Bettenring Generalversammlung und Dormabell Marketing-Tagung
Gute Verfassung dank schlanker Struktur
Lüneburg - Erneut eine positive Bilanz konnte der Bettenring auf seinem diesjährigen Verbandstreffen ziehen. In diesem Jahr ging es, zumindest aus Sicht der meisten Mitglieder, in den hohen Norden nach Lüneburg. Auch wenn dieser Standort nicht ganz das Flair von Kitzbühel verströmt, wo die letztjährige Versammlung stattfand, gelang es dem Vorstand doch, erneut knapp 200 Teilnehmer zu mobilisieren. Neben den fachlichen Themen und Informationen lockten der kollegiale Austausch und die abendliche Feier.
Das Wichtigste vorweg: Dem Verband und seinen Mitgliedern geht es gut. Der Netto-Umsatz des Bettenrings lag mit 73 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, die Eigenkapitalquote beträgt laut Verbandsgeschäftsführer Dr. Martin Süß 38,5 Prozent. Besonders erfreulich für die Mitgliedsunternehmen dürfte die wiederum gestiegene Ausschüttung sein. Sie betrug für das vergangene Geschäftsjahr 2006 insgesamt 2,2 Mio. Euro, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von rund vier Prozent. "Darin enthalten ist die im zweiten Jahr in Folge höchste genossenschaftliche Rückvergütung in der Bettenring-Historie mit 1,4 Prozent", hebt Süß hervor. Sehr zufrieden ist er auch mit dem A-Rating des Prüfungsverbandes für die Bettenring eG.
Die gute Verfassung des Verbandes beruht auch auf seiner schlanken Struktur. 18 Mitarbeiter kümmern sich um die 227 Mitglieder und deren 254 Geschäfte. Im Warenbereich basiert seine Stärke auf den Eigenmarken Dormabell, Sympathica und Schlummermarkt. Dormabell nehme ihre Stärke aus der eigenständigen Produktentwicklung und der exklusiven Vermarktung in den Bettenring-Häusern, so Süß. Die Formalien der Generalversammlung gingen unkompliziert durch. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet. Die Herren Leitermann, Schründer und Wartig wurden erwartungsgemäß für eine erneute Wahlperiode in den Aufsichtsrat gewählt.
An Geschäftsführer Günther Budde war es, die Mitglieder über Gegenwart und Zukunft des Verbandes und der Marke Dormabell zu informieren. Ungeachtet des Trends im Einzelhandel und des Bettenfachhandels zum Trading-Up legte er den Anwesenden die preisliche Mitte erneut ans Herz und verwies auf das für dieses Marktsegment konzipierte Programm Dormabell active. Zu seiner Verwunderung wird dieses System jedoch von mehr als jedem dritten Haus nicht in Gänze geführt, immerhin jedes sechste Unternehmen verschließt sich ihm total. Noch geringer ist die Beteiligung an dem Zudecken-Programm, hier enthält sich mehr als jedes dritte Verbandsmitglied. Dabei ermögliche es mit Spannen zwischen 62 und 64 Prozent einen guten Verdienst.
Kurz ging Budde auch auf die Baumaßnahmen in der Filderstädter Verbandszentrale ein. Nach einem gewissen Renovierungsstau hat man nun in die strukturelle Veränderung des Gebäudes und einen verbesserten organisatorischen Ablauf investiert. Davon profitiert nicht zuletzt das Dormabell-Programm, das nun wesentlich wirkungsvoller dargestellt werden kann. Aber auch für die Mitarbeiter, so Budde, erhöhe sich durch die Baumaßnahmen der "Stolz- und Wohlfühlfaktor".
Der Geschäftsführer kündigte auch eine Marketing-Initiative Schlafraum an. Dazu gehören der Ausbau des Vertragslieferanten-Netzes und der Aufbau eines Netzwerkes Bettgestelle im Intranet des Verbandes. Bezüglich des Modemarketings im Sortiment arbeitet der Verband an Maßnahmen, die zu einer besseren Profilierung der textilen Sortimente im Bettenfachhandel führen sollen. Die kann über die Marke Dormabell oder andere Marken erfolgen. Generell gab Budde den Tagungsteilnehmern mit auf den Weg, mehr auf Stückdeckungsbeitrag zu achten, der bei den Dormabell-Artikeln grundsätzlich sehr ordentlich ist.
