter das Thema "Green Deal" der EU-Kommission. Die Deutsche Bauchemie hat hierzu ein Projekt aufgesetzt und budgetiert, um mit eigenen "Success-Stories" (Erfolgsgeschichten) den von der Europäischen Kommission initiierten Übergang zu einem resilienten, grüneren und digitalen Bausektor zu unterstützen. Die Revision der REACH-Verordnung und die geplante Überarbeitung der EU-Bauprouktenverordnung beschäftigen die Verbandsgremien schon jetzt intensiv - und das wird für die nächste Zeit auch so bleiben. Übergeordnetes strategisches Ziel der Deutschen Bauchemie ist dabei, die laufenden Prozesse in Brüssel kritisch, konstruktiv und im Sinne der Mitgliedsunternehmen zu begleiten und Impulse zu geben. Einen Querschnitt der gesamten Verbandsarbeit in den vergangenen zwölf Monaten liefert der neue 80-seitige Jahresbericht, der als PDF-Datei auf der Webseite www.deutsche-bauchemie.de zum Download bereitsteht.

Den Abschluss der Jahrestagung bildete der Vortragsteil. Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), forderte in ihrem Vortrag "Nachhaltiges Bauen - Status und künftige Anforderungen" ein systematischeres, daten- und faktenbasiertes Vorgehen beim Klimaschutz: "Wir müssen heute das Maximale tun", sagte sie. Prof. Dr. Norbert Berthold von der Universität Würzburg stellte die Frage: "Der Staat expandiert, der Markt stagniert - Welche Chancen haben wir?" Er betonte dabei die besondere Rolle der Wähler: "Sie wollen nicht weniger Staat und mehr Markt - sie wollen das Gegenteil." Deswegen sei ein Ende der staatlichen Expansion in unseren gesellschaftlichen Alltag nicht erkennbar, meinte der Referent.

Die 75. Jahrestagung der Deutschen Bauchemie ist für den 22. und 23. Juni 2023 in Schwangau (Allgäu) geplant.


Deutsche Bauchemie vereint mehr als 130 Unternehmen
Die Deutsche Bauchemie vertritt seit mehr als 70 Jahren die Interessen ihrer Mitgliedsfirmen und deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber der Fachöffentlichkeit, Politik, Behörden, Wissenschaft und Medien. Der Industrieverband gehört als Fachorganisation zum Verband der Chemischen Industrie (VCI). Die mehr als 130 Mitgliedsunternehmen erwirtschafteten 2021 mit rund 32.000 Beschäftigten einen Umsatz von 8,9 Mrd. EUR. Das entspricht der Hälfte des europäischen Marktvolumens der Bauchemie und etwa einem Viertel des Weltmarktes.
Andreas Collignon neuer Vorstandsvorsitzender
Foto/Grafik: Deutsche Bauchemie
Vorstand und Hauptgeschäftsführung der Deutschen Bauchemie (von links): Dr. Dieter Köster (Köster Bauchemie), Ina Hundhausen (Hauptgeschäftsführerin Deutsche Bauchemie), Andreas Collignon (Vorstandsvorsitzender Deutsche Bauchemie, Wacker Chemie), Norbert Schröter (scheidender Hauptgeschäftsführer Deutsche Bauchemie), Prof. Dr. Josef Felixberger (PCI Augsburg), Dr. Hubert Motzet (Ardex), Dirk Sieverding (Remmers), Joachim Straub (Sika), Dr. Clemens von Trott zu Solz (Triflex), Johann Hafner (Hermann Otto) und Andreas Wilbrand (Sopro Bauchemie). Auf dem Foto fehlen Alexander Gänsler (Sto Cretec), Dr.-Ing. Claus-M. Müller (MC-Bauchemie) sowie Dr. Jörg Leuninger (DAW).
aus FussbodenTechnik 05/22 (Wirtschaft)