Interview mit Rudi Goossens und Gerd Hoffe

"Wüst, Thüringer Teppichboden und MCD werden zu Maltzahn Carpets zusammengeführt"

Erst expandiert, dann konzentriert: Die Maltzahn-Gruppe bündelt ihre Teppichboden-Vertriebsaktivitäten. Die bisherigen Schwestergesellschaften Wüst, Thüringer Teppichboden und MCD werden zu Maltzahn Carpets zusammengeführt. Hat das mehrgleisige Konzept nicht funktioniert? Was bedeutet das für die Kunden? Und wie sieht die künftige Strategie aus? Darüber sprachen Claudia und Michael Steinert mit den beiden MC-Geschäftsführern Rudi Goossens und Gerd Hoffe.

BTH Heimtex: Für uns erschien es immer sehr aufwendig und nicht ganz schlüssig, mehrere Vertriebsgesellschaften nebeneinander laufen zu lassen. Ist die Zusammenführung jetzt gezielte Strategie oder mehr aus der Not heraus geboren?

Rudi Goossens: Es war eine richtige Entscheidung, die Gesellschaften zunächst separat laufen zu lassen. Diese drei unabhängigen Firmen, die nebeneinander am Markt operiert haben, hätten nie so schnell wachsen können, wenn sie von Anfang an unter einem Dach gewesen wären. So haben alle drei in einem kurzen Zeitraum erhebliche Zuwächse erreichen können - gegen die allgemeine Tendenz am Markt.

Aber wenn Schwestergesellschaften dieser Art zu lange selbstständig bleiben und jede an ihrem Resultat gemessen wird, tritt irgendwann unweigerlich der Zeitpunkt ein, an dem die Gefahr droht, dass sie zu Generalisten werden und beginnen, in den Bereichen der anderen zu wildern. Das würde aber nicht imagefördernd wirken, weder für die einzelnen Unternehmen, noch für die gesamte Gruppe - und das wollten wir vermeiden. Wobei wir eins nicht wollen: Wir wollen durch die Zusammenführung nicht die Identität und das Profil verlieren, das jeweils von den Unternehmen aufgebaut worden ist. Diese drei Richtungen werden wir sauber beibehalten.

BTH Heimtex: Werden denn auch die alten Namen beibehalten - Wüst, Thüringer Teppichboden und MCD?

Gerd Hoffe: Nein. Künftig wird alles einheitlich unter Maltzahn Carpets präsentiert, wobei die drei Säulen Home, Office und Hotel gleichberechtigt gewichtet sind. Die Programme und Produkte, die draußen am Markt sind, laufen unverändert weiter. Da wird nichts zurückgezogen, sondern es wird einen fließenden Übergang geben, wobei wir die Profile sogar noch weiter verschärfen wollen. Zur Domotex stellen wir übrigens unsere erste Home-Kollektion vor, die bereits gezielt positioniert worden ist.

BTH Heimtex: Waren die drei Ursprungsgesellschaften jeweils profitabel?

Goosens: Bei Thüringer Teppichboden war es so, dass wir mit Null gestartet sind, eine kleine Kollektion geschaffen und einen Koffer mit 18 Produkten auf den Markt gebracht, parallel noch den Export aufgebaut haben... das hat gerade 2001 und teilweise auch noch 2002 sehr viel Geld gekostet. 2003 haben wir dann durch die Probleme am deutschen Markt nur im Export Zuwachs erreichen können - offen gesagt war die Rendite da unter dem Strich schon unzureichend.

Das wird sich durch die Vereinigung verbessern, weil wir natürlich Fixkosten einsparen können und zwar mehr, als jede einzelne Gesellschaft für sich. Das hätte nur einen Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet. Erst in der Gemeinschaft können wir eine spürbare Erleichterung erreichen.

Hoffe: Wir kommen zusammen in eine Größenordnung, mit der wir zwar immer noch nicht zu den Größten in Deutschland gehören, aber uns Produkt-und Marketingaktivitäten leisten können, die die einzelnen Gesellschaften für sich nicht hätten leisten können. Um sich weiter zu profilieren, muss jeder erhebliche Anstrengungen in Marketing und Entwicklung unternehmen - und das kostet Geld.

BTH Heimtex: Sie haben eben elegant die Antwort umgangen, ob Wüst für sich genommen auch profitabel war...

