VDP beschwört Stärken von Parkett fürs Klima
Branche trotzt schwierigen Marktbedingungen
Gegenläufige Tendenzen prägen den deutschen Parkettmarkt im ersten Halbjahr 2022. Während sich der Umsatz der VDP-Mitgliedsunternehmen getrieben von Verteuerungen um 12,1 % erhöhte, sank der Absatz um 7,1 %. Trotz der sich abzeichnenden Rezession gab sich der VDP-Vorstand auf seiner Jahrestagung in Berlin optimistisch, dass die Vorteile von Parkett für den Klimaschutz künftig verstärkt beim Bauen und Sanieren zum Tragen kommen.Ende Oktober tagte der Vorstand des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (VDP) in Berlin. In einem Pressegespräch berichtete der Vorstandsvorsitzende Michael Schmid, wie sich die Parketthersteller in Deutschland am Markt in einer gesamtwirtschaftlichen Krisenlage bislang behaupten. Demnach erhöhte sich der Umsatz der VDP-Mitgliedsunternehmen hierzulande laut einer verbandsinternen Umfrage im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum noch um 12,1 % auf 157,2 Mio. EUR. Allerdings war das Wachstum getrieben von Verteuerungen in der Lieferkette. Denn der Parkettabsatz sank im gleichen Zeitraum um 7,1 % auf 4,3 Mio. m
2.
Mit Abstand wichtigstes Marktsegment bleibt das Mehrschichtparkett, dessen Umsatz bei den VDP-Mitgliedern bundesweit im ersten Halbjahr 2022 um 11,9 % auf 138,0 Mio. EUR zulegte, während sich der Absatz um 7,2 % auf 3,6 Mio. m
2 verminderte. Gegenläufige Tendenzen wurden auch in den anderen Marktbereichen registriert. Bei einem Umsatzanstieg von 14,9 % auf 10,9 Mio. EUR schrumpfte der Absatz von Massivparkett gegenüber dem Vorjahreswert um 4,4 % auf 300.000m
2. Bei Mosaikparkett stand einer Umsatzsteigerung von 11,6 % auf 8,3 Mio. EUR ein Absatzrückgang um 6,9 % auf 400.000 m
2 gegenüber.
"Die Zahlen für das erste Halbjahr spiegeln eine schwierige Gesamtlage in der Parkettindustrie wider, die sich im weiteren Jahresverlauf noch zugespitzt hat. Während uns nach dem Kriegsausbruch starke Preissteigerungen in einzelnen Holzsortimenten ebenso wie Engpässe in einzelnen Lieferketten zu schaffen machten, prägt mittlerweile die Energiepreiskrise für viele Anbieter das Gesamtbild", ordnete Michael Schmid die Branchenentwicklung angesichts der krisenhaften Trends in der Gesamtwirtschaft ein. Dies gelte vor allem für Strom. "Die dringend notwendigen Hilfen für Unternehmen dürfen für den Mittelstand nicht später kommen als für Großbetriebe und energieintensive Unternehmen", mahnt er.
Mehr Holz für Neubau und Sanierung
Trotz der großen Herausforderungen durch die sich abzeichnende Rezession in Deutschland ist der VDP-Vorstand optimistisch, dass die Vorteile von Parkett für Klimaschutz und Wohngesundheit künftig verstärkt beim Bauen und Sanieren zum Tragen kommen. "Dass die Politik in Bund, Ländern sowie in vielen Kommunen das Bauen mit Holz verstärkt fördern will, zeigt den klimapolitischen Stellenwert unseres Produkts. Nun müssen den Absichtsbekundungen zum verstärkten Holzeinsatz auch flächendeckend Taten folgen", betont Schmid. Zum Bauen mit Holz gehöre auch der verstärkte Einsatz von Holz im Innenausbau. "Holzböden gehören zum klimabewussten Bauen fest dazu. Unsere Produkte sind langlebige Kohlenstoffspeicher." Als Naturprodukt aus Holz besitze Mehrschichtparkett eine Speicherleistung von rund 3,48 kg pro m
2. Auf die Stärken von Parkett im Klimaschutz macht die Industrie auch mit der "realwood.eu"-Kampagne in europäischen Leitmärkten aufmerksam - woran sie auch künftig weiter anknüpfen wollen.
Bauen mit Holz als CO
2-Speicher
Professorin Galina Churkina von der Technischen Universität Berlin rückte das Bauen mit Holz auf der Veranstaltung in Berlin in einen globalen Kontext. Die Co-Autorin der Studie "Land use change and carbon emissions of a transformation to timber cities" berichtete, dass durch das Bauen mit Holz bis zum Jahr 2100 mehr als 100Mrd. t Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid eingespart werden können.
Um das Potenzial von Gebäuden als CO
2-Speicher zu nutzen, müssten im Neubau künftig möglichst viele mineralbasierte Baustoffe durch biobasierte Alternativen ersetzt werden. Sprich statt mit Beton, Zement und Stahl zu bauen, empfehlen sich Baustoffe wie Holz, Holzwerkstoffe oder auch Bambus als die bevorzugten Produkte. Laut Churkima berge gerade der Städtebau das größte Areal zum Speichern von CO
2-Emissionen. "Wir werden den Carbon-Speicher in den Städten durch den vermehrten Einsatz von biobasierten Materialien in den kommenden Jahren deutlich ausbauen", lautete ihre Prognose für klimafreundliches Bauen der Zukunft.
| Imke LaurinatGünther Wimmer
Parkettveredelung ist Werterhalt
Unter dem Motto "Edel verlegt" schilderte Günther Wimmer, Geschäftsführer der Holzbodenmanufaktur Wimmer, einige spannende Details zu dem im Tagungshotel "Orania" verlegten Dreischicht-Parkett. In Zimmern (insgesamt rund 1.400 m
2-Fläche) sowie in öffentlichen Bereichen wie der Lobby, im Restaurant und in den Konferenzräumen sowie auf Fluren und Gängen (insgesamt rund 600m
2 Fläche) wurden 2017 ausdrucksstarke Landhausdielen mit Längen von vier, fünf und sechs Meter aus der bayrischen Manufaktur verlegt.
Jeder Holzboden von Wimmer ist ein Unikat. "Veredeln heißt für uns, das Holz aus der Natur für die Architektur vorzubereiten", sagt Günther Wimmer. "Material, Verarbeitung und Verlegung sind ein Dreiklang - da muss im Zusammenspiel für ein Projekt alles passen." Daher werde jeder Stamm projektspezifisch bewertet, oft vom geschäftsführenden Gesellschafter des Familienunternehmens selbst. Ebenso wird der Oberfläche große Aufmerksamkeit gewidmet. "Wir entwickeln die Farbe aus dem Holz heraus", sagt Wimmer. Und so wurde die 5 mm dicke Deckschicht aus Spessart-Eiche für die Holzböden im Hotel Orania in zehn Bearbeitungsgängen aufwendig gebürstet, geölt und gewachst. Sämtliche Dielen werden vor der eigentlichen Verlegung quasi einmal "probeverlegt". "Das ist ein sehr aufwendiges Verfahren, aber es bedeutet gelebte Nachhaltigkeit", weiß Günther Wimmer und ergänzt mit Blick auf das Parkett vor Ort: "Ohne große Instandhaltungsmaßnahmen ist der Boden noch top in Schuss. Auf dem Boden, auf dem wir heute stehen, kann man auch in 100 Jahren noch stehen."
aus
Parkett Magazin 01/23
(Wirtschaft)