Interview des Monats: Rezas Oriental & Modern Rugs, Odense
Digitale Konzepte für den handgefertigten Teppich
Der dänische Importeur Rezas hat sich neu erfunden, mit dem Ziel, den europäischen und den MENA-Markt mit bestem Service zu bedienen. Überzeugen will Rezas mit seinem breiten Spektrum handgefertigter Teppiche von modern bis traditionell - und mit einem starken Markenauftritt: Der neue Webshop und die geschmackvoll gestalteten Kataloge flankieren Rezas durchdachte Strategie rund um Kundenansprache, Digitalisierung und Service. Über aktuelle Entwicklungen und Pläne für die Zukunft sprach Carpet Home mit dem Rezas-Geschäftsführungsteam: Reza Rejaye (Geschäftsleiter), Camilla Rasmussen (Leitung Marketing) und Jesper Andersen (Leitung Verkauf).Carpet Home: Bei Rezas tut sich gerade eine Menge. In Sachen Produkte und vor allem auch in Sachen Markenauftritt und Kundenansprache.
Reza Rejaye: Ja, wir wollen noch mal neu durchstarten und dabei ganz groß herauskommen. Deswegen haben wir stark in unseren neuen Markenauftritt investiert, den wir immer weiter ausbauen wollen, gerade auch digital. Schöne, dekorative und sehr besondere Teppiche haben wir; jetzt sehen wir die größte Aufgabe darin, die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen und unser Konzept vorzustellen: zu erklären, wie einfach und angenehm es ist, mit uns zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel über unseren Webshop, den wir gerade ganz neu aufgesetzt haben.
Camilla Rasmussen: Vor vier Wochen erst. Er ist jetzt über einen einprägsameren Domainnamen erreichbar, rezasrugs.com; wir haben dafür auch ein neues Logo entworfen. Der Shop wird permanent ausgebaut und um weitere Elemente ergänzt. Dieser fortwährende Ausbau war mit unserer alten Plattform nicht möglich.
Carpet Home: Dann besteht der Hauptunterschied zum alten Shop in der Flexibilität?
Reza Rejaye: Ja, das hängt mit der Datenverwaltung zusammen: Vorher hatten wir die meisten Daten in unserem Enterprise-Resource-Planning-System gespeichert, also in dem System, das unsere Geschäftsprozesse automatisiert und verwaltet. Inzwischen haben wir die Produktinformationen auf eine Product Information Management Platform übertragen, kurz PIM. Damit können wir alle produktbezogenen Informationen beliebig bündeln und insgesamt viel flexibler agieren. Beispielsweise zeigen wir jedem eingeloggten Kunden eine auf ihn zugeschnittene Seite mit seinen persönlichen Einkaufsbedingungen und seiner Orderhistorie an; in Zukunft kann er sogar alle Bilder einer Kollektion in einem Schwung herunterladen.
Camilla Rasmussen: Unsererseits können wir mit dem PIM jetzt auch selbst kurzfristig Produktbroschüren und Handouts erstellen - oder Auszüge aus unseren Katalogen. Bisher mussten wir das immer über unsere Werbeagentur laufen lassen.
Carpet Home: Die Seite sieht sehr aufgeräumt und modern aus; auch Verkaufspreise werden angezeigt. Will Rezas damit auch Endverbraucher ansprechen?
Camilla Rasmussen: Ein klares Nein. Aber: Wir wollen Endverbraucher inspirieren. Die angezeigten Preise sind unsere Preisempfehlungen im Einzelhandel. Unser Ziel ist es, dass Endverbraucher ihren Händler auf unsere Teppiche ansprechen, weil sie durch die Rezas-Seite Lust darauf bekommen haben.
Carpet Home: Dafür muss der Händler aber erst mal Ihr Kunde sein.
Jesper Andersen: Das kann er schnell und einfach werden. Bei uns braucht man keine Großbestellungen aufzugeben; wir erhalten sogar sehr viele Einzelbestellungen, beispielsweise von Innenarchitekten. Und gerade durch Covid-19 werden immer mehr Teppiche über das Internet geordert.
Reza Rejaye: Der Shop ist übrigens nicht nur flexibel in seiner Gestaltungsmöglichkeit, wir können ihn auch flexibel in die Shops unserer Kunden integrieren, das haben wir schon bei einigen großen skandinavischen Möbelhäusern umgesetzt. Die Bestellungen, die darüber laufen, liefern wir per Dropshipping. Damit bleiben wir relevant.
Teppichgeschichten in Bild und Wort:
der hochwertige Katalog
Carpet Home: Es gibt aber auch Rezas-Inspirationen zum Anfassen: die neu gestalteten Kataloge.
Camilla Rasmussen: Die sind wichtiger Teil unseres Markenauftritts, gerade haben wir den ersten davon fertiggestellt. Darin präsentieren wir unsere modernen Kollektionen, die wir noch mal verstärkt pushen wollen. "Every Rezas tells a Story" lautet das Motto; entsprechend erzählen wir mit dem Katalog Geschichten: auf über 220 Seiten, gedruckt auf dickem, mattem Papier, mit stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen, Bildern von den Produktionsstätten ... und natürlich von den Kollektionen. Eine bekannte dänische Stylistin und TV-Persönlichkeit schildert darin, wie eine Kopenhagener Altbauwohnung in eine märchenhafte Wohnlandschaft aus dem Fantasieland Narnia verwandelt wurde - mit Rezas-Teppichen auf den Bodendielen.
