Portrait Rickmann-Rehage in Gütersloh
Messeatmosphäre am Stadtrand
Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten steht das Fachgeschäft Rickmann-Rehage in Gütersloh gut da. Nun wurde kräftig investiert, und zwar in neue, größere Geschäftsräume. Shop-in-Shop-Systeme schaffen ein freundliches Messeambiente, kompetente Handwerker bieten den dazugehörigen Service.
Wolfgang Rehage, Chef des Hauses Rickmann-Rehage in Gütersloh, kann nicht klagen: "Wir hatten voriges Jahr ein deutliches Plus bei Umsatz und Gewinn, genauso wie in den Jahren zuvor", sagt der 59jährige über sein Raumausstattungs-Fachgeschäft mit dazugehörigem Profi-Handwerksbetrieb. Und wer selbst in schlechten Zeiten so etwas behaupten kann, für den sieht es sicher umso rosiger aus, wenn sich endlich der lang ersehnte wirtschaftliche Aufschwung einstellt.
Die gute Geschäftsentwicklung beflügelt den Unternehmergeist, und so hat Rehage, der die Firma gemeinsam mit Frau Martha und Sohn Patrick führt, im Februar 2003 seine damaligen drei Standorte zu einem vereint: Fachgeschäft, Malereibetrieb und Näherei zogen aus der Gütersloher City an die Peripherie der Stadt, in einen Gebäudekomplex direkt an einer stark befahrenen Ausfallstraße.
Messeatmosphäre auf 1.000 qm
Die großflächigen Verkaufsräume eröffneten den Rehages ganz neue, kreative Möglichkeiten bei der Geschäftsgestaltung. Dabei ließen sie sich von ihrer Kooperation, der Decor-Union, tatkräftig unterstützen. Deren externer Mitarbeiter, der Architekt Frank Plehn, hatte nämlich die Idee, aus der riesigen Halle eine Art Messebau mit einzelnen Shop-in-Shop-Systemen zu machen. Dafür wurde zunächst der Eingang in die Mitte der Geschäftsfront verlagert. Innen teilen die sich kreuzenden Laufwege aus Parkett die "Messehalle" in verschiedene Bereiche auf: Bodenbeläge, Deko und Gardine, Sonnenschutz sowie Farben und Tapeten. Am stärksten sind dabei die Bodenbeläge vertreten, die mit Parkett, Laminat, PVC, Linoleum, Teppichboden und modernen Teppichen rund 60% des Handelsumsatzes ausmachen.
Alles, was sich wohnlich-anschaulich präsentieren lässt, wird in im zentralen Verkaufsbereich im Erdgeschoss gezeigt, meist innerhalb von Warenshops. Mit Ausnahme von Jab-Anstoetz werden alle "Messestände" von Rickmann- Rehage selbst dekoriert. Das Gütersloher Fachgeschäft ist übrigens eines von nur zwölf Unternehmen in ganz Deutschland, die einen solchen Jab-Shop ihr Eigen nennen. Auf dem Boden liegt dort ein für einen Verkaufsraum ungewöhnlicher Langflor-Teppich in den Farben Grau und Rostrot, der hier seine Strapazierfähigkeit unter Beweis stellt. Auch für den Designbelagsanbieter Objectflor liegt das beste Verkaufsargument am Boden: Auf 100 qm, verteilt auf zwei Bereiche, wurde der Belag Expona mit unterschiedlichen Musterbeispielen verlegt.
Geschickt gelöst hat Rickmann-Rehage das Nebeneinander der besser und schlechter präsentierbaren Produkte: Links und rechts vom messeähnlichen Hauptbereich stehen durchgängige "Wandscheiben", hinter denen sich Gänge mit Regalen verbergen. Dort sind die optisch weniger attraktiven, aber trotzdem unerlässlichen und deshalb häufig nachgefragte Waren zu finden: Werkzeug, diverses Zubehör und Farben zum Beispiel.
