Wasserbasierter Bodenbelagsklebstoffe
Die Chemie kommt von der BASF
Wasserbasierte Bodenbelagsklebstoffe wurden vor über 40 Jahren in den deutschen Markt eingeführt - damals allerdings zunächst für PVC-Beläge. Weil sie im Gegensatz zu lösemittelhaltigen Kunstkautschukklebstoffen nur einseitig aufgetragen werden mussten, wurden sie Einseitkleber genannt. Was aber macht einen Dispersionsklebstoff aus? Und aus welchen Zutaten wird er formuliert?
Klebstoffe auf Dispersionsbasis haben sich heute so weit entwickelt, dass sie längst auch für andere Bodenbeläge wie Linoleum, Nadelfilz, Gummi und eben auch Stab- und Mehrschichtparkett eingesetzt werden können. "Bestimmt werden die Eigenschaften eines Bodenbelagsklebstoffes zur Verklebung von flexiblen Bodenbelägen vor allem durch das Zusammenwirken von Acrylat-Dispersion, Harz und Füllstoff", sagt BASF-Chemiker Dr. Alexander Centner von der Anwendungstechnik Polymer Dispersions for Construction.
Entscheidend ist dabei die Acrylat-Dispersion. Sie ist das Bindemittel und macht in der Menge hinter dem Füllstoff den zweitgrößten Gewichtsanteil des Klebstoffes aus. Aus Kostengründen möchten Klebstoffhersteller den Bindemittelanteil in ihren Fußbodenklebern möglichst gering halten, weshalb die Anforderungen an die eingesetzten Dispersionen ständig steigen.
Unter der Marke Acronal liefert die BASF Bindemittel für Bodenbelagsklebstoffe. Diese Polymerdispersionen sind wasserbasiert und emissionsarm. Menge und Qualität des Polymers der Acrylat-Dispersion sind maßgeblich für die Adhäsion, Kohäsion, Verarbeitungseigenschaften und Alterungsbeständigkeit des Klebstoffs verantwortlich.
Für die Klebung von flexiblen Bodenbelägen werden Harze und Füllstoff so gewählt und formuliert, dass sie die genannten Eigenschaften verstärken. Harze machen den Bodenbelagsklebstoff klebrig. Festen und flüssige Harzkomponenten tragen je nach Rezeptur 10-20% zur Klebstoffrezeptur bei. Übrigens wird eine Harzschmelze auch bei anderen Verfahren eingesetzt, etwa bei der Natwood-Imprägnierung von Terrassenhölzern des österreichischen Parkettherstellers Tilo.
Als Füllstoff wird Kreide eingesetzt, mit 38-50% immerhin der Hauptanteil in Bodenbelagsklebstoffen. Ein Beispiel für solchen Füllstoff ist Ulmer Weiß XM der Eduard Merkle GmbH. Um zu einem fertigen Bodenbelagsklebstoff zu gelangen, sind aber noch weitere Zutaten nötig. Sie stammen zum großen Teil wieder aus dem Rohstoffangebot von BASF. Da ist zunächst der Verdicker. Er heißt z.B. Latekoll D und soll die Konsistenz verändern, den Klebstoff also zähflüssiger machen. Auch ein Emulgator wird benötigt. Das ist ein Stoff, der zwei normalerweise nicht mischbare Flüssigkeiten in einer Dispersion verbinden kann. Emulphor FAS 30 ist ein Emulgator, den auch die BASF liefert.
Weiter wird ein Entschäumer benötigt. Ein geeignetes Produkt Agitan 282 stammt von der Münzing Chemie. Es bewirkt, dass die zu verstreichende Masse gleichmäßig verteilt und besser entlüftet wird. Der ebenfalls benötigte Pigmentverteiler NL kommt wieder aus dem Hause BASF, ebenso wie das Netzmittel Emulan HE 50, das die Grenzflächenspannung verringert und dadurch für eine verbesserte Benetzung sorgt.
Die BASF hat zur Prüfung fertig formulierter Klebstoffe über die existierenden normierten Prüfungen hinaus hauseigene Prüfverfahren entwickelt. Zusätzlich werden oft großflächige Praxisversuche unter realen Baustellenbedingungen durchgeführt.
Wer mehr über Klebstoffe wissen will: Das Buch "Formulierung von Kleb- und Dichtstoffen" von Bodo Müller und Walter Rath ist nahezu komplett im Internet zu lesen.
aus
Parkett Magazin 03/09
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