GD Holz: 32. Holzhandelstag in Berlin
"Verbände müssen heute wie Unternehmen geführt werden"
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Mitgliedschaft und das Engagement in Standesorganisationen Ehrensache war. "Heute müssen Verbände fast schon wie Unternehmen geführt werden und den Mitgliedern Zusatznutzen bringen", meint Martin Geiger im Rückblick auf sein erstes Jahr als Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz). Im Rahmen des 32. Holzhandelstages in Berlin zeigte der GD Holz sein vielfältiges Engagement: Neben Berichten zur Marktlage und zum Stand der Vorbereitung des Branchentages 2007 wurde ein Verhaltenskodex zum Holzeinschlag verabschiedet. Vorträge in den Fachbereichen Holzgroßhandel, Holzeinzelhandel und Holzaußenhandel rundeten die Veranstaltung ab.
Seit einiger Zeit sehen sich der GD Holz und seine Mitglieder immer wieder mit Vorwürfen von Nichtregierungsorganisationen (NGO) zum Thema "illegaler Holzeinschlag" konfrontiert. Bisher hatte der Verband darauf lediglich reagiert und nicht selbst die Initiative ergriffen. Das soll nun anders werden. "Wir müssen wieder die Guten werden", fordert Andreas von Möller, Vorsitzender des Fachbereichs Holzaußenhandel. Letztlich sei jeder Holzhändler - anders als in vielen anderen Handelsbereichen - sehr persönlich mit "seinem" Rohstoff verbunden. Die Branche selbst habe deswegen ein starkes Interesse an der nachhaltigen Bewirtschaftung der weltweiten Wälder. Ein erster Schritt in diese Richtung ist der neue Verhaltenskodex des GD Holz (Auszüge siehe Kasten). Die Mitgliederversammlung verabschiedete in Berlin einstimmig die Vorlage.
Gleichzeitig hat der GD Holz für seine Mitglieder "Leitsätze für die Kommunikation mit NGOs" zusammengestellt. Darin wird den Mitglieder geraten, sich "in jedem Fall bei einer Einzelansprache durch NGOs in forst- und holzwirtschaftlichen Fragen an den Verband zu wenden". Man setze auf belegbare und nachprüfbare Sachverhalte statt polemischer Veröffentlichungen und offener Konfrontation.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Holz ist auch einer der Aspekte der Beschaffungsrichtlinie des Bundes für zertifizierte Produkte, über die Ministerialrat Dr. Werner Kloos vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf dem Holzhandelstag 2007 berichtete. Sie sieht vor, dass die Bundesverwaltung für ihren eigenen Bedarf ausschließlich Holz aus legaler und nachhaltiger Waldbewirtschaftung einkauft und damit eine Vorbildfunktion für Städte und Gemeinden einnimmt. Die Nachhaltigkeit muss durch FSC-, PEFC- oder vergleichbare Zertifikate oder einen Einzelnachweis belegt werden.
Positive Grundstimmung
Für die meisten Unternehmen des deutschen Holzhandels war 2006 ein erfolgreiches Jahr. Wie bereits im ParkettMagazin 1/2007 berichtet, steigerte die Branche laut GD Holz ihren Umsatz um 11,0% auf 10,5 Mrd. EUR. Basis für die Berechnungen sind die Ergebnisse der monatlichen Betriebsvergleiche, an denen ein Teil der GD Holz-Mitglieder teilnimmt. Im Rahmen des Betriebsvergleichs wird auch ein Konjunkturbarometer erhoben, das derzeit stark nach oben zeigt. "In unserer Branche macht sich tatsächlich eine positive, wirtschaftliche Grundstimmung breit, obwohl die konkreten Veränderungen gegenüber vorher kaum messbar sind", stellte Vorstandsvorsitzender Geiger in seiner Eröffnungsrede fest.
Holzhandelsumsatz auf Vorjahresniveau erwartet
In den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2007 setzte sich die positive Umsatzentwicklung weiter fort, berichtete Thomas Goebel (GD Holz) über die aktuelle Marktlage. Im gesamten ersten Quartal erhöhte sich der Umsatz um 14%, im April lag der Zuwachs über alle Sortimente bei 12,9%. Goebel warnte allerdings vor überzogener Euphorie. Die Steigerungen seien in erster Linie durch die Preissteigerungen im zweiten Halbjahr 2006 hervorgerufen worden. Erst in den kommenden Monaten werde sich die tatsächliche Absatzentwicklung an den Umsatzzahlen zeigen. Für den Holzfachhandel mit seinen baunahen Sortimenten befürchtet man durch die Talfahrt bei den Baugenehmigungen und Wohnungsbaufertigstellungen negative Auswirkungen. Deshalb erwartet der GD Holz am Ende des Jahres einen Umsatz der Branche in etwa auf Vorjahresniveau.
