Otto Rapp: "Restaurierung als Werterhaltung"

Gründervater der Parkettrestauratoren wurde 80 Jahre alt

Bei der Parkettrestaurierung macht niemand Otto Rapp etwas vor. Er gilt als Koryphäe und unumstrittene Kapazität in seinem Fachgebiet. Jetzt ist der Initiator der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren 80 Jahre alt geworden - ohne große Feier und bei bester Gesundheit. In den letzten Jahren hat sich der ehemalige Obermeister aus der Arbeit im Betrieb und in der Fachgruppe zurückgezogen: "Jeder Tag, an dem ich im Tagesgeschäft nicht gebraucht werde, ist ein guter Tag. Dann kann ich von morgens bis abends im Garten arbeiten."

Im Parketthandwerk sind Jubilar Otto Rapp, der u.a. über 20 Jahre als Sachverständiger tätig war, und sein Sohn Prof. Andreas O. Rapp als Experten für Holzfußböden und Parkettrestaurierungen bekannt. In Stuttgart und Umgebung kennen aber auch viele Privatkunden den Namen Rapp. 1905 war der Vater von Otto Rapp als Schreinermeister nach Stuttgart gezogen und hatte dort mit der Verlegung von Parkett begonnen. Drei seiner Söhne gründeten später ihre eigenen Verlegebetriebe, so dass in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts eine ganze "Rapp-Dynastie" in und um Stuttgart tätig war. 1936 entschied sich auch Otto Rapp senior in Stuttgart-Vaihingen für einen eigenen Verlegebetrieb. Nach dem Tode des Firmengründers übernahm Otto Rapp 1960 den väterlichen Betrieb.

Aushängeschild Schloss Solitude

Schon ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen Otto Rapp mit den Restaurierungsarbeiten im nahegelegenen Schloss Solitude begonnen. Die dort verlegten Schmuckböden des Kunsttischlers Johann Georg Beyer zählen zu den beeindruckendsten Holzfußböden aus Renaissance und Barock. Sie mussten rekonstruiert und restauriert werden. Otto Rapp erinnert sich: "Damals fragten uns die Auftraggeber, wie teuer die Restaurierung werden würde. Da man keine Erfahrung mit solchen Arbeiten hatte, konnten wir nur unseren Stundenlohn nennen, aber nicht sagen, wie viel Zeit wir für die Restaurierung des zerstörten Bodens benötigen würden. Später habe ich einmal errechnet, dass jeder Quadratmeter 1.600 DM gekostet hat. Das war für die Zeit ein horrende Summe, dafür ist aber ein beispielhaftes Kunstwerk des Spätbarocks bewahrt worden." In diesem Schloss ist der Familienbetrieb weiterhin regelmäßig tätig.

Inzwischen kennt jeder der deutschen Parkettrestauratoren die Böden des Schlosses Solitude. Alle Kursteilnehmer, die im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Region Stuttgart ausgebildet wurden und werden, mussten bzw. müssen zum Bestehen des Kurses auch Elemente des Intarsienbodens abzeichnen und nachbauen.

Gründung der Bundesfachgruppe

Auf Initiative von Otto Rapp und des früheren Bundesinnungsmeisters Ortwin Baumann war in den 80er Jahren die Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren gegründet und der Ausbildungsgang zum Parkettrestaurator ins Leben gerufen worden. 1984 hatten die beiden an einem Europäischen Kongress für Denkmalschutz und Denkmalpflege in Würzburg teilgenommen, und dabei festgestellt, dass großer Bedarf an Restauratoren aus dem Handwerk vorhanden war. Daraufhin erarbeitete Sohn Andreas Rapp Rahmenlehrpläne, so dass bereits 1988 der erste Kurs starten konnte. Fortan engagierte sich Otto Rapp für die Restauratoren-Fachgruppe, legte deshalb gleichzeitig sein Amt als Obermeister der Innung Baden-Württemberg Nord nieder.

Der Schreinermeister (Fachrichtung Parkett) lehrte von Anfang an auch selbst - nicht nur im Bildungs- und Technologiezentrum in Stuttgart, sondern Anfang der 90er Jahre auf Wunsch des Geschäftsführers der Innung Nordost, Wilhelm Schmidt, auch in Halle/Sachsen-Anhalt. Seit einigen Jahren tritt der heute 80-Jährige allerdings etwas kürzer, "aber die angehenden Parkettrestauratoren in deutscher Schrift und römischen Zahlen zu unterrichten, macht mir noch immer viel Spaß." Nach wie vor nimmt der Ehrenobermeister der Innung Baden-Württemberg Nord zudem regelmäßig an den Bildungsreisen der Fachgruppe teil.

Bereits 1992 hatte Otto Rapp die Geschäftsführung des eigenen Betriebs in jüngere Hände gelegt. Seither leitet Klaus Dietrich, der seit 52 Jahren im Unternehmen ist, den Verlegebetrieb mit acht Mitarbeitern. Außerdem beschäftigt das Unternehmen Otto Rapp seit vielen Jahren zwei jüngere Parkettlegermeister, die möglicherweise bald den Betrieb übernehmen könnten. Der Inhaber selbst ist nur noch bei besonderen Aufgaben zur Stelle und hilft dann gerne.


Otto Rapp in Kürze

Otto Rapp GmbH Parkett und Fussbodentechnik
Handwerkstr. 59
70565 Stuttgart-Vaihingen
Tel: 0711/7800339
Fax: 0711/7803932
www.otto-rapp.de

Gründungsjahr: 1936
Inhaber: Otto Rapp
Jahresumsatz: ca. 1 Mio. EUR
Firmenausrichtung: Verlegung von Parkett (80% ) sowie Korkböden, textilen und elastischen Belägen (20% )
Geschäftsführer: Klaus Dietrich
Mitarbeiter: 8 inkl. 1 Auszubildenden
Kundenstruktur: Privatkunden, wenige Objektkunden (Banken, Versicherungen)
aus Parkett Magazin 05/07 (Handwerk)