Neue Grenzwerte für Flammschutzmittel
Die geplante Chemiepolitik der EU-Kommissarin Margot Wallström, dokumentiert im sogenannten Chemikalienweißbuch, wird gravierende negative Folgen für die deutsche Chemiefaser- und Textilindustrie haben, warnen die Branchenverbände. Die damit verbundenen neuen Kostenbelastungen bedrohte Tausende von Arbeitsplätzen in diesen beiden Industriezweigen. Dies belegt eine Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt wurde.
Sie untersucht "Wirtschaftliche Auswirkungen der EU-Stoffpolitik auf die Textilindustrie und ihre Wertschöpfungskette". Darin werden drei unterschiedliche Szenarien über die Gestaltung der neuen Chemikalien-Regelung dargestellt. Im günstigsten Fall erwartet die Unternehmensberatung Produktionseinbußen bis zu 5% für die Chemiefaserindustrie und bis zu 16% für die Textilindustrie - dies würde den Verlust von bis zu 17.500 Arbeitsplätzen bedeuten. Im "Worst case"-Szenario wird ein Einbruch von Produktion und Belegschaften um mehr als 50% prognostiziert, was 65.000 Stellen gefährden würde. Die unterschiedlichen Auswirkungen der EU-Chemiepolitik hängen laut Gesamttextil und der Industrievereinigung Chemiefaser wesentlich von der Gestaltung der künftigen Vorschriften und den damit verbundenen zusätzlichen Kosten ab, die aus der Zulassung und Registrierung von Stoffen entstehen. Es liegt nach Meinung der Industrieverbände nun ausschließlich in den Händen der Politik, unter Berücksichtigung der Studie das Weißbuch verantwortungsvoll umzusetzen. Berücksichtigt werden müsse dabei, dass ein neues Registrierungs- und Zulassungsverfahren "mit Augenmaß" zu gestalten ist, damit es von allen Firmen umgesetzt werden könne, insbesondere auch mittelständischen Unternehmen. Dabei gehörten Zwischenprodukte und Polymere nicht in ein Prüfverfahren, da von diesen entlang der Wertschöpfungskette keine Gefahr für Menschen und Umwelt ausgeht. Darüber hinaus seien Produktions- und Produkt-Know-how ein "hohes schützenswertes Gut". "Ihre Offenlegung in den geplanten Verfahren würde die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen massiv gefährden", warnen die Verbände.
Die Gesundheit von Menschen und die Umwelt ließe sich auch schützen, ohne den bürokratischen Aufwand noch weiter auszudehnen. "Nur bei einer moderaten, praktikablen Umsetzung des EU-Chemikalienweißbuches haben die Firmen der textilen Wertschöpfungskette auch weiterhin die Chance, ihre heute schon umweltorientierte Produktion an europäischen Standorten fortführen zu können.
aus
BTH Heimtex 09/03
(Normen)