ABK Einkaufsverband
Mitarbeiter und Nachhaltigkeit im Fokus auf der Cheftagung
Zahlreich waren nicht nur die Fachhändler, sondern auch Vertreter der Industrie auf der diesjährigen Cheftagung des ABK Einkaufsverbands in Leimen bei Heidelberg erschienen. "Das ist nicht selbstverständlich, gerade in so herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben", freute sich Geschäftsführer Thomas Fehr. Mit dem Tagungsprogramm wolle der Verband seine Mitglieder und Lieferanten ermutigen, auch in der Krise aktiv zu bleiben. Die Schwerpunkte bildeten dabei die Themen Personalarbeit und Nachhaltigkeit.Natürlich können wir das große Weltgeschehen nicht ändern. Also sollten uns in der nächsten Zeit auf das konzentrieren, was wir beeinflussen, was wir verändern und verbessern können", kündigte Fehr das erste große Thema der Tagung an: Fachkräftemangel, Personalsuche und Personalbindung.
Der Arbeitsmarkt im Wandel
Als Expertin führte Barbara Koch durch das Programm. Die geschäftsführende Gesellschafterin der Staff Solutions GmbH berät mit ihrem 18-köpfigen Team Handelsunternehmen und deren Lieferanten in Bereichen wie Recruiting, Kundenservice, Mitarbeiterentwicklung, Nachhaltigkeit und E-Learning.
"Die Konstellation, dass der Handel und die Lieferanten wie hier an einem Strang ziehen, ist zukunftsorientiert genau der richtige Weg, davon bin ich fest überzeugt", erklärte Barbara Koch den Tagungsteilnehmern zum Start eines mehrstündigen Programms, bestehend aus interessanten Key Notes und interaktiven Workshops.
Inhaltlich verdeutlichte die Expertin zunächst den gesellschaftlichen Umbruch beim Thema Arbeit. "Die Ansprüche der Arbeitnehmer wandeln sich und steigen, dementsprechend muss auch die Rolle der Arbeitgeber eine andere werden", sagte sie. Dabei gehe es nicht allein um Geld, sondern vielmehr um Themen wie Wertschätzung, Sinnstiftung oder die viel zitierte Work-Life-Balance.
Wie sehr der Wandel des Arbeitsmarkts die Personalsuche bereits beeinflusst und verändert hat, machte Barbara Koch den Tagungsgästen eindrücklich klar und lieferte zugleich hilfreiche Tipps, wo Arbeitgeber potenzielle Mitarbeiter heute finden, wie die junge Generation der Arbeitnehmer tickt und wie es gelingt, diese für das eigene Unternehmen zu gewinnen. "Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, nicht nur bei der Suche nach neuen Mitarbeitern, sondern auch bei der Personalbindung, ist Offenheit", resümierte die Expertin. Wer sich intensiv mit den Bewerbern und ihren Wünschen beschäftige und bereit sei, sich mit seinem Unternehmen auf Veränderungen einzulassen, da sei sie sicher, habe aber die besten Chancen, auch in Zukunft gute Mitarbeiter zu finden.
Nachhaltigkeit als
Verkaufsargument
Der Nachhaltigkeit widmete die ABK Cheftagung sich in ihrem zweiten Schwerpunkt. Welche Maßnahmen setzt die Industrie in diesem Bereich bereits um? Was sind die konkreten Handlungsfelder, die sich daraus für Bettenfachhändler ergeben? Bevor diese Fragen in einer Podiumsdiskussion diskutiert wurden, stellte Thomas Fehr einige Ergebnisse vor, die der ABK Future Store mit dem Projekt Green Corner auf der ABK Open im Sommer gesammelt hat. "Ziel der Green Corner war es, herauszufinden, wo Handel und Industrie im Bezug auf Nachhaltigkeit stehen und den Grundstein für einen kontinuierlichen Austausch über das Thema zu legen", erklärte er. Dabei habe sich gezeigt: Es passiert schon sehr viel, vor allem auf Seiten der Hersteller, aber auch bei einzelnen Händlern. "Das Problem ist nur, dass viele Händler sich gar nicht darüber im Klaren sind, wie nachhaltig sie bereits handeln."
