Mitgliederversammlung des ZV Parkett und Fußbodentechnik in Bad Brückenau
Weichenstellung für die Zukunft
Im Rahmen der Gemeinschaftstagung Estrich-Parkett-Belag in Bad Brückenau hielt der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) seine jährliche Mitgliederversammlung ab. Auf der Tagesordnung standen einmal mehr grundsätzliche Zukunftsthemen. "Wir müssen unsere Innungen und ihre Dachorganisation für die Zukunft gut aufstellen", appellierte Bundesinnungsmeister Joachim Barth an die Versammlung. Verstärkte Mitgliederwerbung, die Kooperation mit verwandten Gewerken, der Austritt aus dem Unternehmerverband Deutsches Handwerk (UDH) und eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge waren nur einige der hiermit zusammenhängenden Themen.
Als wichtige Ziele für die nächsten Jahre nannte der Bundesinnungsmeister in Bad Brückenau die Konsolidierung des Haushaltes und die verstärkte Mitgliederwerbung. Insbesondere bei den Bodenlegern sei der Organisationsgrad der Betriebe noch sehr gering, so dass es hier ein großes Potential für die Innungen gebe. Dafür müssten aber die "Bruderzwiste" beigelegt werden, die es in einigen Innungen noch immer zwischen Parkett- und Bodenlegern gebe. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Gewerken wie mit den Estrichlegern müsse weiter verstärkt werden.
UDH-Austritt per Ende 2007
Bereits auf der Herbstversammlung in Billerbek hatten die Obermeister und ihre Stellvertreter über den Austritt aus der Handwerks-Dachorganisation, dem Unternehmerverband Deutsches Handwerk, diskutiert. Die Beitragsleistungen an den UDH stünden in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen.
Wie erwartet hatte die Dachorganisation die Kündigung des Zentralverbandes aus formalen Gründen nicht akzeptiert, berichtete der Bundesinnungsmeister in Bad Brückenau. Für die aktuelle Mitgliederversammlung wurde der Austritt aus dem UDH auch formal auf die Tagungsordnung gesetzt und ein UDH-Vertreter nach Bad Brückenau geladen. Erwartungsgemäß beschloss die Mitgliederversammlung den Austritt. Mit dieser Entscheidung befinden sich die Parkett- und Bodenleger in guter Gesellschaft: Nach Informationen des Bundesinnungsmeisters sind mehr als die Hälfte aller Handwerksberufe nicht mehr Mitglied im Unternehmerverband.
Höhere Mitgliedsbeiträge
Bei der Konsolidierung des Haushaltes soll eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge helfen. Wie Geschäftsführer Edgar Leonhardt ausführte, sinken die Mitgliedsbeiträge kontinuierlich, weil sich immer weniger Betriebe in den Innungen engagieren. Gegen die vier Stimmen der Innung Nord-Ost wurde beschlossen, dass sich 2008 und 2009 die Beitragszahlungen der Innungen an den Zentralverband um 5%, danach jährlich um 2% Prozent erhöhen.
In diesem Zusammenhang stellte der stellvertretende Bundesinnungsmeister Gert F. Hausmann das Bonner Verbandshaus im Bild vor. Durch kleinere Modernisierungsmaßnahmen habe der Zustand des Hauses deutlich verbessert werden können, so dass jetzt Einnahmen aus der Vermietung ebenfalls zur Haushaltskonsolidierung beitragen werden.
Unterstützung des Bundesleistungswettbewerbs
Besonders rege diskutierten die Obermeister und ihre Stellvertreter über die finanzielle Unterstützung der Parkettlegerschulen. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Verwendung der Gelder in den Schulen hatte der ZVPF-Vorstand beschlossen, die für alle Schulen vorgesehenen Gelder anderweitig zu verwenden. In Zukunft soll die Summe dem Bundesleistungswettbewerb für Parkett- und Bodenleger zu Gute kommen, der in diesem Jahr Anfang November in Rostock stattfindet. Frank Pielot, Obermeister der Landesinnung Hamburg, und andere Innungsvertreter machten deutlich, dass sie diese Vorgehensweise für unglücklich halten.
Konstante Lehrlingszahlen
Über die aktuelle Situation in der Berufsausbildung informierte Bundeslehrlingswart Heinz Brehm. Die Zahlen sind bei den Parkettlegerlehrlingen mit 763 und bei den Auszubildenden im Bodenlegergewerbe mit 503 gegenüber Oktober 2006 konstant geblieben. Die größten Ausbildungsstätten für Parkettleger sind weiterhin die Berufsschulen in Neustadt, Gelsenkirchen und Ehingen, während die Marcel-Breuer-Schule in Berlin sich besonders in der Ausbildung der Bodenleger engagiert.
Für die Durchführung der Maschinenkurse unter Leitung der Handwerkskammern konnte Brehm durchsetzen, dass die Lehrgangsleiter einen Meisterbrief haben und mindestens 180 Stunden Parkettleger-Erfahrung mitbringen müssen. Erst unter diesen Voraussetzungen können die Maschinenkurse für Parkettleger auch unter Leitung der Handwerkskammern stattfinden. Der Bundeslehrlingswart befürchtet, dass dies in Zukunft immer häufiger der Fall sein wird, weil die Berufsgenossenschaften die Ausbildung zukünftiger Lehrgangsleiter nicht mehr in dem Maße unterstützen werden wie in der Vergangenheit.
