Managementberatung VOP
"Verkrustete Strukturen durchbrechen"
Dr. Dietmar Voss, Inhaber der Managementberatung VOP, wird zu Hilfe gerufen, wenn es im Unternehmen krankt. BTH Heimtex Redakteurin Petra Lepp-Arnold wollte von ihm wissen, welche Notfallmaßnahmen ergriffen werden, damit der Handels- oder Handwerksbetrieb schnell wieder auf die Beine kommt.
BTH Heimtex: Herr Dr. Voss, Sie definieren die Tätigkeit Ihrer Managementberatung VOP mit der Umschreibung, "der Unternehmensberater ist Arzt für einen Betrieb".
Dr. Voss: Ja, so ist es. Fehlt dem Unternehmen etwas, in aller Regel Finanzmittel oder Erfolg, dann wendet sich der Geschäftsinhaber oder seine Bank an uns.
Wie oftmals im richtigen Leben werden wir nicht aus Vorsorge gerufen, sondern leider erst dann, wenn es richtig weh tut. Wer sich mit Unternehmenskrisen auseinandersetzt, stellt immer wieder fest, dass diese in vielen Fällen nicht über Nacht entstanden sind, sondern auf Probleme und unternehmerische Fehlentscheidungen in der Vergangenheit zurückzuführen sind. Eine Talfahrt, die bereits begonnen hat, ist schwer aufzuhalten. Das Image des Betriebs ist geschädigt, die Banken verweigern eine weitere Unterstützung und somit fehlt es an Liquidität, um notwendige Investitionen tätigen zu können oder seine Gläubiger zu befriedigen.
Würden uns die Klienten früher konsultieren, dann bliebe ausreichend Zeit, andere gangbare Wege zu suchen. Hat aber die Bank bereits den Auftrag zur Sanierung erteilt, geht es letztlich nur noch darum, eine Schadensbegrenzung vorzunehmen. So hat sich auch der Tätigkeitsschwerpunkt von VOP in den letzten Jahren eklatant gewandelt. Während wir heute zu 80 % mit Betriebssanierungen beschäftigt sind, war dies in unserer Anfangszeit die Optimierung des Betriebsmanagements. Damals machte das Projektgeschäft, mit Organisations- und Personalberatung, Aus- und Weiterbildung sowie Controlling den Hauptteil unserer Arbeit aus.
BTH Heimtex: Mal ganz konkret:Ein Handels- oder Handwerksbetrieb hat Ihnen einen Beratungsauftrag erteilt. Wie verläuft denn so ein Betriebs-Check in der Praxis?
Dr. Voss: Während einer genauen Analyse der Unternehmensstruktur, die bei uns in der Regel zwei Tage in Anspruch nimmt, erfolgt eine intensive Beratungs- und Planungsphase. Wir prüfen das Finanz- und Rechnungswesen, die Betriebsabläufe und Controlling-Instrumente, führen Mitarbeitergespräche, bewerten den Aufwand und Nutzen der Arbeitsmittel sowie den Einsatz neuer Technologien. Mit den gewonnenen Informationen erstellen wir eine Bestandsaufnahme mit einem Soll-Vorschlag. Daraufhin wird gemeinsam mit dem Unternehmer ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, den wir bei Bedarf mit den anderen Partnern besprechen, wie Banken, dem Steuerberater oder Verbänden.
Die konsequente Umsetzung dieses Konzepts wird von uns ständig kontrolliert, mit neuen Informationen ergänzt und aktualisiert. Hinzufügen möchte ich noch, dass VOP als unabhängiges Beratungsunternehmen agiert und die strikte Wahrung der Kundeninteressen garantiert. Wir sind bei unseren Klienten dafür bekannt, dass wir ihnen offen und ehrlich unsere Sichtweise darlegen, dies ist die Basis, damit sich etwas verändern kann.
BTH Heimtex: Was sind denn so die Hauptgründe dafür, dass ein Fachhändler oder Handwerksbetrieb in Schieflage gerät?
Dr. Voss: Bekanntlich sind die Anforderungen, die der kritische Verbraucher an Handels- und Dienstleistungsunternehmen stellt, in der Vergangenheit ständig gewachsen. Um diesen hohen Ansprüchen gerecht werden zu können, ist ein Unternehmer als Spezialist in allen Bereichen heute gezwungen, unwahrscheinlich viel zu leisten und innovativ zu sein. Es gilt Stimmungen und Schwankungen durchzustehen, und das erfordert kontinuierliche Selbstdisziplin.
