Pergo: Mit Spitzenprodukten erfolgreich in der Nische
"Für Qualität und Design nach wie vor ein Synonym"
Auf der Domotex 1991 startete Pergo den internationalen Siegeszug des Laminatbodens. Obwohl es in Deutschland ruhig um den Hersteller geworden ist, dreht er international immer noch ein großes Rad mit einem Jahresumsatz von zirka 320 Mio. EUR. Im März dieses Jahres wurde das Unternehmen von der Pfleiderer AG übernommen, unter anderem um die Marktposition beim Laminat in Nordamerika auszubauen und den Markteintritt in Europa zu beschleunigen. Wie das Unternehmen in Deutschland aufgestellt ist und wie es weitergehen soll, fragte ParkettMagazin den Pergo-Verkaufsleiter Heiko Schmidt.
ParkettMagazin: Viele Branchenteilnehmer erinnern sich noch, als Pergo Anfang der 90er Jahre den deutschen Markt eroberte. Einzige und wichtigste Vertriebsschiene war damals der Bodenbelagsgroßhandel. Wie wichtig ist dieser Vertriebskanal für Pergo heute?
Heiko Schmidt: Natürlich, hat der Großhandel nach wie vor für Pergo eine große Bedeutung. Aktuell arbeiten wir in Deutschland mit vier Unternehmen zusammen.
Die Firma Dresing ist hierbei neu im Boot und hat genau wie die Mitglieder der Hometrend-Gruppe - Gallion, Rettberg und Thomas - in diesem Jahr eine neue Kollektion in den Markt gebracht. Im Bereich Pergo fungiert Gallion für die Steffel-Gruppe als Zentrallager. Dort sind zirka 40 Positionen vorrätig und sofort abrufbar. Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Großhandels für unser Haus.
Die Betreuung und auch das Handling der vielen tausend kleineren Raumausstatter und Verleger wäre für uns direkt gar nicht zu bewältigen. Auch im für uns immer wichtiger werdenden Objektgeschäft arbeiten wir teilweise mit dem Großhandel sehr eng zusammen. Immer dann, wenn es darum geht, kleinere Mengen auf Abruf direkt auf die Baustelle zu liefern, kann der Großhandel seine Stärken in der Logistik voll einbringen.
ParkettMagazin: Wie hat sich Pergo generell seit Ihrem Einstieg vor vier Jahren entwickelt?
Schmidt: Bei meinem Eintritt war klar, dass unser damaliges Vertriebskonzept auf den Prüfstand gehörte. Die Zeiten, als bei Pergo Produkte "zugeteilt" und nicht verkauft wurden, waren vorbei. Es erschien zudem fraglich, ob es möglich sein würde, mit ständig wechselnden Produkten im Zukauf wirkliche Erträge zu erwirtschaften. Hinzu kamen Probleme mit der Logistik in unserem Zentrallager, und die ständigen Wechsel im Top-Management sorgten ebenso für Unruhe wie die Strategieänderungen im Tagesgeschäft. Es gab eigentlich nur eine wirkliche Alternative im sich immer schneller drehenden Preis- und Qualitätskarussell, die da hieß: "Back to the roots".
Schließlich hatten und haben wir den mit Abstand besten Laminatfußboden im Markt. Dies galt es wieder vorne anzustellen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren - auf ein Produkt mit hoher Qualität und vielen Alleinstellungsmerkmalen.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, neue Vertriebswege zu erschließen und die Produkte entsprechend ihrer Eigenschaften zu positionieren. Das heißt: Wenn 80% der Pergo-Böden in Klasse 33 eingestuft werden, sollte man sich auch auf dem Objektsektor etablieren. Dies haben wir getan und werden es fortsetzen.
ParkettMagazin: Was lässt sich zum Image der Marke sagen?
Schmidt: Die Marke Pergo ist nach wie vor ein Synonym für Qualität und Design. Viele in unserer Branche vergessen, dass Pergo nicht nur in Deutschland tätig ist. Die Produkte können Sie auf jedem Kontinent dieser Welt erwerben. Ein Jahresumsatz von zirka 320 Mio. EUR wäre wohl kaum möglich, wenn unsere Marke kein gutes Image hätte.
