Forbo Flooring
Nachhaltig durchstarten im Objektgeschäft
Forbo Flooring ist am Vertriebsstandort Paderborn für die D/A/CH-Region mit neuer Leitung ins Jahr gestartet; das durch den Tornado 2022 beschädigte Gebäude ist saniert. Vor allem im Objektgeschäft will der Weltmarktführer für Linoleum weiter wachsen - und dabei über das gesamte Produktportfolio mit Nachhaltigkeit punkten.Bei Forbo Flooring in Paderborn ist einiges in Bewegung. Martin Thewes, 17 Jahre lang Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, widmet sich als Global Director Sales Excellence and Pricing internationalen Aufgaben im Unternehmen und bleibt dabei eng mit Flooring Systems verbunden. Seine Position in Paderborn hat seit August 2022 Peter Schulte übernommen. Der fand seinen neuen Arbeitsplatz in einem eher "ungewöhnlichen" Zustand vor: Drei Monate zuvor, im Mai 2022, hatte ein Tornado eine Schneise durch Nordrhein-Westfalen gezogen und etwas zu viel "frischen Wind" ins Haus gebracht - das Verwaltungsgebäude war nicht mehr wiederzuerkennen. Schulte nahms mit Humor und Pragmatismus und ist gleich mittendrin im Geschehen.
Der gebürtige Sauerländer ist Vertriebs- und Marketingprofi mit fundierter Erfahrung, auch im Ausland. Unter anderem betreute er langjährig erfolgreich für den Profilhersteller Döllken den nordamerikanischen Markt. Mit Forbo-Produkten war der Diplom-Kaufmann auch durch seine Tätigkeit als Geschäftsführer beim Kantenspezialisten und Versandhändler Ostermann vertraut.
Linoleum, LVT,
Sauberlauf und Flotex
"Forbo Flooring Systems ist ausgerichtet auf das Segment Commercial mit resilienten Bodenbelägen", beschreibt Schulte das Kerngeschäft. In Sachen Linoleum ist das Unternehmen weltweit einer der Top Player. Weitere Flagship-Produkte sind LVT, Sauberlauflösungen und der waschbare Textilboden Flotex. Forbo setzt auf kundenorientierte Bodenbelagslösungen "aus einer Hand" und behält die Zukunft kreislauffähiger Böden konsequent im Blick. Alle Bodenbeläge werden in unternehmenseigenen Produktionsstätten in Europa hergestellt und erfüllen anspruchsvolle Qualitäts- und Umweltstandards.
Das Kernsortiment ist innerhalb von 48 bis 72 Stunden vor Ort beim Kunden oder an der Baustelle: "Wir haben den Anspruch, dass alle unsere Bestseller für Bestellungen bis zu 500 qm ständig verfügbar sind und schon am nächsten Tag verschickt werden", erklärt Vertriebsleiter Norbert Wurth. Zu diesem Zweck stünden dort ständig Bodenbeläge im siebenstelligen Quadratmeterbereich zur Verfügung.
Großes,
wachsendes Objektgeschäft
Das Objektgeschäft macht einen erheblichen Anteil aus und soll weiter wachsen: Forbo Flooring betreut überwiegend große Bauprojekte, vernetzt die Architekten und Projektleiter mit bewährten Forbo-Verlegebetrieben. "Gerade diese Kombination stellt für Planer und Architekten durch die Ausführungssicherheit einen echten Mehrwert dar", so Schulte. "Umgekehrt bringen wir unsere Verlegepartner gerne bereits früh in laufende Objektberatungen mit ein. Damit schließt sich dann der Kreis."
Im Objektbereich ist Linoleum äußerst beliebt: Das robuste, pflegeleichte und dazu CO
2-neutral hergestellte Marmoleum eignet sich hervorragend für stark frequentierte Bereiche wie Bildungseinrichtungen, Verwaltungsgebäude oder Verkaufsflächen. Gleichzeitig ist Linoleum bakteriostatisch und leicht desinfizierbar und daher ein beliebter Bodenbelag in Gesundheitseinrichtungen.