Generationswechsel im fließenden Übergang
Die Rickmann-Rehage-Neueröffnung im großen "Messebau" bringt viele Vorteile, nicht zuletzt durch die Synergieeffekte der zusammengelegten Einzelgeschäfte. Allerdings ist so ein Umzug auch mit hohen Investitionen und einer Menge Arbeit verbunden. Ausschlaggebend dafür, dass die Rehages diesen Schritt unternahmen, war die Tatsache, dass der jüngere Sohn Patrick das Geschäft weiterführen wird. "Allein hätten wir uns das nicht mehr aufgeladen", sagen Martha und Wolfgang Rehage.
Der Generationswechsel erfolgt allerdings nicht abrupt, sondern er vollzieht sich nahtlos: Patrick Rehage absolvierte zunächst sowohl eine Maler-, als auch eine Kaufmannslehre, anschließend war er vier Monate lang in einem Hamburger Raumausstattungsgeschäft tätig. Seit gut einem Jahr wirkt er nun in der Firma seiner Eltern mit, organisiert die Abläufe, lernt die Kunden kennen, wächst also hinein - "und wir wachsen raus", sagt der Vater.
Buchführungstechnisch wurde das Gesamtunternehmen Rickmann-Rehage aufgeteilt in das Handelsgeschäft und einen Malereibetrieb. Letzterer wird von einem jungen Malermeister geführt, der mit 40 % beteiligt ist. Beide Teile tragen etwa zur Hälfte zum Umsatz bei. Integriert ist auch ein Tischlerbetrieb. Dadurch ist man in der Lage, nahezu den kompletten Innenausbau anzubieten.
Breites Angebot von der Mitte bis zur Spitze
Rickmann-Rehage bietet bewusst ein breites wie tiefes Produktspektrum an, das von der gehobenen Mitte bis zu Spitzenklasse auf verschiedene Bedürfnisse und Geldbeutel passt. "Wir wollen kein elitärer Laden sein, in den sich nur wenige reintrauen", heißt es. Ganz klar grenzt sich das Fachgeschäft allerdings gegen die großen, anonymen Märkte mit weitgehend beratungslosem Verkauf ab.
Wer Service bieten will, braucht auch die geeigneten Fachleute. So sind bei den Rehages gelernte Raumausstatter beschäftigt, die sehr kreativ sind und gleichzeitig nähen können - ein Nähatelier ist ebenfalls eingegliedert. Ebenso decken im Malereibetrieb gut ausgebildete Fachkräfte die ganze Dienstleistungspalette ab. "Allerdings war es nicht immer leicht, die zu uns passenden Menschen zu finden", meint Wolfgang Rehage. Aber nun hat man sie und fährt mit ihnen die gewünschten Ergebnisse en.
Durch den stimmigen Service wächst das Vertrauen der Kunden. "Wir haben sogar schon Renovierungen für Kunden durchgeführt, die in den Urlaub gingen, uns die Schlüssel gaben und nach der Rückkehr alles fix und fertig vorfanden." Service beginnt bei Rickmann-Rehage aber bereits mit dem Betreten des Geschäfts, wenn nämlich die Besucher mit Aufmerksamkeit, Entgegenkommen und nicht zuletzt frisch zubereitetem Cappuccino oder Espresso bedient werden.
Rickmann-Rehage
Rickmann-Rehage
Wiedenbrücker Str. 54
33320 Gütersloh
Geschäftstyp: Raumausstatter-Fachgeschäft mit Profi-Handwerksbetrieb
Kooperation: Decor-Union
Lage: Am Stadtrand von Gütersloh, an wichtiger Ausfallstraße
Gegründet: 1949 durch Hans Rickmann
Geschäftsleitung: seit 1982 Wolfgang Rehage, gemeinsam mit Ehefrau Martha und Sohn Patrick
Firmenkonstruktion: Einzelhandel, Malerbetrieb, Schreinerei
Sortiment: alle Bodenbeläge (elastisch, textil, hart), Teppichböden, Gardinen und Dekostoffe, Sonnenschutz, Farben, Tapeten, Zubehör.
Umsatz im Handelsbereich:
- 60 % Bodenbeläge
- 30 % Deko
- 10 % Farben und Tapeten
Mitarbeiter: rund 40
Gesamtfläche: ca. 1.000 m
aus
BTH Heimtex 12/03
(Handel)