Insbesondere in kleinen und mittleren, von Handel und Handwerk geprägten Betrieben steht der Unternehmer im Zentrum aller Aktivitäten. Oftmals fehlt aber den Menschen das nötige Wissen und Selbstbewusstsein, das sie heute brauchen, um den Erfolg, der von ihnen erwartet wird, und den sie selbst von sich erwarten, zu erreichen. Es wird zu sehr an alten, verkrusteten Strukturen festgehalten, aus Angst vor Veränderungen und weil man nicht gelernt hat, kreativ und aktiv zu sein. Routine und Betriebsblindheit gehen Hand in Hand und blockieren ein Weiterkommen. Unsere Beratung zielt darauf, diese Verkrustung zu durchbrechen, die Menschen zu motivieren, damit wieder Begeisterung entsteht für ihre Aufgabe, für ihr tägliches Tun und Handeln. Ich sage immer, ein demotivierter Unternehmer ist die größte Gefahr für das Unternehmen. Nur wenn ich selbst brenne, kann der Funke auf meine Kunden und Mitarbeiter überspringen.
BTH Heimtex: Stichwort Motivation. Ein Baustein Ihrer Tätigkeit ist die Schulung von Führungskräften und Mitarbeiterteams. Außerdem gibt es betriebswirtschaftliche Seminare in ihrem Veranstaltungsprogramm.
Dr. Voss: Während meiner langjährigen Praxis habe ich festgestellt, dass ein guter Handwerker oft nicht gleichzusetzen ist mit einem guten Unternehmer. Deshalb bieten wir auch betriebswirtschaftliche Grundlagenseminare an. Ein Unternehmer kann nicht nur Fachmann in seinem Gewerk sein, sondern muss auch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen, um vernünftig wirtschaften zu können. Ich bin stolz darauf, dass alle meine Klienten in der Zwischenzeit dieses Know-how besitzen und jetzt einen ganz anderen, selbstbewussteren Umgang mit ihrer Bank und dem Steuerberater pflegen, weil die gleiche Sprache gesprochen wird.
Was die Führungskräfte-Seminare betrifft, geht es uns vor allem darum, den Mitarbeitern unserer Kunden die erarbeiteten Unternehmensziele zu erklären und im Sinne einer verantwortungsbewussten Teamarbeit zu verdeutlichen.
10 Beispiele aus der Alltagspraxis von VOPFallbeispiel 1:
Ausgangssituation: Ein Raumausstatterfachgeschäft in Nordrhein-Westfalen mit sechs Mitarbeitern stand vor der Zahlungsunfähigkeit, weil nicht rechtzeitig auf Krisensymptome reagiert wurde. Die Firma hatte seit Ende der 90er Jahre erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, bedingt durch schlechte konjunkturelle Rahmenbedingungen, veraltete Strukturen im Betrieb und einem anstehenden Generationswechsel.
Vorgehensweise: Unternehmensnachfolge wurde klar geregelt und der Juniorchef betriebswirtschaftlich qualifiziert. Einführung neuer Produktgruppen (Farben), während unrentable Sortimente (Orientteppiche) eingestellt wurden. Finanzplanung und Budgetierung, Umstellung gesamter Werbung, Verkaufsaktionen.
Resultat: Das Fachgeschäft hat sich nach knapp zwei Jahren "Durststrecke" wieder am Markt etabliert, konnte neue Marktanteile hinzugewinnen und wieder mit einem positiven Ergebnis aufwarten.
Fallbeispiel 2:
Ausgangssituation: Ein Malerbetrieb im Raum Stuttgart mit 20 Beschäftigten klagte über extreme Personalprobleme. Die Mitarbeiter leisteten "Dienst nach Vorschrift" und so mancher verdiente sich durch Schwarzarbeit etwas hinzu.
Vorgehensweise: VOP nahm Mitarbeitergespräche auf, protokollierte und bewertete alle Tätigkeiten, wie Qualität, Produktivität, Teamfähigkeit, Kundenfreundlichkeit, Führungsqualitäten etc. Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurde, in einer Art Brainstorming, das Arbeitsklima analysiert und die Mitarbeiter konnten Kritik und Verbesserungsvorschläge äußern.
