Starik Hottabych ist der größte Filialist in Russland

Auswahl und Service von Sibirien bis zum Schwarzen Meer

Starik Hottabych, die größte Fachmarktkette Russlands unserer Branche, trägt einen "magischen" Namen: In deutscher Übersetzung lautet er "der Zauberer auf dem fliegenden Teppich" - eine Figur aus einem russischen Volksmärchen. Die Fachmarktkette bietet aber nicht bloß Teppiche, sondern auch Bodenbeläge, Badeinrichtungen, Tapeten und Heimtextilien, Leuchten und Farbe.

Starik Hottabych wurde 1994 von der Company Neks ins Leben gerufen. Das Unternehmen besteht seit 1992; ein weiteres Standbein ist die Fertigung von Keramik und Badeinrichtungen, insbesondere Badewannen mit Wellness-Technik. Daneben ist die Unternehmensgruppe im gesamten Bodenbelagsbereich als Großhändler aktiv.

Mittlerweile verfügt die Fachmarktkette über 31 Filialen: Allein 19 davon stehen in Moskau, die restlichen sind über das ganze Land verteilt - von Sibirien bis ans Schwarze Meer. Einer der ersten Märkte wurde am Nahimowskij Prospekt eröffnet, auch die "Tapetenstraße Moskaus" genannt - dort nämlich reiht sich ein Tapetengeschäft an das andere. Tapeten nehmen auch in der Starik-Hottabych-Filiale viel Raum ein: Auf rund 500 qm werden ca. 350 verschiedene Lagertapeten angeboten, dazu gibt es eine internationale Tapetenauswahl aus etwa 100 Büchern.

Deko-Sortiment wird immer wertiger

Die Teppichbodenabteilung zeigt über 3.000 verschiedene Artikel in Bibliotheken, auf Paternostern und in Musterkoffern.

Die Musterware ist größtenteils im Zentrallager sofort abrufbar und wird mit eigenen Lkws ausgeliefert. Und die Verlegung? Da kooperiert Starik Hottabych mit örtlichen Handwerksfirmen.

Die Farbabteilung wird in allen Häusern erst ganz neu eingerichtet. Da war aller Anfang schwer, denn in Sachen Farbentwicklung steckt Russland noch in den Kinderschuhen. Starik Hottabych setzt nun auf bekannte Marken wie Dulux von ICI. Besonders beliebt: die individuelle Farbgestaltung per Mischmaschine.
Die Abteilung für Gardinen und Dekostoffe nimmt mit ca. 200 qm pro Filiale und über 2.000 verschiedenen Stoffen viel Raum ein. Dabei stammen rund 60% der Produkte von deutschen Anbietern. In den Läden werden grundsätzlich Stücke gezeigt, sondern Musterbügel, die Starik Hottabych selbst anfertigt. Die dazugehörigen Stoffe sind eingelagert und innerhalb von 24 bis 48 Stunden in allen Filialen verfügbar. Daneben geht man auch immer stärker in Richtung wertigere Sortimente und bietet zusätzlich Coupon-Programme mit Musterbüchern.

Es darf ruhig etwas mehr Deko sein

Da ein Großteil der Kunden den Stoff nicht selbst verarbeitet, sondern ihn gleich als fertige Fensterdekoration wünscht, gehen die meisten Textilien zunächst in eines der beiden zentralen Nähateliers, wo sich über 30 Näherinnen um die individuelle Konfektionierung kümmern. Die zum Teil sehr ausgefallenen Kundenwünsche stellen hohe Anforderungen an die Arbeiterinnen, die in der Regel aus der Bekleidungskonfektion kommen. Nicht selten bestellen die Kunden auch zum Fensterschmuck passende Tagesdecken, Überwürfe mit Kissen oder Möbelhussen.

Und welche Fenstermode ist derzeit gefragt? An erster Stelle stehen immer noch die traditionellen Bogendekorationen mit klassischen Stilelementen. "Die Kunden wollen etwas sehen für ihr Geld", heißt es bei Starik Hottabych. "Da darf es schon mal ein Schmuckelement mehr sein. Die Gestaltungsentwürfe für das Nähatelier fertigen Fachverkäuferinnen in den einzelnen Läden an. Als Designerinnen bezeichnet das Unternehmen seine exzellent ausgebildeten Fachverkäuferinnen. Fast alle verfügen über Diplomabschlüsse aus den Bereichen Architektur, Mode- oder Interieurdesign, Textilkunst oder Textiltechnologie. Im Geschäft beraten sie den Kunden, nehmen bei aufwändigeren Dekorationen vor Ort Maß, kalkulieren den Auftrag, schreiben den Nähzettel und dekorieren nach Montur der nötigen Vorhangschienen schließlich das Fenster. Die Designerinnen sind Ansprechpartnerinnen für den Kunden von der Planung bis zur Fertigstellung.

In Sachen Gardinentechnik hat sich neben einigen italienischen Anbietern das deutsche Unternehmen Gardinia etabliert - der Vorhangschienenspezialist verfügt über eine eigene Niederlassung in Moskau. Auch Maßgarnituren aus dem Programm der Tochterfirma Kirsch werden angeboten; diese werden allerdings mit sechs- bis achtwöchiger Lieferzeit aus Deutschland bestellt.

Überhaupt sind zahlreiche deutsche Anbieter im Hottabych-Sortiment vertreten. An den deutschen Produkten schätzt Company Neks vor allem die Qualität; raffiniertes Design hingegen verbindet man eher mit Lieferanten anderer europäischer Länder, heißt es diplomatisch.

Sich vom Wettbewerb abheben

Noch vor wenigen Jahren brauchte sich Starik Hottabych um den Wettbwerb wenig Sorgen zu machen. Das ist nun anders, da insbesonders westeuropäische Filial- und Franchiseketten wie Marktkauf und Obi den russischen Markt verstärkt für sich entdecken. Also waren neue Ideen gefragt. Eine davon ist die Entwicklung eigener Dessins, die man in Zusammenarbeit mit den angestammten Lieferanten auf Stoff und Tapeten bringt. Darüber hinaus ist geplant, den handwerklichen Dienstleistungsbereich auf die Sortimente Boden und Tapete zu erweitern. Schließlich gibt es immer mehr Kunden, die sich diesen Service leisten können und ihn wegen der größeren Bequemlichkeit auch wünschen.

Geworben wird bei Starik Hottabych auch mit Sonderaktionen. So bietet der Filialist Kunden, die in eine neue Wohnung oder ein neues Haus ziehen, 10% Nachlass auf alle Artikel. Als Nachweis muss der Miet- oder Kaufvertrag vorgelegt werden.

Das Geschäft läuft ganz offensichtlich gut. Tatjana Kazakova, Marketing-Direktorin von Company Neks, begrüßt die derzeitigen politischen Entwicklungen in Russland. "Die wirtschaftliche Situation wird langsam immer stabiler", meint sie. Insbesondere heißt sie es gut, dass nun konsequenter gegen den Graubereich in der Wirtschaft angegangen werde. Das stärke Unternehmen mit positiver Wirtschaftsethik den Rücken - habe aber auch zur Folge, dass der Verbraucher zunächst eine Preissteigerung hinnehmen müsse.

Bernhard Zimmermann und Natalija Fedorova-Zimmermann sehen die Company Neks gut für die Zukunft gerüstet. Nachdem sich das Unternehmen in den letzten drei Jahren um 50% vergrößern konnte, ist in den nächsten drei Jahren durchaus mit 15 bis 20 weiteren Filialen zu rechnen. Die Vielzahl deutscher Lieferanten würde sich freuen.
aus BTH Heimtex 06/04 (Handel)