Im Fokus des Interesses standen an den beiden Tagen auch die Weiterentwicklung des Bettsystems Innova und die Lancierung des neuen Bettsystems Dormabell CL. Innova ist laut Budde eine Erfolgsgeschichte für den Verband. Das mit erheblichen Entwicklungs- und Marketingkosten (insgesamt rund 800.000 DM damals) 1996 auf den Markt gebrachte System kann auf ausgezeichnete Abverkaufszahlen zurückblicken. Insgesamt haben die Anschlusshäuser in der Zeit mehr als 113.000 Rahmen und rund 99.000 Matratzen der Marke verkauft. Auf diese Erfolgsmeldung Buddes reagierten die Tagungsteilnehmer mit lautem Applaus. Von dem 2002 hinzugekommenen Messsystem sind mittlerweile 143 im Einsatz, ein weiteres ist abgerufen worden und nur noch eines steht in Filderstadt zur Verfügung.
Trotz dieser guten Zahlen hat man sich dazu entschlossen, bei Innova Veränderungen vorzunehmen. Zum einen geht es darum, beim Ergonomie Institut München eine bessere Zertifizierung zu erhalten. Dies dürfte gelungen sein, erklärte Budde, ohne dem endgültigen Votum des EMI vorgreifen zu wollen. Des weiteren trägt man mit einer neuen viskoelastischen Matratze dem derzeit wohl stärksten Trend auf dem Matratzenmarkt Rechnung. Über die Klinge springen musste dafür die Latexmatratze. Ein Rückgang der verkauften Stückzahlen von im Jahr 1.828 auf 152 innerhalb von vier Jahren ließ keine andere Entscheidung zu.
Wolfgang Gaffrey, Sprecher des Fachausschusses Bettsysteme, erklärte und begründete die einzelnen Maßnahmen. Allgemein würden die neuen Matratzen einen verbesserten Komfort gewährleisten, hätten eine bessere Durchlüftung, eine verbesserte Optik und obendrein ein geringeres Gewicht. Im Einzelnen: Die Innova S hat einen neuen Kompri-Schnitt an der Oberfläche erhalten und weist durch einen neuen Kern von 14,5 cm Höhe mehr Liegekomfort auf. Wesentlich mehr Änderungen gibt es bei der Air S. Geblieben ist im Prinzip nur die Schaumqualität Soja mit einem Raumgewicht von 60 und einer Kernhöhe von 16 cm. Neu sind neben dem Kompri-Schnitt an der Oberfläche höhere Abstandsgewebe in der Mittelzone, Schulterzone mit Querkanälen, ein System von Vertikalbohrungen und neue Bezugsstoffe mit Air-Border.
Die komplett neue Innova Air V ist dreischichtig aufgebaut. Außen Deckplatten aus Visko-Schaum (Raumgewicht 85), dazwischen eine Mittelplatte Soja (RG 60) mit einer Verstärkung im Lordosebereich. Laut Gaffrey ist der Visko-Schaum bezogen auf Luftdurchlässigkeit, Dauerelastizität und Reaktionsgeschwindigkeit (Rückstellung) den im Markt angebotenen Qualitäten überlegen. Für eine gute Durchlüftung wurden die Deckplatten mit Bohrungen versehen, die auf den Wellenschnitt der Mittelplatte treffen. Die Bezugsstoffe und Konfektionierung entsprechen der Air S.
Die komplett neue Matratzenkollektion Dormabell CL wurde gemeinsam mit der Firma Rummel entwickelt und basiert auf deren ECS- (Ergonomic Composit Spring) Technologie. Im Prinzip dreht es sich dabei um elastische Federn aus Glasfaser-Verbundmaterial, die in die Matratze und die Unterfederung eingearbeitet sind. Die Vorteile der Technik: metallfrei, leicht, kehrt schnell in die Ausgangsform zurück, hohe Punktelastizität, gute Durchlüftung auch unter Belastung. Über die Anzahl der Federwellen wird die Festigkeit definiert. Bei der Matratze bietet das System vier Härtegrade zwischen soft und extra fest. Die Matratze hat eine Bauhöhe von rund 24 cm.