Resultat: Die Schwarzarbeiter erhielten die Entlassung. Ein auftragsorientiertes Zeiterfassungssystems wurde etabliert, ebenso eine neue Aufbauorganisation mit Teamleitern, als Ansprechpartner für die Angestellten und zur Entlastung des Inhabers. Bei einem Teamseminar auf dem Hausboot ergab sich der positive Effekt, dass die Belegschaft enger zusammenrückte, was ein höheres Engagement für die Firma zur Folge hatte.
Fazit: Die Produktivität wurde um rund 30 Prozent, der Umsatz um etwa 20 Prozent gesteigert, weil man - nicht wie seither - auf die überflüssige Einschaltung von Subunternehmen zurückgreifen musste, sondern dies vom Stammpersonal nun freiwillig übernommen wird.
Fallbeispiel 3:
Ausgangssituation: Ein Orientteppich-Fachhändler in der Region Emden mit sieben Mitarbeitern hatte die Schwierigkeit, dass die Orientteppich-Branche rückläufig ist und musste nach Alternativen suchen, um die Umsatzlücke zu füllen.
Resultat: Nach der Durchführung eines erfolgreichen Ausverkaufs konnte mit dem Erlös eine Produktneuausrichtung gestartet werden. Die Kernkompetenz des Fachgeschäfts wurde auf das Gesamtsortiment Bodenbeläge ausgeweitet und zusätzlich eine Farbenabteilung etabliert.
10 Fakten, damit das Unternehmen gesund bleibt von Dr. Dietmar Voss1. Begeisterung für sich als Unternehmer und seine Aufgabe, nach dem Motto: "Nur wenn ich selbst brenne, kann der Funke überspringen".
2. Rechtzeitiges Reagieren auf Krisensymptome, nicht erst dann, wenn die Bank anklopft.
3. Sich neutrale Berater in das Unternehmen holen, die über fachliche Kompetenz verfügen, um eine Bestandsaufnahme und Beurteilung zu bekommen auf folgende Fragestellungen: Wo stehe ich? Wo habe ich noch Potenziale? Wo habe versäumt, etwas zu verändern?
4. Motivierte Mitarbeiter, die über die Unternehmensziele informiert sind.
5. Enger Dialog mit den Banken von Anfang an und nicht erst dann, wenn finanzielle Probleme ins Haus stehen.
6. Fachliche Qualifizierung und Weiterbildung des Unternehmers bzw. Geschäftsführers, unter Berücksichtigung der steigenden Anforderungen.
7. Betriebswirtschaftliche Hilfsmittel zur Steuerung des Unternehmens etablieren.
8. Kernkompetenz beim Sortiment herausstellen.
9. Umfassende Dienstleistungen anbieten. Kundennähe schaffen.
10. Liquidität geht vor Rentabilität in der Krise
Managementberatung VOP Telegramm
Die 1994 von Dr. Dietmar Voss gegründete Unternehmensberatung VOP (Vermögen, Organisation, Personal) in Erbach bei Ulm, hat sich vor allem auf die Beratung von Fachhandels- und Handwerksbetrieben aus der Heimtextil- und Maler-Branche spezialisiert, aber auch Schreiner, Sanitärfirmen und Metallbauer zählen zum Klientenkreis. Hinter VOP steht die fundierte Berufsausbildung eines dreiköpfigen Mitarbeiterteams von praxisorientierten Fachleuten und dem promovierten Betriebswirt Dietmar Voss. Der 48-Jährige sammelte vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit praktische Erfahrung in leitender Position bei namhaften Unternehmen, wie ABB, Hewlett-Packard und Digel Bekleidung sowie als Dozent an der Textilfachschule Nagold und der Kerschensteiner Schule in Stuttgart. VOP kooperiert eng mit dem Fachhandelsring (FHR) in Harthausen, wo das Beratungsunternehmen Seminare durchführt und sich um FHR-Mitgliedsfirmen kümmert, die in betriebliche Schwierigkeiten geraten sind. Dr. Dietmar Voss: "Ich stehe hinter dem Konzept des FHR und arbeite aus Loyalität für keine andere Verbundgruppe."
Managementberatung VOP
Ringstraße 25
89155 Erbach/Bach
Tel.: 0 73 05 / 95 66 23-0
Internet: www.v-o-p.de
aus
BTH Heimtex 11/07
(Handwerk)