Hoffe: Wüst ist gewachsen und Wüst war auch profitabel. Wenn auch nicht so profitabel, wie wir uns das vorgestellt haben, nachdem wir erhebliche Investitionen in das Industriegeschäft und in den Export getätigt haben. Da haben wir uns schon die Frage gestellt, ob sich der Aufwand rechnet - denn dazu hätten wir sehr dynamisch wachsen müssen und dass ist auf dem heutigen Markt sehr schwierig.

BTH Heimtex: Überspitzt formuliert - ging es darum, drei fußlahme Unternehmen durch die Zusammenlegung gesund zu schrumpfen?

Hoffe: Nein, überhaupt nicht. Wir haben uns vielmehr überlegt, wo Chancen für uns liegen, richtig erfolgreich am Markt zu sein. Das war die Triebfeder.

Goossens: Wir hätten jeder für uns allein nur sehr kleine Sprünge am Markt machen können, vereint können wir viel mehr bewegen und erreichen. Natürlich wollen wir auch Synergien nutzen - in der Produktion genauso wie in Vertrieb und Marketing - mit denen wir künftig eine noch intensivere Marktbearbeitung und -präsenz gewährleisten wollen.

BTH Heimtex: Wie sieht die neue Organisation aus? Wer steht am Ruder, wie läuft der Vertrieb?

Hoffe: Wir konzentrieren uns hier in Kempen. Innerhalb der Geschäftsführung wird Herr Goossens für Vertrieb und Verwaltung verantwortlich sein, ich für Entwicklung, Produktion, Marketing und Industriekunden. Peter Krafczyk wird sich um den Export kümmern. Die Vertriebsorganisation wird ebenfalls integriert.

Goossens: Wir haben 13 Außendienst-Mitarbeiter draußen im Markt, die die gesamte Produktpalette vertreiben, wobei einige Regionen doppelt besetzt sind, weil wir dort in den Bereichen Office und Home so erfolgreich waren , dass wir das beibehalten wollen. Damit sind wir flächendeckend vertreten und besser aufgestellt als viele andere Anbieter. Darüber hinaus werden wir Key Accounts für Spezialaufgaben einsetzen.

BTH Heimtex: Uns interessieren natürlich immer auch Zahlen. Wir schätzen den Umsatz der drei Einzelgesellschaften zusammen auf 30 Mio. EUR, nicht konsolidiert. Bei der Integration werden einige Umsätze wegfallen, also könnte das neue Unternehmen Maltzahn Carpets auf 20 bis 25 Mio. EUR Umsatz kommen....

Hoffe: Das möchte ich nicht kommentieren, aber was unseren Plan für 2004 angeht, liegen Sie nicht ganz falsch. Wobei wir die größte Potenzial 2004 im Export sehen.

BTH Heimtex: Wenn wir Ihr Portfolio anschauen, liegt ein gewisser Schwerpunkt im Objektgeschäft.

Hoffe: Eindeutig. Das liegt an der Struktur der Gruppe, weil die veredelungsorientierte Produktion bei Maltzahn mehr in Richtung Objekt geht. Aber wir werden auch den Wohnbereich nicht vernachlässigen, sondern eine sehr ansprechende Kollektion für den Einzelhandel im mittleren bis gehobenen Bereich vorstellen.

BTH Heimtex: Ist es für Sie mit diesem starken Standbein im Objekt denn auch denkbar, die Kollektion mit Zukäufen abzurunden, zum Beispiel Nadelfilz oder Webware?

Hoffe: Das ist nicht vorgesehen. Wir konzentrieren unsere Kräfte auf unsere drei Linien und wollen dort eigenes Profil gewinnen. Damit haben wir zunächst noch genug zu tun.

BTH Heimtex: Wo wollen Sie sich positionieren? Wofür soll der Name Maltzahn Carpets stehen und welche Verkaufspreislagen decken Sie ab?

Goossens: Im Hotel- und Office-Bereich haben wir eine eigene Design-Handschrift entwickelt. Im Wohnbereich sehen wir unsere Stärke bei leicht gemusterten Belägen, die sich vielseitig einsetzen lassen und sich gut einfügen zu empfohlenen Verkaufspreislagen zwischen 15 und 30 EUR.
aus BTH Heimtex 01/04 (Wirtschaft)