Der deutsche Laminatmarkt im Juni 2007 von Günther Kelm

Preisschraube wird nochmals angezogen


Der Absatz von Laminatböden an den Handel ist im ersten Halbjahr 2007 unwesentlich gestiegen, wie aus Insider-Befragungen und Schätzungen hervorgeht. Mehrere deutsche Hersteller gaben an, nur Vorjahresniveau erreicht zu haben. Beim Umsatz wird mit einer Steigerung von 4 bis 6 % gerechnet, was vorrangig auf die Preiserhöhungen zurückzuführen ist.

Anfang 2007 war die Industrie wegen steigender Rohstoff- und Energiepreise gezwungen, Preiserhöhungen je nach Produkt zwischen 5 und 7 % durchzusetzen - nicht immer erfolgreich, denn bei den Billigprodukten, wo es eigentlich besonders wichtig war, machte der Handel erst gar nicht den Versuch, sondern verkaufte offensichtlich zu alten Preisen (3,99 EUR/qm ohne Trittschalldämmung bzw. 5,49 EUR/qm mit Trittschalldämmung). Außerdem wurden die Böden teilweise mit 10 Jahren Garantie und Beanspruchungsklasse 31 beworben. Dennoch scheint der Verkaufserfolg im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig zu sein.

Inzwischen sollen die Niedrigpreisprodukte 4 bis 6 % teurer geworden sein. Nahezu alle Laminatbodenhersteller haben deutlich gemacht, dass die bisherigen Preissteigerungen nicht ausreichen und kündigen weitere Korrekturen an, um die Kosten zu kompensieren.
Industrie

Classen hat in diesem Jahr den "Lieferanten-Award" der Baumax-Gruppe erhalten. Die Geschäftsleitung, vertreten durch Dr. Hans-Jürgen Hannig und Sohn Tobias, nahm den Preis aus den Händen des Baumax-Vorsitzenden, Kommerzialrat Martin Essl, entgegen. Mit der Auszeichnung werden alljährlich Unternehmen bedacht, die sich durch "besonderes Engagement in den Bereichen Zuverlässigkeit, Innovation und Service hervorgetan haben".

Unilin Flooring befindet sich in USA auf Expansionskurs und beabsichtigt bis Anfang 2008 mit dem Ausbau der Produktionskapazität für Laminatboden bei der amerikanischen Tochtergesellschaft Unilin Flooring NC LLC ihre bisherige Jahreskapazität von 10 Mio. qm zu verdoppeln.

Bau-, Holz- und Bodenbelagsfachmärkte

Bei den Baumärkten tendiert der Umsatzrückgang in den Bereichen Laminat/Parkett im zweiten Quartal 2007 in Richtung 8 bis 10 %. Die Holz- und Bodenbelagsfachmärkte berichten von Umsatzverlusten von mehr als 10%, wobei der Holzfachmarkt das Minus auf Grund der sehr guten Umsätze im Bereich "Gartenholz" ausgleichen kann.

Aus den Unternehmen

Hornbach will sein Filialnetz bis 2009 um 13 Standorte erweitern, davon bis zu elf im Ausland. Im laufenden Geschäftsjahr wurden bereits in München und Darmstadt sowie im niederländischen Alblasserdam großflächige Märkte des neuesten Typs mit Baustoff-Drive In eingeweiht.

Am 20. Juni eröffnete Hornbach in Bukarest seine erste rumänische Filiale. Der Baumarkt ist rund 9.000 qm groß, der Gartenmarkt mehr als 5.000 qm. Hinzu kommt ein Drive In-Baustoffzentrum auf knapp10.000 qm. Das Unternehmen hat rund 25 Mio. EUR in den Standort investiert und beschäftigt hier 112 Mitarbeiter. Bis 2015 will Hornbach zehn Märkte in den größten rumänischen Städten eröffnen und dafür mehr als 200 Mio. EUR investieren.

Wolfgang Werner, Vorstandsvorsitzender der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG, sagte auf der Hauptversammlung des Unternehmens am 11. Juni in Saarbrücken, dass nach der Integration von Max Bahr in den Praktiker-Konzern und der Übernahme der Marktkauf-Baumärkte durch Rewe mit einer weiter fortschreitende Konsolidierung in der deutschen Baumarktbranche zu rechnen sei. Diese Entwicklung würde allen Beteiligten gut tun. Wenn sich weitere Übernahmemöglichkeiten bieten, sei Praktiker mit seinen finanziellen Möglichkeiten und seinem Know-how jederzeit in der Lage, ein Wörtchen mitzureden.

