Software für Parkett- und Bodenleger
Klicken mit System
Mit Klicksystemen bei Parkettböden kennen sich die meisten Parkett- und Bodenleger aus. Aber wie steht es mit den richtigen Klicks am Computer? Ohne den PC ist ein Betrieb heute nicht mehr reibungslos und gewinnbringend zu führen. Dabei ist die Auswahl der richtigen Software entscheidend. ParkettMagazin hat sich auf dem Markt umgesehen.
Computer sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. In Freizeit und Beruf sind sie allgegenwärtig. Auch das Handwerk kann sich vor den Errungenschaften der modernen Informationstechnologie nicht verschließen. So wie sich der Handwerker verschiedener Werkzeuge zur Verlegung des Bodenbelages bedienen kann, stehen ihm zum wirtschaftlichen Betrieb und zur effizienten Verwaltung seines Unternehmens umfangreiche Hilfsmittel zur Verfügung. Damit lassen sich Prozesse optimieren, Kosten reduzieren und Kunden zufrieden stellen.
Allerdings ist das Angebot an geeigneter Software groß und auf den ersten Blick unüberschaubar. Es gibt zahlreiche Anbieter kaufmännischer Programme für kleine und mittlere Handwerksbetriebe, teilweise mit separaten Zusatzmodulen wie "Preishistorie" oder eine "Aufmaß-Schnellerfassung". Darüber hinaus finden sich Spezialanwendungen, die gezielt bestimmte Probleme lösen oder Arbeitsschritte erleichtern sollen.
Vor der Anschaffung neuer Software sind deshalb eine Reihe von Fragen zu stellen, um Fehlkäufen vorzubeugen: Wird eine Komplettlösung gewünscht, die alle wichtigen Bereiche des Unternehmens abdeckt, aber eventuell auch eine ganze Reihe von Funktionen beinhaltet, die gar nicht genutzt werden und trotzdem bezahlt werden müssen - z.B. eine integrierte Lohnbuchhaltung, für die bereits eine separate Software vorhanden ist? Genügt auch ein weniger umfangreiches Produkt, das auf Grundfunktionen reduziert ist, sich aber mit einzelnen Zusatzmodulen auf die Erfordernisse des eigenen Betriebs optimieren lässt - wobei es bestimmte Features aber vielleicht gar nicht zu erwerben gibt? Oder fällt die Entscheidung für eine Spezialsoftware, die nur für bestimmte Anwendungsbereiche geeignet ist - sich aber unter Umständen nicht mit den übrigen Programmen im Unternehmen verträgt?
Neben einem Blick auf die Anschaffungskosten, die schnell mehrere tausend Euro erreichen können, sollte nicht versäumt werden, sich über Updates, Wartung und Service zu informieren. Auch dafür können wieder Kosten anfallen.
Im Wesentlichen sind es zwei Unternehmensbereiche, in denen Computerprogramme zum Einsatz kommen: die Verwaltung und Organisation des Betriebes, also der kaufmännische Bereich, und die Abwicklung von Aufträgen.
Anwendungsbereich Unternehmensorganisation
Im Büro greifen viele Anwender auf bekannte Office-Software zurück, die vielleicht schon auf dem PC vorinstalliert ist oder zu einem günstigen Preis im Paket angeboten wird. Kaufmännische Software zur Verwaltung von Handwerksbetrieben deckt die Funktionen wie Textverarbeitung, Adress- und Terminverwaltung oder E-Mail-Kommunikation ab, bietet darüber hinaus aber eine Vielzahl weiterer Features. Die Funktionen reichen von der Korrespondenz mit Kunden und Lieferanten über die Lagerverwaltung und das Bestellwesen bis zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Nützlich sind auch Statistiken und Auswertungen. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Effizienz der Mitarbeiter, die Zahlungsmoral der Kunden oder die Umsätze für einzelne Waren und Dienstleistungen ermitteln. Durch eine Anbindung an die Finanzbuchhaltung können alle Teile der Verwaltungsorganisation miteinander vernetzt werden.
Anwendungsbereich Auftragsabwicklung
Für die Abwicklung von Aufträgen gibt es ebenfalls ein breites Angebot an Softwarelösungen. Diese sind zumeist Bestandteil der Komplettprogramme. Für bestimmte Bereiche gibt es aber auch Einzellösungen. Kalkulation, Angebotserstellung und Auftragsbestätigungen lassen sich mit fast allen angebotenen Programmen erledigen. Das gilt auch für die Planung und Abwicklung der Baustelle inklusive Material- und Personaldisposition, Fremdleistungsverwaltung und Baustellenprotokoll. Die Erstellung und Verwaltung (Mahnwesen etc.) von Kundenrechnungen gehört ebenfalls zum Standard der Universalprogramme.
In erster Linie an Auftragnehmer im öffentlichen Bereich wendet sich die Computer Software Löwer. Mit S-Kalk kann eine Schnellkalkulation nach EFB (Einheitliche Formblätter-Preis) inklusive einer Nachtragskalkulation erstellt werden.
All Systems bietet mit Vizall ein komplettes System inklusive Hardware für die Erstellung des Aufmaßes an. Mittels eines Lasermessgerätes werden die Maße erfasst und vor Ort in einen Pocket PC eingegeben. Zurück im Büro lassen sich die Daten auf den PC übertragen und sofort weiterbearbeiten.
