Eicheparkett von Gunreben im OLG Rostock

Fischgrätmuster und Tafelboden auf Spezialestrich


Im ehemaligen Ständehaus von Rostock, einem roten Backsteinbau im Stil des Historismus, sitzt heute das Oberlandesgericht. Bei der Komplettrenovierung des wunderschönen Gebäudes aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch die Fußböden erneuert. Ursprünglich hatte in allen Räumen Stabparkett im Fischgrätmuster gelegen. Das über hundert Jahre alte Parkett hätte geschliffen und erhalten werden können, wäre nicht der schadstoffhaltige, PAK-belastete Teer-Bitumen-Kleber gewesen, mit dem das Altparkett auf dem Untergrund haftete. Aufgrund schlechter Erfahrung bei anderen Sanierungen entschied sich das Land Mecklenburg-Vorpommern als Bauherr für eine Erneuerung.

In den Büroräumen wurde das Fischgrätmuster beibehalten. Für den prunkvollen Plenarsaal aber regte das Landesamt für Denkmalpflege den Einbau eines neuen Tafelparketts an. Als Vorbild diente ein vergleichbarer Saal im gegenüberliegenden Haus der Industrie- und Handelskammer, das ebenfalls im 19. Jahrhundert vom selben Architekten erbaut worden war. Hier war standesgemäß ein Tafelparkett verlegt worden. Warum das Ständehaus dereinst nur ein Parkett im Fischgrätmuster erhalten hatte, konnte nicht geklärt werden. Architekt Rainer Grebin vermutet, dass die Ausstattung des Ständehaus-Saales so üppig war, dass die Finanzen damals nicht mehr für einen Tafelboden gereicht haben. Vielleicht war auch die Aufbauhöhe ein Hindernis, denn sie betrug nur 25 mm - zu wenig für die Bauart von Tafelböden aus vergangenen Tagen.

In heutiger Zeit scheint das nötige Geld vorhanden. Um die Kosten zu klären, setzte Architekt Grebin in seine Ausschreibung das Tafelparkett nur als NEP-Position ein. Nach der Submission entschied sich der Auftraggeber für das Tafelparkett. Das Fußbodenunternehmen Viebahn aus Möllenhagen sicherte sich den Auftrag - nicht ohne Schwierigkeiten, denn bis zur Auftragsvergabe im April 2005 dauerte es ein Jahr und das Angebot musste aufgrund gestiegener Materialpreise nachgebessert werden. Daraufhin ließ der Bauherr per Justitiar prüfen, ob der Parkettleger zur Einhaltung seiner Originalangebots verpflichtet gewesen wäre - am Ende traf man sich in der Mitte. "Da fällt manchmal ein hartes Wort, aber das ist später vergessen", erinnert sich Architekt Grebin an die Zusammenarbeit mit dem Parkettleger. Auch bei der Auswahl des Tafelparketts machte man es sich nicht leicht. Viele Muster wurden per Fotomontage in den Raum gestellt, auch solche mit Mahagoni-Ader und anderen exotischen Intarsien - obgleich das Land Mecklenburg-Vorpommern für seine Gebäude die Verwendung von Tropenholz untersagt hat. Schließlich entschied sich der Architekt für eine schlichte, reine Eiche-Variante, die nicht mit der aufwändigen Wand- und Deckengestaltung des Plenarsaals in Konkurrenz tritt. Lieferant von Tafelparkett und Eichedielen war der Parketthersteller Gunreben.

Bevor die Parkettleger ans Werk gehen konnten, musste der Altboden herausgerissen und der Untergrund vom Bitumen befreit werden. Das ehrwürdige, mit Schnitzereien verzierte Gestühl an den Wänden hatte zunächst ausgebaut werden sollen, doch der zuständige Tischler schlug lediglich die Podeste heraus, auf denen die Bestuhlung stand und hob alles so an, dass der Boden darunter saniert werden konnte.