Für 2023 "noch viele
Projekte in der Pipeline"
Schulte ist Realist und ein Mann der Zahlen. Als Leiter der Forbo Vertriebsgesellschaft für Deutschland, Österreich und die Schweiz lautet sein oberstes Ziel: profitables Wachstum dank zufriedener Kunden. Trotz erschwerter Bedingungen rund um Lieferketten, Corona und Krieg in der Ukraine blickt er zuversichtlich nach vorn: "Die rückläufige Entwicklung im Auftragseingang seit Mitte 2022 hat natürlich Spuren hinterlassen. Dennoch ist der Auftragsbestand zufriedenstellend - wir haben noch viele Projekte in der Pipeline. Diese müssen aber auch zur Ausführung kommen." Für das Geschäftsjahr 2023 erwarte er daher "eine sanfte Landung".
Bei der Münchner Fachmesse BAU ist Forbo Flooring diesmal nicht dabei. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber in Zeiten knapper Budgets durchaus richtig", berichtet Schulte. Alternativ zur BAU plant Forbo 2023 Jahr diverse Maßnahmen, um persönliche Beziehungen zu intensivieren.
Aus den Vollen schöpft Forbo Flooring in Sachen Produktneuheiten: Diesen April geht die Neuauflage der LVT-Kollektion Allura an den Start (siehe Extrakasten). In den Monaten Mai und Juni gehts gleich weiter mit neuen Farben für eine besondere Linoleum-Spielart: Das objektgeeignete Marmoleum Cocoa wird unter Zugabe von Kakaobohnenschalen produziert, einem Abfallprodukt aus der Kakaoindustrie. Zusätzlich verwendet Forbo hier erstmals standardmäßig auch alte, gebrauchte Marmoleum-Bodenbeläge als Rohstoff und führt sie gemäß dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft und seiner Null-Abfall-Strategie bei der Produktion in den Herstellungsprozess zurück.
Ambitionierte Nachhaltigkeitsziele
für 2025
Beim Einsatz von Bodenbelägen im Objektbereich sind verstärkt nachhaltige Lösungen und entsprechende Zertifizierungen gefragt. Forbo Flooring bietet für jedes Produkt im breiten Sortiment Informationen über dessen Auswirkungen - in Form von Gesundheits- und Toxizitätserklärungen, von Lebenszyklusanalysen (LCAs) und Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs). Diese werden von unabhängiger Seite geprüft; alle Datenblätter lassen sich auf der Unternehmens-Website herunterladen.
Zusätzlich erstellt Forbo Flooring seit über zehn Jahren jährlich einen Sustainability Report und veröffentlicht ihn online. An seinen Produktionsstandorten konnte Forbo die CO
2-Emissionen bei der Herstellung zwischen 2004 und 2021 von 3,44 kg auf 1,08 kg pro Produkt-Quadratmeter senken. Insgesamt beinhalten die Bodenbeläge, gemessen am Gewicht, einen Recyclinganteil von 23 % - bei einzelnen Produkten liegt der Anteil bei bis zu 89 %.
Das Nachhaltigkeitsprogramm 2025 berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus und geht weit über die reine Produktion hinaus. Es umfasst auch Rücknahmesysteme oder Pilotprojekte für die Wiederverwendung von Bodenbelägen nach ihrem Gebrauch.
Nachhaltigkeit soll
sich wirtschaftlich lohnen
Maßnahmen in Richtung Kreislaufwirtschaft sind essenziell für den neuen Geschäftsführer Peter Schulte, marktorientiertes Denken ebenso: "Der Aufbau von Rücknahmesystemen kostet Geld - und das lässt sich nur erwirtschaften, wenn am Ende der Einsatz des recycelten Materials Mehrwert generiert." Schulte: "Wir brauchen geldwerte Vorteile auf jeder Wertschöpfungsstufe - vom Hersteller, dem Verleger bis zum Bauherren - damit sich nachhaltige Produkte auf Dauer durchsetzen. Unser Vorteil bei Forbo ist, dass wir schon sehr lange in diese Richtung denken und weiter sind als andere."
