Europäische Holzbearbeitungsmaschinen-Industrie wächst zweistellig
Volle Auftragsbücher bei den Maschinenherstellern
Die europäische Holzbearbeitungsmaschinen-Industrie schwimmt auf einer Welle des Erfolgs. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Ligna berichteten deutsche, italienische und spanische Verbandsvertreter von meist zweistelligen Zuwachsraten im Jahr 2006. Die deutschen Maschinenhersteller steigerten ihren Produktionswert um 18,8% auf 2,6 Mrd. EUR. Die hohe Kapazitätsauslastung von über 92% seit nunmehr zwei Jahren unterstreicht den anhaltenden positiven Trend, erklärte Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzbearbeitungsmaschinen im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
Auf der Ligna in Hannover trafen die Besucher an den meisten Messeständen auf zufriedene Gesichter. Kein Wunder - die Holzbearbeitungsmaschinen-Branche konnte 2006 bei stationären Maschinen mit einem Produktionszuwachs von 18,8% auf 2,6Mrd.EUR ein Rekordjahr verzeichnen. Inklusive dem schwer zu erfassenden Bereich der Handmaschinen und Werkzeuge für Holz schätzt der Verband den Markt in Deutschland sogar auf 3,7 Mrd. EUR. Das vierte Quartal mit einem Zuwachs von 22,3% sei dabei das beste Vierteljahr in der Geschichte der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen gewesen.
Nach drei Jahren des Aufschwungs schlägt sich die positive Entwicklung zudem erstmals auf die Beschäftigtenzahlen nieder. Die rund 220 Betriebe mit 21.000 Mitarbeitern in Deutschland erhöhten ihre Mitarbeiterzahl im Schnitt um 9,1%.
Der durchschnittliche Auftragsbestand der Industrie reicht derzeit für sechs Monate (+26% gegenüber 2005), die Kapazitätsauslastung liegt bei 92%. Außerdem war der Auftragseingang nicht nur im vergangenen Jahr (+15%) äußerst rege sondern auch in den ersten Monaten 2007, so dass sich aus Sicht des Verbandes die gute Entwicklung fortsetzen wird. "Auch die Ligna wird nochmals Impulse auslösen. Für das laufende Jahr erwarten wir einen Anstieg der Umsätze von rund 10%", betonte Dirr.
VDMA: Alle Absatzmärkte laufen
Der Inlandsabsatz der deutschen Anlagenbauer erhöhte sich 2006 um 27,5% auf rund 700 Mio. EUR, womit Deutschland nach wie vor der wichtigste Einzelmarkt für stationäre Maschinen ist. Neben dem Handwerk und der Möbelindustrie hat besonders die boomende Sägeindustrie überproportional investiert.
Dennoch sind und bleiben die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer stark exportorientiert. Mehr als 70% aller Anlagen nehmen den Weg ins Ausland. Mit einem Plus von 14,7% auf rund 1,9 Mrd. EUR übertraf der Export 2006 die Rekordmarke aus dem Jahr 2000 deutlich. Im vierten Quartal konnte sogar eine Steigerung der Ausfuhren um 28,3% vermeldet werden.
Besonders hohe Zuwächse verzeichneten die drei wichtigsten Importländer USA (+25,2%), Russland (+36,2%) und Polen (+88,4%), wobei die polnischen Steigerungsraten zu großen Teilen auf das Geschäft mit Holzwerkstoffanlagen zurückgeführt werden. Wachstumsregionen waren laut VDMA auch der Nahe und Mittlere Osten (+135,1%), Zentralasien (+71,8%) sowie Nord- und Mittelamerika (+26,3%). Gleichzeitig erhöhten sich auch die Ausfuhren (+16%) in die EU-Staaten. Der Anteil der Exporte in diese Staaten beläuft sich insgesamt auf 44%.
China differenziert betrachten
Von den Investitionen in Deutschland (rund 1,1 Mrd. EUR) profitierten nicht nur die deutschen Anlagenbauer. Für 372 Mio. EUR wurden auch Anlagen im Ausland geordert. Als die Top 3 Lieferländer gelten China (+41,0% Zuwachs), Italien (+27,0%) und Österreich (+26,4%) Geschäftsführer Dirr warnt in diesem Zusammenhang vor einer Überbewertung Chinas. Die Importmenge aus China falle mit knapp 80 Mio. EUR noch immer vergleichsweise gering aus. In dieser Summe seien darüber hinaus auch die Einfuhren von Modulen europäischer Hersteller aus ihren chinesischen Produktionsstätten enthalten.
