Internetseiten von Branchenfirmen unter der Lupe
Über Lieferanten-, Sponsoren- und andere Links
Warum eigentlich sind auf Homepages dieser Branche so selten Logos bzw. Links anderer Firmen anzutreffen? Gott sei Dank, wird mancher sagen, dem die Werbebanner und -blinker vieler Websites auf die Nerven gehen. Andererseits vertun hier manche eine Chance. Schauen wir, was alles möglich ist.
Gleich vorweg gesagt: Fremdwerbung, welche sich in Form von Kästen aufdringlich so platziert, dass sie erst weggeklickt werden muss, damit die gesuchten Infos und Bilder gesehen werden können, ist von Übel. Das ist hier nicht Gegenstand der Betrachtung. Zur Debatte stehen drei Formen von zusätzlichen Infos: Sponsorenwerbung, Lieferanten-Links und Partnerschafts-Links.
Die erste Kategorie umfasst Werbung branchenfremder Firmen auf der Startseite, meistens in Form von kurzen Werbeaussagen oder Logo-Abbildungen. Diese Werbung beeinträchtigt nicht die eigene Werbebotschaft, bringt aber etwas ein. Denn große Unternehmen wie Lotto oder ebay und andere zahlen etwas für die Platzierung ihrer Werbung. Natürlich nur dann, wenn sie sicher sind, dass die Website von einer erklecklichen Anzahl von Usern besucht wird.
Daher sollte man an solche Werbepartner erst dann herantreten, wenn die Homepage bereits einige Zeit im Netz ist. Falls ein Besucherzähler auf der Seite eingerichtet wurde, kann dem Partner die Zahl der Besucher dokumentiert werden. Je höher sie ist, umso interessanter wird das Engagement für den Werbepartner. Das verhält sich ähnlich wie bei Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften. Je höher die Auflage, um so höher die Attraktivität und der Anzeigenpreis.
Die Kategorie Lieferanten-Links ist auf Homepages der Branche häufiger anzutreffen. So zum Beispiel bei der Firma Lohmar in Hameln. Nach dem Öffnen der Website genügt ein Klick auf "Produkte" und dann auf "Markenlieferanten-Links" - und es öffnet sich eine Übersicht der von Lohmar verarbeiteten 15 Produktarten. Ein weiterer Klick auf ein Produkt, hier "gewebte Ware", öffnet eine Übersicht mit fünf Hersteller-Logos. Sie sind als Link angelegt, so dass man per Mausklick unmittelbar auf die Homepage dieser Hersteller gelangt. Lohmar ist Objekteur, bietet seine Leistungen also nicht der Privatkundschaft an. Folglich ist es nach Reklamators Ansicht völlig richtig, auf die Darstellung einer Produktpalette zu verzichten.
Die Website ist übrigens klar und übersichtlich gegliedert. Zum Start eine grafisch gute Lösung mit einer Parkettabbildung. Auch die Gliederung in "Home", "Produkte", "Referenzen", "Firma", "Impressum" und "Kontakt" ist gelungen. Das alles verrät die Handschrift eines Web-Designers bzw. einer Web-Agentur. Die hielten sich allerdings vornehm zurück. Üblich ist es heute, dass der Homepage-Entwickler seine Visitenkarte abgibt. Gut auch die Rubrik "Mitarbeiterverzeichnis", in welcher von den insgesamt 26 in der Firma tätigen Personen 9 mit ihrer persönlichen E-Mail-Adresse aufgeführt sind. Und die Rubrik "Jobs & Karriere" ist hier nicht mit einer leeren Seite vertreten, wie das in manchen Homepages leider der Fall ist. Im April 2007 wurden Parkett- und Bodenleger mit Stellenbeschreibung gesucht und ein Ausbildungsplatz für Bodenleger angeboten.