Fortgesetzt wird die ECS-Technik im Rahmen. Dort sind die Polsterleisten ebenfalls mit den Fiberglasspiralen versehen. Durch die unterschiedliche Anzahl der Spiralen wird auch hier die Stützkraft festgelegt. Die einzelnen Leisten sind durch ein einfaches Klick-System austauschbar, so dass die Unterfederung auf das individuelle Schlafverhalten angepasst werden kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Veranstaltung war das Thema "Ideen am POS". Zahlreiche Einzelhändler sind sehr kreativ, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit für das eigene Geschäft zu erlangen und Kunden zu gewinnen. Künftig sollen im Intranet des Verbandes solche Ideen gesammelt werden, damit die Verbands-Kollegen davon profitieren können. Warum das Rad zweimal erfinden? Geschäftsführer Budde riss einige Beispiele kurz an: Frühstücksaktion, Bettenrennen, Theater im Geschäft, Shaolin-Mönche, italienische Lebensmittel, Fernseh-Aufnahmen im Geschäft, Teilnahme an einer Verbrauchermesse, Themenwochen "Schlafen", Therapeutenschulungen oder Verkaufswochen spezieller Marken.
Einige Mitglieder konkretisierten dann am eigenen Beispiel verschiedene Aktionsformen. Stephan Schulze-Aissen aus Bremerhaven gab seinen Kollegen den guten Rat, die Medien dafür zu interessieren, dass das eigene Unternehmen mehr unternimmt als nur Ware anzubieten und zu verkaufen. Schulze-Aissen ist zum Beispiel Mitglied der IHK und Gutachter der Handelskammer. Über das Kompetenzzentrum Gesunder Schlaf könne man ein Netzwerk innerhalb der Stadt aufbauen mit Fachleuten, die irgendwie mit dem Thema Schlaf verbunden sind. Über das Kompetenzzentrum gelinge es auch, redaktionelle Beiträge in der lokalen Presse zu platzieren, was sonst nicht so einfach ist. Auch im Kulturmarketing engagiert sich Betten Aissen. Als der Komiker Kalle Pohl mit seinem Programm "Bettmän" in Bremerhaven auftrat, konnten die Kunden bei Aissen vergünstigte Eintrittskarten erwerben. Mit vergleichsweise geringem Aufwand (ein Euro pro Karte netto) konnte sich das Haus damit Sympathien erwerben. Im eigenen Haus veranstaltete man außerdem im Gewölbekeller einen Leseabend mit Geschichten von Edgar Allan Poe.
Jan Lienenkämper von Rielie in Meinerzhagen berichtete seinen Kollegen von seiner Tätigkeit als Präventologe. Auch er profitiert dadurch von einem Netzwerk. Er wirbt direkt im Haus mit dem Prädikat "geprüfter Präventologe". Zu seinen Tätigkeitsbereichen zählen Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Entspannungsübungen und Festellung von Elektrosmog-Belastungen. Lienenkämpers Erfahrung ist es, dass die Kunden seine Kompetenz anerkennen und seine Ratschläge annehmen.
In die ähnliche Richtung geht die Aktivität von Oliver Hotes (Bettenstudio Hotes, Großburgwedel) und Martin Möhle (Möhle Sitz- und Schlafkultur, Löhne). Sie konzentrieren sich auf das Thema Elektrosmog. Dabei geht es allein um von Menschen erzeugte Störfelder, die gesundheitliche Risiken bergen. So haben sie zum Beispiel gemeinsam mit weiteren Fachhandelskollegen den Vortrag eines Experten veranstaltet. Die DAK wurde eingeschaltet, die wiederum ihre Mitglieder anschrieb und auf den Vortrag hinwies. Heilpraktiker erhielten Handzettel. Der Vortrag dauerte geschlagene drei Stunden und kostete 750 Euro. Hotes und Möhle war klar, dass sich aus der Veranstaltung kein spontaner Mehrumsatz ergeben würde. Aber sie bauen darauf, dass sie gute und günstige PR erhalten haben und einen Kompetenzgewinn bei den Verbrauchern. Ziel war es, dass sich die Kunden informieren und mit ihrem Schlafumfeld beschäftigen. Irgendwann kommt dann vielleicht auch das Thema Schlafsystem.