Extrem unebener und rissiger Untergrund

Der Unterboden bestand aus einer Schlackeschicht mit einem darüber liegenden 40 mm dicken, kreuz und quer gerissenen Estrichbeton - alles in der 1. Etage auf dem Kuppelgewölbe des Erdgeschosses. Das Unternehmen Viebahn, gleichzeitig als Estrich- und Parkettleger versiert, schloss die Risse und Löcher zunächst mit Epoxidharz und brachte dann einen Spezialaufbau der österreichischen Firma Mixit ein. Die Schüttung "Thermotec Rapid" besteht aus einem hydraulischen Bindemittel (Compound), das in einer speziellen Mischanlage mit Polystyrol-Recycling-Mahlgut sehr fein vorgemischt wird. Mit dem speziellen Bindemittel ist die Dämmschüttung nach etwa 24 Stunden begehbar und nach 48-72 Stunden mit einem Schnellestrich belegereif. Der dünnschichtig aufbringbare Thermotec Compound zum Niveauausgleich von 0,5 bis 50 mm erreicht dazu die hohe Haftzugsfestigkeit von 2 Newton, härtet gleichzeitig spannungsarm aus.

Der Schnellzementestrich wurde anschließend mit einer Expoxid-Grundierung eingelassen. Dann folgten ein Armierungsgewebe und eine Spezialspachtelmasse. Nachdem die Niveauunterschiede von 10-60 mm fugenlos über die ganze Fläche ausgeglichen waren, blieb für das neue Parkett wieder eine Aufbauhöhe von nur 25 mm übrig.

In anderen Büroräumen des Ständehauses arbeitete das Unternehmen Viebahn teilweise mit der Kombination "Thermotec Rapid", Schnellestrich und "Best"-Estrichplatten von Henkel. Best-Platten sind 20 mm dicke Betonelemente, die an der Kante mit Harz verklebt werden und nach der Grundierung eine geeignete Unterlage für ein neu geklebtes Fischgrät-Parkett bieten. Mit den ursprünglich ausgeschriebenen Spanplatten hätte bei der geringen Aufbauhöhe die nötige Festigkeit gegen die Scherkräfte des Holzes nicht erreicht werden können.

Im Plenarsaal wurde Gunreben-Tafelparkett in der weitgehend astlosen Sortierung Eiche natur verlegt. Jeweils vier Quadrate mit 11 mm Nutzschicht sind auf einer Kreuztafel von 625 x 625 mm aufgebracht. Architekt Grebin hatte die Maße des Parketts auf die Grundmaße des Gebäudes abgestimmt, dessen Raster sich an den 125 mm von Ziegel und Fuge orientiert. Eingefasst wurde das zentrale Tafelparkett, das seinen Schachbretteffekt aus der Maserungsänderung jedes Quadrates erhält, mit massiven 22 mm Eichedielen in 158 mm Breite und fallenden Längen ab 4.000 mm. Rechtwinklig dazu bis an die Wand wurden wiederum kurze Dielen verlegt. Die neugebauten Podeste der erhabenen alten Stuhlreihen erhielten ebenfalls eine Einfassung. Diese musste dem Grundriss der Podeste bis in die Spitzen exakt folgen.

Geklebt wurde das Parkett mit "Thomsit P 600", einem lösemittelhaltigen Produkt, das auch Hohlstellen ausgleicht. Nach den Regeln des Fachs wurden zum Schleifen der Oberfläche Körnungen bis P 120 eingesetzt, die Fugen verspachtelt und anschließend zweimal mit Osmo Hartwachsöl eingepflegt. Vor der Ersteinpflege geschah noch ein Malheur: Kurz von Weihnachten 2006 lief während des Wochenendes Wasser aus einem Lüftungsgerät auf einen Teil des Fußbodens. Nach mehreren Feuchtemessungen mit abnehmender Tendenz entschied man sich, den Boden an dieser Stelle nicht wieder aufzunehmen. Der Klebstoff hatte gehalten, Fugen waren nicht entstanden. Die leichte Schüsselung konnte abgeschliffen werden. Nach der Neueinpflege war auch dieses unerwartete Hindernis beseitigt.


Objekt Telegramm

Objekt: Ständehaus Rostock, Oberlandesgericht
Bauherr: Land Mecklenburg-Vorpommern, Betrieb für Bau- und Liegenschaften (BBL)
Architekt: Dr. Ing. Rainer Grebin, Rostock
Verleger: Viebahn GmbH, Klaus-Peter Viebahn, Karl-Heinz Petz, 17219 Möllenhagen
Unterboden: Thermotec Rapid, Mixit, Österreich
Parkett: Tafelparkett Eiche 11 mm, Eichedielen 22 mm, fallende Längen
Lieferant: Gunreben
Klebstoff: Henkel Thomsit P600
Oberfläche: Osmo Hartwachsöl
Flächen: 95 qm Tafelparkett, 82 qm Langfriese, 326 qm Stabparkett im Fischgrätmuster.
aus Parkett Magazin 04/07 (Referenz)