Schattdecor: Neuer Vorstandsvorsitzender setzt auf Kontinuität
Für weltweites Wachstum viel Geld in die Hand genommen
Die Schattdecor AG, einer der bedeutendsten Lieferanten der Laminatfußboden-Industrie, feierte im Mai die Eröffnung ihrer neuen Firmenzentrale. Rund 500 Kunden aus aller Welt wohnten dem Ereignis im bayerischen Thansau bei, wo seit 2004 mehr als 40 Mio. EUR für die betriebliche Infrastruktur bereitgestellt wurden. Diesen Höhepunkt in der 22-jährigen Firmengeschichte nutzte Walter Schatt, um den Vorstandsvorsitz offiziell an Reiner Schulz zu übergeben. ParkettMagazin-Redakteur Ulrich Baumert nahm an der Veranstaltung teil und informierte sich aus erster Hand über die aktuellen Investitionen des Unternehmens.
ParkettMagazin: 40 Mio. EUR innerhalb von knapp drei Jahren am Stammsitz Thansau zu investieren, verwundert zunächst, da die Infrastruktur schon immer in einem guten Zustand war. In welchen Bereichen bestand Handlungsbedarf?
Walter Schatt: Schon in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zeichnete sich ab, dass Thansau zwar durch das Produktionswerk II mitgewachsen war, um weiterhin 50% unserer Weltproduktion abzudecken, dass aber alle anderen Bereiche wegen der Priorität für die neuen Tochterunternehmen zurückgestellt werden mussten. Anfang 2004 war schließlich die Zeit dafür reif, am Stammsitz eine unserer Bedeutung als Weltmarktführer entsprechende Firmenzentrale zu errichten, in der die Bereiche Kundenzentrum, Produktpräsentation, ein Restaurant für Mitarbeiter und Gäste sowie eine Logistikhalle die Schwerpunkte sein sollten. Unser Architekt hat eine Architektur-Sprache gefunden, die unserem Grundsatz "Arbeitsplatz ist auch Lebensraum" entspricht.
ParkettMagazin: Nun hat ja Schattdecor nicht nur in Thansau in den vergangenen drei Jahren investiert (siehe Kasten). Insgesamt wurden sieben Bauvorhaben gleichzeitig vorangetrieben. Wie lässt sich so etwas bewältigen?
Schatt: Dieser außerordentliche Kraftakt war nur möglich, weil alle Beteiligten eine solche Spitzenleistung als Gemeinschaftsaufgabe verstehen. Ich möchte den zeitlichen Bogen noch etwas weiter spannen: In den vergangenen zwölf Jahren wurden sechs produzierende Firmen übernommen, modernisiert und integriert; dazu kamen dann noch die Gründung von drei Tochterunternehmen sowie zwei Joint Ventures. Ab 1987 haben wir weltweit neun neue Produktionswerke errichtet und teilweise bereits erweitert, wovon zwei in 2007 und 2008 noch vollendet werden.
ParkettMagazin: Allein diese Baumaßnahmen stellen einen Full-Time-Job dar. Bei wem lag die Federführung?
Reiner Schulz: Die Hauptverantwortung für unsere Bautätigkeiten weltweit haben Herr Schatt und seit 1996 - neben seiner Verantwortung für Produktion und Technik - mein Kollege Roland Schmid getragen, während ich mich mit meinen Mitarbeitern auf unser Kerngeschäft konzentrieren konnte.
Man darf aber eines an dieser Stelle nicht vergessen und mir liegt besonders viel daran, dies hier in aller Deutlichkeit einmal auch zu sagen: Hier ist es gelungen, für ein weiterhin kräftiges Wachstum unserer Firmengruppe ein starkes Fundament zu schaffen. Dies war so gesund und solide nur möglich, weil der Unternehmer in all diesen Jahren sämtliche erwirtschafteten Gewinne wieder investiert hat.
ParkettMagazin: Worin bestanden auf diesem Erfolgskurs die entscheidenden Weichenstellungen?
Schatt: Unser Unternehmen hat seit seiner Gründung 1985 in der Tat eine außerordentliche Entwicklung genommen, die in zwei Phasen eingeteilt werden kann. In den ersten acht Jahren bauten wir in Thansau personell und geschäftlich eine solide Basis für die ab 1994 begonnene Weltmarktstrategie. Unser Weg führte uns von Deutschland nach Polen, Italien, in die Schweiz sowie nach Russland, China und Brasilien. Aus dem klassischen Dekordruck kommend erweiterten wir unser Produktspektrum erfolgreich um die Bereiche Finishfolie, Dekorentwicklung, Druckfarbe und Dekorpapier sowie um die eigene Herstellung unserer Tiefdruckmaschinen.
Nach Jahren der erfolgreichen Internationalisierung präsentieren wir mit Stolz das Gesamtkonzept in seiner Vollendung. Für uns ist das symbolisch die Rückkehr von Schattdecor nach Thansau, an unsere Wurzeln, an den Ausgangspunkt unserer langen Reise um die Welt. Von Thansau aus wird Reiner Schulz in meiner Nachfolge als Vorstandsvorsitzender Garant für die absolute Kontinuität unserer Unternehmenskultur sein.
Schattdecor in Kürze
Schattdecor AG
Walter-Schatt-Allee 1-3
D-83101 Rohrdorf
Telefon: 08031 / 2 75-0
Telefax: 08031 / 2 75-125
E-Mail: info@schattdecor.de
www.schattdecor.de
Gründungsjahr: 1985
Mitarbeiterzahl: (2006) 1.100 (weltweit)
Jahresumsatz: (2006) 420 Mio. EUR
Tochtergesellschaften:
- OOO << schattdecor >>
- OOO << Penzadecor >>
- Prismadecor Sp. z o.o.
- Schattdecor s.r.l.
- Arcolor
- Rotodecor
- Kingdecor
- Schattdecor Sp.z.o.o.
- Schattdecor (Shanghai) Co., Ltd.
- Schattdecor do Brasil Ind. e Com Ltda.
Vorstand: Reiner Schulz (Vorsitzender), Walter Brinkmann, Roland Heeger
Produkte:
- Bedrucktes Dekorpapier:(2006) mehr als 105.000 t;
- Finishfolie (Vor-/ Postimprägnat);
- Melaminfilme (2006): 200 Mio. qm
Imprägnier-/Lackierkanäle: 8
Druckmaschinen: 32
Laborandruckmaschinen: 12
Sieben Baumaßnahmen gleichzeitig "gestemmt"Schattdecor hat nicht nur am Stammsitz Thansau investiert. Mit dem Aufbau einer Dekorpapierproduktion und dem damit verbundenen Neubau einer Produktionshalle in Quzhou (zirka 400 km südwestlich von Shanghai), dem Umbau und der Produktionserweiterung bei Prismadecor in Polen, die Verdoppelung der Produktionsfläche am Standort Schanghai, dem Neubau einer Farbenfabrik in Waldstatt bei Arcolor sowie je einer Dekordruckerei in Brasilien und in Russland, wurden insgesamt sieben Projekte gleichzeitig realisiert.
Während dieser Phase ist in der polnischen Produktionsstätte ein Finishfolienzentrum für die gesamte Schattdecor-Gruppe errichtet worden.
aus
Parkett Magazin 04/07
(Wirtschaft)