Martin Windmüller (Betten Windmüller, Backnang) empfahl seinen Zuhörern das Kompetenzzentrum Gesunder Schlaf. Damit gelinge ihm die Positionierung als Schlafspezialist und die Steigerung seiner Glaubwürdigkeit. Auch das Innova-Messsystem sei ein hervorragendes Marketing-Instrument. Wer sich hat vermessen lassen, habe anschließend bei seinen Bekannten etwas zu erzählen. Auf Messen, so Windmüllers Erfahrung, stünden die Leute Schlange, um sich vermessen zu lassen. Zum Teil kämen die Kunden sogar aus 100 km Entfernung, um sich in seinem Geschäft vermessen zu lassen. Nebenbei bemerkt: Solch ein Einzugsgebiet, wenn auch mit deutlich stärkerer Ausprägung, haben eigentlich nur große Einkaufsmagnete wie beste Einkaufscenter oder große Möbelhäuser.
Erfolgreich sind für das Backnanger Haus auch die Reinigungswochen. Nach den Sommerferien bietet Windmüller die Reinigung von Betten und Kissen einschließlich Nachfüllung zum Fixpreis an, einschließlich eines neuen Inletts. Der Umsatz belaufe sich in der Regel auf 60.000 bis 65.000 Euro, so Windmüller. Außerdem bietet er eine 10er-Karte für 145 Euro an. Dafür kann der Kunde zwei Kissen oder eine Decke reinigen lassen. Der Rabatt beträgt 50 Prozent.
Marcus Mannsdörfer (Mannsdörfer, Stuttgart) ist überzeugt von der Zukunft des Internets und der Kommunikation mit dem Kunden über dieses Medium. Er verweist darauf, dass in Deutschland rund 40 Mrd. Euro über das Internet umgesetzt werden und inzwischen rund 25 Prozent der über 60-Jährigen im Netz seien, die so genannten Silver Surfer. Er sieht das Medium als eine gute Möglichkeit der Kunden an, sich dort vorab zu informieren. Der Kauf könne danach dann im Geschäft stattfinden. Für den Internet-Auftritt seines Unternehmens hat er daraus den Schluss gezogen, eine Bettenberatung aufzubauen. Der Kunde kann je nach Produktgruppe (Matratze, Kissen, Lattenrost, Genre usw.) verschiedene Parameter eingeben und erhält danach eine oder mehrere Empfehlungen. Durch Anklicken einer Empfehlung erhält der Kunde weitere Produkt-Informationen. Die Beratung befinde sich noch im Aufbau, so Mannsdörfer, wegen der dauernden Weiterentwicklung werde sie sich aber wohl ständig im Aufbau befinden.
Wichtig ist dem Fachhändler der persönliche Aspekt. So hat er zum Beispiel seine Mitarbeiter gemeinsam in einem großen Bett fotografieren lassen. Schließlich ist es das, worum sich das gesamte Geschäft dreht. "Der Mensch im Prospekt ist wichtiger als das Produkt selbst", ist sein Credo. Als Beispiel einer Aktion im Geschäft hat Mannsdörfer die Sylter Traumwochen angeführt. In der Vorbereitung ist ein Team aus Stuttgart zum Fotoshooting auf die Insel gefahren und hat dort eindrucksvolle Fotomotive von Land und Leuten eingefangen. Daraus wurde ein aufwändiger Prospekt produziert, der zum Sylt-Tag einlud. Am Aktionstag selbst fuhr ein Cartering-Unternehmen neben Austern und Champagner auch Nordseekrabben in Sahnesoße mit Bandnudeln auf, Garnelenspieße, Matjes- und Lachsbaguettes, wilde Kartoffeln mit Kaviar und auch eine eigenes kreierte "Mannsdörfer Deichwurst". Aus der in Rantum auf Sylt beheimateten Sansibar wurden exklusive Weine angeboten und für die jungen Besucher des Tages bot das hauseigene Piraten-Team Muschelkettenbasteln, Muschelbildergestalten und Muschelsieben an. Kurz: Das Thema Sylt wurde den Kunden förmlich zelebriert. Nicht zu vergessen, wurden Produkte von Röwa und Schramm vorgeführt.
