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textilwerk.com: "Wir verkaufen Kunst zum Kuscheln"
Emsdetten. Designtextilien in jedes Zuhause zu bringen, mit diesem Ziel ist das Start-up textilwerk.com vor gut drei Jahren angetreten. Die Idee dahinter: Über eine Kreativ-Plattform werden Textildesigner direkt mit Endverbrauchern und Fachhändlern zusammengeführt. "Damit haben wir den Nerv der Zeit getroffen", freut sich Mitbegründer und Geschäftsführer Maik Ehmke über das rasante Wachstum des Unternehmens.Ob Bettwäsche im Boho-Look, verspielte Dekokissen, klassische Vorhänge oder Tischdecken mit Animal Print - der textilen Produktauswahl und Vielfalt ist bei textilwerk.com kaum eine Grenze gesetzt. "Aktuell haben wir 10.000 Designs und 40.000 Heimtextilien im Angebot", fasst Geschäftsführer Maik Ehmke zusammen. Diese sind nicht unterteilt in Kollektionen, werden auch nicht in großer Stückzahl produziert und für den Verkauf gelagert. "Gefertigt wird nach individuellem Kundenwunsch und ausschließlich on demand, also erst, nachdem eine Bestellung eingegangen ist", erklärt Maik Ehmke. Maximal zehn Tage später, verspricht er, werde das Produkt schließlich geliefert. "So versorgen wir die Kunden mit individuellen Wohntextilien und bieten den Designern gleichzeitig Raum, um mit ihrer Kreativität ihren Lebensunterhalt zu verdienen."
Die schwierige Situation für viele Designer war es, die Dan Schmitz, CEO der Schmitz-Werke in Emsdetten, dazu brachte, 2017 den Grundstein für die Entstehung des Start-ups textilwerk.com zu legen. "Bei meinen Besuchen auf der Heimtextil war mir immer wieder aufgefallen, wie viel Herzblut Designer in ihre Arbeit stecken und wie oft sie dennoch an Einkäufern scheitern, die ihre Entscheidungen allein nach dem Mainstream-Geschmack und aktuellen Trends treffen müssen", erinnert er sich.
Diesen Kreativen die Chance zum unkomplizierten Verkauf ihrer Motive über eine Plattform zu geben, die eine Produktion auch in kleinsten Stückzahlen ermöglicht, war sein Plan, den er zunächst im eigenen Unternehmen umzusetzen versuchte. Die Schmitz-Werke produzieren seit 1921 unter anderem Markisen, Vorhänge und Dekostoffe. "Wir hatten zwar die Kapazität und die Kompetenz, es stellte sich aber schnell heraus, dass die gewachsenen Strukturen eines mittelständischen Textilunternehmens nicht geeignet waren, um das innovative Projekt umzusetzen", erklärt Dan Schmitz. Kurzerhand holte er einen ehemaligen Mitarbeiter ins Boot: E-Commerce- und Marketing-Spezialist Maik Ehmke. Gemeinsam nahmen die beiden sich ein Jahr Zeit, um das Start-up auf den Weg zu bringen. "Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, Textilproduktion neu zu erfinden", erinnert sich Maik Ehmke. Mit Erfolg: Was mit zwei Mitarbeitern begann, beschäftigt heute ein 20-köpfiges Team, das in neu und offen gestalteten Geschäftsräumen in Emsdetten mit viel Teamgeist und Engagement ans Werk geht.
So funktioniert textilwerk.com
Die Basis von textilwerk.com ist eine stetig wachsende Community, die gewinnbringend miteinander agiert. Auf der einen Seite stehen aktuell rund 120 Designerinnen und Designer, die auf Provisionsbasis arbeiten und regelmäßig neue Motive über eine eigens für diesen Zweck entwickelte Software hochladen. Im nächsten Schritt werden diese mit derzeit 20 verfügbaren Produkten wie Bettwäschen oder Kissen verknüpft und in den Online-Shop gestellt. Hier haben die Kunden nun nicht nur die Wahl zwischen 40.000 textilen Produkten und 10.000 Designs, sondern auch zwischen Rohwaren wie Baumwolle, Leinen und Polyester sowie verschiedenen Größen. Diese bewegen sich aktuell noch in einer festgelegten Range, schon bald sollen aber auch Maßanfertigungen möglich sein.
