Richard A. Kille: Stand der Technik oder Allgemeine Regel des Faches?
Mit welcher Methode die Estrich-Feuchte messen?
CM-% oder KRL - was ist Stand der Technik, was wird als Allgemeine Regel des Faches ausgewiesen? Auf dem Sachverständigentag in Köln versuchte Richard A. Kille vom Institut für Fußboden und Raumausstattung (IFR), der Diskussion um Feuchtemessmethoden eine Struktur zu geben.Vertreter der Verlegewerkstoffindustrie plädieren seit geraumer Zeit für eine Estrichfeuchteprüfung nach der KRL-Methode die korrespondierende relative Luftfeuchte zu messen. Handwerker und ihre Vertreter wollen überwiegend bei der traditionell bewährten Prozentmessung der Calciumcarbid-Methode (CM) bleiben. Die ausgetauschten Argumente, meint Richard Kille, würden teils auf physikalischen Untersuchungen basieren, hätten aber ebenso "persönliche und interessengesteuerte" Hintergründe.
Wer setzt sich durch?
Als Sachverständiger hat Richard Kille zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klare Einstellung: "Die CM-Messung ist eine anerkannte Regel der Technik, in der Fachpraxis erprobt und darf als vorherrschende Ansicht der technischen Fachleute bezeichnet werden." Auf diese Weise Vorleistungen anderer Handwerker zu prüfen, ist für Parkett- und Bodenleger eine Pflicht, die sowohl in den DIN-Normen 18356, 18365, 18367 wie auch in der VOB B aufgeführt ist.
"Allgemein anerkannte Regeln der Technik" sind Klauseln für den Entwurf und die Ausführung von baulichen Anlagen oder technischen Objekten, die oft gesetzlich festgelegt (kodifiziert) sind, es aber nicht sein müssen. Sie haben einen höheren Wert als der"Standder Technik", der fortschrittliche Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen umfasst, die sich in der Praxis erst noch weiter bewähren müssen.
Entsprechend ordnet Richard Kille die KRL-Methode dem "Stand der Technik" zu, bekennt aber: "Bei Normal-Zementestrichen ohne und mit Estrichzusatzmitteln wird die feuchtebezogene Belegreife des Untergrundes mittels KRL-Messung mindestens so sicher ermittelt wie mit der CM-Messung."
Wohin geht der Trend?
Verfechter der KRL-Methode ist unter anderem Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz), seit 2016 Vorsitzender der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB). Der kann bereits auf einen entsprechenden europäischen Normenentwurf aus dem Jahr 2021 verweisen: DIN EN 17668 "Klebstoffe für Bodenbeläge - Vorbereitung des Klebstoffauftrags - Prüfverfahren zur Bestimmung des Restfeuchtigkeitsgehalts von Unterböden".
Ob sich die KRL-Methode eines Tages zur "Anerkannten Regel der Technik" mausert, will Richard Kille nicht ausschließen. In Skandinavien, England und den USA sei das Verfahren Standard. Für Sachverständige in Deutschland, so Kille, sei die KRL-Messung ebenfalls Regelstandard bei der Ursachenermittlung von Feuchteschäden - bisher aber nur als Teil einer umfassenden Prüfung, bei der auch dielektrische Geräte zum Aufspüren der feuchtesten Stelle zur Probenentnahme, dann CM-Messung und Kontrolle durch Darrmethode zum Einsatz kommen. Seit 1992 praktiziert wird im IFR Köln zudem das sogenannte Hygrometer-Bohrloch-Verfahren, eine KRL-Variante, bei der ein Korbdübel ins Estrich-Bohrloch gesteckt, verschlossen und nach ein paar Stunden im Bohrloch Temperatur und relative Luftfeuchte gemessen werden.
aus
Parkett Magazin 06/22
(Wirtschaft)