Carpet Home: Und als Nächstes kommt dann ein neuer Orient-Teppich-Katalog heraus?
Camilla Rasmussen: Genau. Darin stellen wir unsere traditionellen handgefertigten Teppiche ebenfalls noch mal neu vor, in einem sehr modernen Kontext. Wir wollen den traditionellen Teppichen wieder in den Fokus rücken und damit auch jüngere Leute ansprechen.
Reza Rejaye: Das Gute ist ja, dass die aktuelle jüngere Generation noch völlig unvoreingenommen ist. Für deren Eltern war der klassische Orientteppich ein No-Go; das war etwas, das bei den Großeltern herumlag. Die Jüngeren sind da wieder ganz offen. Und in einschlägigen Fernsehshows und in Modegeschäften entdeckt man immer häufiger traditionelle Teppiche als Accessoire.
Camilla Rasmussen: Ja, die jüngere Generation hat Freude daran, zurück zu den Wurzeln zu gehen. Sie interessiert sich auch stark dafür, unter welchen Bedingungen und aus welchen Materialien die Teppiche hergestellt werden. Das können wir sehr genau erzählen; das greifen wir übrigens auch im Katalog auf.
Strategisch
neue Märkte erschließen
Carpet Home: An welche Handelsformen wenden Sie sich? An Möbelhäuser einerseits, aber auch an Innenarchitekten und Einrichter ...
Jesper Andersen: ... und an den kleinen und größeren Facheinzelhandel. Allerdings nicht wahllos, wir wollen nicht jeden bedienen, und das müssen wir auch nicht. Unsere Mission besteht darin, Ansprechpartner Nummer eins für handgefertigte Teppiche zu sein. Und zwar in ganz Europa. Dabei gehen wir sehr strategisch an die einzelnen Märkte heran. In Polen und in den Niederlanden hat das schon sehr gut geklappt, jetzt haben wir Deutschland im Blick. Auch die MENA-Region ist für uns sehr interessant.
Carpet Home: Wie wollen Sie den deutschen Markt angehen?
Jesper Andersen: Vom Prinzip her so, wie wir das in den letzten Jahren auch in Polen und in den Niederlanden geschafft haben: Schritt für Schritt. Zunächst über ausgesuchte, gut bezahlbare Produkte; darüber soll uns der deutsche Handel erst mal kennenlernen. Von dort aus wollen wir die Geschäftsbeziehungen langsam aufbauen und auch unsere höherwertigen Teppiche vorstellen. Unser großer Vorteil besteht ja darin, dass wir ein enorm breites Spektrum abdecken: wir haben Vintage, Mittelklasse und High-End. Der Händler bekommt bei uns alles aus einer Hand und muss sich sein Sortiment nicht bei mehreren Anbietern zusammensuchen. Außerdem haben wir verschiedene Werkzeuge: unseren neuen Webshop, unsere Online-Anzeigen und unsere neu gestalteten Kataloge. Dazu kommen ein umfangreiches Service-Angebot und eine starke Logistik.
Carpet Home: Beim Kennenlernen eines neuen Anbieters ist ja der persönliche Kontakt sehr wichtig.
Jesper Andersen: Wir haben uns eine Repräsentantin Kontaktperson für den deutschen Markt gesucht. Annette Dynesen ist Dänin und hat 33 Jahre in Hamburg gelebt.
Hinzu kommen ergänzend unsere Online-Aktivitäten, die wir stark ausbauen. Bisher waren wir mit großen Ständen auf Messen wie Domotex oder Maison & Objet vertreten. Durch das Internet kommen die Geschäfte jetzt häufiger zu uns, weil immer mehr Leute uns von sich aus finden. In Zukunft werden wir weiter an Messen teilnehmen, allerdings mit kleineren Ständen; mit weniger Teppichen und mehr Informationen über Service und Konzepte. Die Teppichbranche ist sehr spät damit dran, das Internet für sich zu entdecken. Covid-19 hat diese Entwicklung beschleunigt; Online-Verkäufe sind um mehrere 100 Prozent in die Höhe geschnellt. Vor allem die MENA-Region investiert stark in die Digitalisierung und zeigt ohnehin großes Interesse an Teppichen.
Carpet Home: Auch dort sind Sie gerade sehr aktiv; erst kürzlich waren Sie in Dubai.
Camilla Rasmussen: Ja, auf der Expo 2020. Schon vor zwei Jahren haben wir uns an die dänische Handelskammer gewandt, die für uns vor Ort den Markt recherchiert hat, Einrichter und Einzelhändler kontaktiert hat. Dieses Jahr haben wir uns im dänischen Pavillon auf der Expo mit rund 20 potenziellen Kunden getroffen, darunter auch Einrichter, die ganze Paläste gestalten. Das Interesse war groß; vor allem konnten wir mit unserem Dienstleistungspaket überzeugen: damit, dass es so einfach ist, Kunde bei uns zu sein.
aus
Carpet! 01/22
(Wirtschaft)