Nach diesen Erfahrungsberichten erklärte Budde, was sich der Verband für die kommenden Monate an Werbung- und Verkaufsunterstützung ausgedacht hat. Zum einen hat man eine Zusammenarbeit mit der Gmünder Ersatzkasse (GEK) vereinbart. Der Bettenring wird in den Mitgliederheften Anzeigen schalten. Der Handel hat seinerseits 190 Ansprechpartner in den regionalen Vertretungen, mit denen er Kooperationen vereinbaren kann. An gedruckten Erzeugnissen sind ein 16-seitiger Kompetenzprospekt über Dormabell Innova geplant, eine vierseitige Beilage zur Dormabell-Wärmebedarfsanalyse, eine vierseitige Beilage zum Dormabell-Motorrahmen Innova sowie eine 20-seitige Kompetenzbroschüre zum Thema "Schöner schlafen" mit Bettgestellen, die jedoch noch in der Entwicklung ist. Selbstverständlich wird es auch wieder Dekomaterial und Verkaufsunterstützung geben. Der Weihnachtsprospekt, kündigt Budde an, werde größer und höherwertiger als in der Vergangenheit ausfallen. Der Preisflyer Winter 07/08 wird ebenfalls größer und prägnanter gestaltet werden. Er kann darüber hinaus auf Wunsch mit einem Foto des Inhabers versehen werden.
Dr. Süß zog anschließend eine positive Bilanz der Schulungsmaßnahmen der letzten zwölf Monate. Erfreut bilanzierte er, dass die Beteiligung an den Maßnahmen stetig steigt. Insgesamt kamen 631 (Vorperiode 568) Seminarteilnehmer aus 91 (84) Firmen und absolvierten 822 (799) Seminartage. Dazu, so Süß, kamen noch einmal 100 Tage Erfa-Sitzungen und Inhouse-Schulung. Als eine ganz neue Möglichkeit bietet der Verband an, sich als Dormabell-Fachberater bei der LDT Nagold zertifizieren zu lassen. Die Ausbildung erfolgt in einer Art Repetitorium, die Startveranstaltung wird in Filderstadt sein, die Prüfung findet in Nagold statt. Hierbei handle es sich um ein Pilotprojekt des Bettenrings, so Süß.
Wie üblich, holte sich der Verband auch externe Referenten, die es den Bettenring-Mitgliedern erlauben, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Anregungen für das eigene Unternehmen mit nach Hause zu nehmen. Jochen Zondler, Leiter der Stabsstelle Qualitätsmanagement bei der Gmünder Ersatzkasse, berichtete, wie es der GEK gelungen ist, laut Kundenmonitor Deutschland zehn Jahre in Folge die kundenfreundlichste Krankenkasse zu sein. Die Kasse hat aktuell einen Beitragssatz von 13,9 Prozent, die Verwaltungskosten liegen pro Kunden bei unterdurchschnittlichen 120 Euro im Jahr. Ohne den Risikostrukturausgleich, so Zondler, läge der Beitragssatz unter 10 Prozent.
Ausgangspunkt war die Liberalisierung im Krankenkassenbereich, wodurch die Kunden seit 1996 eine generelle Wahlfreiheit haben. Um in dem verstärkten Wettbewerb zu bestehen, hat sich die GEK rechtzeitig darauf eingestellt. Als probates Mittel zur Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb sah man den Kundenservice an. Daneben galt es, die Kasse zu verschlanken, und ein Qualitätsmanagement einzuführen. Um ein funktionierendes Qualitätsmanagement aufbauen zu können, bedarf es jedoch erst einmal der Definition von Zielen, der Information darüber und eines funktionierenden Controlllings.