Auch das Großhandelshaus Sonnen-Herzog in Düsseldorf platziert Lieferanten-Links auf seinen Produktseiten. Darüber hinaus lässt sich noch eine Seite mit Partner-Links aufrufen. So gelangt der User zu Verbänden und Organisationen, mit denen das Unternehmen verbunden ist. Zum Beispiel zum Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz, zur Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf oder zum Großhandelsverbund Rigromont, dem man angehört. Es sind jedoch auch branchenfremde Links dabei: einer der Stadt Düsseldorf, der für eine Familienkarte wirbt, ein anderer von Cityfitness, einem Fitness-Center u.a. Damit ist also Vernetzung angesagt.
Der Internetauftritt von Sonnen-Herzog insgesamt ist wenig kreativ angelegt, sondern eher sachlich. Gut gefällt die Seite "Ansprechpartner", auf der zu insgesamt 59 Mitarbeitern des Innen- und Außendienstes und aus den einzelnen Niederlassungen die Ansprechpartner mit Angabe von Telefon, Fax und E-Mail aufgeführt sind.
Eine andere Aussage verwundert Reklamator indes. Auf der Seite "Bodenbeläge" heißt es "Weniger Feinstaub durch Teppichboden! DAAB rehabilitiert den Teppich! Und weiter: "Die Feinstaubbelastung in Räumen mit glatten Böden - etwa aus Holz oder Stein - ist im Schnitt gut doppelt so hoch wie in Räumen mit Teppichböden". Was die Gesellschaft für Umwelt und Innenraumanalytik, Mönchengladbach, da herausfand, ist seit Jahrzehnten bekannt. Der Teppichflor bindet Staub im Gegensatz zu glatten Böden, von denen Staub bei jedem Luftzug (Fenster/Türen) hoch gewirbelt wird und in die Atemwege gelangen kann.
Handelt Sonnen-Herzog da nicht gegen seine eigenen Interessen? Unter den Links auf der selben Seite finden sich auch solche von Lieferanten, die glatte Böden herstellen, also PVC-Bodenbeläge, Parkett und Laminat. Da wird eine Belagsart gegen die andere ausgespielt. Solche Eigentore sind nicht neu in der Branche. In den 70er Jahren gab es die berühmte Klack-klack-Werbung der ETG. Auf PVC-Boden fallende Bälle verursachten in TV-Spots lästige Klack-klack-Geräusche, während diese Bälle auf Teppichboden nicht zu hören waren. Firmen, die beide Belagsarten herstellten, sahen das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Vorsicht also vor Vergleichen zwischen eigenen Produkten. Eines sieht immer schlecht aus dabei.
Was ist mit Sponsorenwerbung?
Für Sponsorenwerbung kann Reklamator leider kein Beispiel aus der Branche liefern. Dabei ist diese Form der Werbung mit Kostenbeteiligung auf gewerblichen wie privaten Websites allgemein üblich. Um es noch einmal klar zu sagen: Gegen eine seriöse Fremdwerbung auf der eigenen Homepage ist nichts einzuwenden. Voraussetzung dabei, sie darf optisch wie inhaltlich nicht stören.
Bezahlte Lieferantenwerbung allerdings ist gang und gäbe. Vorläufer war die Anzeigenwerbung. Der Einzelhandel macht mit seinen Lieferanten einen Deal: Bilde ich dein Firmen- oder Marken-Logo in meiner Anzeige ab und bewerbe auch noch das Produkt, so zahlst Du Hersteller mir einen Teil der Insertionskosten. In den Werbeetats der Hersteller gab es extra dafür eine Position. Und der Werbekostenzuschuss wurde an diejenigen Händler gezahlt, mit denen gute Umsätze gemacht wurden.
Für die Händler-Homepage gilt das Gleiche. Wobei sich nicht jeder Hersteller drauf einlässt. Einige (wenige) Hersteller glauben, eine so starke Marke aufgebaut zu haben, dass es für die Abnehmer eine Ehre ist, sie verwenden zu dürfen. Ganz zu schweigen von Kostenbeteiligung. Wie auch immer: Werbekostenzuschüsse sind stets Verhandlungssache. Bis zum nächsten Mal,
Ihr Reklamator.
aus
BTH Heimtex 07/07
(Handel)