Improvisierte Werkzeuge aus aller Welt
Viele Boden- und Parkettleger in Zentraleuropa können sich das professionelle Verlegen von Bodenbelägen ohne adäquates Werkzeug gar nicht mehr vorstellen - so selbstverständlich ist die Ausstattung mit Bodenlegermesser, Klebstoffspachtel, Spachtelmassenrührer und vielem mehr. Das ist nicht überall so. In manchen Ländern kommen auch Werkzeuge zum Einsatz, die aus der Not heraus entstanden sind und von einem enormen Erfindergeist zeugen. Der weltweit tätige Anwendungstechniker von Uzin Utz, Frank Zaumsegel, hat auf seinen Reisen eine Reihe von improvisierten Werkzeugen gesammelt.
1. Senkstift aus Bukarest/Rumänien:
Dieser bei einem Parkettleger gefundene Senkstift wurde aus einem alten Einlassventil eines Dacia-Automotors geschliffen. Eingesetzt wird dieser Senkstift u.a. zum Nageln von Stabparkett auf einen Blindboden.
2. Stachelwalze aus Ekaterienburg/Russland: Die Walze besteht aus einem Rundholz, das mit 400 Schrauben bestückt ist. Da die Schraubenköpfe offensichtlich zu groß sind, wurde dieses Hilfswerkzeug nur einmal eingesetzt. Folgemodelle mit kleineren Schrauben befinden sich noch heute in der Benutzung.
3. Fuchsschwanz aus Kunming/Südwest-China: Der im Mai 2001 gefundene Fuchsschwanz wurde bis zuletzt zum Ablängen von Kantleisten benutzt. Rund zehn Minuten dauert es, mit diesem stumpfen Werkzeug eine 5 x 5 cm Leiste abzulängen.
4. Schnurschlag aus Xiamen/China:
Bei diesem Werkzeug handelt es sich um ein antiquarisches Stück, das aus einer mit Grafitpulver gefüllten geschnitzten Schale besteht, durch die eine Schnur geführt wird.
5. Klebstoffspachtel aus Durres/Albanien: Dieser Endlosklebstoffspachtel wurde im Mai 1998 auf der Baustelle eines Kindergartens in Durres, der größten Hafenstadt Albaniens, gefunden. Die Funktion ist denkbar einfach: Es wird immer eine Lochreihe auf diesem Stanzblech (ehemaliges Lüftungsgitter) mittels Blechschere aufgeschnitten, was dann für die nächsten 200 qm reicht.
6. Verlegemesser aus Sibiu/Rumänien und Surabaya/Indonesien: Hier wurde gehärteter Stahl an einer Seite spitz angeschliffen und der Rest mit Klebeband umwickelt. Die 'Messer" wurden regelmäßig am Abziehstein und gelegentlich am Schleifbock nachgeschliffen.
7. Stoßbesen aus Nanjing/Ostchina:
Das erste, was einem an diesem Besen aus Bambusstreifen auffällt, ist sein Gestank. Diese Besen werden auf großen Baustellen benutzt, um die Böden von grobem Schmutz zu befreien. Die neuen Besen werden mit einer Flüssigkeit getränkt, die sie widerstandsfähiger gegenüber Wasser machen sollen. Daher das einmalige Aroma.
8. Bügelsäge aus Sibiu/Rumänien:
Bei dieser sehr alten Säge ist der Bügel aus dampfgebogener Fichte völlig von Holzwürmern zerfressen und das Blatt schon zigmal nachgeschärft. Die Säge war bis zuletzt im Einsatz als Zuschnittsäge für Parkettstäbe.
9. Kartuschenpistole aus Kunming/Südwest-China:
Mit dieser praktischen Konstruktion werden 310 ml Kartuschen verarbeitet. Durch Abwickeln des braunen Drahtes von der Schelle wird die Klemmfunktion deaktiviert, um die Kartusche wechseln zu können.
aus
Parkett Magazin 04/07
(Handwerk)