Zu der in den nächsten Jahren anstehenden Überarbeitung der Meisterprüfung führte Brehm aus, dass Prüfung und Vorbereitungskurs in verschiedene Module wie Untergrundvorbereitung und Parkettverlegung unterteilt werden sollen, womit man indirekt auch dem langfristigen Ziel der Schaffung des Berufes Fußbodenbauer näher kommen will. Außerdem soll dann der Bereich Unternehmensführung auch in der Prüfung weiter in den Vordergrund rücken. Bereits jetzt zeigt sich laut Brehm, dass die Freiwilligkeit der Meisterprüfung dazu führt, dass die Kursteilnehmer viel höhere Ansprüche an den Lehrstoff stellen als in der Vergangenheit.
Restauratoren wollen Ausbildung vertiefen
Ausbildung steht derzeit auch bei der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren weit oben auf der Tagesordnung. Die Fachgruppe bildet in regelmäßigen Abständen ihren Nachwuchs selbst aus. Nun soll das Niveau noch einmal angehoben werden, kündigte der stellvertretende Bundesfachgruppenleiter Dieter Humm an.
Da einige Restauratoren in ihren Betrieben nur selten die Möglichkeit haben, anspruchsvolle Restaurierungen durchzuführen, plant die Bundesfachgruppe zur Zeit ein Arbeitscamp. Gegen Kost und Logis können interessierte Mitglieder unter Leitung von Parkettrestaurator Josef Wilms in Kürze die Böden in einem fränkischen Schloss restaurieren.
Fachtagung statt Herbstversammlung
Fortbildung steht auch bei der geplanten Fachtagung des Zentralverbandes im Mittelpunkt. Auf der letzten Mitgliederversammlung war beschlossen worden, anstelle der bisher üblichen Herbstversammlung eine Fachtagung durchzuführen. Mit der Organisation war die jüngst in "Bundesfachgruppe Holz - Parkett, Holzpflaster und Dielen" umbenannte ehemalige Fachgruppe Holzpflaster beauftragt worden. Unter Leitung von Reinhard Breitung hat die Bundesfachgruppe für Mitte November die geplante Fachtagung in Bad Dürkheim geplant. U.a. soll im Rahmen dieser Tagung die Pfälzische Parkettfabrik besichtigt werden.
Bodenleger tagten bei Forbo
Über einen Besuch der Bundesfachgruppe der Bodenleger beim Linoleumboden-Hersteller Forbo in Krommenie/Niederlande berichtete der stellvertretende Fachgruppenleiter Ralf Wollenberg. Auf dieser Veranstaltung beschäftigten sich die Bodenleger unter anderem mit der Gewährleistung für Produkte, die direkt - ohne einen Großhändler - aus dem EU-Ausland bezogen werden. Hintergrund war ein Schadensfall, bei dem es nachträglich zur Geruchsbelästigung gekommen war.
Bundesfachgruppe Sportboden
Die handwerkliche Leistung beim Verlegen von Sportböden muss nach Ansicht vom Ralf Kohfeldt, Leiter der Bundesfachgruppe Sportboden, in Zukunft mehr noch in den Vordergrund gerückt werden. Zu wenige öffentliche und gewerbliche Auftraggeber wüssten um die Bedeutung der fachgerechten Verlegung.
EDV-Fachgruppe plant Workshop
Zum vermutlich letzten Mal berichtete Hans Kok in Bad Brückenau über die Geschicke der Bundesfachgruppe EDV, nachdem er erst vor wenigen Wochen die Leitung an Bernd Puppe abgegeben hatte. Die 43 Mitglieder starke Bundesfachgruppe hatte sich erst 2002 gegründet. Seitdem sind 16 Fachausschuss-Sitzungen, 10 Fachgruppen-Sitzungen und 6 EDV-Kurse durchgeführt worden. In Kürze soll erstmals ein EDV-Workshop mit mehreren Software-Unternehmen abgehalten werden.
Weitere Vorstandsaktivitäten
ZVPF-Vorstand Peter Fendt brachte die Mitgliederversammlung zum Thema Tarife auf den neuesten Stand. So wird derzeit ein neuer Manteltarifvertrag mit einem einheitlichen Tarifgebiet in Deutschland erarbeitet, wofür eine Kleine Tarifkommission gewählt wurde.
Norbert Strehle berichtete über den Sachstand bei der Überarbeitung der Schnittstellenkoordination "Flächenheizung und Flächenkühlung" und über Neuerungen in den Arbeitsstätten-Richtlinien. Zur Rutschfestigkeit wird dort jetzt ausgeführt, dass nur Arbeitsräume, "die regelmäßig mit rutschfördernden Medien in Kontakt kommen," die Rutschfestigkeitsklasse R9 erfüllen müssen. Strehle wies darauf hin, dass gewachste Parkettböden in der Regel nur direkt nach der Oberflächenbehandlung die Kriterien für R9 erfüllen. Außerdem gestalte sich die Reinigung bei besonders stumpfen Holzböden deutlich schwieriger.
Eindringlich warnt Norbert Strehle davor, die neuen S0 - bzw. S0,5-Klebstoffe als ungefährlich und als "Allheilmittel" zu verstehen. Auch wenn diese Parkettkleber bestimmte Grenzwerte der Gefahrstoffverordnung unterschreiten, enthalten sie dennoch Lösemittel, machte Strehle deutlich. Aus seiner Sicht unterliegen diese Stoffe noch immer der "Ermittlungspflicht" der Parkettleger. Dies bedeutet, dass solche S0- bzw. S0,5-Klebstoffe nur dann eingesetzt werden dürfen, wenn aus technischen Gründen keine lösemittelfreien Parkettklebstoffe zum Einsatz kommen können.
aus
Parkett Magazin 03/07
(Wirtschaft)