Rückgänge bei Parkett und Laminat
Getrieben wird die Entwicklung in erster Linie von Schnittholz, Plattenwerkstoffen sowie Holz im Garten. Vergleichsweise schwach haben sich in den ersten Monaten 2007 die Ausbau-Sortimente und der Bereich Holzfußböden entwickelt. Bei beiden Sortimenten mussten die Holzhändler Rückgänge im niedrigen zweistelligen Bereich verkraften.
Warum der Fußboden-Bereich schwächelt, weiß man auch beim GD Holz nicht genau. Auf Nachfrage des ParkettMagazins erklärte der stellvertretende Vorsitzende Reinhard Bruns, dass man selbst "etwas im Dunkeln tappt". Möglicherweise habe sich die Mehrwertsteuererhöhung doch deutlich stärker ausgewirkt als zunächst erwartet. Zudem könnte der Fokus der investitionsfreudigen Endverbraucher auf Grund des sommerlichen Wetters in den ersten Monaten 2007 stärker auf den Gartenholz-Sortimenten gelegen haben. Holz im Garten hat aktuell einen gegenüber den Vorjahren hohen Anteil von 9% am Gesamtumsatz der Branche, Parkett/Laminat liegen in einer ähnlichen Größenordnung. Gleichzeitig betonte Bruns aber auch, dass es sich bei den aktuellen Zahlen um eine Momentaufnahme handelt, "am Ende des Jahres machen wir den Strich darunter."
Erfolgreiche Nischen
Wie sich die Sortimente im Einzelhandel erfolgreich verkaufen lassen, ist wichtiges Thema des Fachbereichs Holzeinzelhandel. Die Gruppe unter Vorsitz von Jens Blume tagte im Rahmen des Holzhandelstags auf einem Motorschiff auf der Spree. "Wir beobachten gelebte Nischenpolitik", erklärte Blume und berichtete von den vielen Ideen und Beispielen der jüngsten Einzelhandelsreise.
Dass sich auch andere Vertriebsformen verstärkt für den klassischen, anspruchsvollen Fachhandelskunden interessieren, machte Ursula Mörs deutlich. Die Toom-Marketingleiterin stellte das ,Wow!-Konzept der Baumarktgruppe vor, dass Gelegenheitsheimwerker ansprechen soll und sehr stark zwischen weiblichen und männlichen Kundenwünschen unterscheidet.
Holzwirtschaft als bedeutender Wirtschaftsfaktor
Ein größeres Selbstbewusstsein der Forst- und Holzwirtschaft forderte Prof. Dr. Andreas Schulte (Universität Münster). Noch immer würden sogar die Marktteilnehmer selbst die Bedeutung der Branche als Wirtschaftsfaktor unterschätzen. So gehört die Forst- und Holzwirtschaft mit 1,3 Mio. Beschäftigten und einem Beitrag zum Bruttosozialprodukt von 178 Mrd. EUR zu den größten Wirtschaftsbereichen in Deutschland.
Darüber hinaus ist Holz ein Rohstoff der Zukunft, etwa zur Flüssigholz-Herstellung oder zur Ethylengewinnung aus Holzvergasung. Schulte: "Wir haben ein Superprodukt, aber ein schlechtes Marketing."
GD Holz-Umzug nach Berlin
In diesem Jahr hatte der Gesamtverband Deutscher Holzhandel gezielt zum Holzhandelstag nach Berlin geladen. So konnten die Mitglieder erstmalig das neue Verbändehaus in Augenschein nehmen. Nach und nach zieht die GD Holz-Geschäftsführung von Wiesbaden nach Berlin. Ab 1. Oktober 2007 wird auch Hauptgeschäftsführer Dr. Rudolf Luers sein Büro in der Bundeshauptstadt haben. Am 8. Februar 2008 soll die Hauptgeschäftsstelle feierlich eröffnet werden.
Auszüge aus dem Verhaltenskodex des GD HolzIm Bereich "Aktuelle Nachrichten" auf der Internetseite des GD Holz (www.holzhandel.de) ist der neue Verhaltenskodex des Verbandes im Einzelnen nachzulesen. Hier einige wichtige Auszüge:
" ... Wir verpflichten uns damit freiwillig, einen aktiven Beitrag zum Ausschluss der Einfuhr, des Zwischenhandels und der Verarbeitung von illegal eingeschlagenem Holz auf dem deutschen Markt zu leisten ... Die Mitgliedsunternehmen im GD Holz schließen den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz aus, indem sie
- sich bei Einkäufen Klarheit darüber verschaffen, dass Rund- und Schnittholz in Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen und Regeln des Lieferlandes geschlagen wurden;
- bei Halbfertigprodukten die Lieferanten motivieren, Legalitätsnachweise zu erlangen
- Legalitätsnachweise entsprechend bereits gebräuchlicher steuerrechtlicher Vorschriften aufbewahren
- Möglichkeiten zum Handel mit legal geschlagenem Holz deutlich zu fördern suchen ... "
aus
Parkett Magazin 04/07
(Wirtschaft)