Beispielsweise in der Schweiz oder in den USA steht Pergo für die ganze Produktgattung, vergleichbar mit Tempo bei Papiertaschentüchern. Der deutsche Markt ist einer der größten und interessantesten, aber zugleich auch der schwierigste. Aber auch hier gibt es noch Endverbraucher, die beim Betreten eines Fachgeschäftes nach unseren Böden fragen. Verarbeiter kennen uns sowieso und ich denke, fast jeder Verleger hat in den letzten 15 Jahren schon einmal ein Pergo-Produkt verarbeitet.
ParkettMagazin: Welche Produkte haben sich zu Umsatzträgern entwickelt?
Schmidt: Im Bereich Endverbraucher ist es ganz klar die Serie Naturaltouch. Das Produkt besticht durch eine einzigartige und natürliche Oberfläche. Es wurde in Anlehnung an geöltes und gewachstes Parkett entwickelt. Massivholzdielen dienten als Vorbild für Expression. Es handelt sich um die erste Pergo-Kollektion, die verschiedene Oberflächenstrukturen bietet: matt, strukturiert, Synchronpore und sogar Hochglanz, und das immer mit den Vorzügen von HPL. Dazu sind die Böden mit unserem bewährten Smartlock-System ausgestattet, bei dem die Feder an zwei Punkten in der Nut verriegelt wird. Dadurch ergibt sich eine wesentlich höhere Zugfestigkeit gegenüber herkömmlichen Ausführungen. Unsere bekannte Titan X-Oberfläche mit Aluminiumoxid-Einstreuung rundet das Ganze ab.
Im Objekt ist es ganz klar unser Produkt Uniq. Hier handelt es sich um ein Produkt der Klasse 34, die den höchsten Standard für Laminatfussboden darstellt. Das Material ist schwer entflammbar gemäß Bfl-s1. Die Pro-Lock-Dreifach-Verriegelung ermöglicht das Verlegen von 20 x 20 m am Stück ohne Dehnfugen. Uniq ist ein Problemlöser für höchste Ansprüche in Arztpraxen oder in der Gastronomie. Beim Begehen hat man das Gefühl, auf einem geklebten Boden zu laufen.
ParkettMagazin: Hat sich durch die Übernahme von Pergo durch Pfleiderer für Ihre Arbeit etwas geändert?
Schmidt: Nach dem ersten gemeinsamen Auftreten auf der Interzum in Köln, haben sich bei uns in Deutschland erste Synergien durch den Austausch von Objekt- und Kundendaten ergeben. Ebenso war es wichtig, die anderen leitenden Kollegen der Pfleiderer Business Units Europa persönlich zu treffen, um einen kurzen Draht für die Zukunft zu bekommen.
Mit Beendigung der Urlaubszeit werden weitere Strategiegespräche folgen und Entscheidungen über neue Konzepte getroffen. Nach dem Umbau des Nordamerika-Geschäfts mit Uniboard und Pergo ist der Konzern voll im Zeitplan und kümmert sich nun um Europa.
ParkettMagazin: Sicherlich werden Sie oft gefragt, wann Pfleiderer mit seiner Marktoffensive auf dem Laminatsektor startet. Wie lautet Ihre Antwort?
Schmidt: Allen Beteiligten war sehr schnell klar, dass es keine Schnellschüsse geben würde. Es gilt für uns, die Lage im Markt genau zu sondieren und dann auch mit den geeigneten Maßnahmen in das Geschehen einzugreifen. Eines wird mit Sicherheit nicht stattfinden: Dass Volumen der Überkapazitäten nochmals um 30 bis 40 Mio. qm zu vergrößern, um noch mehr weiße Ware für 3,99 EUR auf den Markt zu werfen. Wir werden das tun was wir können, nur noch intensiver und besser.
aus
Parkett Magazin 04/07
(Wirtschaft)