Mit Blick auf das boomende Auslandsgeschäft kündigte Werner eine Expansion "auf breiter Front" an. Investitionen werde es nicht nur auf den jüngst erschlossenen Märkten Bulgarien und Rumänien geben, sondern auch dort, wo zuletzt eine Atempause eingelegt worden ist. Allein in diesem Jahr sei die Eröffnung von 15 - 20 neuen Standorten in sieben Ländern geplant, darunter ein erster Baumarkt in der Ukraine. Die Ukraine markiere aber keineswegs das Ende der Auslandsexpansion.

Das Auslandsgeschäft, das 2006 rund 28 % des Umsatzes und knapp die Hälfte des operativen Gewinns der Praktiker Gruppe dargestellt habe, sei ein "Wachstumsmotor" und eine tragende Säule des Erfolgs von Praktiker. Dies habe sich auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2007 bestätigt. Es verringere insoweit auch die Abhängigkeit des Unternehmens vom Marktgeschehen in Deutschland. Ende dieses Jahres wird ein Konzernumsatz von mehr als 3 Mrd. EUR in Deutschland und erstmals über eine 1 Mrd. EUR im Ausland erwartet.

Verbände und Kooperationen

Eurobaustoff soll die "Offensive Hagebau" eingeläutet haben, nachdem in den eigenen Reihen Gesellschafter von einem Mitbewerber angesprochen und zu einem Kooperationswechsel aufgefordert worden seien. Abwerbungen waren bis dahin tabu. "Diese Zeiten sind vorbei", betont Ulrich Wolf, Vorsitzender der Eurobaustoff-Geschäftsführung. Die Kooperation wolle ihre führende Position in Deutschland und Europa weiter ausbauen. Das dafür notwendige Wachstum gelte es durch neue Gesellschafter zu sichern. Wie es heißt, sollen bundesweit mehr als 60 Baustoff-Fachhändler angesprochen werden. Die Akquisition hat Wolf zur Chefsache erklärt.

Wie der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz) mitteilt, hat der Holzfachhandel über alle Vertriebsformen im Jahr 2006 einen Gesamtumsatz von 10,5 Mrd. EUR erzielt. Dieses Ergebnis entspricht einem Zuwachs von 11% gegenüber dem Vorjahr. Auch 2007 ist in den ersten drei Monaten mit einem Umsatzzuwachs von 14 % gut gestartet. Zurückzuführen sei diese Tendenz zu einem großen Teil auf erhebliche Preissteigerungen.

Die Hagebau steigerte ihren Umsatz in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 14,7 % auf 1,66 Mrd. EUR. Für die Hagebaumärkte im Einzelhandel wird für diesen Zeitraum ein Umsatzwachstum von 6,7 % ausgewiesen. Das Wachstum der Kooperation für das gesamte Geschäftsjahr schätzt Aufsichtsratsvorsitzender Rolf. J. Wertheimer auf 5 %.

Nach Mitteilung von Geschäftsführer Michael Baumgardt wird am 1. Januar 2008 der erste Obi-Gesellschafter seinen Standort zu einem Hagebaumarkt umrüsten.

Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) rechnet im zweiten Halbjahr 2007 mit einem Aufschwung. Präsident Josef Sanktjohanser erwartet eine Umsatzentwicklung im Bereich von nominal 1,5 %. Für das Gesamtjahr 2007 bleibt der Verband bei seiner Prognose, die ein nominales Umsatzplus von 1 % vorsieht. 'Preisbereinigt werden wir wahrscheinlich kaum an das Vorjahresergebnis herankommen", schränkte Sanktjohanser ein.

Die Handelsmarken-Hersteller-Vereinigung PLMA (Privat Label Manufaktures Association) hat durch eine Studie belegt, dass die Beziehungen der Verbraucher zu Einzelhandelsmarken weit über die Fragen des Preises, der Wirtschaftsbedingungen und des Einzelhandelsformats hinausgehen. Befragt wurden mehr als 3.000 Käufer in Frankreich, Deutschland und Großbritannien. In jedem dieser drei unterschiedlichen nationalen Absatzmärkte sind Herstellermarkenprodukte stärker im Bewusstsein der Käufer verankert. Die Verbraucher haben Vertrauen in die Qualität und Leistung der Handelsmarken und beabsichtigen, in Zukunft mehr davon zu kaufen.

Auch die Untersuchung vom Markforschungsinstitut Nielsen in 15 Ländern kommt zu dem Ergebnis, dass Handelsmarken weiter Marktanteile gewinnen. Besonders bemerkenswert ist der Zuwachs in Großbritannien um einen Punkt auf jetzt 43 %, in Deutschland liegt der Anteil bei 39 %. In Italien ist er am niedrigsten mit 16 %.
aus BTH Heimtex 07/07 (Bodenbeläge)