Jährlich werden neue Zielplanungen vorgenommen, für das gesamte Unternehmen definiert und herunter gebrochen bis zum einzelnen Mitarbeiter. Gleichzeitig wurde eine leistungsorientierte Vergütung eingeführt - erst für den Vertrieb, später auch für die Servicemitarbeiter. Als Ziele wurden unter anderem spezielle Vorgaben für das Mitgliederwachstum und die Beitragssätze festgelegt.
Nun nützen diese Ziele nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Die GEK hat daher zahlreiche Maßnahmen im Service ergriffen, um den Kunden neben dem geringeren Beitragssatz auch einen entsprechenden Anreiz und Mehrwert zu bieten. Dazu gehören zum Beispiel Servicegarantien, wie die Bearbeitungsgarantie. Innerhalb von 24 Stunden muss ein Fall bearbeitet werden. Spätestens nach drei Tagen muss beim Kunden eine Antwort vorliegen. Die Bearbeitungsgarantie sei eine der wichtigsten Servicegarantien des Unternehmens, so Zondler. Dann gibt es auch noch die Zahlungsgarantie. Sie besagt, dass innerhalb von 24 Stunden Geld fließen muss, zum Beispiel in Form von Krankengeld. Alle Zahlungsvorgänge würden intern vorrangig bearbeitet, erklärte der Qualitätsmanager.
Wichtig sei auch der Telefonservice. Innerhalb der Geschäftszeiten von 7 bis 17.30 Uhr ist die Kasse telefonisch zu erreichen. Spätestens beim dritten Klingelzeichen müsse das Gespräch angenommen werden. Außerdem soll das Weiterleiten von Gesprächen vermieden werden. Wer kann nicht von Fällen berichten, wo er telefonisch schon einmal in den Untiefen eines Unternehmens verschollen ging? Des weiteren gibt es auch ein Beschwerde-Management. "Wer sich ärgert, sollte damit lieber zu uns kommen, als sich darüber bei Bekannten zu beschweren", so Zollner. Daher gibt es die Institution "GEK hilft", die sich innerhalb von 24 darum kümmert, wenn Kunden zum Beispiel das Gefühl haben, von einem Arzt oder Krankenhaus nicht richtig betreut zu werden oder Leistungen vermeintlich vorenthalten werden.
Einen sehr attraktiven und gerne genutzten Service stellt der Teledoktor dar. Er steht GEK-Versicherten 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung. Ein Team besonders geschulter Fach- und Allgemeinärzte beantwortet schnell, kompetent und kostenlos Fragen zu den unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen. Die Zusammenarbeit eines weit verzweigten Netzwerks externer Spezialisten, Fachkliniken und medizinischer Institute garantiert höchste medizinische Kompetenz unter Berücksichtigung neuester medizinischer Erkenntnisse. Durchschnittlich registriert die GEK im Monat rund 3.000 Anrufe.
Der Nürnberger Unternehmensberater Daniel Grill referierte sehr praxisbezogen über das Thema Zielvereinbarung, Kontrolle, Motivation im Einzelhandel. Eingangs stellte er die Frage, wie die Zuhörer in ihrem Unternehmen die Leistung ihrer Mitarbeiter bewerten und auf welcher Basis Lob und Anerkennung ausgesprochen werden. Grill nennt als mögliche Kriterien den Umsatz, Deckungsbeitrag, die erzielte Kalkulation, Abschriften oder die Warendrehung. Grill schlug deshalb vor, dass mit jedem Mitarbeiter eine Zielvereinbarung getroffen wird. Daraus, so der Berater, ergäben sich mehrere Vorteile. Das unternehmerische Denken und Handeln werde bei den Mitarbeitern gefördert und sie würden lernen, strukturiert und Ziel orientiert zu handeln. Außerdem schafft eine Zielvereinbarung erst die Basis für leistungsbasierende Vergütungsbestandteile und ermöglicht einen Ist/Soll-Vergleich. Auch die Führung von Mitarbeitergesprächen wird durch die Zielvereinbarung erleichtert und schafft im positiven Fall die Basis für Lob und Anerkennung. Schließlich und endlich erhöhe die Zielvereinbarung den Wertschöpfungsbeitrag jedes einzelnen Mitarbeiters, so Grill.