Hat der Kunde seinen Artikel konfiguriert, errechnet das System den Endpreis. Ab hier funktioniert textilwerk.com wie jeder Online-Shop: Der gewünschte Artikel wird in den Warenkorb gelegt und bezahlt. Erst wenn der Bestellvorgang abgeschlossen ist, startet die Produktion. "Dafür arbeiten wir mit einem Partnerbetrieb in Polen zusammen", so Maik Ehmke. Dort werden alle bestellten Motive, aufgeteilt nach den gewünschten Rohwaren, verschnittoptimiert auf den jeweiligen Stoff gedruckt. An einem Roboterschneidetisch werden die Rohlinge ausgeschnitten und in der Näherei per Handarbeit weiterverarbeitet. Anschließend werden die fertigen Produkte direkt an die Kunden geliefert.
"Die Vorteile dieser Arbeitsweise sind enorm", weiß Verkaufsleiterin Wiebke Weßling. "Wir haben kein Produktionsrisiko, kein Lagerrisiko und können auch mal mutig sein mit den Designs, die wir anbieten." Interessant sei das nicht nur für den Endverbraucher, sondern auch für den Fachhandel. "Wir arbeiten bereits mit zahlreichen Händlern zusammen und machen durchweg positive Erfahrungen", sagt Wiebke Weßling. Aktuell sei es in den meisten Fällen noch so, dass der Händler eine Vorauswahl trifft, die textilwerk.com produziert und ihm in sein Geschäft liefert. "Es wären aber auch andere Varianten möglich." So könne der Händler seinen Kunden etwa über ein Display und eine Auswahl an Produkt- und Stoffproben digital über das Sortiment informieren. Die Bestellung läuft dann über den Laden, die Produktion über textilwerk.com und die Lieferung geht direkt an die Kunden.
Zudem fungiert textilwerk.com auch gern als Vermittler zwischen Designern und stationärem Handel. "Der Händler kann sich eigene Motive ausdenken oder in Auftrag geben, die von uns in kleinster Stückzahl hergestellt werden", ergänzt Maik Ehmke. Print-On-Demand heißt dieser neue Service, der auch beinhaltet, dass die Artikel auf Wunsch mit dem Namen des Geschäfts gelabelt werden. Mit dem Fertigungsverfahren können Händler ihre Produktpalette schnell und ohne Inventar erweitern. Durch die große Auswahl an Designs, Produkten und die Möglichkeit, eigene Motive einzureichen, kann sich der Händler ganz einfach individualisierte Artikel herstellen lassen. Dabei werden die Kunden begleitet, von der Idee bis zum fertigen Produkt in nur wenigen Tagen.
Dies ist nicht die einzige Neuerung, an der textilwerk.com gerade arbeitet. "Wir wachsen und entwickeln uns kontinuierlich weiter", berichtet der Geschäftsführer. "Unter dem Titel Open Source Textiles wollen wir nach und nach zu einer offenen Plattform werden. Bislang kuratieren wir alles - von den Designs und den Designern bis hin zu den Lieferanten findet nur statt, was von uns geprüft und für gut befunden wurde", so Maik Ehmke. Für die Zukunft könne er sich aber vorstellen, dass vom Knopfhersteller bis zum Konfektionsbetrieb alle Beteiligten an der textilen Wertschöpfungskette offenen Zugriff auf die Plattform erhalten.
"Das ist natürlich nur möglich, wenn die Wertevorstellungen übereinstimmen", ergänzt der Firmengründer. Dazu zähle beispielsweise Transparenz in puncto Nachhaltigkeit, aber auch ein respektvoller Umgang miteinander und viel Leidenschaft für Textilien. "Unsere Produkte sollen möglichst ressourcenschonend produziert werden. Sie sollen durch ihre Vielfalt und Individualität aber auch eine Geschichte erzählen: Wir verkaufen Kunst zum Kuscheln."
textilwerk.com in Kürze:
textilwerk.com
IQON GmbH
Hansestraße 103
48282 Emsdetten
Telefon: 02572 95971-0
E-Mail:business@textilwerk.com
Ansprechpartnerin: Wiebke Weßling
Mitarbeiter: 20
aus
Haustex 09/22
(Wirtschaft)