Die wichtigsten Wettbewerber der deutschen Holzbearbeitungsmaschinen-Industrie kommen aus seiner Sicht vielmehr aus Italien, Österreich und der Schweiz. in Bezug auf den Absatzmarkt China empfiehlt Dr. Bernhard Dirr ebenfalls etwas mehr Gelassenheit. Die Schwierigkeiten vieler Hersteller, sich dort zu etablieren, würde zeigen, dass "der Markt stark überschätzt wird".
Acimall: Italienische Hersteller sehr zufrieden
Dank eines zweistelligen Wachstums konnten auch die italienischen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen mit dem vergangenen Jahr äußerst zufrieden sein, erklärte Marketingmanager Matteo Scarparo vom italienischen Verband Acimall im Rahmen der Ligna-Pressekonferenz.
Die Produktion der italienischen Anlagenhersteller erhöhte sich 2006 auf 1,82 Mrd. EUR und die Exporte stiegen auf 1,49 Mrd. EUR - und liegen damit sehr nahe an den Rekordzahlen von 2000. Das Volumen des italienischen Marktes vergrößerte sich um 16%, wobei die Importe nach Italien um knapp 13% auf 174 Mio. EUR stiegen, während die heimischen Hersteller ihren Inlandsabsatz um 18% erhöhen konnten. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten die Italiener ein Wachstum von 7%.
Nach wie vor sind die Länder der Europäischen Union mit einem Anteil von knapp 50% die wichtigsten Exportländer der Italiener, allen voran Spanien mit 132 Mio. EUR (+9,3%). Aber auch die Exporte nach Deutschland haben sich mit einer Exportsumme von 91 Mio. EUR (+18,5%) merklich erholt, betont Scarparo.
Darüber hinaus entwickelten sich die Märkte in Belgien, den Niederlanden sowie in den drei baltischen Staaten für die italienischen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen besonders positiv. Weniger als sonst wurde laut Acimall nach Großbritannien und Schweden geliefert. Überproportional mit einem Plus von 28,4% sind 2006 die Exporte in europäische Nicht-EU-Länder gewachsen, vor allem durch die guten Resultate in Osteuropa, insbesondere in Russland.
Afemma: Spanische Produktion wächst um knapp zehnProzent
Dank des Booms im heimischen Wohnungsbau bilanzierten auch die spanischen Holzbearbeitungsmaschinen-Hersteller ein gutes Jahr 2006. Wie José Manuel Menoyo, Ehrenpräsident des spanischen Verbandes Afemma, in Hannover berichtete, stieg die Produktion 2006 um 9,5% auf 246 Mio. EUR.
Die Exporte der spanischen Maschinen- und Anlagenbauer bezifferte der Verband auf 86 Mio. EUR, ein Plus um 4,8% gegenüber 2005. Frankreich war einmal mehr der wichtigste Absatzmarkt für spanische Holzbearbeitungsmaschinen - gefolgt von den USA, Portugal, Russland, Italien und Deutschland.
Die Einfuhren nach Spanien gingen im vergangenen Jahr um 14,6% auf 169 Mio. EUR spürbar zurück. Fast 80% der importierten Maschinen kommen aus Italien und Deutschland.
TWMA: Weniger Exporte aus Taiwan
Während die Vertreter der drei europäischen Verbände auf der Ligna-Pressekonferenz von positiven Produktions- und Importzahlen berichteten, litten die Holzbearbeitungsmaschinen-Hersteller aus Taiwan im vergangenen Jahr unter einem starken Wettbewerb aus China. Im Jahresvergleich reduzierte sich der Export um 6,7% auf 631 Mio. USD (ca. 470 Mio. EUR), erklärte David McDonald als Vertreter des taiwanischen Verbandes TWMA.
aus
Parkett Magazin 03/07
(Wirtschaft)