Nun darf man den Mitarbeiter mit der getroffenen Zielvereinbarung aber auch nicht alleine lassen und muss ihn motivieren. Das heißt, ihn zu unterstützen in seiner eigenen Motivation, das Ziel zu erreichen. "Motivation kommt nie von außen", betont Grill. Für eine erfolgreiche und individuelle Zielvereinbarung ist es daher vonnöten, detaillierte Kenntnisse über den Mitarbeiter und seine Fähigkeiten zu haben. Darüber hinaus sollte eine Mitarbeiter-Qualifizierung nach dessen Stärken und Schwächen erfolgen.
Für die Zielvereinbarung schlägt Grill die so genannte Smart-Formel vor: spezifisch genau formuliert, messbar, attraktiv (einen Nutzen für den Mitarbeiter beinhaltend), realistisch, terminiert (also auf einen bestimmten Zeitpunkt gerichtet). Maximal solle man die Erreichung von fünf Zielen vereinbaren, zur Eingewöhnung ist am Anfang ein Ziel angebracht. Eine Zielvereinbarung erfordert aber auch, dass die Kontrolle termingerecht erfolgt. Sonst wird eine Vereinbarung ganz schnell nicht ernst genommen und die vorangegangenen Bemühungen werden konterkariert. Grills abschließender Rat: "Geben Sie ehrliches Lob und Anerkennung und heben Sie den Mitarbeiter hervor."
Für den letzten Vortrag der Veranstaltung hatte sich der Bettenring etwas Besonderes ausgedacht und den Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub engagiert. Man muss diesen Mann live erlebt haben, um sich ein echtes Bild von ihm machen zu können. Es war jedenfalls faszinierend zu beobachten, wie interessiert und fasziniert die Fachhändler seinen Worten folgten. Staub hat die Technik des Gedächtnistrainings nicht erfunden, bereits die alten Griechen hatten die Grundlagen dafür gelegt. Aber er ist in der Lage, in einem lockeren, sehr unterhaltsamen und mit Witzen und Anekdoten gespickten Vortrag den Zuhörern das Thema so schmackhaft zu machen, dass man zumindest geneigt ist, privat weiter daran zu arbeiten. Im Prinzip geht es darum, sich über Eselsbrücken die verschiedenen Dinge zu merken: Namen, Zahlen, Abstraktes oder sogar Witze.
Es nütze nichts, über Gedächtnistraining zu lesen, so Staub, das sei in etwa das Gleiche, als werde einem das Mittagessen vorgelesen. Praxis und Übung war angesagt. Und so verlief dann auch der Vortrag Staubs. Um zu demonstrieren, dass er wirklich beherrscht, wovon er redet, hatte er zum Aufwärmen darum gebeten, ihm 20 zusammengesetzte Hauptwörter zuzurufen. Er versprach, unmittelbar danach mindestens 15 von ihnen memorieren zu können. Tatsächlich waren es 16, und es hatte den Anschein, das war nur Understatement, um das Auditorium nicht in Ehrfurcht erstarren zu lassen. Aber mehr noch: Staub konnte auch sagen, welches Wort an welcher Stelle stand und umgekehrt, welches Wort welcher Zahl zuzuordnen war.