Diese Erfahrung hat auch Susanne Heller, Inhaberin von Betten Heller in Göttingen und Beirätin des ABK Future Stores, gemacht. "Lange habe ich gedacht, dass Nachhaltigkeit kein Thema ist, das ich bezogen auf mein Geschäft nach außen hin kommunizieren kann", sagte sie. Immerhin stehe für sie ganz klassisch der wirtschaftliche Faktor an erster Stelle, um die Zukunft des Geschäfts zu sichern, und erst danach komme das Bemühen, ökologisch sinnvoll zu handeln. "Ich hatte Angst, dass man mir Greenwashing vorwirft", so die Fachhändlerin.
Als sie sich aber detailliert mit dem Thema auseinandergesetzt hat, stellte Susanne Heller schnell fest, wie nachhaltig sie tatsächlich bereits agiert. Zunächst einmal sei ihr klar geworden, dass der Fachhandel ja per se sehr nachhaltig ist. "Durch die Qualität und Langlebigkeit unserer Produkte wird beispielsweise Müll reduziert, individuelle Beratung sorgt für wenig Retouren und die Lieferungen im Fachhandel kommen in der Regel maximal aus der DACH-Region, was die Transportwege verkürzt", nannte sie nur einige Gründe dafür.
Auch der Nachhaltigkeits-Check, den Susanne Heller in ihrem Geschäft durchgeführt hat, sorgte für Überraschungen. "Mir war nicht klar, wie viele Maßnahmen, die ich aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen umgesetzt habe, wie beispielsweise die Umstellung auf LED-Beleuchtung oder das Angebot einer 4-Tage-Woche, zudem auch nachhaltig sind." Für die Fachhändlerin ist nun klar, dass Nachhaltigkeit kein Standard ist, sondern ein Weg, den sie nun hochmotiviert weitergehen will.
"Genau so ist es richtig", findet Andreas Althammer, Geschäftsführer des österreichischen Matratzenherstellers Optimo und ebenfalls Beirat im ABK Future Store. "Wir müssen wegkommen von der unerreichbaren Messlatte", ergänzte er im Rahmen der Podiumsdiskussion. Viel wichtiger sei es, Glaubwürdigkeit zu schaffen, sich klar zu machen, dass nachhaltiges Handeln einen echten Mehrwert schafft und diesen auch zu kommunizieren. Funktionieren könne das etwa über Zertifizierungen. "Der Schlüssel ist eine gemeinschaftliche Sprache", erklärte Andreas Althammer. "Das Ziel sollte sein, dass für den Händler im Beratungsgespräch mit dem Kunden weiterhin der Gute Schlaf im Fokus steht und er ihn darüber hinaus über die Nachhaltigkeit der Produkte informieren kann, ohne die verschiedenen Konzepte der einzelnen Lieferanten kennen zu müssen."
Bei der konkreten Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen bietet der ABK Verband seinen Mitgliedern Hilfe an. "Wir sehen uns hier ganz klar in der Pflicht, zwischen der Industrie und dem Handel zu vermitteln und die Händler zu unterstützen", versprach Thomas Fehr. Seine Mitarbeiterin Lisa Brokbals macht zu diesem Zweck gerade eine Ausbildung zum Klimaprofi. Ihr Rat: "Der erste Schritt sollte für die Händler immer eine Bewusstseinsbildung sein: Wo stehe ich bei dem Thema Nachhaltigkeit? Und wo setze ich an?"
Um die Diskussion weiter am Laufen zu halten, Impulse zu setzen und Orientierung zu schaffen, wird auch auf der ABK Open Home im November wieder eine Green Corner eingerichtet. Das Zeichen, das der Verband seinen Mitgliedern damit geben will, formuliert Thomas Fehr ganz klar: "Wir packen das Thema an und geben dem Fachhandel das Rüstzeug für nachhaltiges Handeln."
aus
Haustex 11/22
(Wirtschaft)