Die Produkte von MFB Friedhelm Beseke bieten neben einer Verlegeplanung auch noch die Möglichkeit, den Zuschnitt für Bahnenware zu optimieren.
Zahlreiche Spezialanwendungen
Über die bisher angesprochenen Leistungsbereiche hinaus gibt es noch eine Reihe von Angeboten für spezielle Anwendungsbereiche, von denen hier nur zwei genannt werden sollen.
Aus dem Hause E-Sign kommt eine Software, mit deren Hilfe dem Kunden schon im Vorherein gezeigt wird, wie ein bestimmter Bodenbelag in der Wohnung wirkt. Dafür genügen digitale Fotos der auszustattenden Räume. Durch den direkten Zugriff auf aktuelle Herstellersortimente können verschiedene Beläge virtuell und in unterschiedlichen Mustern verlegt werden. Die Kaufentscheidung des Kunden wird so erheblich erleichtert.
AMSD (Uzin) bietet Unterstützung in rechtlichen Fragen an. Die Software beinhaltet Handlungsanleitungen, Formbriefe und Hinweise zu Gesetzen, um dem Handwerker eine rechtlich abgesicherte Kommunikation mit seinen Kunden zu ermöglichen. Dabei wird eine ständige Aktualisierung der Informationen zugesagt.
In den meisten Fällen verläuft die Arbeit mit der Software problemfrei. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen der Kunde auf die Unterstützung und das Fachwissen des Herstellers angewiesen ist. Hilfen bei der Installation - auf Wunsch sogar vor Ort im Handwerksbetrieb - und Schulungen bei Einführung des Programms ersparen schon in der Startphase viele Schwierigkeiten. Eine gut erreichbare und kompetente Hotline verschafft die Sicherheit, mit im weiteren Verlauf auftretenden Problemen nicht alleine gelassen zu werden. Besonders nützlich ist die Möglichkeit der Fernwartung, durch die schnell von außen auf das System zugegriffen werden kann. Und schließlich garantieren Updates, dass die Software immer auf dem neuesten Stand gehalten wird. Umsonst ist dies alles nicht zu haben. Die Softwarefirmen stellen dem Anwender die über das Programm hinaus gehenden Leistungen in Rechnung. Trotzdem sollte die Nützlichkeit eines guten Serviceangebots nicht unterschätzt werden. Wenn es in einem angemessenen Verhältnis zum Preis steht, sichert sich der Anwender so reibungslose Abläufe in seinem Betrieb.
Informieren und testen
Welche Erfahrungen haben Parkett- und Bodenleger gemacht? ParkettMagazin hat mit einigen gesprochen und auch nach den Problemen, die sich in der täglichen Anwendung ergeben, gefragt. Im Wesentlichen waren sie mit ihrer Software zufrieden. Schwierigkeiten mit der Installation von Updates, die vermutlich jeder Computernutzer kennt ("Never change a running system") war ein problematischer Aspekt. Umständliche und zeitraubende Bedienung und teure Wartungsverträge wurden ebenfalls genannt. Außerdem gab es Unzufriedenheit bezüglich der Ansprechpartner in den Softwarehäusern: Diese seien Programmierer und keine Handwerker und hätten deshalb zum Teil kein Verständnis für die Erfordernisse in der praktischen Anwendung ihrer Programme.
Entsprechend gut informiert sollte deshalb der Softwarekauf angegangen werden. Dies kann zum Beispiel im Kollegenkreis geschehen. Denn erst in der täglichen Anwendung zeigt sich, was eine Software zu leisten in der Lage ist und was nicht. Der Austausch mit anderen Anwendern kann manches Problem ersparen - oder macht auf nützliche Funktionen aufmerksam, die sonst vielleicht entgangen wären.
Hilfreich ist, die in Frage kommenden Produkte vorab ausgiebig zu testen. Fast alle Hersteller bieten kostenlose Demo-Versionen an, die entweder auf den Anbieterwebseiten herunter geladen werden können oder auf Anfrage als CD mit der Post kommen. Mittels dieser zeitlich begrenzt nutzbaren oder im Umfang eingeschränkten Versionen kann sich jeder ausgiebig und in Ruhe mit den Funktionen und der Handhabung der Software vertraut machen. Sie bieten neben den Produktinformationen der Hersteller eine gute Grundlage für die Kaufentscheidung.
Darauf sollte beim Softwarekauf geachtet werdenTatsächlichen Bedarf ermittelnKomplettprogramm
Umfasst alle Bereiche der Unternehmensführung.
Basisprogramm mit Zusatzmodulen
Deckt die grundlegenden Bereiche der Unternehmensführung ab und wird durch Zusatzmodule auf die eigenen Bedürfnisse hin optimiert.
Programm für spezielle Anwendungen
Hilft einzelne Probleme zu lösen.
Service & Wartung Gibt Hilfestellung bei der Einführung und garantiert den reibungslosen Einsatz der Software.
Kollegen befragen Die Erfahrungen anderer Anwender nutzen, um Vor- und Nachteile vorab einschätzen zu können.
Demoversionen testenDie Software ausprobieren, ohne sie kaufen zu müssen.
von Thomas Pfnorr
aus
Parkett Magazin 05/07
(Handwerk)