Und dann zeigte er, nach welcher Technik er die 20 Worte gelernt hat. Vereinfacht ausgedrückt hat Staub die Worte im übertragenen Sinn auf Teile seines Körpers platziert und dann über eine Eselsbrücke Wort und Körperteil verbunden. So saß auf seiner Schulter ein Gartenzwerg, unter seinen Füßen trampelte er auf einem Kuchenblech und an seinen Knien rankten Ringelblumen empor. Die Kunst ist es unter anderem, diese Eselsbrücke vor dem inneren Auge zu visualisieren.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Namen mit Gegenständen im Raum zu verbinden. So hat Staub seinen Zuhörern in kurzer Zeit die letzten zehn amerikanischen Präsidenten beigebracht. Eisenhower: das Flipchart aus Metal, auf das er mit der Hand schlug. Kennedy: ein Stift, den er fragte: Kenn i di? Carter: ein Vorhang im Raum, in den er in seiner Fantasie eine Katze beziehungsweise einen Kater hängte und so weiter. Die Gedankenbrücken waren zum Teil recht schräg konstruiert, aber wirkungsvoll. Nach wenigen Minuten memorierte der gesamte Saal auf bloßen Fingerzeig Staubs hin die Präsidenten, noch ein wenig später sogar ohne seine Hilfe. Und das schöne ist, dass viele der Lüneburger Teilnehmer sich auch heute noch nur den Raum vorstellen müssen, um sich die Präsidenten wieder ins Gedächtnis zu rufen.
So ging es weiter, zuletzt versuchte er den Bettenring-Händlern das Zählen auf Thailändisch von eins bis zehn beizubringen. Da kapitulierten dann jedoch einige, genossen es jedoch, wie Staub sich einen Spaß daraus machte, Zahlenkombinationen in für europäische Ohren äußerst ungewohnte Töne umzuwandeln. Seine Botschaft: Mit seiner Lernmethode ist es möglich, auch abstrakte Dinge im Gedächtnis zu speichern. Lauter Applaus belegte zum Schluss die Begeisterung der Zuhörer über einen witzigen und lehrreichen Vortrag.
Bei aller Information durfte natürlich auch nicht der gesellige Abend fehlen, bei dem es die Bettenring-Mitglieder gerne auch mal richtig "krachen" lassen. Offenkundig hatte das den Vorstand dazu inspiriert, in Lüneburg eine gruppendynamische Trommelsession zu veranstalten. Die Bettenring-Corona wurde per Bus zu einem wunderschönen Gut zwischen Lüneburg und Soltau transportiert. Wie üblich wusste außer dem Organisationsteam niemand, wohin es ging und was einen dort erwartete.
Nach dem Empfangsgetränk und kleinen Snacks wurden die Gäste in eine große Scheune geleitet, in der sie von den Lüneburger Schrotttrommlern lautstark empfangen wurden, die rhythmisch auf alten Öltonnen schlugen. Im gesamten Raum waren weitere dieser Tonnen verteilt, auf denen die dazu gehörigen Drumsticks lagen. Ohne lange zu fragen, griffen sich die "Dormabeller" die Stöcke und droschen im gleichen Takt auf die Tonnen ein. Unter Anleitung des Obertrommlers Jörg Schwieger gab es dann eine kleine Einführung in das taktvolle Bearbeiten leerer Behälter. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass dabei ein Höllenlärm entstand, der den meisten aber offenkundig einen Heidenspaß bereitete (schließlich befand man sich ja auch mitten in der Heide). Zum Schluss konnte die Gruppe sogar synchron drei verschiedene Rhythmen schlagen, die aufs Feinste miteinander harmonierten. Zwischendurch ließ es sich das Führungstrio des Bettenring (Günther Budde, Dr. Martin Süß, Alfred Krauss) nicht nehmen, ein "Solo für drei" zu trommeln, stilgerecht gewandet in roten Caps und T-Shirts mit dem Aufdruck "schlagkräftig". Dem war nichts hinzuzufügen.
Nach der Drum-Session wurde dann vom rustikalen Buffet gespeist und getrunken und natürlich wie immer kräftig "abgezappelt". Dem Vernehmen nach soll nicht jeder rechtzeitig ins Bett gefunden haben und nach der Rückfahrt ins Hotel noch an der Bar für ein paar Minuten hängen geblieben sein. Am folgenden Tag war der Vortragsraum aber wieder so gut gefüllt wie am Vortag.
aus
Haustex 08/07
(Wirtschaft)