Satar Carpet GmbH

Haji Abdul Satar verstorben


von Stephen Landrigan

Haji Abdul Satar, der Inhaber von Satar Carpets, verstarb am 22. Juni in Kabul an COVID-19. Die Branche kannte Satar als warmherzigen und immer freundlich gestimmten Menschen. Er galt als grundehrlicher Geschäftsmann, der seine Teppiche zu fairen Preisen ein- und wieder weiterverkaufte, bei zuverlässig guter Qualität. Jahrelang stellte er mit seinem Unternehmen auf der Domotex aus und bot dort sowohl traditionelle afghanische Ware von den Bazaren des Landes an als auch überraschend frische Designs, die er bei den besten afghanischen Produzenten in Auftrag gab.

Haji Satar wurde 1952 in der malerischen kleinen Stadt Istalif mitten in den Hügeln ca. 30 km nördlich von Kabul geboren. Als Jugendlicher arbeitete er in der Lederherstellung, dann brachte ihm ein Händler aus Kunduz den Teppichhandel nahe. Schon früh entwickelte er ein gutes Auge für gut gemachte Teppiche und verkaufte diese an die vielen ausländischen Reisenden, die in den Jahren vor dem Krieg nach Kabul kamen. Als die Stadt jedoch zum Krisengebiet wurde, zog er wie viele Tausend weitere Afghanen nach Peschawar in Pakistan und rief dort auf dem Khyber Bazar ein erfolgreiches Großhandelsunternehmen ins Leben. Mit seiner einnehmenden Persönlichkeit wurde er zum Vertrauten und Berater zahlreicher Händler auf den Bazaren der Stadt. Der verschwiegene Mann, der sich nie zu Klatsch und Tratsch hinreißen ließ, teilte sein fundiertes Wissen über die afghanische Teppichbranche äußerst gern, oft mit einem Augenzwinkern.

Einige Zeit später eröffnete er ein Lager in der Hamburger Speicherstadt, das sein Bruder Wase verwaltete. Ein ähnliches Objekt rief er auch im Oriental Carpet Centre in London ins Leben. Die Leitung übernahm sein Bruder Wahid; im Anschluss an die Wirtschaftskrise 2008 wurde das Londoner Lager jedoch geschlossen. Haji Satar führte alle europäischen Betriebe in Hamburg zusammen; vor drei Jahren trat auch sein Sohn Wahab dort ins Unternehmen ein.
aus Carpet! 03/21 (Personalien)