Linoleum: biologisch abbaubar
und recyclingfähig
Da wäre zunächst mal Marmoleum, das einen Großteil aller weltweit verlegten Linoleumbodenbeläge ausmacht. Marmoleum-Böden werden aus bis zu 98 % natürlichen und schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Leinöl, Jute und Holz hergestellt. Der Anteil an Recycling-Linoleum beträgt bis zu 40 %. Auch durch den Einsatz erneuerbarer Energien ist Marmoleum cradle-to-gate klimapositiv - ohne Kompensationsmaßnahmen. Gebäude, in denen Marmoleum eingesetzt wurde, können das von Forbo Flooring individuell ausgestellte Zertifikat Nachhaltiges Bauen erhalten, das den positiven Beitrag von Marmoleum zum Klimaschutz dokumentiert.
Als Naturprodukt ist Linoleum sogar biologisch abbaubar. Bei der Wiederverwertung verbessert Forbo seine Prozesse kontinuierlich und arbeitet mit lokalen Recyclingprogrammen zusammen. So konnte etwa ein Drittel des Materials in die Linoleum-Produktion zurückgeführt werden, was den Recyclinganteil des neuen Bodenbelags auf fast 50 % erhöht.
In einem Pilotprojekt mit der TU Delft wurde aus einem über 20 Jahre genutzten Linoleumbelag neues Marmoleum hergestellt. Dabei wurde ein Drittel des Marmoleum-Altbelags wieder der Produktion zugeführt. Ein weiterer Teil wurde einem Möbelhersteller gespendet und dort für die Beschichtung von Sitzmöbeln eingesetzt; der Rest wurde als Kohlenstoffträger in der Zementindustrie verwendet. Sein Pre-Consumer-Recycling hat das Unternehmen bereits optimiert; beim Post-Consumer-Recycling besteht noch organisatorisches Potenzial.
Verschnittreste sammeln
mit "Back to the Floor"
Einen Schritt weiter als beim Post-Consumer-Recycling ist man bei der Wiederverwertung von Verschnittresten auf der Baustelle von Linoleum- und Vinylböden. In neun europäischen Absatzmärkten bietet Forbo einen Rücknahmeservice an: das "Back to the Floor"-Programm. In dessen Rahmen können Kunden von Forbo sogenannte Big Bags zum Sammeln von Verlegeresten bestellen, die bis zu 750 kg Gewicht aushalten. Das Material führt Forbo wieder der Bodenbelagsproduktion zu. Allein 2022 wurden rund 146.000 kg Reste auf diesem Weg gesammelt.
Fokus auf Produktlebensdauer
und Pflegeleichtigkeit
Vor dem Recycling alter Beläge steht für Forbo Flooring die Entwicklung nachhaltiger Produkte mit langer Lebensdauer. In diesem Sinne hat der Hersteller seine werkseitig aufgetragene Oberflächenvergütung Topshield optimiert und durch Topshield Pro ersetzt. Durch die Optimierung der Formulierung und der werksseitigen Applikation ist Topshield Pro in sich homogener, ebenmäßiger und deutlich strapazierfähiger.
"Durch unterschiedlichste Verschleißtests im Labor wurde nachgewiesen, dass Topshield Pro im Vergleich zum Vorgänger eine dreifach verbesserte Performance gegenüber Verkratzungen und Desinfektionsmitteln erzielt", berichtete Uwe Wagner, Leiter der Anwendungstechnik. Durch diesen Oberflächenschutz bleiben Marmoleum-Linoleumbeläge noch länger schön und nutzbar, müssen bei der Verlegung nicht verfugt oder eingepflegt werden und lassen sich leicht reinigen. Auch eine turnusmäßige Grundreinigung kann bei normaler Beanspruchung und Einhaltung der Reinigungsempfehlungen entfallen. "Damit überspannt das Nachhaltigkeitskonzept die gesamte Nutzungsdauer des Linoleumbelags; gleichzeitig spart der Nutzer Zeit und Geld", erklärt Peter Schulte.
Daten + Fakten Forbo Flooring
Forbo Flooring GmbH
Steubenstraße 27
D-33100 Paderborn
Tel.: 05251 / 18 03-0
info.germany@forbo.com
www.forbo-flooring.de
Geschäftsführung:
Peter Schulte
Vertrieb D/A:
Norbert Wurth
Gründungsjahr: 1975
Mitarbeiterzahl:
(2020) 114
aus
BTH Heimtex 04/23
(Wirtschaft)